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Amtshauptmannschaft und des Finanzamtes zu Kamenz 88 Jahrgang Mittwoch, den 5. Februar 1936 Nr. 30 Diele Zeitung erschein, täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis betrag, bei Abholung wöchentlich -15 Rpf.. bei Lieferung frei Haus 50 Rps. Postbezug monatlich 2.30 RM. Im Falle höherer Gewalt oder sonstiger Betriebsstörungen ha, der Bezieher keinen Anspruch au! Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. - Anzeigenpreise und Nachlastsätze bei Wieder- Holungen nach Preisliste Nr. 3 (in unseren Geschäftsstellen erhälilich). Bei Konkurs und Zwangsvergleich wird der für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlaß hinfällig. Anzeigen sind an den Erscheinnngstagen bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr k Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und E. L. Förster'? Erben. Verantwortlich für Oertliches u. Sächsisches, Unterhaltungsteil Spor, „. Anzeigenteil Karl Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. l.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstr.2 u. Adolf-Hitler-Str. t. Fernrui 518 u. 550. Das zur Veröffentlichung deramtlichenBekanntmachungender . des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Landesgruppenleiter Guftloss ermordet Der Leiter der Schweizer Landesgruppe der NSDAP, von jüdischen Studenten erschossen Der nationalsozialistische Landesgruppenieiter Wilhelm Gusttoff ist am Dienstagabend um 20 Ahr in Davos in seiner Wohnung von einem Anbekannten erschossen worden. Bei dem Mörder handelt es sich um den 1909 gebore nen Juden David Frankfurter, der zuletzt die jvgoslawische Staatsangehörigkeit besaß; er stellte sich nach der Tat freiwillig der Polizei. Frankfurter hielt sich in Bern als Medizinstudent aus. Von Bern aus begab er sich am Dienstag nach Davos; er erklärte, er habe die Tat aus politischen Gründen ausgesührt, und wolle mit ihr das gegenwärtige Regime in Deutschland treffen. Der Mörder Gustlofss hatte kurz vor der Tat in der Wohnung Einlaß begehrt und war in das Büro geführt worden. Nach dem Eintreffen Gustlofss gab Frankfurter fünf Schüsse auf diesen ab, die alle trafen und Gustloff auf der Stelle töteten. Hierauf flüchtete der Täter, wobei er die Anwesenden mit der Schußwaffe bedrohte. Später Meldete er sich telephonisch bei der Polizei und wurde in Haft genommen. Der kantonale Untersuchungsrichter von Traubünden ist sofort nach Daoos abgereist. Der Landesgruppenleiter der Schweiz, Wilhelm Gust- wfs, war der dienstälteste Landesgruppenleiter der Aus landsorganisation der NSDAP. Er wurde am 30. Januar 1895 in Schwerin (Mecklenburg) geboren, war zunächst Bank beamter und Obseroatoriumssekretär und zuletzt Leiter der amtlichen Meteorologischen Station in Davos. Der NSDAP gehörte er seit Juli 1929 an, nachdem er schon 1921 dem Deutsch-völkischen Schutz- und Trutzbund beigetreten war. E September 1930 gründete er den Stützpunkt Davos der NSDAP und ein Jahr später die Ortsgruppe Davos; gleich zeitig wurde er zum Landesgruppenleiter für die Schweiz ernannt. Wilhelm Gustloff war verheiratet. Gustlofss korrektes Verhalten vor schweizerisch-amtlicher Se'tr anerkannt , . Di« Nachricht van der Ermordung des Landesgruppeu- Aiers Wilhelm Gustloff hat auf die in der Schweiz lebenden ^eicysdeutschen umso erschütternder gewirkt, als seit geraumer ein ausgesprochenes Kesseltreiben der marxistischen und linksbüraerlichen Presse . der Schweiz gegen Gustloff K beolachten war. Es verging kaum ein Tag>, an dem satter dieser Richtung unter Berufung auf die „demo- rische Freiheit" nicht gegen den Lanidesgruppen- «uer hetzten und sein« Ausweisung verlangten. Da- must festgestellt werden, daß Gustloff seine Tätigkeit, " llig legal ausführte und sich in gewissenhaftester Weise "ach den La nde s g le se tz en richtete. Erst kürzlich .urde von Nationalrat, Chef des eidgenössischen Polizei- r^rtements, Baumann, dieses korrekte Verhalten Gust- osts ausdrücklich bestätig t und anerkannt. - Wie weiter bekannt wird, hält sich der Mörder, David ^"ankfurter, seit 1933 in der Schweiz auf. Nachruf der Auslandsorganisation der N.S.D.A.P. zur Ermordung Wilhelm Gustlofss Der Gauleiter der Auslandsorgauisation der NSDAP.. . nft Wilhelm Bohle, erläßt -ns Anlaß der Ermordung vandcsgruppenleiters Schweiz der Auslandsorganisation '^DAP., Wilhelm Gustloff, folgenden Nachruf: an das Auslandsdcutschtum! Io»». Wil^lm Gustloff, Landesgruppenleiter Schweiz Ser Aus- ^sorganisation der NSDAP., ist nicht mehr. Fünf Schüsse Tindisch«« Meuchelmörders machten seinem Leben (wenige nach seinem hl. Geburtstage) «in End«. leit-» - Ebustloff war der dienstälteste Landesgrupp««- gesamt«« Auslande. Lange vor der Machtergreifung ".d" Bewegung des Führers an und hat bis zur Äim i L'"?? Dodes nur dieser Bewegung gelebt. Wer Gustloss kannte, weiß, daß er zu den großen Idealist«» erdie des Führers treueste Gefolgsleute sind. Der un° glaubensstarke Vorkämpfer für den Führer wa- dest«, uneigennützige Kamerad feiner reichsdeut- ""Volksgenossen m der Schweiz. 'n swei Sahrzehnte hat Wilhelm Gustloff Gastr«cht genossen, wo er Heilung von einem schweren suchk '"sd fand Dieses Gastrecht hat Wilhelm b'-se- aufrechten """es war gleichgroß bet Schweizern und Deutschen. 1830 begann er, damals als Gründer des kleinen Stütz punktes Davos, die Weltanschauung seines Führers in die reichsdeutschen Kreise hineinzutrngen. Aebsr fünf Sahre hat er nur dieser Aufgabe gelebt — nie verzagend, bei den zahl reichen schamlosen Angriffen politisch Verhetzter immer hilfs bereit gegenüber seinen reichsdeutsch«» Landsleuten. Erschüttert stehen wir an der Bahre unseres Lairdes- gruppenleikrs Gustloff. Die Fahnen de» nationalsozialistischen Bewegung senken sich in Treue und nie endender Verbunden heit vor einem Mann«, dessen Leben eng am Führer war. Ernst Wilhelm Bohle, Gauleit«r der Auslandsorganisation der NSDAP. Trauer der Auslandsgruppen der NSDAP Der Leiter der Auslanbsorganisation der NSDAP., Gau leiter Bohle, ordnete für alle Äuslaudsgruppen der NSDAP, zu Ehren des ermordeten Landesleiters Schweiz, Pg. Gustloff,, mit f osortiger Wirkung bis auf weiteres Trauer an. Beileid des Führers Der Führer hat an Frau Gustloff folgendes Telegramm gerichtet: „Zu dem schweren Verlust, der Sie betroffen spreche ich Ihnen im Ramen des ganzen deutschen Volkes meine aufrichtige Teilnahme aus. Das ruchlose Verbrechen, das dem blühenden Leben eines wahrhaften deutschen Man nes ein Ende setzte, hat in der ganzen Ration liefe Bewegung und Empörung hervorgerusen." Der Stellvertreter des Führers an die Witwe Gustloff. D«r Stellvertreter des Führers hat der GatÄn des ermordeten Landesgruppenleiters der Schweiz folgendes Telegramm gesandt: Tiefergriffen von de» an Ihrem Gatten verübten Tat, sprech« ich Ihnen zugleich im Namen der NSDAP, mein tiefgefühltes Beileid aus. Di« Bewegung verliert in ihm einen charaktervollen, selbstlosen Mann, der einer der ältesten Dicner am Werk« des Führers war. g«z. Rudolf geh. " mit Moskau Verschwörung in Budapest aufgedeckt „Kurierdienst Bolschewistische Die Sendboten Moskaus überschwemmen gegenwärtig in steigendem Maße den Südosten Europas, um die berüch tigten „Richtlinien" des Komintern-Kongresses in die Tal umzusetzen. Nachdem bereits in Bulgarien, Rumänien und Jugoslawien kommunistische Geheimzellen aufgedeckt worden sind, ist man jetzt auch in Ungarn einer bolschewistischen Ver schwörung auf die Spur gekommen. Die Budapester politische Geheimpolizei hat eine kom munistische Propagandazentrale aufgedeckk, wobei 15 kom munistische Rädelsführer verhaftet werden konnten. Die Lei tung der Verschwörung lag in den Händen des Chefarztes eines großen Budapester Sanatoriums namens Dr. Emil Weil. Zn seiner Privatwohnung wurden unter dem Par kettfußboden umfangreiche kommunistische Propagandafchris- ten, eine große Anzaht falscher Pässe, die Liste der kommu nistischen Agenten, die Abschriften der ständig von Budapest nach Moskau gesandten Berichte und größere Valutenbeträge gefunden. Aus dem Material ergab sich, daß zwischen Buda pest und Moskau ein ständiger Kurierdienst