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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast und des Finanzamtes zu Kamenz des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und Zwangsuergietch wirb b-r für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlaß hinfällig Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vormittags w Uhr aufzugeben. Verlag: Mohr L Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und E. L. Förster» Erbe». Verantwortlich für Oertliche- u. Sächsisches, Unterhaltnngstetl. Spor, u. Anzeigen^ Karl Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. Xl.: 2220. Geschäftsstellen: Albertstr. 2 u. Adolf-Hitker-Str. 4. Fernruf 518 u. 550 Di-u eitung erschein, täglich mi, Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bet Abholung wöchentlich 15 Rps., bei Lieferung frei Haus M .Np,. 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Das Blatt schreibt u. a.: „Das uns Deutsche Lettlands heute in eine tiefernste Stimmung verseht, ist nicht an erster Stelle der Verlust materieller Güter — wenngleich sie für uns Lebensgrund lage bedeuten — sondern die Sorge um die kulturellen Rechte unseres Volkstums. Das wir erstreben, sind keine Vorrechte, sondern nur gleiche Rechte in der Erhaltung und Pflege unserer völkischen Kultur, wie sie unsere Vorväter als heiligstes Gut hinterlassen Haban. Darum geht es uns, «nd dafür müssen wir einstehen, wenn wir Ehre im Leibe haben." Der Präsident der Deutsch-baltischen Volksgemeinschaft, Erich Muendel, hat einen Aufruf erlassen, in dem es heißt, es gelte, aus dem erneuerten Gemeinschaftssinn unseres Volkstums Kraft zu schöpfen zu ernsterem, selbstloserem Wol len und Arbeiten. Der Aufruf schließt: „Ich fordere in die ser ernsten Stunde von euch Volksgenossen schließlich noch eines: Selbstbeherrschung trotz aller inneren Beunruhigung, ich fordere Haltung." Hilse für die Mmel-LandwirWast verhindert Einspruch des Gouverneurs gegen ein vom Landtag ver abschiedetes Gesetz. Memel, 6. Januar. Der litauische Gouverneur des Memelgebietes hat gegen das vom Memelländischen Landtag am 20. Dezember verabschiedete Gesetz über Maßnahmen zur Verhinderung der Folgen bei Zahlungsschwierigkeiten in der Landwirt schaft sein Veto eingelegt mit der Begründung, daß die Re gelung dieser Frage nicht zum Zuständigkeitsbereich des Landtags gehöre und daß die berührte Angelegenheit durch ein im Jahre 1934 erlassenes Gesetz der Kownoer Zentral regierung geregelt wäre. Damit ist eine der wichtigsten Maßnahmen des neuen Landtags, durch die vor allem zur Erleichterung der gro ßen Rotlage der memelländischen Landwirtschaft Zwangs versteigerungen verhindert werden sollten, hinfällig ge worden. Das erwähnte litauische Gesetz ist lediglich auf die groß litauischen Verhältnisse zugeschnitten und berücksichtigt in keiner Weise die besondere Lage und die ganz anders lie genden Verhältnisse des Memelgebiets. Die übrigen fünf wirtschaftlichen Gesetze des Memel ländischen Landtags sind durch den Gouverneur unterzeich net und damit bestätigt worden. Oer Präsident von Osttarelten ermordet? Die finnische Zeitung „Uusi Suomi" meldet aus Joen suu in Nordost-Finnland, daß der frühere Vorsitzende des Räte-karelischen Volkskommissariats, Dr. Edvard Gylling, nach einer aus Sowjetrußland eingegangenen Nachricht er mordet worden sein soll. Gylling, der schwedischer Abstammung und Dozent an der Universität Helsingfors war, war viele Jahre lang Vor sitzender des Vollzugsausschusses der Volkskommissare der autonomen Sowjetrepublik Ostkarelien, wurde