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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Dies» Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung Wöchentlich 45 Rpf., bei Lieferung frei HauS SV Bps. Postbezug monatlich 2M RM. Im Falle höherer Gewalt ober sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. — Preise und Nachlabsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 8 — Für baS Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis oorm. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr 5- Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftletter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich iür den Hetmatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. VII.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstiaße 2 und Adolf-Hitler-Straße 4. Fernruf 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 197 Montag, den 24. August 1936 88. Jahrgang Hungerrevolten in der Ukraine 23 Tote und 5V Verletzte in Poltawa Nach in Odessa vorliegenden Meldungen sowjetrussi scher Blätter hat in Poltawa eine aus Arbeitern und Bauern bestehende erregte Menschenmenge ttberfallartig das Militärmagazin gestürmt und sich der dort lagernden Lebensmittelvorräte bemächtigt. Als der Ortskomman dant Militär einsctzte, kam es zu einer förmlichen Schlacht zwischen den eingesetzten Truppen und der nur mit Stöcken bewaffneten Bevölkerung. Bei den Zusammenstößen wurden insgesamt auf Seiten der Bevölkerung 23 Per sonen getötet und über 50 Personen verletzt. Auch die Truppen sollen Verluste gehabt haben. Auch in Jsjum am Donez und im Bezirk Konotop ist es zu schweren Unruhen gekommen, weil die Armee sämtliche Lebensmittelvorräte beschlagnahmt hat, wäh rend die Bevölkerung hungert. Die Unruhen sind Aus fluß einer Stimmung, die schon seit Monaten immer mehr um sich griffen und zu schweren Gegensätzen zwischen Ar beitern und Bauern einerseits und der Roten Armee an dererseits geführt hat, weil die Rote Armee als Macht instrument der Sowjets, aus die sie sich stützen, glänzend uniformiert, bewaffnet und verpflegt wird, während es der Bevölkerung selbst am Notwendigsten fehlt. Wie aus Charkow gemeldet wird, wird dort demnächst ein großer Schauprozeß gegen 60 Bauern stattfinden, die sich weigerten, die gesamte neue Ernte an die Militär kommissare abzulicfern. Insgesamt sind in der vergan genen Woche etwa 2000 Bauern und Arbeiter verhaftet worden. Um weiteren Unruhen vorzubeugen, sind zahlreiche Truppenteile in der Sowjetukraine in Alarmzustand ver setzt worden. Stosstrupp der Weltrevolution Die Ausgaben der Roten Armee Die ungeheuren Aufrüstungsmaßnahmen der SowZet- regierung, die die Rote Armee zu dem gewaltigsten An griffsheer aller Zeiten gemacht haben, werden von den bolschewistischen Führern amtlich damit begründet, daß die Sowjetunion „einen sicheren Schutz des Friedens" benötigte Daß dies jedoch nur eine Phrase ist, dazu be stimmt, das Ausland über die wahren Motive dieser außerordentlichen Rüstungen zu täuschen, geht aus dem ganzen Aufbau und der parteimäßigen Organisation des roten Heeres, sowie aus zahlreichen Aeußerungen roter Führer selbst hervor. Der rote Generalstab hat in den letzten Jahren keine Mühen gescheut, um den Kommunis mus in der Armee fest zu verankern und vor allem das Verhältnis zwischen den nicht zuverlässigen Bauern und den ergebeneren Arbeitern in der Armee zugunsten der letzteren zu ändern. Während die Armee noch im Jahre 1933 19 v. H. Arbeiter und 71 v. H. Bauern zählte, hat dieses Verhältnis sich jetzt nach den Angaben des Marschalls Tuchatschcwski in 43 :47 v. H. geändert. Ebenso ist die prozentuale Anteilnahme der