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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung sür die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Diese Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme brr gesetzliche« Vonn- und Feiertage Bezugspreis: Bei Abholung 14 tägig 1.— RM., frei Hau» 1.10 RM. einschl 12 bez. 18 Pf. Trägerlohn. Postbezug monatl. 2.50 RM. Die Behinderung brr Lieferung rechtfertigt keinen Anspruch auf Rückzahlung beS Bezugspreise». ZettungSauSgabe für Abholer täglich 8—S Uhr nachmittags. Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 6 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis oorm. 9 Uhr aufzugeben. — Geschäftsstelle: Nur Adolf-Httler-Straße 2 — Fernruf nur 551. Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtliche« Bekanntmachungen des Landrates zu Kamenz, der Bürgermeister zu Pulsnitz «ud Ohor« behördlicherseits bestimmte Blatt «ud enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Dulsnitz sowie des Finanzamtes z« Kamenz Nr. 78 Donnerstag, den 2. April 1942 94 Iahrgan« Bose entlarvt Cripps-Betrug Neuer Appell an das indische Volk — „Ied»r Inder, der freiwillig mit England verhandelt, ist ein Verräter" HP Subhas Chandra Bose, der bekannte indische Natio- nallstensührer, richtete über einen Rundfunksender einen neuen Appell an das indische Volk, in dem er den Betrug der Cripps- Vorschläge an Indien entlarvt. In dem Aufruf Boses heißt es u. a.: Nach Prüfung des Angebotes der britischen Regierung und ocr diesbezüglichen Ansprachen von Sir Stafford Cripps komme ich wie jeder objektiv denkende Mann zu dem Ergeb nis, daß Cripps sich als Werkzeug der jahrhundertelangen Politik des britischen Imperialismus hat aus- nutzen lassen — nämlich der Politik des „ckivicks et impera". Besser hätte der konservative Herr L. S. Amery es auch nicht machen können. Sir Stafford Cripps hat uns erzählt, daß Indien ein Subkontinent mit vielen Völkern und Raffen sei, also keino Ration. Indien war immerhin schon unter der Herrschaft von Asoka dem Großen ein einiges Reich, und zwar noch vor der christlichen Zeitrechnung, das sind säst 2000 Jahre vor der Vereinigung von England mit Schottland. England hat schon immer wie jüngst in Irland und Palästina das Religions- Problem dazu mißbraucht, das Volk zu spalten. Dieselbe Praxis hat England in Indien angewandt. Zum selben Zweck hat es in Indien aber noch andere Mittel benutzt, wie z. B. die Fürstenfrage und die sogenannten unterdrückten Massen. Auch das alte konservative Rüstzeug imperialistischer Politik benutzt Sir Stafsord Cripps — nämlich mit einem Teil des Volkes zu verhandeln und den anderen zu unter drücken. Heute verhandelt er mit einer einzelnen Gruppe von Politikern, während die Gruppe furchtloser und wirklich natio naldenkender Inder hinter Schloß und Riegel sitzt. Ich habe keinen Zweifel, daß der Geist unserer Freiheits kämpfer auch über die Gefängnismauern hinaus wirken und das indische Volk veranlassen wird, das heuchlerische Angebot des Herrn Cripps abzulehnen. England will Indien zerstüüeln Selbst der „Dailv Telegraph" mutz zugeben, datz es in der Sache nichts Neues enthält. — Für Indien Dominion- staius innerhalb des Empire, aber erst nach Einstellung der Feindseligkeiten! Jede Prüfung der Vorschläge kommt - zwangsläufig zu dem Ergebnis, daß England Indien ebenso wie Irland am Ende des letzten Weltkrieges in eine An zahl von Einzel st aalen aufzuteilen beabsichtigt. Ich wäre überrascht, wenn britische Politiker wirklich glauben würden, datz Indien solches Angebot überhaupt in Erwägung ziehen könnte. Sir Stafford heuchelte nicht schlecht, als