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Offizielles Aitteilungsblatt der SauptabteilungIV der Landesbauernjchaft Sachjeu (3reiftaaf) Zr. 8 Dresden, Öen 22. Oftermond Jahrgang 1934 w tst und was leistet »er Eonhandel?*) Bon Dr.Kermann, Weimar, lanw. Sreissachberater der 9i6D413. Sluf Grun der erften Verornung über den vorläufigen Aufbau des Reichsnährstandes vom 8. 12. 1933 umfast bet Neichsnährstand u. a. auch alle natürlichen und juristischen Verjonen, die im Deutichen Reic öen Randhandel (Großz- und Kleinhandel) oder öie Be- und Berarbeitung landwirt- schaftlicher Erzeugnisse treiben. Ju der 3. Berornung über öen vorläufigen Hufbau des Reichsnäbrstandes vom 16. 2. 1934 ift im einzelnen angegeben, bei welchen Betrieben Land- handel vorliegt. Danac ift öie Bugehörigkeit zum Aeichs= nährstand nicht nur gegeben für öen Handel mit Ere seugniffen de§ Acerbaues, öer MiIc wirte f c a f t, öer $o!swirtschaft unö öer Fischeret, sondern auc für öie b e = unö verarbettenden Bes triebe öer Brauerei, öer Zucerindustrte unö anderer 3 ro e i g e öer Rebens- unö Genussmittelindustrie, Alle öiefe Landhandelsbetriebe bilden in öer grosen deut- schen öffentlich-rechtlichen Bauernorganisation, wie fie öer Meichsnährstand darstellt, öie Hauvtabteilung IV. Der Rand- hande! steht fomit in dem Gebäude unserer bäuerlich-be= rufsständischen Organisation als gleichtragendegäule neben beispielsweije öer anderen großen, an Absat unö 33er» wertung landwirtschaftlicher Erzeugnifie beteiligten Gruppe, dem in öer Hauptabteilung III zujammengefasten landwirt- schaftlichen Genvijenschaftswejen. Beide, öer Land- kaufmann unö öer Genossenschafter, finö als gleichberechtigte Glieder mit öem bäuerlichen Erzeuger in öen Dienst an öer Nahrungsversorgung des Bolkes eingespannt, unö öem Rand- händler fönt öabei öie Diode des nac kaufmännischen Grund- faßen unter vollem Einsat feiner freien privaten Unter- nehmerpersönlichfeit arbeitenöen Verteilers 3u. Dadurc erhalten WBeiterleitung, Verarbeitung unö Verteilung land- wirtschaftlicher Bodenerzeugnisie öas erforerliche Maßs von Glastjsität unö A n p a f f u n gS f äb i g f e i t an öie volfswirtschaftlichen Veöürfniffe. Aber öem freien Einsat öer Privatinitiative finö Schranken gezogen. Sie ergeben fic aus öer Aufgabe, öie sic öer Reichsnährstand jelbst gestellt hat: Er ist nicht ® e I b st- awec, er ift auch nicht dazu öa, einem Stande oöer öen ihm angehörigen Berufsgruppen „aufzubelfen", sondern er will in feiner Gesamtheit Diener am Bolksgansen fein. Für öen Randfaufmann ift daher Ginsat öer freien lnternebmerpersönlichkeit nicht gleichbedeutend mit hemmungs- unö rücsichtslosem Erwerbsitreben. Gr ift sic bewußt, öaß öen Rechten, öie er als Angehöriger des Reichsnäbritandes genießt, auc Vflichten gegenüberstehen. Unö er hat fic diesen Verpflichtungen n i c t entzogen. Man erkennt öaS, wenn man fic vergegenwärtigt, öaß sic aus öer Grfüllung feiner Aufgabe als Präger des Ab- faßeS von Bodenerseugnissen öie voltßwirtschaftlic wichtige Wirkung ergibt, öaß öer Randhandel an öer V r e i S b i I = ö u n g öer landwirtichaftlichen Erzeugnisie nicht unwesentlic beteiligt ift. Unö hier hat öer Randhandel bereits auf einem wichtigen Teilgebiet geseigt, öaß er feiner Vermittlerrolle gemachsen ift: Seine Kräfte haben bei Öem im Sommer vori- gen Jahres tatkräftig in Angriff genommenen völligen Um» bau öer Getreidewirtschaft nach nativnalspzialistischen Grund- faßen voll in Anspruc genommen werden können, unö eS wird sic voraussichtlic erwetsen, öaß öie zu diesem 3mec in öer Wirtschaftlichen Vereinigung öer Roggen- unö Wetzena mühlen Deutschlands zusammengeschlossenen Glieder des ge« famten deutschen Müllereigewerbes eine äuserst tragfähige Grundlage für öie ©rönung öeS Getreidemarktes bilden. Da