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Mittwoch, den 12. Juni 1940 Nr. i3Z 92. Jahrgang Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgsrichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorr Der Pulsnitzer Lnzeifer ist dar zur VeröfievMchvng de? smMchen BekaMtmachrmgen der Landrates zu Kamenz, der Bürgermeister zu Pvlrnttz und Ohorn behördlicherseits bestimmte Matt und enthüll Bekanntmachungen des Amtsgerichts Pulsnitz, sowie de» Finanz amt« -n Kamenz Mol, Heilung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlicher» Lonn- und Feiertage. L« B*qmgSpretk betrügt bei Abholung wöchentlich 5t> Rxf., Lei Lieferung frei Hass t» Npj. Postbezug monatlich 2M NN!. Li» Behinderung -er Lieferung rechtfertigt Mn« Anspruch «ms Rückzahlung de» DezugiprriscS. Hettnngeaukgad« für Abholer i4ßVch">—V Uhr nochv ittagS. Preise und Liachlahsütze bei Dirderbslnngen nach PreiskHte Nr. S — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmte« Nmuraern und an bestimmte« Platzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bi» vorn». 10 Uhr aufzngeben. — Verlag: Diohr 8- Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann «. Gebrüder Mohr. Hauptschriftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich für den Heimattetl, Sport u. Anzeigen Walter Hoffman«, PulSnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSnitz. — D. A. VI.: SefchäftLstelle: Nur Adolf» Hitler-Straffe 2 — Fernruf nur iÄI KW« ÄWnz md MWmj Zur Lage des Tages Herr Weygand hat ja so recht: Es ist die letzte Viertel stunde für Frankreich. 2a, nach der gestrigen Weltstunde vor dem Palazzo Venezia. Auf jeden Fall hat eine neue Zeit in Europa angefangen. Alle erkennen es. Nur Herr Reynaud er kennt und spürt nichts. Er vermag nur in Börsenkonjunkturen zu denken. Er glaubt immer noch, das große Weltschicksal mit Geschwätz betrügen zu können. Er macht aus der groffen Flucht, aus seiner „Schlacht um Frankreich" ganz wie der General Brecard im „2our" ein geniales „Rückzügsmanöver". Er macht sich die Weisheit des „Paris Soir". des „Oeuvre" und des „Journal" zu eigen, das; die Deutschen dieses ungeheuerliche Sie gen unmöglich noch lange aushatten können. Von dem groffen Verbündeten England erhält diese Regierung und Frankreich auf alle verzweifelten Hilferufe nur Variationen über das Thema „Jeder ist sich selbst der nächste". Allenfalls kommt von» „Daily Telegraph" der „Trost", daß das heftigst« Streben der Deutschen nach einer Entscheidung doch offenbar eine „verzweifelte Dringlichkeit" beweise, also ein Zeichen dasüi sei, wie fatal es um die Deutschen stehe. Aber die „Times" sagt rund heraus, was die anderen verhehlen möchten: „Frank reich in einer tödlichen, von Stunde zu Stunde sich verschärfen den Gefahr". Und in dieser Stunde erklärt das Italien Mussolinis diesem Frankreich und dem gerade in diesem Augenblick in Narvik mit Schmach. Schande und Schaden geschlagenen England den Krieg. Herr Reynaud kann das nicht verstehen. War das ianfte Frank reich nicht immer die große. gute lateinische Schwester Italiens? War es unter Schwestern nicht ganz gleich, wer Tunis besaß und das Mittelmeer beyerrichte? Alles französische und englische Echo der italienischen Kriegserklärung ist Angst Wut und Lüge. Held Reynaud, der vor ein paar Tagen nocb ausgerechnet die Tschechen zu Hilfe riet, ist mir den Ministerien aus Paris aus- gerisien. das er „nie zu verlassen" geichworen Harle Dre Emp- ftndung der Pariser angesickts dieser Fluchl der Verantwortlichen brinal ein offenbar nicht von Herrn Reynaud persönlich vorae- eyencr und besprochener „französischer Sender der nationalen Revolurion" zum Ausdruck, mit der mehr klaren als höflichen Erklärung, Reynaud. Mandel und Genossen „diese Vogel - che uch en". müßten gehen, wenn Frankreich gerettet werden soll. „Monsieur Reynaud, packen Sie sich, machen Sie, daß Sie lortkommen, bevor man Sie verjagt!... Soll wirklich Paris cin zweites