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Pulsnitzer Anzeiger 92. Jahrgang Nr. 143 Montag, den 24. Juni 1940 Diele Zeitung erschein, täglich mi, Ausnahme der gesetzlichen Sonn, und Feiertage. Bezugspreis: Bei Abholung 14 tägig 1.—RM., sret Haus 1.10 RM. einschl.l^bez. tS Pf. Trägerlohn. Postbezug monatl. 2.S0 RM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt keinen Anspruch aus Rückzahlung des Bezugspreises. Zettungsausgabe sür Abholer läglich S—6 Uhr nachmittags. Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 5 — Für daS Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an Der Pulsnitzer Anzeiger ist kas zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Landrates zu Kamenz, der Bürgermeister zu Pulsnitz und Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthüll Bekanntmachungen des Amtsgerichts Pulsnitz, sowie des Finanz amtes zu Kamenz bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den ErscheinungStagen ^ vorm- 10 Uhr aufzugeben. - Verlag: Mohr 5- Hoffmann. Druck- Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftlciter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, P^snitz. Verantwortlich für Anzeigen, Hetmatteil, Sport, Feuilleton, Kunst und Wissen Walter Hoffmann, Pulsnitz-, für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr Pulsnitz. — Geschäftsstelle: Nur Adolf-Hitler-Straße 2 — Fernruf nur 5.U Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung sür die Stadt und den Arntsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Der WOnMsnd ist unterzeichnet Der Schlußakt in Compiegne Der Kampf geht bis zi»m Abschluß des italienisch-französischen Waffenstillstandes weiter IMS. Aührerhauptquariier. 22. Juni. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Am 22. Juni 18.50 Uhr deutscher Sommerzeit wurde im Walde von Compiegne der deutsch-französische Waffenstillstandsvertrag unterzeichnet. Die Unterzeichnung nahmen vor: auf deutscher Seite als Beauftragter des Führers und Obersten Befehlshabers der Wehrmacht der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht. Generaloberst Keitel; auf französischer Seite als Beauftragter der französischen Regierung. General Huntzinger; Line Einstellung der Feindseligkeiten ist dmnit noch nicht verbunden. Sie erfolgt vielmehr erst sechs Stunden, nachdem die italienische Regierung dem deutschen Oberkommando der Wehrmacht den Abschluß des italienisch-französischen Waffenstillstandsvertrages mitgeteilt haben wird. Ueber den Inhalt des Waffenstillstandsverlrag es kann zunächst nichts bekanntgegeben werden. Ler Schlutzalt in Commegne Von Kriegsberichter Adolf Schmid. 0^8. ... 23. Juni. (PK.) Aus den zwei Stunden, die ursprünglich als aus reichend erachtet wurden, um der französischen Waffen- stillstandskommission eine letzte fernmündliche Besprechung mit ihrer Regierung zu ermöglichen, wurden mehr als doppelt so viel. Immer wieder versucht der im Salon wagen befindliche Leiter des französischen Nachrichten betriebes die Verbindung herzustellen, und immer wie der reißt sie ab, immer wieder werden Störungen zwi schen Tours und Bordeaux gemeldet. Die französi schen Bevollmächtigten werden sichtlich nervöser. Mil unendlicher Geduld wartet der Chef des Ober kommandos der Wehrmacht, Generaloberst Keitel, der Führer der deutschen Abordnung, in einer kleinen Nischc am Waldrand die Dinge ab. Es wird 16.00 Uhr, es wird 17.00 Uhr! Den Franzosen wird nahegelegt, eine Funkverbindung auszunehmen, um die Lage zu klären. Da scheint die Telephonverbindung endlich zu klappen Um den Fernsprecher im Wagen scharen sich die Mit glieder der Delegation. Armeegeneral Huntzinger er greift den Hörer. Er spricht mit Bordeaux. Seine Ge- sichtszüge sind nicht zu erkennen, denn er wendet uns den Rücken zu. Aber er redet lebhaft. Daun scheint er Unterstützung zu benötige«. Er übergibt den Hörer dem Botschafter Noel... Plötzlich ist die Verbindung wie der gestört... wieder Unruhe, Bewegung. Um 18.00 Uhr wird Gesandter Schmitt, der Ver treter des Auswärtigen Amtes, in den Wagen g> beten, wo ihm Armeegeneral Huntzinger eine Mitteilung macht. Fünf Stunden sind seit dem Ende der Aussprache ver flossen. Die Franzosen wünschen erneut eine Frist. Die letzte Frist Generaloberst Keitel setzt in einer in deutscher Sprache gehaltenen schriftlichen Mitteilung eine solche bis spätestens 19.30 Uhr. Um 18.30 Uhr wird diese Mitteilung durch den Ge- sandten Schmitt im Salonwagen Armeegeneral Huntzinger überreicht, Vizeadmiral Leluc, der, lässig im Sessel sitzend, eine Zigarette raucht, erhebt sich und rust eiligst den Dolmetscher herbei. Die Franzosen um drängen den Uebersetzer, während der Gesandte den Wagen verläßt und ruhig über den Platz zurückgeht und dem Generalobersten den Vollzug meldet. Am Ende einer kurzen Beratung der Franzosen in einem Nebengemach des Wagens werden die Deutschen in den Hauptraum gebeten. Generaloberst Keitel betritt ihn als erster, ihm folgen die