Parteimit glieder in der Armee außerordentlich gewachsen, und Tuchatschcwski gab dafür die hohe Zahl von 49,3 v. H. an. Nahezu völlig kommunistisch ist das rote Offiziers korps, da 72 v. H. aller Regimentskommandeure, 90 v. H. aller Divisionskommandeure und 100 v. H. der Korps- kommandeure Parteimitglieder sind. Bei sämtlichen Stä ben der Roten Armee befinden sich politische Kom mandostellen, deren Aufgabe die kommunistische Kontrolle über die gesamte Armee ist; sie stellt die politische Ver waltung der Wehrmacht dar und ihr obliegt nicht nur die kommunistische Erziehung der Armee, sondern als besondere Aufgabe nach außen auch die Zersetzung der feindlichen Heere und Zivilbevölkerungen im Kriegsfälle. Entsprechend diesem Aufbau der Roten Armee besteht ihre Hauptaufgabe darin, der Weltrevolution zu dienen: Schon die Eidesformel des Soldaten ist bezeichnend da für; sie lautet: „Ich, Sohn des Werktätigen Volkes, nehme den Beruf eines Kriegers der Arbeiter- und Bauernarmee aus mich und verpflichte mich, angesichts der Werktätigen Klassen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken und der ganzen Welt für die Sache des Sozialismus und der Verbrüderung der Völker weder meine Kräfte noch mein Leben zu schonen." Niemand anders als Tuchatschewski bezeichnete die Rote Armee als einen Stoßtrupp der Weltrevolution und der rote Marschall Budjonny hat vom Sieg des Kom munismus in der Welt gesprochen, für den die Sowjet Union rüste. Spanische Schreckensmeldungen Marxistisches Blutbad unter Geistlichen und Offizieren Nach einer Havasmclduug aus Burgos soll der Kar dinal von Tarragona, Erzbischof Vidal y Barraquer, in Barcelona von roter Miliz ermordet worden sein. Ein italienisches Blatt berichtet, daß bisher insgesamt fünf Bischöfe den Marxisten zum Opfer gefallen seien. Der Bischof von Sigucnza sei bei lebendigem Leibe verbrannt worden. Die von de» roten Gewalthabern beherrschte Presse in San Sebastian meldet die Erschießung der Ge nerale Leopoldo Saro und Giraldo Gallego durch die Madrider Anarchisten. Saro war Mitglied der Dikiaturregierung Primo de Riveras. Weiter wird gemeldet, daß der katholische Land tagsabgeordnete Canjete, der früher in Deutschland als Berichterstatter der Madrider katholischen Zeitung „El Debate" tätig war und wegen seiner gehässigen Bericht erstattung gegen das neue Deutschland ausgewiesen wer den mußte, in Madrid füsiliert worden sei. Eine wei tere spanische Meldung besagt, daß in Barcelona das Todesurteil über sieben Offiziere verhängt worden sei, die an der Militärerhebung teilgenommen hätten. ... Paolino gerettet Eine erfreuliche Nachricht kommt aus Tolosa. Dort traf der Sonderberichterstatter des „Berliner Lokalanzei ger" den vor einigen Tagen totgesagten berühmten Boxer Paolino. Dieser erzählte, daß er mit Hilfe von Freun den aus dem Gefängnis in Madrid entkommen und als Bauer verkleidet nach einem 80 Kilometer langen ge fährlichen Fußmarsch Gebiet erreicht habe, das sich im Besitz der Militärgruppe befindet. Ablösung der deutschen SeestreMröste Das Oberkommando der Kriegsmarine teilt mit: Die bisherige Nordgruppe der deutschen Seestreitkräfte in Spanien: Kreuzer „K ö l n" und die Torpedoboote „S e e- adler" und „Albatros" sind im Laufe des 23. August von dem Kreuzer „Leipzig" und den Torpedobooten „Jaguar" und Wolf" abgelöst worden und haben die Heimreise angetreten. Die zur Zeit noch im Mittelmeer be findlichen Panzerschiffe „Deutschland" und „Ad miral Scheer" und die Torpedoboote „Leopard" und „Luchs" werden nach erfolgter Ablösung im Laufe des 26. August den gemeinsamen Rückmarsch antreten. Der Hauptschriftleiter der Madrider Zeitung „ADC" ermordet