aber An fang November von Moskau abgesetzt und ausgewiesen, nachdem ihm vorgeworfen worden war, er habe die kare lische Bevölkerung im finnisch-nationalen Sinne erzogen. Er wurde damals von der Provinzhauptstadt Petroskoi in Begleitung einer starken Wachmannschaft fortgebracht, um anscheinend im Strafarbeitslager Solovets untergebracht zu werden. Dort sei er jedoch nicht angekommen; anscheinend sei er auf dieser Fahrt ermordet worden. Trauerfeier für Roland Köster lleberführung nach Heidelberg. In der deutschen evangelischen Christuskirche in Paris hielt Pfarrer Dahlgrün den Trauergottesdienst für den ver storbenen deutschen Botschafter Roland Köster. Die deutsche Kolonie hatte sich fast vollzählig um den Sarg geschart. Nach Schluß des Gottesdienstes wurde der Sarg zum Ostbahnhof übergeführt, wo die amtliche Feier stattfand. Der Sarg wurde auf einem Katafalk aufgestellt, der unter der dem Ehrenhof zugewendeten Halle des Bahnhofs errichtet worden war. Rechts und links von dem Katafalk nahmen die Trauergäste Aufstellung, die Familie, die Vertreter des Prä sidenten und der französischen Regierung, Ministerialdirek tor Dieckhoff und Geheimrat Aschmann vom Auswärtigen Amt, der deutsche Geschäftsträger und die zahlreichen Freunde des Verstorbenen. Im Namen der französischen Regierung sprach Kriegsmarineminister PiStry. Im Namen des Diplomatischen Korps sprach der bra silianische Botschafter. Alsdann erwiesen Truppenteile dem verstorbenen Botschafter die letzte militärische Ehrenbezeu gung. Der Sarg wurde darauf von der Familie und den Mitgliedern der Botschaft in den Trauerwagen des Zuges geleitet, der die sterbliche Hülle des deutschen Botschafters nach Heidelberg bringen wird. Tranerfeier aus dem Bergsriedhof Die sterbliche Hülle des verstorbenen deutschen Bot schafters in Paris, Dr. Köster, traf nachts in Heidelberg rin. Auf dem Bergfriedhof fand die Trauerfeier statt. Zahl reiche Vertreter der Partei und des Staates waren zu Ehren des Verblichenen erschienen, unter ihnen der badische Mini sterpräsident Koehler. Reichsaußenminister Freiherr v. Neu rath führte die Mutter des toten Botschafters an den Sarg ihres Sohnes. Nach den weihevollen Klängen eines Quar tetts hielt Kirchenrat Professor Dr. Frommel die Trauerrede. Die Beisetzung im Familiengrab findet im Laufe der Woche statt. Der Abschied des Gesandten Eisenlohr von Athen Athen, 5. Januar. Der deutsche Gesandte Dr. Eisew- lohr, der zum Gesandten in Prag ernannt worden ist, wurde vom König in längerer Abschiedsaudienz emp fangen. Die deutsch-griechische Vereinigung gab am Sonn abend zum Abschied dem Gesandtenpaar ein Essen- Abreise des bisherigen Sowjetgesandten aus Montevideo - Montevideo, 4. Januar. Der bisherige Sowjet- gesandte Minkin und das Gesandtschaftspersonal sind am Sonnabend an Bord des -Dampfers „Massilia" nach Euro pa abgereist. Neuer AMmM gegen HuM nnd Me Sammeltag der Frontsoldaten Im Kameradschaftsgeist der Front stellten sich am ersten Sonntag des neuen Jahres die in der Nationalsozialistischen Kriegsopferversorgung zusammengeschlossenen fast 1>s Mil lionen Frontkämpfer und Kriegerhinterblie benen bei der vierten Reichsstraßensammlung dem deut schen Winterhilfswerk zur Verfügung. Wie einst im Felde, so traten sie auch hier mit beispielgebender Selbstverständ lichkeit, still und ohne viel Aufhebens davon zu machen, für eine Sache ein, die wieder dem Ganzen galt. Was viele andere noch schwerste Ueberwindung kostet, das wurde von diesen Männern mindestens in seelischer Hinsicht mit Leich tigkeit getan. Das