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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Diese Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Son», und Feiertage. MMM täglich 3-8 Uhr nachmittags. Preise und Nachlatzsätze bet Wiederholungen nach BrWgSprets: Bei Abholung 14 tägig 1.—RM., frei Hau» 1.10 RM. einschl 12 bez. 15 Pf. MM* Preisliste Nr. 8 - Für bas Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an »rägerlohu. Postbezug monatl. 2.50 RM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erschetnungstagen bis vor«, kei««, Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreises. ZeitungSauSgabe sür Abholer 9 Uhr aufzugeben. — Geschäftsstelle: Nur Adolf-Hitler-Stratze 2 — Fernruf nur 551. Haupt- und Tageszeitung sür die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtliche« Bekanntmachungen des Landrates zu Kamenz, der Bürgermeister zu Pulsnitz «ud Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Dulsnitz sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 74 Sonnaber d/Sonntag, den 28./29. März 1942 94 Jahrgang Ein Gauner garantiert sür den anderen Roosevelt schaltet siH in den Indienbetruq Churchills ein HS Meldungen aus Washington kündigen an, daß sich Roose- velt in die Verhandlungen, die gegenwärtig Stafford Cripps in Reu Delhi mit den Indern führt, einschalten will, und zwar will sich Roosevelt als „Mittler" ausspielen und als „Garant" für die Durchführung der Vorschläge, mit denen das Pluto- kratische England Indien zu ködern gedenkt. Roosevelts Be mühungen gehen auf die Erkenntnis zurück, daß britische Ver- Hrcchungen in Indien längst jeden Wert verloren haben. Ein Staat wie England, der Indien seit hundert Jahren und «ehr mit der Freiheit gewinkt und dann doch immer wieder das indische Volk frech betrogen, grausam tyrannisiert und brutal unterdrückt hat, kann Glauben für irgendwelche neuen Erklärungen nicht mehr beanspruchen! Wenn nun ein Gauner eine Garantie für das Wort eines anderen Gauners gibt, dann verschafft das zumindest Indien keine reale Sicherheit Alle Versprechungen, zu denen Roosevelt und Churchill sich in der Stunde höchster Rot bereit finden, sind von vornherein als un wahrhaftig grbrandmarkt. Als die japanischen Truppen in China Boden ge wannen, als das Sonnenbanner über Kanton und Tientsin gehißt wurde, da hat Japan von sich aus die ehemals brtti- Khc» Konzessionen in diesen Gebieten an die Nanking-Regie rung zurückgegeben und damit einen überzeugenden Beweis für die Aufrichtigkeit seiner Gesinnung gegenüber China er- vracht! England jedoch ist selbst in dieser Stunde, da das Empire völlig in Verfall geraten ist, nicht bereit, auch nur durch Hne Tat Indien davon zu überzeugen, daß endlich ein neuer Mirs in der britischen Ostasienpolitik gesteuert wird Verspre chungen und Vertröstungen sind das einzige, zu dem die bri- Asche Plutokratie sich bereit findet. Und auch Stafford Cripps ist nicht etwa mit einem Sofortprogramm nach Indien ge- jahren, sondern auch er hatte lediglich Vorschläge in seinem -rv,ier, Vie me Zen mach vem Kriege vetrefsen. Zudem will Cripps nicht einmal mit den Indern diskutieren, sondern er hat sie mit der Erklärung unter Druck gesetzt, einmal habe er keine Zeit, man müsse sich also beeilen, und überdies sei das Schema, das er Indien unterbreite, „das beste", so das; es in seinen fundamentalen Punkten nirgendwo? verändert werden könne. Während England also auch jetzt den Indern nichts zu bieten hat — denn die Verheißung eines Dominion- Statuts für einen Zeitpunkt irgendwann nach dem Kriege ist schließlich kein Geschenk — fordert es dafür um so schamloser neue Blutopfer von diesem unterjochten und geknechteten Volk. Indien giaubt nicht an Englands Wort Der indische Nationalausfchnß hat