er auf der Presse konferenz in Delhi äußerte, datz die Inder ihrerseits nicht in der Lage wären, selbst eine Verfassung auszuarbeiten. Indien weitz sehr wohl, daß Mir Jaffars und Umichands nur durch die britische Regierung kreiert worden sind, um durch sie und vermittels Bestechung und Korruption alle nationalistischem Forderungen abzuweisen und abzubiegen. Indien ist deshalb davon überzeugt, datz es seine Freiheit nicht mehr durch Argu mente, Propaganda und passiven Widerstand erlangen kann, sondern datz es zu wirksameren und stärkeren Wassen sein« Zuflucht nehmen muß. BritWe Borschlüge nur Heuchelei Sir Stafsord hat mit der typischen Schwungkraft eines guten Schülers des Imperialismus plädiert, datz für di« Dauer des Krieges Indien eine neue Verfassung nicht gegeben werden könne. Wie kam es aber, daß England kurz vor dem Zusammenbruch Frankreichs der französischen Regierung ein -msgearbeitetes und weitgehendes Programm für eine Zu- iammenschmelzung beider Länder unter einer gemeinsamen Regierung hat machen können? Außerdem habe ich persönlich im Oktober 1939 eine neue Verfassung für Indien angeregt, die in Indien die Mehrheit des indischen Volkes hinter sich hatte und nur deshalb nicht zustande kam, weil England nicht »arauf reagierte. Dieser Vorschlag sah vor die Betrauung einer provisorischen Nationalregierung in Indien mit den notwendi gen Vollmachten, wobei diese Regierung der Indischen Gesetz gebenden Versammlung mit Ausnahme der von der britischen Regierung ernannten Mitglieder direkt verantwortlich sein sollte. Ich hatte diesen Vorschlag ursprünglich im Ramen des Forward-Blockes des Kongresses gemacht Da er durch alle beteiligten als praktisch und richtig anerkannt wurde, wurde »r später vom offiziellen Kongreß als Forderung an England übernommen. Seine Nichtannahme bewies wie auch heute das Angebot von Cripps, daß England nichts von seiner Macht aufgeben will. Nichtigkeiten stillen nicht Indiens Freiheitsdrang Wie kann Sir Stafford glauben, datz er durch das An gebot solcher Nichtigkeiten wie eines Sitzes in der Frie denskonferenz Indiens Freiheitsdrang befriedigen könne? Sehnliche Nichtigkeiten wurden uns auch während des letzten Weltkrieges zugesagt, und es gereicht uns nicht zum Vorteil, > daß auch Inder den Vertrag von Versailles mit unterschrieben haben. Trotzdem war die Belohnung für Indien nach dem Weltkriege: weitereUnterdrück ungen und Hinrichtun- gen. Indien hat das nicht vergessen und wird dafür sorgen, daß sich die damalige Erfahrung nicht wiederholt. Seit 1900 hat sich England immer wieder bestimmter Organisationen in Indien als Gegengewicht gegenüber dem Kongreß bedient. Heute hat es zu diesem Zweck die Moslem- Liga eingeschaltet Di« britische Propaganda hat deshalb immer wieder versucht, den Eindruck zu erwecken, als wäre die Moslem-Liga ebenso einflußreich wie der Kongreß und als hätte sie die Mehrheit der indischen Mohammedaner hinter sich. Das ist nicht rtchtig. In Wahrheit gibt es eine Reihe einflußreicher mohammedanischer Organisationen mit starker nationaler Zielsetzung. In den vier Provinzen Britisch- Jndiens mit mohammedanischer Mehrheit — von insgesamt elf Provinzen — hat lediglich Punjab eine Regierung, die formell als Moslem-Regierung angesprochen werden könnte. Aber sogar in Punjab steht der Premier zum Hauptziel der Moslem-Liga nämlich einer Teilung Indiens, in W.oerspruch, Die Moslem-Liga hat also in keiner Provinz Indiens das Polk hinter sich. Indien will fitz nicht lür die britWen Kriegszieie ausbeuten lasten Das Angebot Sir Stafford Cripps' und seine eigenen Er klärungen lassen erkennen, datz der britischen Regierung