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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Dir»» ^»itnng erschein» täglich mit Rl»Kn«hm« der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der B«zugdpr<iS betrüg» bei Abholung Mnchentlich SV Rps-, bei Lieferung frei Hous !»S P^tbeMg monatlich 2.V0 NM- Tie Behinderung der Lieferung rechtfertigt lein« Anspruch ans Rückzahlung de« Bezugspreises. Zeitungsausgabe jür Abholer »ügiich S—« Uhr nachwittapS. Preis« und Rachlaßsiitze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. S — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen find an den Erscheinungetagen bis Bam». 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr K Hoffmam,. Druck: Karl Haffmaa« n. Gebrüder Mohr. Hauptschristleiter: Walter Mohr, PnlSnitz; Stell».: Walter Hoffmann, PnWßitz. Verantwortlich für den Heimatteil, Sp»rt u. Anzeigen Waller Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mahr, PukSaitz. — D. A. Vl.: 280». Geschäftsstelle: Nur Addlf. Hitler . Straße 2 — Fernrnf nur k»1 Der Pulsnitzer Anzeiger ist ras znr Veröffentlichung rer orntliche« Bekanntmachungen des Landrates zu Kamenz, der Bürgermeister zu Pulsnitz und Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Pulsnitz, sowie des Finanz amtes zu Kamenz Nr 46 Arettaq, den 23. Februar 1940 92. Jahrgang, Nordeuropa in Sorge Gewitter über Skandinavien — Der Norden in Gefahr Eine tiefe Erregung und Sorge hat sich der nordenropäischev Rationen bemächtigt. Sie fühlen seit dem englischen Vorgehr'.' gegen Norwegen mehr denn je, wie sehr sie zum Spielball her- «bgedrückt sind, der von den haushohen Wellen des großen poli tischen Geschehens dieser Tage hilflos getrieben wird. Fast noch mehr als der Rechtsbruch im Iössingfjord beunruhigt sie die Ankündigung der Westmächte, diesen Vorfall als Präzedenzfall anzusehen, zunächst Norwegen und darüberhiuaus den gesamten nordischen Neutralen eine der englischen Seemacht genehmen Auslegung des Neutralitätsbcgrisfes aufzuzwingen. Der Sturm kauf der Westmächte gegen die norwegischen Hoheitsgewässer gibt ihnen Men Vorgeschmack dessen, was sie unter Umständen erwartet. Hinzu kommt der Erfolg der russischen Of° ensive gegen Finnlau d, mit dem diese Staaten stark tyinpathisieren und der die Westmächte zur Eile antreibt, in der Ueberzeugung, den Moinent zu verpassen, tim im russisch-finni- ßchcn Konflikt die Kriegsgefahr im Norden doch noch zu ent zünden. Die aufsehenerregende Ermahnung des schwedischen Königs Gustav zur Unterstützung der Nichteinmischung in Finn land, beleuchtet den ganzen Ernst der Situation. So sind die Äugen der nordischen Völker erwartungsvoll auf die kommend? Konferenz ihrer Außenminister ge-ichtet, "von der sie eine Auf hellung des düsteren Horizontes erhoffen. Man könnte bis zu einem gewissen Grade eine Parallel? zwischen der jüngsten Balkanbnndkonferenz in Belgrad und der bevorstehenden Außenministerkonferenz der nor dischen Staaten ziehen. In beiden Fällen steht die Ab grenzung der kriegerischen Gebiete als wichtigster Punkt auf der Tagesordnung. Allein es läßt sich nicht verkennen, die Situa tion Skandinaviens ist ernster als die des Balkans. Der finnisch-- russische Konflikt bietet den Kriegstreibern im Westen noch bessere Einflußmöglichkeiten als das rumänische Ocl oder das Bündnis mit der Türkei. Im Norden fehlt außerdem der stabilisierende Faktor einer Macht wie Italien, an deren Ent schlossenheit die Pfeile aus Paris und London gegen den Süd osten wirkungslos abprallen. Der letzte Kriegsrai in Pariich der nach der Absage des Balkanbundes an die westlichen Kriegs- au^nreitungsplänen tagte, hat den Mißerfolg in Belgrad gewiß nicht vergessen, als er eine Aktivierung feiner uordeurppäischen Pläne und seiner Einmischung in Finnland beschloß. Der FaN „Lossack" wird deshalb in Skandinavien mit Recht als erster Schlag, als Folge der Pariser Kriegsrat-Entscheidungen gedeu tet dem. weitere und ernstere Attentate auf ihre Neutrali tät folgen können. Die bisherige Reaktion in den kleinen neutralen Staaten hat die Westmächte stets z» weiteren Uehergrisfen ermuntert, denn papierene Proteste werden in London und Paris seit Kriegs beginn summarisch in den Papierkorb geworfen. Auch die Re aktion auf den „Lossack"-Fall hat Herr Halifax mir unverschäm ten Drohungen und Repressalien