in einer Rundfunk- erklnrung von den Plänen Churchills und Cripps Kenntnis genommen und dabei klargestellt, daß die von London vor gesehene indische Zentral und die Provinzial Regierungen so lange Selbständigkeit nicht zu erhoffen haben, als britisü^ Bcsatzungstruppen und britische Beamte in Indien verbleiben. Die Militärverwaltung und die Außenpolitik jedoch sollen aber gerade auch nach der Verwirklichung der Pläne Churchills das Vorrecht Englands in Indien bleiben. WaS schließlich das Versprechen der Teilnahme an einer Friedenskonferenz betrifft, so erklärt der indische Nationalausfchnß, so kenne das indische Volk aus dem letzten Kriege englische Versprechungen zur Genüge. Im übrigen fei auch Indien von dem Sieg der Staaten des Dreimächtepaktes überzeugt und wisse, daß diese Mächte es seien und nicht England, die den künftigen Frieden gestalten. Wenn Indien also an der kommenden Friedens konferenz teilnehmcn wolle, dann müsse cs statt sich mit Eng land zu verbünden, den Kampf gegen die britische Macht in Indien anfnehmen und freundschaftliche Beziehungen zu DeuHhland, Italien und Japan pflegen. Vofe fordert Indiens MusfchaUung aus Englands Krieg Offener Brief an Cripps Indiens einziger Feind - Der in letzter Zeit durch mehrfache Erklärungen hervor, betretene indische Nationalistenführer Subhas Chandra Bote Pat sich mit einem offenen Briel an den gegenwärtig in In- Vien weilende« Unterhändler des englischen Kriegskalunens, Cripps, gewendet Der Ten des Brieses, der über einen un genannten Sender veröffentlicht wurde, hat u. a. folgenden Inhalt: Ter Welt ist mitgeteilt worden, daß Sie im Auftrag des britischen Premierministers und Kriegslablnetts die Auiaabe übernommen haben, nach Indien zu fahren um ru oersuchcn, Jnvien sür das britische Empire zu reiten. Vom Standpunkt »es heutigen Premierministers und Kriegskabinetts i't es allerdings verständlich, daß man Sie sür Viesen Zweck ans'ven will. Unverständlich bleibt aber, daß Sie. Sir Stafford, solche Ausgabe übernehmen. Sie kennen sehr wohl die reaktionäre Einstellung des heu tigen englischen Kabinetts. Die Teilnahme von Abgeordneten der Labour-Partv ändert diesen seinen wahren Charakter kei- «eswegs. Sie sind vor einigen Jahren gezwungen worden, sich von der Labour-Partv zu trennen, so daß Sie vielleicht bester als irgend jemand anderer wissen, wie wenig forsichrut- lich jene Partei ist, insbesondere im Zusammenhang mii dem Problem Indien und anderen unterdrückten Nationen des Empire. Als Sie für Ihre eigenen Grundsätze und Ueberzeugung gegen die britische Labour-Party kämpften, halten Sie die Bewunderung vieler hinter sich. Diese Ihre grundsätzliche Ein stellung hat nch so radikal geändert, daß sie ein RegierungS- ami unter Mr. Winston Churchill angenommen haben. Es ist schwierig, einen Engländer zn finden, der indienseinolicher ist als er. Wir haben mit der Lahour-Party in den Jahren und 1929 bis 1931 schlechte Erfahrungen gemacht. In beiden Zeitabschnitten mußten mir unsere Zeit in britischen Geiänq- Mssen verbringen, manchmal sogar ohne irgendwelches gericht- kiches Verfahre». Indien wird niemals vergessen, daß eme Labour Regie- »ung dasür verantwortlich war, daß ungefähr 109 0VÜ Männer und Frauen in die Gefängnisse wanderten daß im ganzen Laud unbewaffnete Mäncr und Frauen mir Gummiknüppeln «sw mißhandelt wurden, daß wie in Peshawar aus unbe- wasjnete Menschenmengen geschossen, daß Häuser verbrannt «nd Frauen vergewaltigt wurden wie in den Dörfern von Bengalen. Sie waren seinerzeit immer der schärfste Kritiker der Labour-Party, als ich Sie im Januar 1938 in London traf und das Vergnügen hatte, Sie kennenzulernen. Heute aber scheinen Sie ein vollkommen anderer Mann zu sein. Sie möchten vielleicht einwenden, daß Lie