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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Dt-tt Zeitung erschein, tätlich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich ölt Rpf., bei Lieferung frei Hau» ös Np«. Postbezug monatlicb L.öb RM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt keinen Anspruch auf Rückzahlung de» BezugepreiscS. Zettungsauegab» für Abholer tüglich S—6 Uhr nackm ittagS. il reise und Rvchlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. S — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmte« Nummern und au bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den ErschetnungStagen bis oorm. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr K Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschristleiter: Walter Diohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich für den Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSnitz. — D. A. Vl.: /-r. Geschäftsstelle: Nur Adolf. Hitler-Straße 2 — Fernruf nur 551 Der Pulsnitzer Dnzeixer ist kas zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Landrates zu Kamenz, der Bürgermeister zu Pulsnitz und Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Pulsnitz, sowie des Finanz amtes z« Kamenz Nr. 107 Donnerstag, den 9. Mai 1940 92. Jahrgang „Ihr habt zu lange hier Scharfe Kritik an der Chamberlain-Churchill-Regierung Der englische Abgeordnete Amerv hat seine Rede im Un- ierhans. die eine scharse Kritik der englischen Regierung dar- stellt, mit einem Wort geschlossen, das Cromwell an das sm »enannlc „lange Parlament" gerichtet hatte: —„Ihr habt zu lange hier gesessen, um etwas Gutes tun I» können. Geht, sage ich. wir sind fertig mit Euch. In Got- ies Namen geht!" Es ist dies eine harte aber bezeichnende Kritik an Cham berlain — und wir können sie nur unterstreichen, indem wir ie gegen alle die kriegshetzerischen Elemente gerichtet sehen'. Allerorten stoßen wir auf solche Kritik. Die Rede von Lhamberlain Hal einen ausgesprochen schlechten Ein druck gemacht und das Gegenteil ihres Zweckes erreicht nämlich das englische Prestige noch weiter herabgesetzt. Eines müden Manes Rede", sogt die Osloer „Morgenposten", Und sie findet es skandalös, wie Chamberlain in einer unverfro renen Art die englischen Soldaten herauszustreichen suchte — ebne jedoch damit Eindruck zu machen. „Tidens Tegn" stellt ier von Chamberlain gepriesenen „strahlenden Tapferkeit" die Tatsachen gegenüber, welche lediglich von einer „panikartigen fflucbi" der Engländer berichteten. Auch in Schweder spricht man von einer schwachen Kcrteidigungsrevc und beachtet wird die Acutzcrung Cham berlains über die schwedische Haltung, die von einem deut- lieb drohenden Unterton begleitet gewesen sei ..Stockholms Tidningcn" schreibt, man habe in Schweden die Tatsachen festgehalten, daß die britische Erpcdition zur Hilse Norwegens mißglückt sei und daß die Stärke der britischen Weltmacht nicht ausgerciebt habe, den deutschen Wassen zu jtegeoncn Und zu seinen Versuchen, das Unternehmen in Norwegen zu bagatellisieren, stellt das Blatt fest, Chamberlain dürfe sich nicht wundern, daß seine Erklärungen unter den Neutralen die Ansicht bestärke, daß es tciel sei, sein Ver trauen auf eine Großmacht — nämlich England — zu setzen. „Gewogen und zu leicht befunden" „Chamberlain gewogen und zu leicht befunden", schreibt das iinnische Blatt „Hufvudstaasbladet". Man erwarte einen Regierungswechsel nach Pfingsten. Auch der Londoner Kor» respondcnt der „Neuen Züricher Zeitung" nennt den Rechtsern iigungsversuch wenig überzeugend. Der Korrespondent deutet «n, dnß die Krisenstimmung, die in England besteht, nicht nur parlamentarischer Ari sei. Wie in der Schweiz, so wird auch in Holland vermerkt, paß Chamberlain einen sehr nervösen und gedrückten Ein druck aemachl habe. Wir finden diese Feststellung im „Nieuwe Rotterdamsche Courant" und im „Telegraas", dessen Korre spondent feststellt, daß die Angriffe aus die Regierungspol- iik Chamberlain anscheinend schwer getroffen hätten. Man habe sich den Eindruck von Unfähigkeit nicht ent liehen können. Allgemein herrsche der Eindruck, daß der Pre mierminister eine schwache Rede gehalten habe. Tumulte wie noch nie im Unterhaus In den holländischen Stimmen war bereits vermerkt war ten, daß die Zwischenrufe im Unterhaus oft so stark wurden, »aß Chamberlain seine Rede unterbrechen und sich setzen mußte. Die