beantwortet. Norrvegens- Außenminister und init ihm zahlreiche nordische Pressestimmcn be klagen in diesem Zusammenhang die eigene Machtlosigkeit, die" sie dazu zwang, das Piralentum zu dulven. Aber mit eincx solchen Klage läßt sich die Gefahr nicht abwenven und dir Wcstmächtc s ind imstande, die Preisgabe der nordischen Neutrali tät mit gleichen Mittel» anzustreben wie die Preisgabe der „Altmark". Was die Verletzung der neutralen Pflichten zu gunsten der Westmächtc aber bedeutet, hat König Gustav erst av Finnland-Beispiel erläutert. Weder dort im Osten noch iw Westen Skandinaviens genügen Lippenbekenntnisse und selbst guter Wille zur Wahrung der Neutralität und damit des Frie dens Nur 'wenn dieser Einsicht tatkräftige Einschlüsse ent sprechen, wird cs für (Skandinavien nicht zu spät fein. Plünderer auf allen Meeren Die „jungfräuliche" Königin als stille Teilhaberin britischer Piratenzüge Mit dein frechen Uebcrsall auf die „Altmarl" hat England eine Tradition fortgesetzt, die noch niemals in seiner Geschichte erloschen ist. Seeräuberei und Sklavenhandel standen am An fang der Eroberung eines großen Teils der Erdoberfläche Lurch Großbritannien. Daher auch hat England immer wie der Seeräuber, Sklavenhändler und Silberschiffdiebc gefeiert und seine Kriegsschiffe nach diesen Kreaturen benannt. Die englische Seeräuberiradition führt uns weit in die Vergangenheit zurück. So sei hier nur daran erinnert, daß «bereits im Jahre 1402 sich Engländer mitte»» im Frieden zweier livländischen Schiffe bemächtigten und dabei nicht weniger als 28 Kalisleute und mehr als lOO Matrosen er- «nordeten. Auch der Graf Richard von Wartvick, seinerzeit Oberbefehlshaber der britischen Flotte. schämte sich nicht, am 129. Mai 1458 wie ein gewöhnlicher Bandit eine spanische Flotte, die friedliche ihres Weges nach Flandern zog. anzn- fallen und zu berauben. Mit besonderer Vorliebe kaperten die Engländer, die bereits in den nordischen Sagas als „Lied des Meeres" Harakterlsiell wurden, die Kaufsahrteischifse der Deutschen »pansa, die von der norwegischen Stadt Bergen nach Island gingen. So trugen die englischen Seeräuber dazu bei, die norwegischen Kolonien Island und Grönland dem norwegi schen Kulturkreis zu cntfremdcu. Die englischen Könige begünstigten wiederholt die Seeräuber, vor allem aber gilt das von der „jungsräulichen" Königin Elisabeth, die geradezu «nii den Piraten Halbpart »nachte. Im Jahre >598 ließ diese habgierige Königin Englands das hanseatische Handelskontor in London, den sogenannten „Stahlhos", plündern und schließen. Einer der Günstlinge der Königin Elisabeth, George Hlsjsord, Gras von Cumverland, hat nickt »veniger als zwöls «apcrfahrien ausgerüstet. Besonders wild ging es im Jahre LdÄl bei dem Raub des portugiesischen Schisses „Madre Dios" (Gottesmutter) zu. Au Beginn dieses Unternehmens ließ der Kapitän des vordersten englischen SchifseS zunächst ein Fatz Wein für einen kräftigen Umtrunk hcranrollen. Daun kniete die Mann ,mn,i nirocr, uno nacy oem Mvei sturzrc fug auco unier wüsten, Gehen! aus die portugiesische „Gottesmutter". Uebe» Berge von Leichen und über zerschmetterte Rahen und zer setzte Segel hinweg drangen die Engländer in die Ladclnken ein, „um", wie es in eine»« zeitgenössischen Bericht heißt, „zu scheu, was Gott ihnen beschert hatte". Mit Kisten von Gold, Perlen und Edelsteinen als Beute traten die englischen See räuber sodann die Weiterfahrt an. Eine andere Kaper,sah« brachte Clifford und seinem Anhang die stattliche Summe von sieben Millionen Dukaten ein Wie lohnend auch sonst diese Raubzüge gewesen sein müssen, kann man daraus eninehmen, daß Clifford dank feines Aufwandes einmal mit dem König (Jakob I.) verwechselt wnrde. Gleichfalls ein Kompagnon der Königin Elisabeth war der berüchtigte Sklavenhändler John Hawkins, der l562 mit seinem Schiss „Jesus" nach Westafrika kam und dort eine Serie von Mord- und Raubzügen größten Stiles antrat. In Anerkennung dieser „Verdienste" ließ Elisabeth John Hawkins nach zehnjährigem Wirken zum Ritter schlage»! Aus dem Tagebuch eines Seeräubers Ein Zeitgenosse dieser Piraten war der berüchtigte „Admi- ril" Drake. Von einem Teilnehmer dieser Plünderfahrten, die den Grund zu dem britische»» Reichtum legten, existiert ein Tagebuch, das während der Brandschatzung Südamerikas geschrieben worden ist. Fast jede