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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohom Dtetr Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 45 Rpf., bei Lieferung frei Haus 50 Rpt. Postbezug monatlich 2.80 RM. Im Falle höherer Gewalt oder sonstiger Betriebsstörungen Hal der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. — Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. S — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plötzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis norm. 10 Uhr aufzugeben. - Verlag: Mohr k Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftletter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich für den Heimatteil. Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. VIII.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstrabe 2 und Adolf-Httler-Stratze 4. Fernruf 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts- gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Ar. 218 Donnerstag, den 17. September 1936 88. Jahrgang Moskau wühlt in Belgien Aufsehenerregende Enthüllungen einer Brüsseler Zeitung Der Brüsseler Zeitung „Nation Velge" ist es gelungen, in den Besitz von Richtlinien zu gelangen, die der belgischen Kommunistischen Partei von der Kommunistischen Inter nationale in Moskau für die Durchführung ihrer bolschewi stischen Umtriebe in Belgien kürzlich erteilt worden sind. Das Schriftstück wirft ein neues Licht auf die Art, deren sich Mos kau in einzelnen Ländern bedient, um seine internationale Wühlarbeit zum Ziel zu führen. Die Moskauer Zensoren machen in ihrer Kritik der bel gischen Partei bittere Vorwürfe darüber, daß die sozialen Ergebnisse der Streiks im Juni nicht so glänzend gewesen seien wie bei den Streiks in Frankreich. Ein Lob wird ihr aber trotzdem für ihre „schmiegsame Taktik" zuteil. Die belgische Kommunistische Partei habe, so erklärt Moskau, durchaus begriffen, daß es sich nicht um „rein wirtschaftliche Streiks" gehandelt habe, sondern daß das Hauptziel die Schaff ungeiner„konfusenundtrübenLage" gewesen sei, um in Belgien das System der Volksfront zur Durchführung zu bringen. Moskau betont in diesem Schrift stück, die Streiks hätten ein Ziel von großer Bedeutung inso fern verwirklicht, als dadurch „das moralische Prestige" der Kommunisten zum Schaden der Rex-Bewegung in den Au gen der Arbeiter erhöht worden sei. Mit besonderem Nach- , druck wird den belgischen Kommunisten aufgetragen, um ! des Zieles der Volksfront willen alle heftigen Angriffe gegen f die belgische Sozialistische Arbeiterpartei und ihre Führer zu unterlassen. Das wichtigste Ziel bleibe die Herstellung einer Einheitsfront in Erwartung der Bildung einer Volksfront. Diese Taktik sei für Belgien umso mehr angebracht, als im Gegensatz zu Frankreich die Kommunisten in Belgien bedeutend schwächer seien als die Sozialisten. Bei einem Ausblick in die Zukunft wird es in dem Moskauer Bericht als noch verfrüht erklärt, schon jetzt den Zeitpunkt für einen großen Generalstreik in Bel gien zu bestimmen. Dazu sei erst eine „sehr ernste Prüfung" der Lage notwendig. Man müsse prüfen, ob auch „die psy chologischen Voraussetzungen für einen solchen Generalstreik günstig seien und ob vielleicht ein „neues internationales Ereignis" sich darbiete, um eine solche Bewegung in Belgien zu begünstigen. Die Enthüllungen über die Vorbereitungen, die Moskau für seine Winterarbeit in Belgien trifft, haben in Brüsseler politischen Kreisen begreiflicherweise stärkstes Aufse hen erregt. Mob schießt auf Sexisten Schwere Zusammenstöße in Lüttich. In der belgischen Industriestadt Lüttich kam es zu sehr ernsten Zwischenfällen zwischen Rexisten uns Mar xisten anläßlich einer antikommunistischen Kundgebung, die der Führer der Rex-Bewegung, Läon Degrelle, in Seraing, einem Vorort