Warschau werden?" Wenn es nach dem Londoner Rundfunk geht, ja. Er läßt einen „hervorragenden Franzosen" erklären, daß „wenn Hitler jemals den Versuch machen sollte. Paris zu nehmen, jedes Haus und jeder Stein verteidigt werden würde. Lieber würden die Pariser ihre an Kunstschätzen so reiche Stadt in Schutt und Asche legen und völlig vernichten, als sie dem Eindringling über lassen: „Leichen von deutschen Soldaten würden bald in groffen Hausen die Straffen von Paris bedecken". Also ein zweites Warschau? Ihr Allerkostbarstes freilich wollen Juden und Plutokraten doch vor diesem, den Parisern zugedachten Schicksal bewahren. Darum meldet das jüdische Havasbüro, die Regierung habe die Verlegung der Pariser Börse in die Provinz beschlossen. In dieser Lage blickt und horcht alles hinüber nach London. Pon dort aber kommt dünner Trost. „Die rasche und sinnlose Aktion des Duce", meint eine amtliche Erklärung des englischen Außenministeriums, „dürfte der Bevölkerung Frankreichs ja nicht überraschend gekommen sein". Uebrigens, so fügt eine Ver- rftentlichung des Londoner Informationsministeriums dem hinzu, „verfolgt das britische Volk mit tiefer Sympathie die Schlacht in Frankreich. Das SvmpatischKe dabei ist den Engländern osfenbar. daß es noch keine Schlacht in England ist. Aber nicht nur sein Ministerium als Körperschaft, auch-Herr Duff Cooper persönlich, diese „Musterausgabe eines Plutokrate n", wie Bernard Shaw ihn nannte, springt dem Franzosen mit Redensarten bei. Suchte er nickt eben erst, genau wie Herr Reynaud, die sagenhaften Tschechen des Herrn Benesch für sie auf die Beine zu bringen? Jetzt greift er im Londoner Rundiunk Heldenhaft den Duce an wegen seines „mit charakteri stischer Feigheit und Verräterei geführten Schlages, eines Schlages „gegen Italiens Erbkreunde". Der Eentlemen Duff Cooper beschimpft Italien wie ein Gassenbube. Das ist osfenbar alles, was er für Frankreich tun kann. Warum er schimpft, ist unerfindlich, falls er selber glaubt, was er sagt, daß nämlich dis ganze Wirkung von Italiens Kriegseintritt die sein müsse, daß noch „in dieser Nacht tvom Montag zum Dienstag) die Lücke in der Blockade geegn Deutschland geschlossen wird, über welche Deutschland in Italien noch verfügte: dadurch wird die Wirksamkeit der englischen Blockade auf Vas Enormste gestei gert werden." Warum also schimpfen, Herr Duff Cooper, über dre verbre cherische Handlungsweise eines gemeinen Mörders, statt sich über diesen „enormsten" Erfolg zu freuen. Der Duce übernimmt das Kommando Proklamation Viktor Emanuels III. an die italienische Wehrmacht AuS dem Operationsgebiet ha- dcr König und Kaiser Viktor En» anuel III. an die italienische Wehrmacht fol gende Prollamation gerichtet: „Als Oberhaupt aller Streitkräfte zu Lande, zu Wasser und in der Luft kehre ich wie vor 25 Jahren in eure Reihen zurück und folge damit meinem Gefühl und den Traditionen meines HauscS. Das Kommando der an allen Fronten operierenden Truppen übertrage ich dein Ches dcr Regierung, Duce des Faschismus und Ersten Marschall des Imperiums. Mein erster Gedanke gilt euch in dem Augenblick, da ihr, indem ihr die tiefe Liebe und die völlige Hingabe an das un^ stcrvlichc Vaterland mit mir teilt, euch anschickt, zusammen in i I dem verbündeten Deutschland neue schwierige Aufgaben im unerschütterlichen Vertrauen aus ihre Ucberwin- düng aus euch zu nehmen Soldaten zu Lande, zu Wasser und in dcr Luft, vereint mit euch wie nie zuvor, hin ich sicher, daß euer Mut und die Vaterlandsliebe des italienischen Volkes unseren ruhmreichen Wassen noch einmal den Sieg zu sichern vermögen." De» Sieg erringen! Tagesbefehl des Duce an die italienische Wehrmacht. Der Duce hat an die italienische Wehrmacht solgcnden Tagesbefehl gerichtet: „Durch Entscheid Seiner Majestät des Königs und Kaisers übernehme ich ab heute, ll Juni, das Kommando der an allen Fronten operierenden Truppen. Ich bestätige als meinen Ge- neralstabsches