besteht. Schon seit einigen Wochen hatte die Polizei ein neues Aufflackern der kommunistischen Propagandatätigkeit beob achtet. Es stellte sich heraus, daß diese ausgedehnte kommu nistische Tätigkeit von geschulten Fachleuten geleitet wurde. Den Bemühungen der Polizei gelang es schließlich, den Kreis dieser bolschewistischen Drahtzieher aufzudecken, wobei sie zu aufsehenerregenden Feststellungen kam. Unter den Verhafteten befindet sich der in Ungarn seit langem be kannte Kommunist Sigmund K i ß (Klein), der während der ungarischen Rätediktatur im Jahre 1920 eine führende Rolle gespielt hatte, damals zu Gefängnis verurteilt wurde und später nach Sowjetrußland ausgewandert war. Kiß war kürzlich von dem bekannten früheren Rätediktator Ungarns, Bela Kun, der seit 1920 in Moskau weilt, nach Budapest gesandt worden, um die kommunistische Propaganda zu leiten. Die Polizei hat ferner ermittelt, daß die jetzt verhafteten Kommunisten sich außer der kommunistischen Propaganda weitgehend mit militärischer Spionage befaßten. Anter den verhafteten Kommunistenführern, diemeistIu - den sind, befinden sich ein Kunstmaler, der Prokurist einer bekannten Versicherungsgesellschaft, ein Hörer der Technifchev Hochschule und eine Aerztm. Erregung in Ltngarn Das Ergebnis der Vernehmung der verhafteten Hetzer. , Die verhafteten kommunistischen Rädelsführer find einem eingehenden polizeilichen Verhör unterzogen worden, aus dem sich ergab, daß es sich um eine weitverzweigte und ausgezeichnet organisierte Gruppe von Kommunistenführern handelt. Das Verhör bestätigte, daß die Moskauer ungarische Zentrale gegenwärtig von dem berüchtigten Rätekommissar Bela khun geleitet wird und die oberste Moskauer Propa gandaleitung eine Verschärsung der kommunistischen Agita- tionskätigkeit im Südosten Europas angeordnek hat. Im Verhör gab der von Bela Khun kürzlich nach Un garn entsandte Leiter der Gruppe, Siegmund Kiß (Klein), zu, daß auf Befehl der Moskauer Zentrale ein großer Werbefeldzug gegen Ungarn eingeleitet worden sei. Nach dem Verhör beging Kiß einen Selbstmordversuch, der jedoch infolge der Aufmerksamkeit der Polizei mißlang. Durchge führt wurde die Wühlaktion in Form des kommunistischen Zellensystems, also so, daß sich die einzelnen nicht kannten. Die einzelnen am Kurierdienst beteiligten Personen konnten bisher noch nicht ermittelt werden. An den Grenzen Ungarns ist die Paßkontrolle außer ordentlich verschärft worden, um Fluchtversuche der mit fal schen Pässen reisenden Kuriere zu verhindern. Die leiten den Kommunisten sind ins Militärgefängnis gebracht wor den und werden wegen Spionage vor das Kriegsgericht ge stellt werden. Inzwischen gelang es der Polizei, einen be kannten Elektroingenieur, Alexander Foimowics, der Dr. Weil seinen Paß für den Moskauer Kurierdienst übergeben hatte, zu verhaften. Die ungarische Oeffentlichkeit ist durch die Aufdeckung der kommunistischen Parteizentrale in große Erregung ver setzt worden. „Die Tscheka in Paris" Französische Kritik am Sowjetpakt. In ffwa einer Woche wird die französische Kammer sich mit der Ratifizierung des französisch-sowjetrussischen Bei standspaktes zu beschäftigen haben. Der Pakt wird in der Pariser Presse immer mehr umstritten. Nicht nur, daß er von der Rechten aus Gegnerschaft gegen den Kommunis mus angegriffen wird, unter den Kritikern findet sich auch die politisch links stehende Zeitung „Ouotidien". Jedenfalls dürfte der Boden für eine glatte Ratifizierung dieses Ver trages noch nicht völlig bereitet sein. Der „Ami du Peuple" bringt eine politische Kari katur. Man sieht Litwinow mit der Sowjetmütze und einem Revolver in der Hand und ebenso angetan den französische» Kommunisten Cachin, den französischen Sozialisten Blum und den französischen Radikalsozialisten Herriot, wie sie den «ngstschwitzenden Sarraut, der am Tische sitzt und den Aranco-Sowjet-Pakt üor sich liegen hat, zm Unterzeichnung zwingen; Ueberschrift: „Die Tscheka in Paris" - Der „Jour" schreibt in seiner Politischen Kritik, seit dem die Sowjets in Frankreich durch ihre schlaue Prova-