von Lüttich, abhalten wollte. Der marxistische Bürgermeister hatte die Kund gebung der Rexisten untersagt, nachdem die Kommunisten und Sozialisten mit Gcgcnkundgebungen gedroht hatten. Als Degrelle sich mit seinen Anhängern mit einem Schiff auf der Maas nach Seraing begeben wollte, bewarfen die Marxisten von verschiedenen Maasbrückcn aus das Schiff mit Steinen und schweren Eiscnstücken. Gleichzeitig wurde von den Ufern aus das Schiff der Rexisten unter Feuer genommen. Hierbei wurde der Führer der Rex-Organi- sation von Lüttich schwer verletzt. Drei andere Rexisten trugen leichtere Verletzungen davon. Degrelle blieb un verletzt. ' Rach diesen Vorfällen begab sich Degrelle in die Stadt, nm das neue Parteiheim der Rexisten in Lüttich cinzuweihen. Hier hatte sich eine ungeheure Menschen menge angesammelt. Als der Führer der Rex-Bewegung erschien, nahm der rote Mob wiederum eine drohende Haltung ein. Die Polizei zerstreute die Menge und ver hinderte so weitere Ausschreitungen. In Lüttich herrscht große Erregung. Sämtliche Versammlungen und Kund gebungen sind bis aus weiteres verboten. „Kein Ableger Frankreichs" Van Zeeland für ein unabhängiges Belgien. Der belgische Ministerpräsident van Zeeland gab einem Vertreter des „Jntransigeant" einige außen politische Erklärungen, die sich namentlich mit dem Ver hältnis zwischen Belgien und Frankreich befassen. Der Ministerpräsident erklärte, die Stellung Belgiens gegen über Frankreich sei sehr einfach. Belgien habe ein Interesse daran, in Frankreich einen starken und mächtigen Nach barn zu haben, ganz gleich, mit welchen Mitteln dieses Ergebnis erzielt werde. Frankreich wiederum habe eben falls ein Interesse, ein starkes und unabhängiges Belgien zum Nachbarn zu haben. Der Ministerpräsident betonte hier, daß vor allem die Unabhängigkeit Belgiens sehr wichtig sei. Belgien müsse frei und stark sein und dürfe nicht eine Art Ableger Frankreichs sein. Diese Stärke und Unabhängigkeit müsse auf wirtschaftlichem, politischem, finanziellem, sozialem und auch militärischem Gebiete zum Ausdruck kommen. Bel gien werde sich die notwendigen Opfer auserlegen, damit leine Armee so sei, wie sie sein müsse. „Ein schwerer Sturm", sagte van Zeeland abschlie ßend, „fegt über Europa. Belgien ist glücklicherweise bis her verschont geblieben. Die große Menge des belgischen Volkes, ganz gleich, ob es sich um Flamen oder Wallonen handele, ist gegen den Kommunismus ein gestellt." Hungersnot in Bilbao Gedrückte Stimmung bei den Roten Die Stimmung unter den roten Truppen ist nach den letzten schweren Niederlagen bei Jrun und San Sebastian und nach der planlosen Rückzugsbewegung außerordentlich gedrückt. Außerdem ist die Verpflegung sehr unzureichend. Flüchtlinge, die aus Bilbao in Hendaye eingetroffen siud, berichten, daß in der Stadt bereits Hungersnot herrsche. Es sind Lebensmittelkarten eingeführt worden. Die Knappheit der Lebensmittel wird noch verstärkt durch die 36 OVO Flüchtlinge, die in den letzten Tagen aus Jrun und San Sebastian eingetroffen sind. Alle Rundfunk- apparate in Bilbao müssen auf Anforderung der Behörden abgelicfert werden, damit die Bevölkerung von Bilbao nicht die Rundfunksendungen der nationalistischen Sender abhören kann. Es verlautet, daß an der ganzen Biscaya-Küste mit Ausnahme von Bilbao und Santander der Einfluß der Anarchisten in den letzten Tagen außerordentlich nachge lassen hat. Die barbarische Zerstörung der baskischen Stadt Jrun ist trotz strengster Zensur allmählich in der Bevöl kerung bekanntgeworden. In den meisten Ortschaften haben die baskischen Separatisten das Heft in den Hän den, anderswo die Sozialisten und Kommunisten. Selbst diese sollen entgegen den Forderungen der Anarchisten übereingekommen sein, keine Gefangenen mehr zu töten. Die Zahl der Streitkräfte, die den Roten im