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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Dies» Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich -15 Rpf., bei Lieferung frei HauS iv rips., Postbezug monatlich 2.80 RM. Im Falle höherer Gewalt ober sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. — Preise und NachlaMtze bet Wiederholungen nach Preisliste Nr. 8 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erfcheinungstagen bis norm. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr K Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftleiter: Waller Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich mr den Heimatteil. Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. VII.: 2250. Geschäftsstellen: Albertskaffe 2 und Adolf-Hltler-Straße 4. Fernruf 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Etadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. >93 Mittwoch, den 19. August 1936 88. Jahrgang Völlige Anarchie in Madrid In zwei Nachten 1VVV Erschießungen In einem ausführlichen Bericht aus Gibraltar schildert Reuter auf Grund von Aussagen eines soeben aus Madrid eingetroffenen Augenzeugen die dortige Lage. Danach herrschten zur Zeit in der spanischen Hauptstadl völlig anarchistische Zustände. Der Gewährsmann der englischen Nachrichtenagentur ist der Ansicht, daß die Ein nahme der Stadt durch die Truppen der Militärgruppe in kurzer Zeit zu erwarten sei. Als einen der Hauptgründe für die Aussichtslosigkeit einer erfolgreichen Verteidigung Madrids führt er die mangelhafte Bewaffnung der Miliz an. Demgegenüber, so fährt der Bericht fort, hätten die mit Modernen Waffen ausgerüsteten und gut ausgebildeten Truppen der Rationalisten in den Guadarrama-Bergen nördlich von Madrid festen Fuß gcsatzi. Sie brauchten nur auf die Ankunft von Verstärkungen für die von den an deren Seiten auf Madrid marschierenden Kolonnen zu warten, bis die Hauptstadt besetzt werden könne. Das Werde nach Meinung sachverständiger Beobachter in spä testens zehn Tagen der Fall sein. Inzwischen habe die Regierung in Madrid schon alle Vorbereitungen für ihre sofortige Abreise getroffen. Drei Großflugzeuge stünden im Flughafen von Barrajas, etwa 10 Kilometer von Madrid entfernt, ständig bereit zum Abtransport der Rcgierungsmitglieder. Der Flughafen sei auch bereits das Ziel von allerdings bisher erfolg losen Luftangriffen der Militärgruppc, die von dieser Tat sache Kenntnis habe. Der Gewährsmann schildert dann die Zustände in der Hauptstadt selbst. Während bisher die Stromversorgung der Stadt zum Schutz gegen Luftangriffe ab 23 Uhr ein gestellt worden sei, habe man von dieser Maßnahme nun mehr Abstand genommen. Das nächtliche Dunkel sei näm lich fortwährend zu Massenmorden und zur blutigen Regelung privater Auseinandersetzungen benutzt worden. Allein in zwei Nächten seien nach den Aussagen des Reu- terschen Gewährsmannes schätzungsweise 1ÜÜÜ Personen erschossen worden. Der Schauplatz eines großen Teils die ser Massenmorde sei die Casa del Campo, ein Erholungs ort für Arbeiter in der näheren Umgebung von Madrid. Die Leichen der Erschossenen seien kurzerhand in den in der Nähe liegenden See geworfen worden. In dem Bericht wird weiter festgestellt, daß die Miliz in Madrid offen Mißbrauch mit dem Roten Kreuz treibe. Mädchen mit der Armbinde des Roten Kreuzes und in Weißen Kitteln gingen mit Gewehren und Pistolen aus gerüstet durch die Straßen, und in jedem Kraftwagen des Noten Kreuzes befänden sich bewaffnete Leute. Anarchi sten und Kommunisten hätten öffentlich die Drohung aus gesprochen, daß sie beim Angriff der Militärgruppe sofort jeden erschießen würden, der eine Krawatte trage. Sämi- liche Paläste und Villen der Aristokratie seien beschlag