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Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Diei, Zestung erschein, täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn, und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 45 gips., bei Lieferung frei Haus M Rw. Postbezug monatlich 2.30 RM. Im Falle höherer Wewali od-r sonstiger Betriebsstörungen ha, der Bezieher keinen Anspruch aui Lieferung der Festung oder Rückzahlung des Bezugspreise«. - Anzeigenpreise und Nachlastsätze bei Wieder- Holungen nach Preisliste Nr. 8 (in unseren Geschäftsstellen erhälilich). Bei Konkurs Das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft und des Finanzamtes zu Kamenz des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemcinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt WM W und Zwangsoergleich wird der für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlaß hinfällig. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vormittags 10 aufzugebni. MW Verlag: Mohr 5 Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und E. L. Försters Erben. UM Verantwortlich für O-rtliches u. Sächsisches, Unterhaltungsteist Spor, ». Anzeigenteil MB Karl Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSnch. D. A. XIl.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstr. 2 u. Adolf-Hitler-Str. 4. Fernruf 518 u. 5S0. W W MM > Nr. 18 Mittwoch, den 22. Januar 1936 88. Jahrgang Proklamation des neuen englischen Königs Treueschwur des Unter- und Oberhauses König Eduard VIII., der im Flugzeug von Sandringham nach London zurückkehrte, hat für die Dauer von neun Mo naten Hoftrauer angeordnet. Für die letzten drei Monate dieses Zeitraums besteht Halbtrauer. Die Proklamation des neuen Königs erfolgt am Mitt woch, einer alten Ueberlieserung entsprechend, auf mehreren öffentlichen Plätzen der Hauptstadt. Um eine reibungslose Durchführung dieses Zeremoniells zu sichern, werden fünf Bataillone der Gardebrigade, eine Ehrenkompagnie der Ar tillerie und acht Infanteriebataillone aus Aldershot in der Umgebung der Plätze, wo die Proklamation vor der Oeffenk- lichkeit verlesen wird, Spälier bilden. Während am Dienstag die Regierungsgebäude Halb mast geflaggt haben, werden die Fahnen am heutigen Mitt woch anläßlich der Proklamation über die Thronbesteigung König Eduards VIII. auf Vollmast gesetzt. Eine entsprechende Anweisung der Admiralität gilt für sämtliche Schiffe der britischen Kriegsflotte, die zu Ehren des neuen Königs Sa lut feuern werden. Zu den Beisetzungsfeierlichkeiten werden auch der Außenminister Eden und der Oberkommissar für Austra lien, Bruce, die beide zur Zeit in Genf weilen, in London zurückerwartet. Eden wird Genf wahrscheinlich am Don nerstag verlassen. Man glaubt, daß der Völkerbundsrat bis zu diesem Zeitpunkt seine Tagesordnung erledigt hat. Trauerkunbgebung -es Völkerbun-srates Der Völkerbundsrat veranstaltete eine öffentliche Trauer kundgebung für König Georg v. von England. Der austra lische Oberkommissar in London, Bruce, eröffnete als Rats präsident die Sitzung mit einem Nachruf auf den verstorbenen Herrscher, zu dessen Ehren sich die Anwesenden von den Plätzen erhoben. Sämtliche Ratsmitglieder ergriffen dann das Wort, um dem englischen Volk ihre Anteilnahme aus zusprechen. und die Persönlichkeit des Verstorbenen zu wür digen. An Stelle Lavals, der bereits nach Paris abgereist war, gedachte dessen Kabinettschef des Königs als eines Be fürworters aller Unternehmungen zugunsten der Organi sierung des Friedens und der internationalen Gemeinsam keit. Zum Schluß ergriff der englische Außenminister Eden das Wort, um dem Rat für seine Anteilnahme zu danken. Er erklärte u. a., für jeden von den vielen Millionen seiner Untertanen in der Welt bedeute der Tod des Königs das Gefühl eines schweren Verlustes, für diejenigen, deren stolze Pflicht es gewesen ist, ihm zu dienen, ein tiefer Schmerz. In der französischen Kammer ergriff Staatsminister Flandin in Abwesenheit des Ministerpräsidenten das Wort, um die englische Regierung und das englische Volk der An teilnahme Frankreichs an dem schmerzlichen Verlust zu ver sichern. Sennecke (M). König Eduard vill. Der bisherige Prinz von Wales wurde nach dem Tode seines Vaters zum König proklamiert und führt den Namen Eduard Vill. Beisetzung am Dienstag Die Beisetzung des verschiedenen Königs findet, wie jetzt amtlich mitgeteilt wird, am kommenden Dienstag in der St.