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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Dielt Zeitung erschein! täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 45 gips., bei Lieferung frei HanS 50 Rpi. Postbezug monatlich 2.30 RM. Im Falle Höherer Gewalt oder sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung ober Rückzahlung des Bezugspreises. - Anzeigenpreise und Nachlaßsätze bei Wieder- Holungen nach Preisliste Nr. 8 (in unseren Geschäftsstellen erhältlich). Bei Konkurs und Zwangsvergleich wird der für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlaß hinfällig Anzeigen sind an den Erschetnungstagen bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. Verlag: Mohr 5c Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und E. L. Förster'- Erbe». Verantwortlich für Oertliches u. Sächsisches, Unterhaltüngsteil, Sport u. Anzeigenteil Karl Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSnttz. D. A. XI.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstr.2 u. Adolf-Hitler-Str.4. Fernruf 518 u. 550 Das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast und des Finanzamtes zu Kamenz des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 3 88. Jahrgang Sonnabend, den 4. Januar 1936 Amerikas neue Neutralitätspolitik Bundeskongretz in Washington Washington, 4. Januar. Die diesjährige Tagung des amerikanischen Bundes kongresses ist unter allgemeiner Spannung eröffnet worden. McReynolds brachte eine Vorlage ein, durch die das am 29 Februar ablaufende Neutralitätsgesetz durch eine unbefri stete Neutralitätsgesetzgebung ersetzt werden soll. Die neue Vorlage behält das gegenwärtige Ausfuhr verbot für tatsächliches Kriegsmaterial wie Waffen und Mu nition nach kriegführenden Ländern bei und ermächtigt den Präsidenten, nach eigenem Ermessen die Ausfuhr von son stigem Material, das für Kriegszwecke geeignet sein könnte, zu verbieten. Die neue Vorlage sieht auch ein Verbot von Finanztransaktionen mit kriegführenden Ländern, wie An muf von Obligationen u. a. vor. McReynolds beabsichtigt, >ie Ausschutzverhandlungen über diese Vorlage bereits am oienstaa zu demnnen. Der am Freitag mit voller Billigung Roosevelts' und seines Außenministers Hull im Kongreß eingebrachte Gesetzentwurf stellt Amerikas Neutralitätspolitik auf eine neue und für dauernd geplante Grundlage. Nach laugen Perhandlungen mit den Kongreßmitgliedern ist ein Kompromiß entstanden, der Roosevelts Wünschen weit ent gegenkommt. Der Präsident muh künftig Ausfuhrverbote unparteiischerweise gegen beide Kriegführende aussprechen, und er muß fortan di« Verbote auf weiters Staaten ausdehnen, wenn diese in den Krieg einbezogen werden, während dies bisher in dem Ermessen des Präsi denten gestanden hat. Außerordentlich wichtig ist die Bestim mung, die es in das Ermessen des Präsidenten stellt, ob untd Welche Materialien außer den reinen Kriegswerkzeugen in außergewöhnlichen Mengen ausgesührt werden dürfen. Der Präsident erhält also fortan das Recht, außer für Waffel und Munition auch für Baumwolle, Oel, Kupfer" Eisen- und Stahlschrott und ähnliche Materialien Ausfuhrverbote zu erlassen, falls die Ausfuhr den normalen Friedenshandel übersteigt. Ausgefchlossen von einem Verbot sind Lebensmittel und medizinische Bedarfsartikel. Ferner erhält der Präsident das Recht, jegliche Kredite oder andere finanzielle Transaktionen mit kriegführenden Staaten zu verbieten. Der Präsident kann weiterhin amerika nischen Staatsbürgern die Benutzung von Schiffen kriegführender Staaten sowie diesen Schiffen die Benutzung amerikanischer Häfen verbieten. Für Untersee boote kriegführender Länder kann das Anlaufen amerika nischer Häfen verboten werden. Kriegshilfsschiffe, die in Ame rika Treibstoff oder andere Waren einnehmen wollen, können interniert werden. Von Bedeutung ist noch die Bestim mung, daß die Vorschrift einer gleichen Anwendung der ge- nannten Verbote auf alle Kriegführenden vom Präsidenten mit Zustimmung des Bundeskongrefses geändert werden kann. Diese Einfügung gibt Roosevelt die Möglichkeit, eine Aenderung zu beantragen und die Beschränkung der Verbots liste auf einen der Kriegführenden vorzuschlagen. Luftausrüstung in Amerika Jährlich sollen 800 neue Flugzeuge gebaut werden. Wie verlautet, beabsichtigt der Generalstab der Ver