Opfer, das sie in jenen schweren Jahren brachten, und die Geduld, mit der sie die Wunden des Krieges zu tragen wissen, hat sie hoch erhoben über klein liche Zweifel und nörgelnde Bedenken. Mit einer oft geradezu erschütternden Einsatzbereit schaft haben sie bewiesen, daß der alte Soldatengeist in ihnen nicht gestorben ist, sondern, aufs neue entfacht durch die Idee des Führers, unverändert weiter lebt. Und all die vielen Väter und Mütter und Frauen, die den Sohn und Gatten nicht zurückkehren sahen, haben Seite an Seite mit den Kriegsgefangenen und Schwestern nicht weniger dazu beigetragen, das Vermächtnis der Front im Bewußt sein unseres Volkes erneut zu verankern. So möchte es scheinen, als hätte sich an diesem Tage um das Schwert, das die Kriegsopferversorgung als Sinn bild in ihrem Abzeichen führt, ein neues, unverwelkliches Eichenblatt gerankt. In einer Reihe von Garnisonstädlen beteiligte sich auch die Wehrmacht durch Trompeterkorps und Geschwaderflüge werbend an dieser Hilfsaktion, abgesehen von den Platzkon zerten, mit denen sie zur äußeren Umrahmung wesentlich beitrug. In Potsdam z. B. durchfuhren von Sammlern begleitete Tanks die Stadt. In alter Frontkameradschaft beteiligten sich auch die Angehörigen des Reichsverbandes Deutscher Offiziere an der Sammlung. Mit Orden und Ehrenzeichen angetan, fan- den sich allüberall Offizier und Mann bei den Ortsgruppen der NSKOV. ein, um die Sammelbüchsen in Empfang zu nehmen. Im Gehen oder sonst behinderte Frontkämpfer wurden von ihren Kameraden abgeholt und ständig be- aleitet. Insgesamt haben damit in der Zeit von 10 bis 21 Uhr mehr als 1 400 000 Frontkämpfer und Kriegerhinkerblie bene, darunter 3000 Kriegsblinde, in Stadt und Land vor bildliche Pflichterfüllung bewiesen und sind wieder einmal mit bestem Beispiel vorangegangen. In Berlin sammelten mit dem Reichskriegsopferführer Oberlindober neben den 45 000 Kriegsbeschädigten und Hin terbliebenen und 2000 ehemaligen Offizieren noch rund 50 000 Amtsträger und Hauswarte des Reichsluftschutzbun des, die Inhaber des Goldenen Militärverdienstkreuzes und 40 Kriegsblinde. Verschiedentlich bildeten Gefallenen-Ge- denkfeiern den Auftakt. Am Ehrenmal unter den Linden sammelte u. a. der Bundesführer der gleichfalls eingesetz ten Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener, Frhr. von Lersner. Für die bei der Stadt beschäftigten Schwer kriegsbeschädigten, die wegen ihrer körperlichen Behinde rung nicht Mitwirken konnten, hatten viele leitende Beamte der Stadt das Sammeln übernommen. Amtsgerichtsrat Dr. Plein, der Obmann der Kriegsblinden, der selbst völlig erblindet ist, führte während des Konzerts des Trompeter korps der ehemaligen deutsch-afrikanischen Schutztruppen, von einem Kameraden und seinem Führerhund begleitet, eine amerikanische Versteigerung von Kleiderbürsten durch, die Kriegsblinde angefertigt hatten. Eine davon ging unter großem Hallo an einen Soldaten, und zwar beim Stande von 11,50 RM, so daß, wie Dr. Plein humorvoll bemerkte, „fast jede Borste einen Groschen gebracht" hatte. Alles in allem ist auch die vierte Reichsstraßensamm lung im Rahmen des Winterhilfswerks 1935/36 in allen deutschen Städten und Gemeinden ein Tag vorbildlicher Volksgemeinschaft, ein Tag des Opfers und des Dankes gewesen. Bücherspenden im Rahmen -es WHW Der Aufruf der Reichsschrifttumskammer an die deut schen Dichter und Schriftsteller, Verleger und Buchhändler zu einer Buchspende für bedürftige Volksgenossen hat einen alle Erwartungen übertreffenden Erfolg gehabt. Während Amtlicher Teil «eite 4