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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- Md Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Dirie Zrttnng erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn» und Feiertage. Drr Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 4Ü Rpf.. bei Lieferung frei HauS w Rpy Postbezug monatlich 2.S0 RM. Im Falle höherer Gewalt oder sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung ober Rtckahlung deS Bezugspreise». — Preise und Nachlahsätz« bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. S — Für baS Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an de« Erscheinungstagen bis oorm. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr 8- Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann «. Gebrüder Mohr. Hauptfchrtstletter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, PulSnttz. Verantwortlich für den Hetmatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, PulSnttz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSnttz. D. A. VM.: 22SL Geschäftsstellen: Albertstraße 2 und Adolf-Hitler-Straße 4. Fernruf Ü18 und 5S0 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, de» Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Freilag, den 9. Oktober 1936 Nr. 237 88. Jahrgang Madrid wird geräumt In sechs Heeresfaulen gegen die Hauptstadt Wie hoffnungslos die Lage von den Madrider Macht habern angesehen wird, geht aus der Tatsache hervor, daß die Räumung Madrids bereits in vollem Gange ist. 8000 Kinder sind bereits aus der spanischen Hauptstadt nach Valencia und Barcelona geschickt worden. Während dessen richten sich die Roten zu einem letzten verzweifelten Widerstand ein. 500 Häuser sind in den Außenbezirken zwangsweise geräumt worden, um Platz für Maschinen gewehrnester zur Verschanzung zu schaffen. Es ist eine neue Truppe, die Riickzugsmiliz, gebildet worden, deren Aufgabe darin besteht, Haussuchungen bei politischen Gegnern zu veranstalten, um' zu verhindern, daß diese gegen die Regierung einen Dolchstoß führen. Der Ring der nationalen Streitkräfte um Madrid wird immer enger. Wieder sind mehrere Städte auf dem Vormarschwege erobert worden und nun rücken die natio nalen Truppen in sechs Heeressäulen konzentrisch aus die Hauptstadt vor. Gegen 150 000 Mann der natio nalistischen Angrifsskolonnen stehen etwa 80 000 Mann Regierungstruppen. Das Geiselschiff im Minengürtel Der aus Santander geflüchtete Schriftsteller Con rado Blanco berichtete ausführlich über die Lage in der Stadt. Danach würden seit etwa sieben Wochen täglich durchschnittlich 20 Personen erschossen. Im Hafen liege ein Schiff mit 1200 Geiseln, das, um Fluchtversuche zu ver hindern, mit einem Minengürtel umgeben sei. Das Volks gericht habe keine Macht, selbst im Falle eines Freispruchs bemächtigten sich Anarchisten der Angeklagten, um sie zu erschießen. Die ärztliche Versorgung ber Spanien-Flüchtlinge Das Hauptamt für Volksgesundheit übernimmt mit sofortiger Wirkung mit seinen zugelassenen Acrzten die ärztliche Versorgung der Spanien-Flüchtlinge, soweit sie im Besitz des Flüchtlingsausweises sind. Die Behandlung der Spanien-Flüchtlinge ist grundsätzlich kostenlos. AnaMaltfaluer Vormarsch aus Madrid Wie das Hauptquartier der Nationalisten in Valladolid milleilt, haben die nationalen Truppen am Donnerslagvor mittag eine sehr wichtige Stellung der Roten bei Raval- peral erobert. Dabei fiel ihnen eine große Wenge Muni tion in die Hände. Nähere Nachrichten über diesen bedeu tungsvollen Sieg im Süden der Guadarramara-Aront west-nordwestlich non Madrid fehlen noch. Der Vormarsch der nationalen Truppen auf Madrid ging am Donnerstag mit größtem Nachdruck vor sich. Am Donnerstagabend traf in Burgos die Meldung ein, daß Sigucnza, 110 Kilometer nordöstlich von Madrid, von den nationalen Truppen eingenommen worden sei. Auch