England und Indien miteinander aussöhnen sollten. Die Regierung aber, der Sie angehören, hat leinen Zweifel darüber gelassen, vatz Las Angebot an Indien nicht ei« Angebot der Unabhängig- der britische Imperialismus reit, vielmehr des Domtnicn-Statuics ist, der nicht einmal so fort, sondern erst am Ende des Krieges anerkannt werden soll. Sie haben soeben in Delhi erklärt, Sie dächten über In dien genau so wie Mr. Churchill. Für diese Offenheit sind wir Ihnen dankbar. Wissen Sie nicht, was das indische Volk von britischen Versprechungen hält? Wissen Sie nicht ebenso gut, oaß die Geschichte der englischen Herrschaft in Indien nur eine Kette von gebrochenen Verträgen und nicht erfüllten Versprechungen ist? Da Sie misten, daß der indische Natlonalkongreß völlige Unabhängigkeit verlangt, ist es da nicht eine Beleidigung Indiens, vast ein Mann Ihrer Stellung und Ihres Rufes mit solchem Angebot in ver Tasche nach Indien reist? Dem objektiven Beschauer erscheint deshalb Ihre Mission dieselbe zu sein, wie die schon historisch gewordene Praris von Betrug und Zweideutigkeit, die britische Politiker in der Vergangenheit ausgeübt haben. Wenn britische Politiker wirk lich an Demokratie glauben, warum wenden sie dann nicht das demokratische Rezept auf Indien an und lösen da durch das indische Problem? Britische Politiker und die britische Propagandamaschme haben uns feit 1SZ9 unaushörlich gepredigt, daß dir Achsenmächte Indien bedrohten, und j^t erzählt man uns sogar, daß Indien durch einen feindlichen Einmarsch bedroht wird. Ist das nicht reine Heuchelei? Indien hat keine Feinde außerhalb seiner Grenzen. Indiens einziger Feind ist der britische Imperialismus, und der einzige Angrifs, gegen de« In dien antreten must, ist der ewige Angrifs des britischen Jmperia- lismus. Die britische Regierung erklärte Indien gegen seinen Willen zur kriegführenden Macht und hat seitdem mit Gewalt die Kräfte Indiens für Englands Kriegsziele ausgebeutet. Ich bin überzeugt, daß, wenn Indien nicht an Eglands Krieg teilimmt, auch nicht die geringste Möglichkeit für einen Angriff auf Indien durch eine der Dreierpaktmachte besteht. Wen» Sie auch nur dir geringste Sympathie sür das indische Volk empfinden und ihm die Schrecken moderner Kriegführung er sparen wollen, dann möchte ich Sie bitten, dafür zu sorgen, daß Englands Militärbasis von Indien entfernt wird und die Ausnutzung meines Lade» für Ihren imperia listischen Krieg aushört. Ich mutz Sie iu diesem Zusammenhang daran erinnrrn. daß feit zwei Jahren die britische Regierung sich bewußt be müht hat, andere Staaten zum Kriegscintrltt zu bewegen. Diese Staaten haben Englands Schlachten geschlagen, irdes, mal aber sind sie verraten und allein in ihrem Un-, glück gelassen worden. Seit kurzem hat auch die englische Negierung die Politik der völligen Zerstörung angenommen. Ich habe nichts dagegen, wenn diese Politik auf England angewendet wird. Ich muß mich mit Bestimmtheit stärkste»- dagegen verwahren, solche Polttil in Indien durchzuführe». London sölfcht khuriW-ErMdnW Englands Nachrichtendienst unterschlägt die pessimistische« Ausführungen des Kriegshetzers. AS Der englische Ministerpräsident Winston Churchill sah skh in der unangenehmen Lage, vor dem Nat der Konservativen Rede unh Antwort zu stehen. Die Rede, die Churchill, der jür den Zerfall des britischen Empire und für die Bolschewisie- rung Englands verantwortlich ist, in dieser Versammlung hielt, war einGestammelderHilflosigkeitunddes Irrsinns. Unter der Wucht der Schläge, die Monat für Monat in allen Weltteilen aus England niedersausen, sah Churchill sich gezwungen, zuzugestehen, datz England im letzte» Jahr Katastrophen furchtbaren Ausmaßes erlebt hat. Selbst- Verständlich hat dieser Totengräber Englands für