einigten Staaten die Schaffung der „größten Luftflotte der Welt". Das gesamte Luftaufrüstungsprogramm soll 525 Mil lionen Mark kosten. Kriegsminister Dern habe den Bau von 800 Flugzeugen jährlich für eine Zeit von drei Jahren vorgesehen. Rach einer Aeutzerung des Generalftabschefs Eraig soll eine solche Erhöhung jedoch noch keineswegs eine angemessene Luftverteidigung für die Vereinigten Staaten bedeuten. Das Kriegsministerium verfügt zur Zeit über einen Rüstungsfonds von 17 500 000 Dollar. Davon ist bereits ein Kontrakt für 100 Bombenflugzeuge im Werte von 2,5 Mil lionen Dollar vergeben worden. Die zur Durchführung des neuen Vauprogramms jährlich erforderlichen 70 Millionen Dollar müßten also vom nächsten Kongreß, der im Januar zusammentritt, bewilligt werden. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Befürworter dieses Programms im Kon greß viele Anhänger finden werden. „Internationales Recht" Die „Liberte" zur Moskauer Beschwerde an Genf Paris, 3. Januar. Zum Abbruch der diplomatischem Beziehungen zwischen Uruguay und per Sowjetunion, schreibt die „Liberte", es sei nun Wohl schon das zehnte oder zwölfte Mal, daß dies einem Sowjetvertreter passieret Bis zum Augenblick jedoch habe die Moskauer Regierung diese Tatsache stets, ohne etwas zu tun oder einen Vertsidi- gungsversuch zu unternehmen, hingenommen. 2m Falle Uru guays aber werde nun bekannt, daß sich an dieser gewohn heitsmäßigen Hältung der Sowjets etwas geändert habe. Sowjetrußland sei inzwischen Mitglied des Völker bundes geworden. Uruguay hätte vor Abbruch ferner diplsmatischen Be ziehungen mit Moskau erst «ine Entscheidung des Vökker- bundsrates einholen müssen; Falls Genf der Moskauer Beschwerde stattgehen sollte, ent- springe daraus di« Tatsache, daß ein Staat, dessen innere Ordnung durch die Intrigen der Sowjets bedroht sei, nicht mehr das Recht habe, die tzarrptzentrale dies«' Unordnung^ die Botschaft oder die Gesandtschaft der USSR., einfach zu schließen. Die roten Propagandadiplomaten seien also durch eine zweifach« 2 mmunität geschützt! Wie leicht werde ihnen ihre Arbeit gemacht! Und was für «ine Beruhigung müsse das für sie fein! Im übrigen sei es sehr gut möglich, daß es soweit komme, da Litwinow heute «ine der am meisten gehörten Genfer Persönlichkeiten geworden sei. Man könne die Folgen des Wahnsinns über haupt nicht ermessen, den mau begangen habe, als man die Räuberbande in den Tempel dessen einführte, was man so hochtrabend „internationales Recht" nenne. Deutsche Emigrantenfrage nicht ernst '! Eine englisch« Stimm« zur Flüchtlingsfrage Loudon, 3. Januar. In dem amtlichen Organ der natio- ualen Arbeiterpartei „News Letter" nimmt tz. P. S. Matthews bas Rücktrittsschreiben des Genfer Flüchtlings- kommissars MacDonald zum Anlaß, um die Aufmerksam keit der Welt auf die Frage der Flüchtlinge aus Sowjet rußland, Armenien und anderen Ländern zu lenken. Dies« Frage sei, so schreibt Matthews, viel weitreichender und ernster, als das Problem d«r * deutschen Emigranten. So groß die Zahl der jüdischen und sonstigen Flüchtlinge aus Deutschland auch sei, so stehe doch fest, daß diese Frage nicht so ernst sei, wie die Ziffern vielleicht vermuten lassen. Der Verfasser des Artikels befaßt sich dann im einzelnen mit dem Schicksal der 800000 Russen, die nach dem Aus bruch der russischen Revolution ihre Heimat verlassen mußten. Obwohl das Nansenamt viel zur Erleichterung ihrer Lage beigetragen habe, könne von einer endgültigen Lösung nicht ge sprochen werden. Darüber hinaus sei der Völkerbund für die 170000 Armenier verantwortlich. Mattews erwähnt dann die 25000 bis 40 000 Assyrer, die den Irak nach den Massenmorden 1933/34 verließen. Für einen großen Teil dieser Flüchtlinge sei auch heute noch keine bleibende Heim stätte gefunden. Was die Emigranten aus dem Saargebiet angehr, so liege die besondere Verantwortung der Franzosen für dies« Flüchtlinge auf der Hand, da Frankreich so viel dazu beigetragen habe, die Agitation für den Stachus quo an der Saar zu unterstützen. Bei weitem das ernsteste Problem sei jedoch die Frage der jenigen Flüchtlinge, die bereits in Frankreich und anderswo seßhaft geworden seien und bei Verlust ihrer Arbeit ausge - wiesen würden. Eine kürzlich angestellte Untersuchung habe die tragische und alarmierende Lage enthüllt, die