westlich von Madrid fetzten die nationalen Truppen ihr Vorgehen zielbewutzt fort. Die Ortschaft San Martin de Vatdeiglesias, etwa 58 Kilometer vor Madrid, wurde von ihnen ebenfalls eingenommen. Um Siguenza, eine alte Beschofsstadt, wurde seit Wochen gekämpft, weil die Roten den Ort erbittert verteidigten. Bei San Martin handelt es sich um einen wichtigen Slraßenknotenpunki von militärischer Bedeutung. Madrider Minister besucht Sowjetdampfer Der Kapitän des im spanischen Hafen Alicante einge troffenen Sowjetdampfers „Kuban" meldet nach einem Be richt der „Daß" funkentelegraphisch, daß das Schiff die aus Sowjetruhland stammende Ladung in zwei Schichten zu löschen begonnen habe. Der Dampfer erhalte andauernd Besuch von roten Abordnungen aus Madrid und von Verwundeten!. Don dem Arbeitsminister der Madrider Regierung und dem Kammandanten des Marinebereichs von Alicante sei dem sowjetrussischen Schiff ein Besuch abgestattet worden. Wie aus Odessa gemeldet wird, wird der aus Alicante dorthin zurückgekehrte Sowjetfrachter „Aewa" bereits seit zwei Tagen eilig wieder sür^me neue spanische Hilfsfahrt beladen. Ueberall Front gegen Moskau Nationale Einigung in Belgien Vie Verhandlungeu zwischen der Rex-Bewegung und dem Flämischen Rationalverband (VRV) über eine Zusammenarbeit der beiden Gruppen sind jetzt abgeschlossen worden. Es wurde folgende gemeinsame Erklärung ausgegeben: Im Laufe von kürzlichen Besprechungen haben Rex und VNV eine Prüfung ihres gegenseitigen Standpunktes vor genommen. Die Besprechungen haben zu der Feststellung geführt, daß eine hinreichend weitgehende Gemeinsamkeit der Programme besteht, um eine Zusammenarbeit in Aus sicht zu nehmen für ein gemeinsames Vorgehen insbesondere gegen den Kommunismus. Es ist keine Rede von einer Fusion der beiden Gruppen, sondern es handelt sich um eine Annäherung, die von wesentlicher Bedeutung sein kann. Lothringen pfeift auf Moskau Wie die Zeitung „Der Elsässer" berichtet, hat die Lothringische Front scharf gegen das beabsichtigte Austre- ten von siebenundzwanzig bolschewistischen Agitatoren, die am 10. und 11. Oktober in Lothringen, also im Mosel-Depar tement, sprechen wollen, Stellung genommen. Die Lothrin gische Front erklärt: „Das Mosel-Departement, das keinen einzigen kommunistischen Abgeordneten hat, das auf die Versprechen der Moskau-Brüder pfeift, das einen Horror hat vor ihren kranken Theorien, das jetzt und in Zukunft nichts vom Bolschewismus wissen will, protestiert gegen diese unwürdige Provokation. Unsere stolze und gesunde Bevölkerung protestiert durch die Stimme der Lothringische» Front gegen den Einfall einer Bande berufsmäßiger Re volutionäre in unser Land. „Ihr Herren Kommunisten", schließt der Aufruf, „bei. uns wird es niemals Sowjets «eben. Heraus ars Lotbrinaen!" Moskau läßt die Baske fallen Die Sowjets drohen, das Neutralitätsabkommen gegen über Spanien zu kündigen. Seit Monaten tobt in Spanien der Bürgerkrieg, ent fesselt von bolschewistischen Propagandisten und unter stützt durch Waffenlieferungen mehr oder minder eindeu tiger Herkunft. Durch unwiderlegliche Beweise ist es auch dem politisch Ahnungslosesten klargeworden, daß die roten Machthaber im Kreml die Madrider Marxisten mit Geld und Waffen unterstützt haben. Nun hat Moskau endgültig die Maske fallen gelassen. Ein Vertreter der Sowjetbot schaft in London hat im Foreign Office eine Entschließung seiner Regierung überreicht, daß die Sowjetregierung sich von ihren Verpflichtungen aus dem spanischen Nichtcin- mischungspakt entbunden fühle, wenn nicht augenblicklich Maßnahmen ergriffe» würden, nm die Verletzung des Abkommens zu verhindern. „Tatsachen", die Lügen sind In dieser Erklärung, die offenkundig den Zweck ver folgt, von der ständigen Einmischung Moskaus in die spanischen Ereignisse abzulenken, wird u. a. auf Noten der Madrider Regierung Bezug