Deutschland mit einem auserordentlic großen Wejzene vorrat in öas laufenöe Wirtschaftsjahr hineinging, bestand öie Gefahr eines Preissturzes von ungeheurem Ausmase, unö es ergab sic öie Potwendiakeit, öen Weisenmarkt wirksam su entlasten. Hier wurde öie Birtscbaftliche Vereinigung u. ae in öer Weise eingesetzt, öaß öie Mühlen öie Auflage erhielten, mindestens 150 % öer Menge an Vnlands- unö Aulands. roggen bim. -weizen, öie fie in öer Seit vom 1. Ernting 1932 bis 31. Heumond 1933 im Monatsdurchschnitt verarbeitet hatten oöer durc eine andere Mühle butten im Ephn vere arbeiten lassen, für eigene Rechnung ftänöig auf Sager zu halten. Dieje Bedeutung öes Mühlenzusammenschlusses für öen Markt, fo beißt es in einem von fachverständiger Seite veröffentlichten Aufsatse, wird von öem Hugenblic an noch erheblic steigen, in öem öie vom Berwaltungsrat öer Wirte schaftlichen Vereinigung öer Roggen- unö Weizenmühlen bes ichlossenen Mühlenkontingentierung praktisc wirtsam wir. Die ©rönung am Weizenmarkt wird dadurc in allernächster Seit wesentlic erhöbt unö feine innere Straft auf öem Wege über öie Gesundung öer Mühlen beträchtlic verstärkt wer- öen. Als Folge öer Mühlenkontingentierung wird au® öie oft öen Weisenmarkt störende Schleuderei am Mehlmarkt aufhören. Schließlic schafft öie Mühlenkontingentierung eine wertvolle Boraussetung für eine Ablieferungße fontingentierung bei öen Erzeugern, öie auf öie Dauer aur Sicherung öer Festpreise für öie von öer Bolks- wirtjchaft besonders für Swerfe öer menschlichen Ernährung wirflic benötigten Weizenmengen unentbehrlic ift. So ift öie Müllerei als Glied des Reichsnährstandes nicht unwesentlic daran beteiligt, öaß durc öie getroffenen Maß- nahmen öie erfahrungsgemäß schwersten Monate iedes Grnte- jahres, nämli® Ernting biS ulmond, ohne irgendmie nennensmerte Schwieriqkeiten, öen vorgeschriebenen Preis- verhältnissen entsprechend, troß öer gewaltigen Ernte über» wunden werben tonnten. $n diesem 3usammenhang muß au® erwähnt werden, öaß öur® öaS Nährstandgeset unö öen Bujammenschlus öer Mühlen in Verbindung vor altem mit öem SeftpreiSgefeß für Getreide fi®ere Grundlagen für öie bäuerlice Betriebsführung gef® affen wurden. Gbenso leb» haft wie öer Bauer begrüßt eS aber au® öer Randhandel, öaß öer Spekulation mit öem wichtigsten Bolksnahrunqs- mittel öur® öas Festpreisgesets, für defien Durchführung öie volle Staatsautvrität eingesetst wirb und baS vor allem baS Termingeschäft an den Getreidebörsen verhindert, ein Ende bereitet worben ift. Denn erft babur® ift dem gewitienhaften Kaufmann bie Möglichkeit gegeben, als Treuhänder öer bäuerlichen Erzeugniiie unö ehrlicher Pakler öem ländlichen Erzeuger wie öem städtischen Berbraucher in gleicher Wetse zu öienen. *) Entn. ans 9. 87 „Die Eandware” vom 15. 4. 1984. Drei tchtige g tosen aus dem rchtevf andred t *) Bon Dc.Dr.Seinrich$ofimann, 2Bivtschajttreubänder, Verlin Das Frichtepfandrecht für öie Grnte 1933 ist mit öem 1. Dstermond 1934 erloschen, wenn eS nicht vorher gerichtlich, insbesondere gemäß § 805 8%9,, geltend gemacht würbe. Für Lieferungen von Düngemitteln und bestimmt geartetem Saatgut, bie na® bem 1. Hartung 1934 erfolgt find, greift baS im Meicsges et vom 20. Julmond 1933 (9691. I S. 1095) geregelte Früchtepfandrecht für baS Erntejahr 1934 Plat. ♦) Entn. au® Mr. 84 „Die Landware", Das gesetliche Früchtevfandrecht wirb in Lieferanten« Ereisen vielfach als unzureichend erachtet. Diese Anschauung berußt auf mancherlei trüben Erfahrungen, welche Lieferan- ten gelegentli® ber Verwertung ihres Sicherungsobieftes machten. Betrachten bie betreffenden Bfandgläubiger jebo® bie erlebten „Reinfälle" näher, fo werben fie feststellen, baß dieselben größtenteils auf ihre eigene Schuld, auf Verfäum» niS ober au® Unkenntnis zurüczuführen sind, •