in dieser Be ziehung gerade in Frankreich herrsche und die sich in den letzten Monaten sehr verschlechtert habe, hiervon würben in erster Linie die vielen Spanier, Italiener, Polen und die früheren Angehörigen der Wrangel-Armee betroffen, die nach dem Kriege in großen Scharen nach Frankreich aus- gewandert seien. Die vor einiger Zeit erlassenen Maßnahmen zum Schutze der französischen Arbeit hätten dazu geführt, daß in wachsendem Maße die Erneuerung der Arbeitserlaubnis für viele verweigert würde, die schon seit zehn oder mehr Jahren in Frankreich tätig seien. Aus den geringfügigsten Anlässen wurden heutzutage Ausweisungen ausgesprochen, und im Weigerungsfall« würden die Emigranten ins Gefängnis geworfen. Die Folgen seien insofern verheerend, als die Moral der Emigranten hierunter leide und dies unvermeidlich zu eiuer Vermehrung der Verbrechen führen müsse. Das sei in großen Zügen das' Problem, vor dem der Völkerbund stehe. Die gesamten Fragen der Flüchtlingsfürsorge, so schließt der Verfasser, seien von einem Sachverständigenausschnß ge prüft worden, dem britischerseits Sir Horace E- Rumbold (der frühere Botschafter in Berlins angehört habe. Der Bericht hierüber sei noch nicht veröffentlicht worden, werde aber dem Velkerbundsrat am 20. Januar zur Prüfung vorliegen. Das WinierhNfswerk Rechenschaftsbericht Hilgenfeldts im Zeitfunk. Berlin, 4. Januar. Der Reichsbeauftragte für das Winterhilfswerk des deutschen Volkes, Hauptamtleiter Hilgenfeldt, machte im Zeitfunk aufschlußreiche Ausführungen über Organisation und Leistungen dieses in der Welt einzig dastehenden Wer kes. Aus den von Hilgenfeldt angeführten Zahlen ergibt sich, daß 16 v. H. der gesamten deutschen Hausbrandversor- gung auf die Kohlenversorgung durch das WHW entfallen. Im Reichsdurchschnilt macht die Spende in einem haushalt bis zu 2 Kindern 8 Zentner aus. Bei Familien mit höherer Kinderzahl werden so viel kohlen geliefert, daß zwei Feuerftellen unterhalten werden können. Fa milien mik feuchten oder schlechten Wohnungen und Schwer kranke werden höher beliefert. Statt 7 Serien kohlen wie im Vorjahre werden diesmal 8 Serien verteilt. Die Stoffe, die zur Herstellung von Bekleidungsstücken gebraucht werden, könnten eine Strecke van 7000 Kilometern bedecken. Die Schuhe, die das WHW. im letzten Winter lieferte, hätten ausgereicht, um die gesamte Bevölkerung Badens vom Säugling bis zum Greis und darüber hinaus noch die Bevölkerung dreier Kreise Württembergs zu ver sorgen. Kartoffeln wurden 15 Millionen Zentner aus gegeben. Im Reichsdurchschnitt wird auf den Kopf der Be völkerung 1 Zentner Kartoffeln gerechnet. Der Wert der Abzeichenaufträge betrug im letzten WHW. fast 4 Millionen Reichsmark, in diesem Winter werden es fast 5 Millionen Reichsmark sein. Im ersten Winierhilsswerk wurden rund 17 Millionen Volksgenossen belreut, 19Z4/3S nicht ganz 14 Millionen, und in diesem Halbjahr sind es rund 12 Millionen Menschen. Weiter wurden im letzten Jahr 69 336 Ausländer und 29 108 Juden betreut. Der Säule der Betreuten stehe die Säule der 1^ Mil lionen freiwilligen Helfer gegenüber. Sie seien die Lösung des Rätsels der geringen Berwaltungskosten. Dieser Armee ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer gebühre der Dank des ganzen deutschen Volkes. Neujahrsgruß an Sachsens Eisenbahner Reichsbahndirektionspräsident Dr. Domsch richtete zur Jahreswende einen Aufruf an die sächsischen Eisenbahner, in dem es unter anderem heißt: . Am nationalsozialistischen Aufbau der letzten drei Jahre habt Ihr, meine Berufs- und Arbeitskameraden, jeder an seinem Teil, durch gewissenhafte Erfüllung Eurer Dienst pflichten tatkräftig und opferfreudig mitgewirkt. Euch allen für Eure treue Mitarbeit Dank und Anerkennung auszu sprechen, ist mir Herzensbedürfnis und Ehrenpflicht. Auch das neue Jahr wird uns Eisenbahnern wieder große und schwere Aufgaben stellen. Ihnen in jeder Beziehung gerecht zu werden, unter dem Einsatz unserer ganzen Perfönlichkeit, in strenger Dienstzucht, in echter Kameradschaft unterein ander und in wahrer Volksgemeinschaft, sei uns schönster Lebensinhalt. Daß Ihr, meine Kameraden, Euern verant wortungsvollen Dienst zum Wohl des Vaterlandes auch künftig gern und freudig und stolz auf Euern Beruf ver sehen werdet, dessen bin ich gewiß. Amtlicher Teil Seite 5