die Zukunft seinen Hörern in seiner alten Verantwortungslosigkeit auch Hoffnung auf Besserung gemacht, ohne datz er jedoch diese Prophezeiungen irgendwie sachlich Hal stützen können. Tatsäch- lich ist Englands Lage von einem Jahr zum anderen tmmer nur schlechter geworden. Es verdien« hervorgehoben zu werde«, daß der Londoner Nachrichtendienst nicht gewagt hat, dir pessimistischen Aus- führunaen Churchills wetterzuverbreitcn. London hat einfach diesen Teil der Rede Churchills weggestrichen und so in einer unerhörten Fälschung das Land über die Ansprache des Prc- mierministers irregeführt. Aufsehen hat weiter erregt, datz Churchill in seiner Ansprache mit keinem Wort auf die von dem Juden Litwinow Finkelstein und dem Sowjetbotschafter Maisly erhobene« Forderungen nach einem sofortigen und rück sichtslosen Einsatz der britischen und der nordamerikanische« Streitkräfte eingegangen ist. Im einzelnen gestand Churc! ll in seiner Rede ein. datz England seit der letzte« Jahresversammlung der konservative» .Vereinigung eine lange Serie neuer Katastrophen erlebt hat. So habe Großbritannien Kreta verloren, die Zwingburg Hong kong, die Malaienhalbinsel, die Inselbarriere zwischen dem Pazifik und^iem Indischen Ozean, Singapur, die stärGe Tenn nur das arme rnoische Volk wirb leibe», wenn seine Städte und Törler durch die fliehende bnniche Armee ange- zünoer werden Ter Ministerpräsident von Japan bat bei rivct Gelegenheiten klar und unzweideutta zum Ausdruck gebracht, daß Vie feste Politik ieiner Regierung die eines unabbänatgen Indiens kei Dari ich Sie »nd Ihre Regierung bitten die Formulierung der javanischen Regierung nämlich .Indien für die In ver" ohne Hinieraedanken anzunehmen «nd unmittelbar in die Wirklichkeit umzusetzen? Das heiß« indem der letzte Engländer Indien so kort verlätzr. Tas wäre der emuae aülttge Maßstab kür Ihre Aukrickmakeir. Lasten Sie mich Ihnen freimütig sagen daß ver Taa vor bei ist an dem man das indische Volk bluksen und täuschen konnte Tas indische Volk weiß aenau daß der aeaenwärttae Krieg ein aiggntischer Versuch ist die alte Lage der Dinge nm- zustoßen und daß dieser Krieg ihm die beste Gelegenheit gibt, seine seit Jahren verfolgten Ziele zu erfüllen Wer ihm ieyt helfen will diefe Freiheit zu gewinnen, wird Indiens Freu«» und Biindesaenoste sein Indien ist allerdings fest en,schloffen, sich seine Freiheit mit allen Mitteln zu erkämpfen Das indische Volk weih heute daß die schwarze Nach« ver Sklaverei vorüber und die Dämmerung der Freiheit angebrochen ist. Flugzeugunglück im Sturm Mit sieben Fahrgästen und vier Besatzungsmitglieber» stürzie vermutlich daS Flugzeug „Kowloon" der Zentralchine- stschcn Luftfahrtgesellichast am 2-t. Mär, über der Isebuch« ab Nnter den Fahrgästen befanden sich indische Delegier'? aus Malaya und Thailand die sich zum Inderlongreß in Toki, am 28. März begeben wollten. Am genannten Tag herrsch« über Japan Sturm von der Windstärke zwölf. Die örtliche» Behörden haben wettere Nachforschungen nach dem vermitzte« Flugzeug angestellt. iür die indische Freiheit Ter Generalsekretär der indischen llnabhängigkettsliga in Bangkok machte in einer Presseerklärung Mitteilung von einem Treffen von Führern der indischen Unabhängigkeitsbewegung, bei dem Subhas Chandra Bose zum Obersten Führer der indischen Unabhängigkcitsliga und der freien indischen Armee gewählt wurde. Zu seinem Stellvertreter wurde der Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung in Japan, Rash Behari Bose, bestimmt. Das Tressen fand am 9. März in Singapur statt. Die Delegierten reisten dann nach Tokio, wo am 28. und 29. Mär- eine Konferenz aller Führer der Inder in Ostasien stattfindet. Sie soll über Mittel und Wege zur Sicherung der indische» Unabhängigkeit beraten.