genommen, in denen diese bei den Regierungen Deutschlands, Italiens und Portu gals gegen die „ununterbrochene Unterstützung mit Kriegsmaterial" protestiert habe, die diese Länder den spanischen Nationalisten angeblich angedeihen lassen. Eine Aufzählung der „Tatsachen", die eine Verletzung des Nicht- einmischungsabkommcns darstellten und die sich aus die allerletzte Zeit bezögen, sei von der Madrider Regierung sowohl in dem von ihr herausgegebenen Weißbuch als auch in einer ergänzenden Materialsammlung am 3. Oktober in Genf veröffentlicht worden. Es folgt dann eine Auf zählung von angeblichen Verstößen gLgen das Nichtein mischungsabkommen durch die Lieferung von Kriegsmate rial, worauf die Erklärung Kagans zu folgendem Schluß kommt: „Die Sowjetregierung kann sich keinesfalls damit einverstanden erklären, daß das Abkommen über die Nicht einmischung in einen Schutz verwandelt wird, der die militärische Unterstützung der Meuterer seitens einiger Teilnehmer an diesem Abkommen gegen die rechtmäßige spanische Regierung tarnt." * Die sowjetrussische Androhung in London ist zu durchsichtig, als daß man ihren Zweck nicht sofort erkennt. Es erübrigt sich, auf die „Tatsachen" der Mos kauer Drohnote auch nur irgendwie einzugehcn. Die Be hauptung, daß Deutschland eine „ununterbrochene Unter stützung mit Kriegsmaterial" den spanischen Nationalisten habe angedeihen lassen, ist eine der üblichen Lügen und propagandistischen Behauptungen, die sattsam bekannt sind Deutschland hat seine durch das Neutralitätsabkommen übernommenen Verpflichtungen selbstverständlich eingehal ten, und wird seine Neutralitätspolitik weiter aufrccht- erhalten, während selbst die Deutschland wahrlich nicht wohlgesonnene Weltpresse ohne Widerspruch über Mos kaus Einmischung in Spanien berichtet hat. Große Beunruhigung in Westeuropa Die Sowjetdrohung, die im englischen Auswärtigen Amt überreicht wurde, hat in der Londoner Presse berechtigtes Aufsehen erregt. Die „Daily Mail" nennt in ihrer Ueberschrift den Schritt Moskaus „eine unver schämte Drohung". In einer Glosse, die allerdings mehr auf die Stellungnahme der Arbeiterpartei zu der spani schen Frage zugeschnitten ist, wird offen für Franco Stellung genommen, gegen den bewaffnete Verbrecher kämpften, die der „spanische Lenin" Caballero sreigelassen habe, um zu Plündern, zu morden und zu brennen. Im „News Chronicle" wird erklärt, daß der sowjetrussische Schritt in Madrid ermutigender wirken werde als irgendeine Unterstützung durch Lieferung von Flugzeugen oder Tanks. Auch in Paris hat der Vorstoß der Sowjetregierung in der Neutralitätsfrage gegenüber Spanien beunruhigend gewirkt, und schließlich wird auch in der Völkerbundsstadt Genf die bolschewistische Drohung als außerordentlich ernst betrachtet. Genf fürchtet Rückwirkungen auf Frankreich Wie Reuter aus Genf meldet, nimmt man in Völker bundskreisen an, daß die Sowjets ihre Drohungen wahr machen könnten, ohne Verzug die spanische marxistische Regierung offen zu unterstützen. Die Folgen der Einmi schung in Spanien durch eine Macht seien unübersehbar. In jedem Falle gestalte die Drohung Moskaus die Stel lung Blums in Frankreich außerordentlich schwierig, denn Blums beste Waffe gegen den linken Flügel sei immer der Hinweis auf das Beispiel Moskaus in der Frage der Nichteinmischung gewesen. Seine Stellung könne aber unhaltbar werden, wenn Moskau nun offen Partei für die marxistische Regierung in Spanien ergreife Eens rechnet mit Moskaus Eingreifen Die Androhung einer sowjetrussischen Einmischung in den spanischen Bürgerkrieg bildete am Donnerstag das Tagesgespräch in den politichen Kreisen Londons; auch in der Presse wird in großer Aufmachung über die „Drohung Moskaus" und ihre Rückwirkung auf Europa berichtet. Be sondere Beachtung finden die deutschen Bemerkungen, in denen der sowjetrussische Schritt als eine „lächerliche Ko-