nur daran gelegen ist, Indien sür seine imperialistischen Kriegs ziele auszubeuten. Deshalb soll auch die Militärhoheit in Indien bei der britischen Regierung verbleiben. England glaubt dadurch zu erreichen, datz Indiens Kräfte sür das Empire eingcspannt werden und Englands Feinde dahin ge bracht werden könnten, die englische Militärbasis in Indien anzugreifen. Englische Politiker spekulieren, datz dann viel leicht daS indische Volk freiwillig als Bundesgenosse Englands in den Krieg eintreten würde. Ich mutz demgegenüber mit allem Nachdruck versichern, datz, wenn die britische Regierung Indiens Kräfte für ihre Kriegszwecke nicht ausnuhen und in Indien keine Militärbnsis mehr unterhalten wird, nicht die geringste Möglichkeit sür den Angriff einer fremde» Macht aus Indien besteht. Ich möchte, meine Landsleute warnen, daß Englands einziges Ziel darin besteht, das indische Voll in den Krieg hineinzuzichcn, wie britische Politiker das seit jeher ge tan haben. Indien würde es nicht anders gehen als den Vül- kern, die Britannien in den Krieg gezerrt hat, »m sie dann, als es kritisch wurde, sitzen zu lassen und sich selber glorreich zurückznziehcn. Neuerdings verfolgen die Briten die Politik der verbrann ten Eide. Soweit sie das bei sich zu Hause tun, geht es uns nichts an Es liegen aber Nachrichten vor, daß England dies« Politik in Indien und Ceylon durchführen will. Für Indien bedeutet deshalb eine Beteiligung an dem Kriege Englands nicht nur Teilnahme an der Niederlage Großbritanniens, son dern auch, daß ein reiches und blühendes Land in ein« Wüste verwandelt werden wird. Der einzige Aggressor: England Die Briten erzählen uns seit September 1939, daß die Achsenmächte einen Angriff auf Indien planten. Deshalb mutzten wir indi'che Soldaten nach Frankreich, Afrika sowie in den Nahen und Fernen Osten schicken. Jetzt soll uns plötzlich Japan bedrohen, und deshalb soll Indien sich zujn Kamps gegen Japan fertigmachen. Warum nennt Sir' Stafford Cripps nicht den einzigen wahren Aggressor, nämlich den bri tischen Imperialismus'? Wir können auch nur über die englischen Greuelberichte über angebl-che bl- vüustige Taten der Achsenmächte lachen. Wir sind heute nicht mehr so naiv wie früher und wissen, daß nach jeder größeren Niederlage Englands das britische „Mi- nistrn os Mis-n'ormm'cn" mit Greuclberichwn amzuwnrten pflegt. Seteeil Greuel in Frage kommen, sind sie allein durch England in Judien und anderswo begangen worden. Das Lr! 8^ re vor dem Zu o^menbruch Der Sieg En.laudS würde für uns die Verewigung der indischen Sklaverei bed ' n, während unsere Hoffnung aus Freiheit nur auf d n Sieg der Dreicrpaklm"chte gegründet sein kann. Aus meiner guten Kenntnis der Drcierpaktmächt« darf ich meinen L ud l Uten versichern, daß sic in ihrem Kamps gegen den britischen Imperialismus Verständnis für die indische Freiheit heben. Nach der Krie-"'age sicht der Zusammenbruch des briti schen Eutp -e vor r Tür. Mit dieser Macht jetzt noch ver handeln wellen ist nicht nur Narrheit, sondern Wahnsinn Ich appelliere de -halb an meine indischen Landsleute, sich jetzt endgültig zu entscheiden: auf der einen Seite steht di« alte Ordnung, die nns mit hohlen Worten und lecren Ver sprechungen abspcist, auf der anderen Seite steht eine neu« Welt, die Indien unmittelbare Befreiung anbictet. M1 es el» .amerikanisches BE Neger, Juden und Mischlinge verhindern völkische Einheit 8 Wenn Roosevelt jetzt lebhaft Klage darüber führen läßt, daß die Amerikaner auch im Krieg noch nicht die inneren Streitigkeiten vergäßen — nichts kann bester be weisen, daß Roosevelt den Krieg entfesselte, um seine per sönliche