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Nr. 140 92. Jahrgang Dienstag, den 18. Jimi 1940 Aatttmg «schein, täglich mit ««»nähme der gesetzlich« S«m- «kb F«i«1ag«. D« B«Mg»pr«ie brttägt bei «bholiing wöchentlich 00 «Pf., bei Lieferung Kei Hou« Pnftbegng monatlich 2.S0 RDi. Di«Behinderung b«Lieferung «chts«itgt A*»Ml Anspruch auf Rückzahlung de» Bezugspreise«. AM»ng««L,ab» für Abholer MgSch S—S Uhr nachmittag». Preise vnd «achlaßsütz, bei «tederholvngeu «ach V»Myie Nr. S — tzür das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Antun?«ru und an Drr Pvlsnitzer Anzeiger ist das zur VeröffesMchvng der amtlichen Bekanntmachungen des Landrates zu Kamenz, der Bürgermeister »« Pulsnitz und Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Pulsnitz, sowie des Finanz amtes pi Kamenz bestimmten Plätze« wne Gewähr. Anzeigen sind an den ErscheinnngStagen bis vorm. aufzugeb«». — Verlag: Mohr S- Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder M-Hr. Hauptschrtstletter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmayn, Pulsnitz, ««antwortlich für de« Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Puvnttz; tz* Dalit», Btlderbtenst und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSnitz.—D.N. Vl.r SoschLftSstrlle: Nur Adolf - Hitler - Straß« 2 Fernruf nur PulsMzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- Md Tageszeitung für die Stadt Md den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorr „Frankreich maß die Waffen meberiegen" Marschall Peiaia erbittet bratsche VMWMil. ZOmmeiwst Führer-Im Führerhaaptanartier, 17. Sani. Der MiWennMent der neu,bildeten sranzSsischen Regierung, MarWall Petain, hat in einer RundlmIaasprMe -n »ar sranzWche Voll erllSrt, dah Frankreich nunmehr die Waffen niederlegen mMe. Er wie, dabei hin anl einen von ihm bereits «nternommenea Schritt, die Reichsregierung von diesem EuMluh in Kenntnis zu leben und die Bedingungen zu erlahren, unter denen da; Deutsche Reich bereit lei, den lraazöfflchen Wünschen zu entsprechen. Der Führer wirb den Königlich NaUenMen Ministerpräsidenten Benita Mussolini zu einer Aussprache treffen, in der die Haltung der beiden Staaten überpM werden lall. Deutsch!- Truppen in Paris. Einen Tag später Verdun, um vas lm Weltkrieg vergeblich gerungen wurde, in deutscher ^and. Ehe tue Sonne zum zweiten Mal zur Rüste gehr klinar es durch den Aether, vast Frankreich die Waffen nieverleaen müsse Wir können die Gröhe der Stunde kaum ersahen so mimm uns diese Nachrichi aefanaen. Spätere Geschlechter wer den uns um diese Stunden beneiden, und sie werden vom Heldengeist deutschen Soldatentums sprechen der solchen Er- iola in einer Frist hcrbeiführie, die kaum glaubhaft und in der Weltgeschichte noch nicht verzeichnet worden ist. Die Bedeutung dieser Meldung liegt darin, dah Frank reich militärisch zusammengebrochen ist. dieses selbe Frank reich, das sich durch die Maginotlinie und durch eine glänzende, bereits lange vor der deutschen Wiederauferstehuna vorberei tete Rüstung gesichert glaubte. Die Zusammenkunft zwischen dem Führer und dem Duce unterstreicht die ungeheuere Trag weite der französischen Niederlage, die aus dem Mund des selben Mannes eingestanden wird, der 1916 Verdun verlei- digie, 191S an hervorragender militärischer Stelle stand und von 1922 bis 1931 Generalinspekteur der sranzösischcn Armee war. Worte können nicht zum Ausdruck bringen, was unser Herz bewegl. Es klingt viel herrlicher wieder in den Lie dern. die emporsteigen und das deutsche Volk noch enger zu- sammenschliehen. Und voll Verehrung gehen unsere Gedan ken zum Führer und zu seinen Soldaten . . . „Run ist der Verräter England allein" Italien zum Zusammenbruch Frankreichs — Petain handel! aus Selbsterhaltungstrieb Mit riesigen Balkenüberschriften unterstreicht die römische Abendpresse die Erklärung des Marschalls Petain im franzö fischen Rundsunk. Frankreich, so schreibt der .irektor des „Giornale d'Italia", sehe angesichts des totalen Krieges, den die beiden verbündeten Achsenmächte im kühnen Wassenaana sühnen, sein gesamtes politisches und militärisches Svstem zusammenbrechen, auf das es seine gewalttätige und beleidi gende Intransigenz gegen Deutschland und Italien '.sgebaui habe. Der neue totale europäische Krieg trete damit in eine intensive und äußerst bedeutsame Phase ein. In der Erklärung Marschall PetainS sieht man in Rom keineswegs eine Fahnenflucht der Franzosen gegenüber dem englischen Bundesgenossen, sondern vielmehr den Ausdruck des berechtigten Selbsterhaltungstriebes gegenüber einem Bundesgenossen, der einen selbst schmählich verriet und im Moment der höchsten Gefahr feige in Stich ließ. Jetzt endlich sei der Verräter aber allein auf nch^geltelli und werde seiner gerechten Strafe nicht entgehen. In die Freude über oen gewaltigen militärischen, politischen und mo ralischen Erfolg der Achse mischt sich die .Hoffnung, dah letzt endlich das perfide Albion am eigenen Leibe verspüren möge, was Krieg heißt. »US halt! — Aussteigeu! — Sonder- meiduug! Wie die Reichshauptstadt die Sondermeldung von Frank reichs völligem Zusammenbruch erfuhr Ueberall von den Berliner Häusern grüben au dem er sten Tag dieser Woche »och, dir SieEgLnen. mit denen sich die Reichshaupistadt geschmückt hat, als die Kunde von dem Fall von Paris die Herzen aller Deutschen aufzucken ließ. Die Zeiaer der Uhr gehe« auf die fünfte vtau,.i— stunde. In oen Fabriken und Büros wird zum Feierabend gerüstet. Tie Berliner machen sich auf den Heimweg. Auf den Straßen herrscht das um diese Zeit übliche Gedränge. Aus den Terrassen der großen Gasthäuser sitzen sommerlich ge kleidete Menschen. Da — irgendwer hat etwas laut gerufen. Aujgercm fahren die Köpfe herum. Ein Lautsprecher aus einem der größten Geschäfte tönt über die Straße. Immer mehr Menschen hasten über den Fahrdamm — der sonst so gestrenge Schupo ist mit von dem Fieber gefaßt — und ballen sich vor dem Geschäft zusammen, aus dem noch immer flone Marschmusik töni. lieber hat die Menge ergriffen, die immer dichter wird. Wer denkt da noch an Vie Heimfahrt. Eine Frau stürzt zur Nächsten Tclephonzelle. Aber dort stehen schon andere Volks genossen Schlange, die ihre Lieben zu Hause oder gute Freun de aufmerksam machen wollen. Ein dicht besetzter Amobus fähri vorüber. Die wissen noch nichts! Hallo! Hallo! — Arme recken sich hoch und winken. Neugieriae Gesichter blicken aus dem Bus heraus. „Aussteigen! Sondermelduna!" ruft ein dicker Mann mir dröhnender Stimme. Die Wartenden haben Verstärkung bekommen, leer muß der Autobus seine Fahri sorisetzen. Berlin ist in weniaen Minuten eine große Familie ge worden. Jetzt endlich — die Spannung, die schier unerträg lich aus allen lastet, erreicht ihren Höhepunkt. Das Frankreich- Lied erklinai aus dem Lautsprecher, und dann das allen be kannte Signal: Trommelwirbel und „Es braust ein Ruf wie Donnerball!" Und nun — nun — die ruhige, klare Stimme des An sagers. Frankreich muß die Waisen mederlegen! — Frankreich muß . . . ? Ganz stille sind die Menschen jetzt mit starren Gesichtern, in denen die Augen brennen, stehen sie da und hören die herr liche Kunde. „Spätere Geschlechter werden uns darum beneiden, daß wir diese historische Stunde erleben dursten!" erklinai Vie Summe aus vcm Lautsprecher. Und dann schwingt das Deutsch, lanvlied empor. Die Arme recken sich zum Gruß der Deut schen. Heller Glanz leuchtet aus allen Gesichtern. Wie ein Schwur braust es durch die Straßen: „Deutschland, Deutsch land über alles!" „ES lebe der Führer! Unsere Soldaten! Sieg-Heil! Von irgendwoher kam der Ruf, der sich sortpslanzi, durch die Srraßen und Häuser Berlins töni und in den Herzen der Menfcben auiklinal. Einer sähri sich mit dem Handrücken ins Gesicht. „Mir muß was ins Auae aesloaen sein", meint er sich entschuldigend zu der neben ihm stehenden Frau. „Laß doch, Mann, laß dock — ich ,a auch!", lacht und schluckt die Frau, und dabei lausen ihr die Hellen Tränen über das Gesicht. Der Bann hat sich gelöst. Jubelnde Freude bricht sich Bahn. Menschen, die sich nie gesehen, halten sich bei den Händen und lacken und sprecken auseinander ein. ..Unser Führer, un sere Soldaten!", vas kehrt immer wieder. Der Berliner ist nicht wieverzuerkennen. „Extrablätter! Extrablätter!" erschallen plötzlich die Rufe. Hin, sich es holen. Schwär, aus weiß wollen es alle lesen, was sie eben gehört haben. Die noch druckseuchten Blätter werden den Männern von der.Zeitung aus den Händen aeris- sen Jeder will eins davon besitzen zur Erinnerung an diesen großen Tag, den 17. Juni 1910. Die Fahnen wehen über der verzauberten Stadt, leuchten und glänzen über ganz Deutschland, dte Fahnen des Sieges! Entsetze» m London Panikstimm««» übe« die Nachrichten «ms Frankreich Aus London wird gemeldet: Die Nachricht vom schmochvollc« Sturz des Eünstlings der britischen Plutokratie, Paul Reynaud, hatte in der englischen Hauptstadt Enttäuschung und Bestürzung avsgclöst. Als aber bekannt wurde, dah die Franzosen die Maf ien niederlegen wollen, wurden die Londoner Bürger von eine« wahren Panikstimmung ersaht. In den Straßen, vor allem vor Downingstreet 10, sammel- ien sich Menschengruppen, die mit besorgten Gesichtern und in größter Erregung die Folgen des sranzögschen Zusammenbruchs diskutierten. Oberkriegshetzer Churchill, der noch kurz vor Reynauds Abgang nach Bordeaux geflogen war und vergeblich oersuckt hatte, seinen Busenfreund zu halten und Frankreich zu weiterem nutzlosen Blutvergießen zu überreden, hatte den qan- ren Montag über ausgedehnte Besprechungen über die Fort setzung des Krieges, den England nun allein führen muß. Die Londoner Morgenpresse hat noch am Vormittag ver sucht, den Schock abzuschivächen, den Reynauds Verschwinden in der Oeffentlichkeit hervorgerufen hat. Besonders bezeichnend sirr oie Mentalität der britischen Plutokraten und ihre unübertrof fene Borniertheit ist der Kommentar der „Times". Diese alte Lügentante hat wahrhaftig noch in letzter Minute einen küm merlichen Versuch unternommen, das französische Volk zur Fort setzung des Krieges zu bewegen: „Denn — Englands Schicksal liegt jetzt auf der Waagschale." Da hatten es also die Franzo sen noch einmal schwarz aus weiß, warum sie in Wahrheit diesen Krieg führen sollten. Aber dennoch Verschleierungslünste Die Nachricht von dem Zusammenbruch der französischen Armee spricht eine so eherne Sprache, daß auch die berüchtigten Berschleierungskünste des Londoner Rundfunks nicht ausreichen. Um dieses Ereignis unter phantasieschwangeren Nebelwolken als unbedeutend hinzustellen. Bedrückt muß England zugeben, die Nachricht Petains sek in London mit großer Betrübnis ausgenommen worden. Wenig verträgt es sich allerdings mit den großmäuligen Phrasen, die dem Hörer noch vor wenigen Tagen vorgesetzt wurden, wenn fetzt erklärt wird, es sei zu erwarten gewesen, dah Frankreich überrannt werden würde. Auch heute noch, in allerletzter Minute, klammert sich der Londoner Rundfunk an die Hoffnung der britischen Plutokraten, dah Frankreich sich doch nicht in die llebergabebedingnngen füge und weiter Widerstand leistet. Es gehört schon die ganze eng lische Skrupellosigkeit und Brutalität dazu, um angesichts des völlig zerschlagenen Frankreichs zu erwarten, die französischen Soldaten würden sich vielleicht doch noch bis zum Weißbluten für die Interessen der Londoner Geldfäcke in die Schlacht treibe« lassen. Borniert und geschwollen wie immer, läht sich der Korre spondent der englischen Reuteragentur vernehmen und erklärt großspurig: „Die britische Regierung ist entschlossen, den Kampi sortzufetzen." Wir können nur hinzufügen: Deutschland auch! >»— „ -- , — „ »»»»»—»»»»> >-» » Jeder mutz wissen, datz er nur so viel von der Ge meinschaft verlangen kann, als er bereit ist, der Ge meinschaft zu geben. «Robert Leh)