nahmt und geplündert worden. Mißglückter Angriff auf Mallorca Die militärische Lage der roten Regierungstruppen gestaltet sich von Tag zu Tag ungünstiger, während die nationalistischen Truppen zwar langsam, aber planmäßig Fortschritte erzielen. Der Versuch der Marxisten, die Balearen-Insel Mallorca den Nationalisten zu entreißen, ist gescheitert. Die Landungstruppen der Madrider Regie rung erschienen in früher Morgenstunde auf drei Schiffen vor der Insel. Mitten während der Landungsmanöver schritten die Nationalisten zum Gegenangriff und fügten den Marxi sten schwerste Verluste zu. Bei den Kämpfen sollen über 200 Marxisten, darunter verschiedene Ausländer, gefallen sein. Das ausgeladene Kriegsmaterial der Marxisten, dar- unter zwei Geschütze, siel den Nationalisten in die Hände. Der spanische Kriegsmarinehafen Cartagena hat sich gegen die Noten erhoben und sich dem General Franco zur Verfügung gestellt. Der den Hafen befehligende Admiral hat sich der in der Umaebuna der Stadt befindlichen Befestigungen versichert unb beherrscht damit die Dockanlagen und den gesamten Schiffsverkehr. Die Kämpfe um Gan Sebastian bauern fort Die Negierungstruppen haben nach der Beschießung ihrer Stellungen durch den nationalistischen Kreuzer „Espana" ihre Stellungen etwas zurückgenommen. Die große Verbindungsstraße zwischen San Sebastian und Bilbao befindet sich jetzt unter dem Artilleriefeuer der Militärgruppe. Aus La Coruna wird gemeldet, daß der bekannte spanische Boxer Paolino auf der Flucht schwer verletzt worden sei. Der Fußballspieler Zamora soll bei den Kämpfen den Tod gefunden haben. Der Vormarsch der Nationalisten auf Madrid ist nach Säuberung des Ge bietes zwischen Merida und Bajadoz wieder ausgenommen worden. Auch im Süden macht die Offensive auf Malaga Weitere Fortschritte. Bei den Nationalisten hat sich bereits eine große Zahl von Fahnenflüchtigen gemeldet. Der bis herige Oberbefehlshaber der Regierungstruppen, General Riquelme, hat den Oberbefehl über die roten Milizen nie dergelegt und sich nach Madrid zurückbegeben. Gefesselt ins Meer geworfen Spanische Flüchtlinge vor dem roten Terror, die in Gibraltar eingctrvfscn sind, berichten über Masscnhinrich- tungcn in Almeria. Gefangene, die auf einem Gefangcncu- schiff fcstgehalten wurden, seien ins Meer geworfen wor den, nachdcw man ihnen vorher eiserne Gewichte um den Hals gelegt hatte. Auf diese Weise seien bereits 50 Nationalisten um gebracht worden. Jedermann, der im Verdacht stehe, etwas Geld zu besitzen, werde von den Kommunisten gerötet. Nach anderen Augenzcugcnberichten werden in Malaga jede Nacht fünf bis zwölf Personen auf den Friedhöfen von den Marxisten erschossen. Wie „Echo de Paris" zu den Kämpfen um Jrun und San Sebastian wissen will, sollen die Marxisten 1500 Geiseln, darunter 800 Frauen und Kinder der Ma drider Gesellschaft, die ihre Ferien im Baskenlande zu verbringen Pflege, im Munitionslager von Fuenterrabia eingeschlossen haben. Diese ar men Menschen, so meint das Blatt, würden entweder bei einem Sieg der Nationalisten von den Marxisten ermor det werden, oder im Falle eines Treffers mit der Mu nition in die Luft fliegen. 6300 Flüchtlinge abbefördert Die Hilfsaktion der Kriegsschiffe vor dem Abschluß Der unter dem Schutz unserer Kriegsschiffe in enger und vorbildlicher Zusammenarbeit mit den beteiligten Handelsdampfern durchgeführte Abtransport deutscher Volksgenossen aus Spanien ist nunmehr zu einem gewissen Abschluß gekommen. Während des Aufenthaltes deutscher Kriegsschiffe in spanischen Gewässer» sind bisher insgesamt 6500 Flücht linge, davon 3500 Reichsangehörige, die übrigen Angehö rige von 17 verschiedenen Nationen, abbefördert worden. Unter letzteren befanden sich besonders viele Italiener. Der