anderen Herren. Gleich zeitig erscheinen von rechts auch die französischen Dclcga- lionsmitglieder. Eine zehnminutige Aussprache findet noch statt. Dann erklären sich die Franzosen bereit zu unterzeichnen. Der Vertrag wird unterschrieben Nm 18.50 Uhr wird der Wassenstillstandsvcrtrag zwischen Deutschland und Frankreich unterzeichnet. Es ist ein Augenblick von seltener Größe. Stehend werden die Unterschriften geleistet. Die Franzosen beginnen damit. Vizeadmiral Leluc kann seine Bewegung nicht verbergen. Nach der Unterzeichnung bittet Generaloberst Keitel die anwesenden Mitglieder der deutschen und französischen Waffenstillstandslommission, der beider seitigen Gefallenen ehrend zu gedenken, die ihre Treue zum Vaterland mit dem Tode besiegelten. Eine Minute des Schweigens folgt. Dann verlassen die Franzosen den Verhandlungswagcn, um sich nach Italien zu be geben, wo die Verhandlungen ebenfalls sofort ausgenom men werden sollen. betont insbesondere, daß „die Negierung von Marschall Pötain fern von Drohung und irgendwelchem Druck des Gegners sich in boller Freiheit ausgesprochen hat und nur der höheren Besorgnis um die Heere und die Interessen des Vaterlandes gehorche". Die Botschaft unterstreicht sodann di« verheerende mili tärische Lage, deretwegen Marschall Pötain di« Bedingungen des Waffenstillstandes annehmen mußt«. Abschließend fordert di« Botschaft alle Franzosen auf, sich um di« A«gierung zu scharen. „ES gilt fetzt, die Folgen und die Lehren der ver lorenen Schlacht zu ziehe». Nur dringender al- di« Wirtschaft- Uche Gesundung ist die moralisch« Gesundung. Frankreich muß Mil der Unterzeichnung selbst schweigen die Wassen noch nicht. Der Vertrag tritt erst in Kraft, sobald die französische Regierung auch mil der italienischen ein Ab- kommen über die Einstellung der Feindseligkeilen ge nossen Hai. Sechs Stunden nach dem Empfang einer diesbezüglichen Mitteilung durch die italienische Regie- rnng wird die Reichsregierung die Waffenruhe befehlen und die Franzosen durch Fnnkspruch davon verständigen. Um 19.06 Uhr meldet Generaloberst Keitel, Ches des Oberkommandos der Wehrmacht, dem Führer, daß der Waffcnstillstandsvertrag unterzeichnet ist. Italiens Bedingungen überreicht Amtliches italienisches Kommunique über die Waffen- > stillstandsverhandlunqen Die italienischen Waffenstillstandsbedingungen sind Sonntag abend den französischen Bevollmächtigten über geben worden. Folgendes amtliche Kommunique wurde dazu veröffentlicht: ,,Jn einer Ortschaft in der Umgebung von Rom haben Sonntag, 19.30 Uhr, die italienischen Bevollmächtigten die Wasfenstillstandsbedingungen übergeben. Anwesend waren für Italien Außenminister Gras Ciano, ferner der Gcneralstabsches der gesamten italie nischen Wehrmacht, Marschall Bado gl io, der Ches des Admiralstabes C a v a g n a r i, der Chef des General- stabcs der Luftwaffe, General Pricolo, und der stell vertretende Gcncralstabschcf des Heeres, General N e a tt a. Für Frankreich Armccgeneral Huntziger, Bot- schafter Noel, General Parisot, Vizeadmiral Leluc und Brigadegeneral der Luft Bergeret. Die französischen Bevollmächtigten haben, wie von unter, richteter Seite verlautet, in drei verschiedenen in der Via Lassia gelegenen Villen Wohnung genommen, darunter der Villa Manzoni. , Die Zusammenkunft beschränkte sich auf die Uebergabe der Waffenstillstandsbedingungen. trotz der harten Bedingungen, die ihm auserleat sein werden, mit unermüdlicher Arbeit wiederaufgebaut werden". Marschal Pötain hat in dieser Botschaft im Hinblick aus die militärischen Verantwortungen sür die Annahme des Waffenstillstandes wiederholen lassen, daß die englische Hilfe sich in den günstigsten Augenblicken auf zehn Divisionen be schränkte, und daß außerdem das gesamte Expeditionskorps am Sonnabend nach England zurückgeschafft wurde. Frankreich wehrt sich gegen Churchills Unverschämtheiten Genf, Wie der französische Nachrichtendienst meldet, liegt eine offizielle Erklärung der französischen Regierung vor, m welcher diese auf das nachdrücklichste gegen die Erklärungen von Winston Churchill protestiert, in denen diese im Ramen der britischen Regierung zur Unterzeichnung des Waffenstill standes durch die französische Regierung in Bordeaux Stellung nimmt. In dem französischen Protest wird betont, daß Lie französische Regierung und das französische Volk einig gewesen seien hinsichtlich der Entscheidungen die gefällt worden find, Es hätte keine andere Lösung gegeben. Frankreich zieht die Folgen aus der verlorenen Schlacht Eine Bekanntmachung der Regierung Petain im französischen Rundfunk DRD. Rom, 24. 6. Einer Stefani-Meldung aus Genf zufolge hat die Regierung von Bordeaux am Sonntag morgen durch Radio bekanntgegeben, daß der Waffenstillstand mit Deutschland unterzeichnet wurde und daß die Verhandlungen mit Italien ausgenommen werden. Die Bekanntmachung enthält keine Klauseln deS Waffen stillstandes und verschweigt nicht, daß bi«fe hart find. Sie