stürmischen Kundgebungen sieht man in Italien als fymp- lomatischer an als die Rede selbst. Die Blätter unterstreichen die Lärmszenen und weisen auf Ue Feindseligkeiten und das Mißtrauen hin. die Chamberlain picht nur bei der Opposition entgegcngebracht worden seien. Der Londoner Vertreter des „Popolo di Roma" schreibt, die tlnkündigung der schweren Schläge, die Englands Heer und pkarine erlitten hätten, habe viel mehr Tumulte ausgelöst, wie man sie im britischen Parlament noch nicht erlebt habe. An finer Stelle seiner „ehrenwerten" Rede habe Chamberlain auch fas Argument des „gefährdeten Vaterlandes"gebraucht. Worte, sie gerade aus Chamberlains Mund mehr als unangebracht »scheinen, denn er habe das ganze Unglück ungerichtet und wolle das britische Volk ermahnen, daß es von schweren und töd lichen Gefahren bedroht sei. Die „Sitzung der zwecklosen Buße" sei ohne eine Abstimmung abgeschlossen worden, was für eng lische Verhältnisse besage, daß die Regierung eincnschweren Schlag erlitten habe. Diese Aeußerung deckt sich mit den Angaben der „Times", me zugeben muß. daß die Rede weder die Opposition noch die »ktiveren Kritiker auf den Regierungsbänken befriedigt habe. Has Blatt mahnt zur Wachsamkeit. Nie in seiner Geschichte — nicht einmal vor 25 Jahren — habe England vor einer ähnlichen Bedrohung gestanden. — Das Vaterland ist in Eesahr, sagte Chamberlain. Chamberlains Rede — eine Todesanzeige Einen Rücktritt Chamberlains hält „Dailv Herald" für möglich. Die Rede sei als Todesanzeige bezeichnet worden Chamberlains Ansehen sei völlig abgcsunken. Chamberlains Selbstgefälligkeit, seine Entschlutzlosigkeit, sein völliges Ver sagen, die Stärke und Geschicklichkeit seiner Gegner richtic einzuschätzen, all das seien Eigenschaften, die selbst angesichts des Sieges noch zu einer Niederlage führen könnten. Und England sei weit, lehr weit vom Sieac ciilferut. „News Chronicle" ist ebenso unbefriedigt, und „Dailr Mail" faßt ihren Leitartikel in den Worten zusammen, das Englands Position nur durch eine Regierung gebessert wer den könne, die sich verpflichte, den Krieg mit nnbarmhcrzi gcr Energie und nie fehlender Voraussicht zu Führen. Der politische Korrespondent des „Daily Expreß" schreib u a - daß im Unterhaus gestern allgemein das Gesühl ge herrscht habe, daß die Debatte das Ansehen der Negierung schwer geschädigt habe. Daß Chamberlains Aktien stark gefallen find, lassen weiter die Stimmen aus Madrid und Bukarest ebenso erkennen wie aus Kopenhagen und Athen, ja sogar ans Chile. gesessen!" — Selbst in England Schauspiel englischer militärischer Unfähigkeit „Plain Dealer", Newyork, prangert unter der Schlag zeile „Freunde werden im Stiche gelassen" Englands Ver halten im Falle Norwegen Fcharf an. Dadurch, daß die Eng länder Norwegen seinem Schicksal überließen, hätten sie, so schreibt das Blatt, ein großes Stück getan, um sich die Welr- meinung zu verscherzen. Solch ein Schauspiel militärischer Unfähigkeit müsse ja die, die gern Englands F-eunve sein möchten, verscheuchen. Der Mann der Straße wisse jetzt, daß „Chamberlain ein Fachmann für die Kunst ist, Niederlagen der Welt plansibel zu machen." In einem anderen Artikel sagt „Plain Dealer": „In diesen militärischen Rückzugsoperationen der Engländer fin det man wenig, was man wirklich rühmen könnte, obwohl Chamberlain sich bewogen fühle, es zu tun. Der Tagesbefehl don Oberst Goetz, des norwegischen Befehlshabers im Dront- heimer Gebiet, berichte mit das Schändlichste, was man in der militärischen Geschichte gehört hat. Er wird im Haag, in Brüssel, Belgrad, Bukarest oder Ankara nicht ungchört oer- hallen. Es ist leicht möglich, daß die Weltmächte mehr ver loren haben als nur Norwegen." „Ein müder Mann!" Weitere Stimmen zur Chamberlain-Nede - DND. Brüssel, 9. 