Dampfer „Baden" verließ Alicante mit 271 Deut schen und weiteren Flüchtlingen verschiedenster Nationa litäten an Bord, die er in Genua landet. Hierbei handelt es sich um den letzten Sammeltransport aus Madrid, so daß jetzt nur noch vereinzelte Nachzügler zu erwarten sind. Rettung aus höchster Not Mil dem deutschen Dampfer „Schleswig" trafen in Neapel 92 Spanienflüchtlinge der zu den Balearen ge hörenden Insel Ibiza ein. Es handelt sich hauptsächlich um Deutsche, Holländer und Schweizer. Narb einem Bericht der „Tribuna" ist die Insel Ibiza die einzige Insel der Balearengruppe, die bis jetzt unter dem roten Terror zu leiden hatte. Die kleine militärische Besatzung von 50 Mann konnte den bewaffneten Horden der auf der Insel ausgeschifften Marxisten nicht stand- halten. Die ganze Besatzung wurde ermordet, desgleichen eine Anzahl der Inselbewohner, darunter ein Geistlicher, der mit Bajonetten gekreuzigt wurde. Nach den Angaben der in Neapel gelandeten Flüchtlinge wurden die Aus länder von dem deutschen Torpedoboot „Leopard" gerettet. Bestialische Grausamkeit spanischer Marxisten Aus sicherer Quelle wird folgender kaum glaubliche Vorfall gemeldet, der bezeichnend ist für die unerhörte Grausamkeit der Kriegsührung von feiten der roten Trup pen in Spanien. I» der Nacht vom 14. zum 15. August wurden 360 Angehörige der Guardia Civil und 80 Marineoffiziere, »ie auf zwei Dampfern untergebracht waren, vor der Hafeneinfahrt von Cartagena ertränkt. 22 weitere Offiziere wurden erschossen. Bei ihrer Rückkehr wurden die Dampfer, auf denen sich die Ermordeten befunden hatten, von der Bevölke ¬ rung des in den Händen der „Noten" befindlichen Carla- gena lebhaft begrüßt. Die Ermordung fand auf Befehl nnes Sergeanten statt, um einer Untersuchung einer aus Madrid eintreffenden Kommission, die offenbar der wei teren Radikalisierung der roten Machthaber in Cartagena Einhalt gebieten wollte, zuvorzukommen. Spanien liefert keine Früchte Und Italien macht das große Geschäft. „Agenzia d'Jtalia" erfährt ans Rotterdam, Antwer pen, Hamburg, Oslo, Stockholm und London, daß infolge der blutigen Ereignisse in Spanien und in Palästina, durch die der Außenhandel dieser Länder völlig lahmgelegt wor den ist, in den betreffenden Hafenstädten schon seit Wochen keine Südfrüchte mehr zu haben sind, die aus den genann ten Ländern kommen. Die Folge davon ist eine große Stei gerung des italienischen Fruchtexports. Durch die Zerstö rung zahlreicher Obstplantagen in Palästina durch die Araber ist mit einem Anhalten der günstigen Konjunktur für Italien zu rechnen. vorbildliche Haltung der LManso- Flieger 700 Flüchtlinge au» Spanien in Sicherheit gebracht An der Abbeförderung der deutschen Volksgenossen aus Spanien wirken neben den Schiffen vor allem die Flug zeuge der Deutschen Lufthansa in außerordentlich starkem Maß mit. Trotz der besonders schwierigen Lage m Barce lona und Madrid ist der planmäßige Luftverkehr zwischen Stuttgart, Marseille, Barcelona und Madrid während de, ganzen Dauer des Bürgerkrieges fast regelmäßig durchge führt worden. Allerdings stellte es sich als notwendig heraus, den Flugplan zu ändern und die Flugzeuge nicht, wie üblich, in Madrid übernachten zu lassen, um die Flugzeuge den drohenden Bombenangriffen auf den Madrider Flughafen nicht auszusetzen. Die Lufthansaflugzeuge muhten daher an einem Tav von Stuttgart über Marseille nach Barcelona und nach Madrid fliegen, dort nach einer kurzen Tankpause starten und auf dem gleichen Weg, stets bis auf den letzten Platz mit Spanien-Flüchtlingen gefüllt, nach Deutschland zurück kehren. Das bedeutete, daß die Bejahung manchesmal be reits morgens um 1 Uhr starteten und nach Aurücklegung der mehr als 3066 Kilometer langen Flugstrecke erst spat