nordspani schen Küstenrevier zur Verfügung steht, wird ans etwa 40 OVO geschätzt. Es fehlt jedoch an Waffen, vor altem an Maschinenaewebren und Artilleri- Unter den in letzter Zeit eingctrofsencn Wasseuscu- dungen für die Roten sollen sich viele tschechoslowa kischer Herkunft befinden. Nach der Einnahme San Sebastians durch die nationali stischen Truppen haben die Roten ihr Hauptquartier einst weilen nach Zumaya verlegt. Es ist jedoch anzunehmen, daß es bald weiter zurückverlegt wird; denn die natio nalistischen Truppen rücken vorsichtig, aber unaufhaltsam vor. Gegenwärtig liegt die Front etwa auf der Linie Orio—Regil. In San Sebastian ist Oberstleutnant Vigon zum Militärkommandanten ernannt worden. Der Baske Mendizabal ist zum Marinekommandanten ernannt wor den. Sofort nachdem die neuen Behörden ihre Aemter übernommen halten, wurden die Leichen der 80 von den Noten e r s chossenen Geiseln aus den Mas sengräbern ausgegraben, damit sie würdig bestattet werden können. Unter den Ermordeten befindet sich auch die Gattin des finnischen Konsuls, die vom roten Mob im Krankenhaus, wo sie sich zur Behandlung befand, er schossen wurde. Telephon und Telegraph sind wieder in Betrieb. Es wird auch schon an der Wiederherstellung der Eisenbahn San Sebastian—Pamplona—Burgos ge arbeitet. Wie der Rundfunksender Jaca mitteilt, ist es einem nationalistischen Kreuzer gelungen, das marxistische U-Boot C6 bei San Fernando (Provinz Cadiz) zu ver senken. Maffenerfchießungen in Santander In der nordspanischen Hafenstadt haben die Anarchisten die Macht völlig an sich gerissen. Alle öffent lichen Gebäude, die Justiz und die Polizei befinden sich in ihrer Gewalt. In der Stadt gibt es kein Brot mehr. Wie in Bilbao, sind dort Lebensmittelkarten eingeführt worden, und die Bevölkerung hat ihre Rundfunkapparate abliefern müssen. Der Zivilgouverneur ist völlig macht los. Die Anarchisten haben gegen zwei sozialistische Ab geordnete, die der „Volksfront"-Leitung angehörten, Haft befehl erlassen. Der eine Abgeordnete ist verhaftet wor den, der andere konnte entkommen. In den letzten Tagen hat wieder eine große Anzahl von Verhaftungen stattgefunden. Auch die Erschie ßungen durch Sonderkommandos dauern an. Jede Nacht hört man das Gewehr- und Maschinengewehr- feucr der roten Mordkommandos. Im Hafen liegt ein kleiner Frachtdampfer, auf dem 800 Geiseln eingekerkert sind. Ueber die Erschießungen, die vor einigen Wochen auf der Leuchtturmhöhe erfolgten, wobei die Leichen über die Felsen hinab ins Meer stürz ten, wird bekannt, daß allein an dieser Stelle 100 Perso nen hingemordet worden sind. Zahlreiche Angehörige der faschistischen Jugendverbände aus der Umgebung von Santander sind verhaftet und ins Gefängnis geworfen worden. Man hat ihnen die Erschießung angedroht. Militärbewegung auch in Katalonien? Nach einer aus Perpignan stammenden, von Havas veröffentlichten Meldung soll in Seo-d'Urgel in Katalo nien unweit der Grenze von Andorra ein Militäraufstand ausgebrochen sein. Die entlassenen Soldaten sollen die Kasernen wieder besetzt und sich der vorhandenen Waffen bemächtigt haben. Das Ziel dieser nationalen Bewegung sei, die Stadt von den Anarchisten zu säubern. Wichtiger ttzÄjvimlistischer Erfolg vor Malaga 2ln der Front von Malaga haben die nationalistischen Truppen, wie der Rundfunksender von La Coruna mitteilt, bereits die Landstraße von Ronda, die den Zugang nach Malaga bildet, in ihrer ganzen Ausdehnung besetzt. Auch Lie 'Umgebung von Siguenza ist vor den aus Guadalajara anrückenden nationalen Truppen von den Roten geräumt worden. Rote Bestien Arber eine der furchtbarsten Antaten, die kürzlich vo» M, roten Horde» st, Madrid begangen worben ist, liege, nunmehr aus zuverlässiger Quell« nähere Einzelheiten vor. Es handelt sich um die Abschlachtung des Chefs des Militär-