5. Die Erklärung Chamberlains im Unterhaus hat das Ansehen Englands in Belgien nicht gerade gestärkt. Die belgischen Blätter heben besonders auch die Angriffe hervor, denen die englische Regierung im Parlament ausgesetzt war. Die „Libre Belgique" erinnert daran, daß die britische Regierung im April mit großen Posaunen tönen angekündigt habe, daß England die deutsche Aktion in Norwegen mit einer blitzartigen Gegenaktion beantworte. Churchill selbst habe damals erklärt, daß alle deutschen Schiffe in Len norwegischen Gewässern versenkt würden. Die Pressier Ler Westmächte habe die optimistischen Voraussagen gemacht. Man könne daher nicht erstaunt sein, daß die öffentliche Mei nung sowohl bei Len Westmächten wie bei den Neutralen einen heftigen Schlag erhalten habe. Chamberlain habe diese Nieder lage offen zugeben müssen. Der Schlag sei umso härter, als es das erstemal gewesen sei, daß die Westmächte ein Unternehmen Deutschlands beantwortet hätten. Jedermann habe geglaubt, Laß Lie Erfolgreihe Hitlers zu Ende sei. Die Ereignisse hätten das Gegenteil bewiesen. Die englisch-französische Expedition fer von der mächtigen Kriegsmaschine Deutschlands hinweg gefegt worden. Besonders wichtig sei es, daß die letzten Ereig nisse nicht nur die Ueberlegenheit der deutschen Landstreitkräfie, sondern auch die Unterlegenheit der britischen Mariire gegen über der deutschen Luftwafse bewiesen hätten. Zum erstenmal seit Jahrhunderten gehe ein Wind der Unruhe iber die britischen Inseln. „Echo de la Bourse" schreibt, Lie gestrige Aussprache im Unterhaus habe die Unruhe gezeigt, die durch die Nieder lage der Westmächte in England entstanden sei. Nicht nur die Abgeordneten, sondern Chamberlain selbst habe den Prestige- verlusk Englands zugcben müssen. Die Unterhausaussprache habe die Mängel der Organisation im englischen Verwaltungs- und Militärapparat unterstrichen. Der „Pen p le" schreibt, die englische Regierung sei von den Abgeordneten einer unbarmherzigen Kritik unterzogen worden. DAB Bern, 9. 5. Der „Corriere del Ticino" bemerkt zu Ler Chamberlain-Rede: „Der Premierminister macht tatsächlich den Eindruck eines müden Maunes, der schmerzhaft l Las tragische Gesicht Ler Kriegsvcrantworttichkeit mit sich I herumschleppt und allzu schnell aus seinen Illusionen in mut- I lose Niedergeschlagenheit verfällt." Dänische Sorgen und Aufgaben Cxportbedingte agrarische Veredelungswirtschaft — Das Futtermittelproblem Krisen von Englands Gnaden Als Deutschlands den Schutz Dänemarks übernahm, stand Lie Dänische Landwirtschaft gerade im Schatten Ler enttäuschen- Len Handelsvertragsverhandlungen mit Großbritannien, die nach einer Feststellung Ler Zeitung „ Fädrelandet" in Ler Praxis den Ruin der hochentwickelten und völlig von einer reibungslosen Ausfuhr zu guten Preisen abhängigen agra rischen Deredelungswirtschaft bedeuteten. Die weitgebende Ausrichtung des dänischen Agrarexportes auf die Wünsche der Londoner City war wieder einmal zu unerhörten Preis- drückereien ausgenützt worden, zu denen diesmal als Folge erscheinung des Krieges eine erhebliche Herabsetzung den Lieserungsquoten hinzukam. Lim einige Beispiele zu nennen: Der Butterpreis wurde durch die Treuen Vereinbarungen, Lie aus Lem März dieses Jahres datierten, ungeachtet dep Pfundwertung von 116 auf 98 Schilling herabgesetzt, Lie wöchentlichen Speckbezüge .auf ein Drittel der FriedeaSliL- ferungen gedrosselt, die Butterlieserungen von 103 000 Tonnen auf 78 000 Tonnen jährlich verringert. Insgesamt bedeutete der neue englisch-dänische Handelsvertrag einen jährlichen Ein kommensverlust von 250 Millionen Kronen für Dänemark, bei einem durchschnittlichen Jahresumsatz mit Großbritannien von 720 Millionen Kronen. Pinter Liesen Umständen sieht das Land und vor allem seine Landwirtschaft mit größtem Interesse der bereits in vollem Gange befindlichen Umstellung auf d-n großdeutschem Markt entgegen. Man setzt große Hoffnungen auf eine Kon solidierung und Erweiterung der Handelsbeziehungen mit dem Reich, die auch bisher schon 24 Prozent der dänischen Gesamt einfuhr und 19 Prozent der Gesamtaussuhr bestritten hatten. Die Verhandlungen der deutschen Handelsdelegation, die unter Führung von Ministerialdirektor Dr. Walther steht, gehen von einem beide Seiten befriedigenden Ausgleich der In teressen aus, der ein Zusammenspiel aus lange Sicht und unter den günstigst erreichbaren Produktions-, Lieserungs- und Preisverhältnissen erstrebt. Am einfachsten ist die Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Absatzes zu regeln. Obwohl Dänemark und Deutschland sich wirtschaftlich ergänzen, so bleiben doch einige Restprobleme zu lösen, die nicht so ohne weiteres übers Knie zu brechen sind. Die agrarische Deredelungsw-irtschast Dänemarks ist nämlich auf Kosten einer sehr weitgehenden Futtermfttelabhäagigkeit aus ihren heutigen Leistungsstand gebracht worden. Nicht nur der Cxportmarkt selbst, sondern auch die Schlüsselstellung der !Futtermittellieserungen war in erstaunlich hohem Umfang in