Stellung und die Herrschaft seiner Partei zu festigen! — so macht er dadurch aus eine Tatsache auf merksam, die bei der Beurteilung der Stärke der USA. ost genug vergessen wird: daß es drüben zwar l3l» Millionen Einwohner gibt, aber kein „amerikanisches Volk" im Sinn der alten in sich gefestigten und einheitlichen europäischen Rationen. Man hat bisher gern von „Angelsachsen" gesprochen, aber das ist eine irreführende Bezeichnung rein formaler Namr. Im Verhältnis zu den Briten gebraucht man neuerdings das zutreffende Wort „englischsprechender Völker", aber auch das setzt voraus, daß die Amerikaner wegen des gemeinsamen Gebrauchs der englischen Sprache eine nationale Einheit darstellten. Das ist aber nicht der Fall. Zunächst gibt es in den USA. 12 Millionen Neger, die unzweifelhaft ein Fremdkörper sind und von den meisten Weißen auch als solcher empfunden wer den. Ihnen gegenüber versagt die angebliche Wunder wirkung des „Schmelztiegels" vollkommen. War es bis vor etwa fünszig Jahren noch möglich, die damals noch überwiegend aus Briten, Deutschen, Skandinaviern und Iren bestehenden Einwanderer den vorherrschenden Angloamerikanern anzugleichen, so kam diese Verschmel zung der zuströmenden Europäer zu einem leidlich gleich artigen Typus ins Stocken, sobald vornehmlich Ost slawen, Juden und Mittelmeervölker zuwanderten. Nach der Volkszählung 193» waren zudem 13,4 Millionen USA.-Bürger nicht im Lande geboren, und nahm man die Amerikaner hinzu, deren Eltern erst eingewandert waren, so waren nnr 55 Prozent „Alteinge sessene" vorhanden. Es ist bezeichnend, daß man leit einiger Zeit sogar von Amts wegen von der Zwangs- anglisierung Abstand nimmt, da sich herausgestellt Hal, daß die schematische Entnationalisierung der Einwanderer ihrem Charakter verderblich werden kann. Die 6 Mil - lionen Ostjuden sind, obwohl sie sich als Ueber- amerikaner aufzuspielen pflegen, ein starker Block, der rein jüdische Interessen vertritt und nichts im Auge bat, als die USA zum Werkzeug ihrer Pläne zu machen und im übrigen die Amerikaner von sich aus zu überfremden. Es kommen dazu in den südlichen Randstaaten nicht un beträchtliche mexikanische Gruppen, die ihre Sonderart gut halten Es kann trotz eines gewissen Hanges zu Flaggen- fekischiSmuS und einem fast sportmäßig betriebenen Re- klamepatriotismus mit meist stark geschäftlichem Ein- schlag jedenfalls nicht von einem einheitlichen Volkskörper gesprochen werden, der gleichmäßig gegen die seelischen und materiellen Belastungen durch einen totalen Krleg abgehärtet wäre, zumal die meisten Amerikaner diesen Krieg als nicht notwendig empfinden. Etwa der Hälfte der Bevölkerung fehlt es an angeborenem schicksalhaftem Zusammengehörigkeits gefühl, das die Stärke der alten Völker Europas aus» macht, an gemeinsamen Erinnerungen, an Geschichls- bewußtsein. Es kommt noch hinzu, daß in dem riesigen und von Natur aus kräftig gegliederten Naum der USA. stets zentrifugale Bestrebungen lebendig waren, so daß vielfach das Zi-gehörigkeiisgefühl zum Bundesstaat Jeder Inder, der jetzt ire»villtg mit England zusammen arbeitet, ist ein Verräter an Indien. Abschließend fordere ich meine Landsleute auf, für den Kamps, der jetzt kommen muß, bereit zu sein. Wir indischen Nationalisten außerhalb Indiens bereiten jetzt die letzte ent scheidende Phase unseres Kampfes um die Freiheit vor. Wenn die Stunde schlägt — und sie wird bald schlagen — werden wir an eurer Seite sein, entschlossen zum Kampf und zum Sieg. Wir kommen dann weder allein noch mit leeren Hän den. Die Gefängnistürcn werden sich dann öffnen, und die Sonne der Freiheit geht wieder über unserem alten Land auf.