Marschall Pietro Badoglio,. Ich bestätige in -gccn --..inlcrn uuo a>s cym unterstellt Marschall Rodolfo Graziani ai-S GcncralstabSches des Heeres, Geschwader- admira! Dsmcnico Eavagnari als Gcneralstabschef der Marine und den Lustgeschwadergeneral Francesco Pricolo als Gencralstabschrf dcr Luftwaffe. Bon heute ab müssen Wassen und Herzen aus das Ziel gerichtet sein: den Sieg erringen. Es lebe der König!" * » BegMette Telegramme des Parlaments Dem Duce sind von Senat und Kammer begeisterte Tele gramme zugcgaugen, in denen dcr unbedingten Zuversicht des Volkes und seiner berufenen Vertretungen Ausdruck verliehen wird. EmWMche KrieMhiMg Die Beauftragung des Duce mit den- Kommando über die an allen Fronten operierenden Truppen wird von der gesam ten italienischen Presse stärkstens unterstrichen. Uebereinstim mend betonen die Blätter, dah der Duce so zum absoluten Führer über alle Streitkräfte wurde. Auf diese Weise werde die einheitliche und totalitäre Kriegführung vollauf gewähr leistet, gemäß dem faschistischen Stil, der der Stil des Sie ges ist. Im ganzen italienischen Imperium, in Albanien und in allen überseeischen Besitzungen kam es zu begeisterten Treuc- kundgevungen für den italienischen König und Kaiser und den Duce. Noch am Abend des entscheidenden Tages trat zum ersten Male die Verdunkelung in Kraft. Mit bewunderns werter Disziplin versolgt die Bevölkerung in den Städten die gesetzlichen Bestimmungen. Die. Ueberfee-Ausstellung in Neapel hat ihre Pforten geschlossen. Französische uns englische Straßenbezeichnungcn werden entfernt und durch italienifche ersetzt. Mit Begeisterung eil» das wehrfähige Italien zu den Waffen. Stolz erzählt man sich, daß auch der Außenminister Graf Ciano, der Generalsekretär der Partei, M u t i, und der Minister für Volkskultur und Propaganda, Pavol inj, und viele andere Männer des Staates als Offiziere und Soldaten in den Krieg gehen. Gras Ciano trägt die Uniform eines Fliegermajors. Seine Gattin, eine Tochter Mussolinis, hat sich als Rote-Kreuz-Schwester in ein Feldlazarett begeben. Werm GeWGenheit des ilattenWen Bolles lieber die politische Bedeutung der historischen Rede Mussolinis, die den Eintritt Italiens in den Krieg gegen die Pluiokratien an der Seite Deutschlands verkündete, schreibt der diplomatische Mitarbeiter des amtlichen italienischen Nachrich tenbüros Agenzia Stefani u. a.: „Die begeisterten Kundgebungen des Volkes, das die Rede seines Duce hörte, geben vor der Geschichte der eisernen Geschlossenheit des italienischen Volkes in diesem heute England und Frankreich erklärten Krieg die Weihe. Italien ist stets von den Westnmchten in seinem Aufstieg behindert und in seinem Leben beeinträchtigt worden. An Stelle der unbedingt notwendigen und unvermeidlichen Revision ist Ita lien mit Sanktionen bedroht und durch die Blockade behindert worhen. Mit vorteilhaften und gerechten Vorschlägen hatte Italien versucht, den neuen Zusammenstoß zu vermeide«, aber die plmokratischcn und reaktionären Mächte haben den Krieg gewollt: sic werden den totalen Krieg haben, den sie haben wollten. Mit der Entscheidung seines Eingreifens bleibt Italien seinen Verpslichtnngen treu und gehorcht damit zugleich seinem Geschick. Ein großes Volk kann sich nicht von dcr Geschichte fernhalten zu einem Zeitpunkt, in dem das neue Europa geschaffen wird. Der Kampf, dcr jetzt geführt wird, ist das Ringen zwi schen zwei Ideen, der gcschäftemachenden Idee und jener der Gerechtigkeit für alle Völker, es ist der Kampf zwi schen zwei Jahrhunderten, jenem, das vergeht, und jenem, das im Auscrstchen ist. Die neuen Kräfte werden siegen. König und Kaiser Viktor Emanuel, tn den der Führer anläßlich des Kriegseintritts Italiens sin Telegramm richtete, in dem er auf die unauslöschlich« Wassenbrüderschaft der großen Völker Italiens und Deutsch lands hinwics, die durch gemeinsamen Kampf und Sieg der Well den Frieden erkämpfen werden. — Weltbild (M).