In Madrid wurde der Hauptschriftleiter der Zeitung „ADE" und Präsident des Derbandes der Madrider Presse, Alfonso Santamaria, von den Roten füsiliert. Santamaria war eine der bekanntesten Persönlichkeiten der spanischen Presse. Gleichzeitig wurde der Schauspieler Ri- velles in Madrid erschossen. Giraßenkämpfe in Malaga Trotz aller Siegesnachrichten der Madrider Links regierung machen die Rationalisten an allen Fronten neue Fortschritte. Die Lage der roten Milizen in den nord spanischen Hafenstädten verschlechtert sich von Tag zu Tag. Die von den nationalistischen Truppen belagerte Stadt Gijon hat die Madrider Regierung dringend um so fortige Hilfe gebeten. In dem Funkspruch wird die Lage in der Stadt als verzweifelt bezeichnet. Madrid hat auf diesen Hilferuf geantwortet, daß die Entsendung irgend welcher Reserven tm Augenblick völlig unmöglich sei, da alle Streitkräfte im Norden für den Schutz von Bilbao benötigt würden. Das „Echo de Paris" beurteilt die militärische Lage der Nationalisten sehr günstig. Das Blatt meint, die Her stellung der Verbindung zwischen Sevilla und Granada durch die Einnahme von Loja stelle einen wichtigen Ab schnitt im Aufmarsch der Nationalisten dar. Der ganze Gebirgszug der Provinz Granada stehe nun unter Kon trolle der Nationalisten. Die Verlegung des Hauptquar tiers von Burgos nach Valladolid, kaum 100 Kilometer von Madrid entfernt, lasse darauf schließen, daß die Ratio nalisten ihre militärische Lage nicht nur für gesichert hal ten, sondern daß ein neuer Vorstoß der nationalen Trup pen an der Guadarrama-Front auf Madrid bevorstehe. Aus Sevilla seien mit der Bahn bereits starke Abteilungen aus Marokko stammender Truppen des Generals Franco in Richtung Salamanca abgegaugen. die die in Avila lie genden Streitkräfte verstärken sollen. Diese frischen Trup pen würden in allernächster Zeit zu den um Madrid in starken Stellungen liegenden nationalen Truppen stoßen. 72 Pfadfinder als Geiseln -er Marxisten Der „Matin"-Berichterstatter in Pau meldet seinem Blatt, daß im Tal von Arossas an der französisch-spani schen Grenze 72 9- bis 15jährige Pfadfinder von den Marxisten als Geiseln festgehaltcn würden. In der Nähe fänden augenblicklich heftige Kämpfe statt. 300 rote Ar beiter, die in der Umgebung mit Straßenbau beschäftigt gewesen seien, beherrschten das Tal. Die Eltern der Kin der seien seit einem Monat ohne jegliche Nachrichten. Die Jungen hätten jedoch noch ausreichend Lebensmittel. Von den Pfadfindergruppen von Pau und Tardes habe man zugunsten der Kinder eine Intervention versucht, aber sämtliche Ausgänge des Tales von Arossas nach Frank reich seien von den Roten gesperrt. Man erkläre sogar, daß sie mit Sprengstoff unterminiert seien. Nobelpreisträger ermordet Nach einer Meldung aus Sevilla hat General de Llano durch den Rundfunk bekanntgegeben, daß in Ma drid drei hervorragende spanische Bühnenschriftsteller, Ja cinto Benavcnte und die beiden Brüder Seraphim Alvarez Quintero und Joaquin Alvarez Quintero, sowie der Ma ler Ignacio Culoaga ermordet worden seien. Benavente hat im Jahre 1922 den Nobelpreis für Literatur erhalten. Schüsse aus ein französisches Auto Der Direktor der Havas-Vertretung in Madrid wurde bei einer Jnformationsfahrt mit seinem Auto in der Nähe von Guadalupe bei San Sebastian beschossen und am Knie schwer verletzt. Durch ein Sprengstück einer in der unmit telbaren Nähe des Wagens explodierenden Granate wurde ein anderer Insasse getötet. Auch die drei übrigen Mit fahrer, sämtlich Journalisten, erlitten erhebliche Verletzun gen. Der Direktor der Havas-Vertretung wurde sofort in ein Madrider Krankenhaus gebracht. Amtlicher Teil Seite 5