-Georgs-Kapelle in Windsor statt. Am Donnerstag wer den die sterblichen Ueberreste von Sandringham nach Lon don übergeführt, wo sie in der Westminster hall bis zum Tage der Beisetzung aufgebahrt werden. Am Beisehungs- tage wird der Sarg in großer Sfaatsprozessiou von der Westminster hall zum Bahnhof Paddington gebracht wer den, von wo der König seine letzte Fahrt nach Schloß Windsor antrikt. Zusammentritt des Kronrates Erste Erklärung Die Sitzung des Kronrats im St. James-Palast in London, in der formal die Thronbesteigung Eduards VIII, beschlossen wurde, dauerte genau eine Stunde. Ueberliefe- rungsgemäß gab König Eduard VIII. vor der Versammlung folgende noch aus der Zeit der Glaubenskämpfe stammende Erklärung ab: „Im Angesicht Gottes bekenne, bezeuge und erkläre ich feierlich und aufrichtig, daß ich ein gläubiger Protestant bin und daß ich in Uebereinstimmung mit dem wahren Zweck der Gesetze, die die protestantische Thronfolge sichern, di« besagten Gesetze nach besten Kräften erhalten und stützen werde, wie das Gesetz es verlangt." Im Anschluß daran wurden die Mitglieder des Kron rates auf den neuen König Eduard VIII. vereidigt. Treueid -es Parlaments Vie beiden Häuser des Parlaments traten am Dirn» az- abend zusammen, um dem neuen König Treue und Lrgeben- heit zu schwören. Als Erster leistete der Sprecher des^ Un- des neuen Königs reryaufes oen Treuem. Ihm folgten der Ministerpräsident, der Schatzkanzler und der Innenminister. Die Eidesformel des Sprechers lautete: „Ich schwöre bei Gott dem Allmäch tigen, daß ich Seiner Majestät, König Eduard, seinen Erben und Nachfolgern, dem Gesetz entsprechend die Treue halten werde, so wahr mir Golt helfe." In ähnlicher Form vollzog sich der feierliche Akt der Eidesleistung im Oberhaus, wo die Urkunde zunächst vom Lordkanzler und hierauf vom Lordsiegelbewahrer und dem Führer des Oberhauses unterzeichnet wurde. Die Eides leistung wird wahrscheinlich noch mehrere Tage in Anspruch nehmen. Anschließend werden sowohl das Unterhaus als auch das Oberhaus vom König persönliche Botschaften ent» aegennehmen, die vom Lordkanzler im Oberhaus und vom Sprecher im Unterhaus verlesen werden. Beide Häuser werden alsdann Beileids- und Glückwunschentschlietzungen annehmen. Das Testament des Königs Georg wird wie auch in früheren Fällen nicht veröffentlicht werden, da es außer halb jeder Gerichtsbarkeit liegt und nur den Mitgliedern des Königshauses bekannt ist. Welttrauer um Georg V. Beileidskundgebungen ohne Zahl Das Ableben des englischen Königs hat weit über die Grenzen des britischen Reiches hinaus in der ganzen Welt tiefe Anteilnahme geweckt. Die Herrscherhäuser und Staats oberhäupter geben in persönlichen Telegrammen ihrem auf richtigen Mitgefühl an dem schweren Verlust des englischen Volkes Ausdruck. Das Beileid des Führers Der Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha wurde Dienstag nachmittag von Seiner Majestät dem König Eduard VIII. im St. James-Palast empfangen, um dem König persönlich und zugleich der Königinmutter und der königlichen Familie das tiefempfundene Beileid des Führers und Reichskanzlers zum Ableben König Georgs V. auszu sprechen. Beileid des Botschafters von Ribbentrop / Botschafter von Ribbentrop hat dem britischen Außenminister Eden telegraphisch seine Teilnahme zum Tode König Georgs übermittelt und diese auch dem englischen Bot schafter in Betlin zum Ausdruck gebracht. Beileid der deutschen evangelischen Kirche Der Vorsitzende des Reichskirchenausschusses, General superintendent D. Zöllner, hat dem Erzbischof von Lantsr- bni-y anläßlich des Heimganges Seiner Majestät des Königs Georg V. das Beileid ausgesprochen. Ebenso hat der Leiter des kirchlichen Außenamtes, Bischof D. Heckel, dem Vor sitzenden des Auswärtigen Komitees der Kirche von England, Lordbischof von Gouvester, sowie dem Lordbischof von Chi chester seine Teilnahme zum Ausdruck gebracht. Tiefste Anteilnahme -er Welt Die Kunde von dem Ableben des englischen Königs hat in der französischen Hauptstadt tiefen Eindruck ge macht. In Paris hatte sich der Verstorbene während sei ner wiederholten Besuche eine sehr große Wertschätzung er worben. Die Pariser Presse würdigt in ihren Nachrufen die unter seiner Regierung durchgeführte enge politische Zu sammenarbeit zwischen Frankreich und England, woraus auch der P r ä s i d e n t der französischen Republik in seinem Beileidstelegramm Bezug nimmt. Der König von Italienhat ebenfalls sein aufrichtiges Beileid der englischen Königsfamilie zum Ausdruck gebracht. Der italienische Regierungschef Mussolini hat an den eng lischen Ministerpräsidenten Baldwin folgendes Beileidstele gramm gerichtet: „Das italienische Volk hat mit tiefer Be- weauna die Nachricht vom Tode des Königs Georg V. aus genommen und nimmt mit tiefgefühlter Sympatyie an dem Schmerz und der Trauer des englischen Volkes teil." Der italienische Regierungschef hat angeordnet, daß sämtlich« öffentlichen Gebäude bis zum Abend des Beisetzungstages halbmast flaggen. Präsident Roos evelt hat an die Königin-Mutter, den König Eduard und die Generalgouverneure der britischen Dominions herzliche Beileidskundgebungen gesandt. Wäh rend die amerikanische Presse den Tod König Georgs tief betrauert und seinen ausgleichenden Einfluß auf das Bri tische Weltreich und Europa würdigt, heben die Zeitungen gleichzeitig die diplomatische Gewandtheit, die Energie und Volkstümlichkeit des neuen Königs hervor. In der gesamten japanischen Presse und in den Erklärungen des Ministerpräsidenten Okada und des Außen ministers Hirota kommt die Anteilnahme Japans an dem Tod des ehemaligen Verbündeten zum Ausdruck. Das Kai serpaar, das Parlament und die Stadt Tokio haben tele graphische Beileidsbezeugungen abgeschickt. Amtlich«« Test Seite 5