Seite dieses Tagebuches be richtet von Plünderung. Raub und Mord. Darin heißt es u a., daß Drake mit seinen Räuber»» am Strand von Turapaca einen schlafenden Spanier nm 13 Silberbarren im Werte von 400 Dukaten erleichtert Hal. Kurze Zeit später habe man in Arica drei Segelbarken gesichtet und vollkommen ausgeplündert. Aus der Fahrt nach Lima habe Drake aber mals eine Barke gesichte« nnd davon mitgenommen, „was ihm beliebte" In Lima hätten zwöls Schisse und Segelbarkcn vor Anker gelegen, die an keine Gefahr gedacht l-ätten, weil sie bisher niemals durch irgendeinen Feind beunruhigt worden feien. Als dann die Engländer da waren, „sing derlei", so heißt eS in dein Bericht, „für sie an, den» unser Admiral vlündvfle. was ,ym nur gefiel". Geraubt wurden Seide, feinstes L»n ncn und vor alten» wiederum ^Silber. Ans den weiteren Plünderfahrtcn wurden immer wie der verschiedensten Schiffen Gold und Edelsteine, Leinchand nnd Geschirr sowie Seide weggenommen. Einmal raubten die Engländer sogar mitten aus einein Prozeß heraus Nickster Ossiziere und Arrestanten Das „Schönste" aber war nach ye» Tagebuch dieses Seeräubers der Uebcrsall aus ein Schiff namens „Caaasuego". das mit einem großen Schatz nnwr Wegs war. Drake hatte in seiner Begier, dieses, Schiss zu plündern, dem, der als erster die „Cagasnego" sichtete, seine goldene Halskette versprochen. Als das Schiss dann -ans wuchle. wnrde es mit Kanonenschüssen „begrüßt" und dernr. bedrängt, daß cs rasch die Segel streichen mußte. Erbeute' wurden unermeßliche Schätze, Geschmeide, Edelsteine von gro ßem Wert, ganze Truhen mi« Silberealen, 50 Pfund reinen Goldes und 15 Tonnen Silberbarren So plünderten die Engländer zu alle« Zeile», uu» ans allen Meere n Und wie hcntc, hatten die Engländer auch schon vor vwlcn Jahrhunderten in der einen Hand das Gebetbuch und in der anderen den M ö r d c r d o I ch. Erwähnt sei hierbei noch, daß die Engländer bei der Bombar dierung und Ausplünderung Kopenhagens im Jahre 1807 gar das Kommunionsgerät der dänifchcn Flotte mitgcnömmen baden! Neue Front nach dem AUSzug der Finnen Durch den Rückzug der Finnen auf eine weiter nö»d- Uch gelegene Verteidigungslinie ist die gesamte Front auf d« Karelischen Landenge in lebhafte Bewegung gekom men. Die russischen Truppen stehen nunmehr vor den neue« finnischen Stellungen, über deren Lage sinnischerleits noch nichts mitgeteilt wurde. — Die letzten russischen Lustangrisfe wäre» äußerst lebhaft und wurden von starken Geschwadern durchae- fübrt. In unmittelbarer Nähe von Helsinki kam es zu Luft- kämpfen zwischen sinnlichen Jägern und russischen Bomber«. .Russische Jäger griffen finniscke Flakstellungen im Tiefflug a». In Erankulla. zwanzig Kilometer von Helsinki, wurden Ke einer Einslußzone entlang der Bahnlinie nicht weniger als 140 russische Maschinen gesichtet Im Laufe des Tages sollen dreißig Plätze angegriffen worden sein. Am Mittwoch wurde die am frühen Morgen einsetzende russische Flugtiittgkett später durch Schneestürme unterbunden. * ' Der sinniscke Heeresbericht vom 21. geb,»»« berichtet von vergeolichen russischen Angriffen an mekreren Stellen zwischen dem Finnischen Meerbusen und Muolann--»är« sowie bei'Taipale. In Richtung auf Kuhmo sei es gelunge», den Vormarsch russischer Hilsstruppen über die Grenze M ver hindern. An den anderen Frontabschnitten habe Patrouilke»- und Artillerietätiqkeit geherrscht; weiter wird von Auskldrunas- und Angrisssslügen sowie heftigen Lujtkämpsen der finnische« Luftwaffe berichtet. Die Tätigkeit der Sowjetlustwafse ser an der Südküste und in Siidweit-Finnland besonders lebhaft gewe sen, verschiedene Orte seien mehrsach angegriffen worden Fin- nischerseits wird die Zurückweisung von Angriffen und der Abschuß mehrer russischer Flugzeuge gemeldet. „Amertta mutz aus dem Krieg herausbleiben!" Aus einer Feierstunde der demokratischen Partei von USA aus Anlaß der Wiederkehr des Geburtstages von Geor.« Washington sprach Kriegsministcr Woodring in Topcta »Kan- sas) Er ging dabei auch aus den Europakrieg ein und e»> Ilärte daß Amerika Frieden halten müsse. „Wir können und wir müssen nns aus dem Krieg heraushalten. Ich weiß, dab der Präsident der Vereinigten Staaten den Krieg nm itd« Faser seiner Seele haßt und ich weiß, er ist entsckloficn. da hin zu wirke«, daß kein amerikanisches Blu« aus Europss Schlachtfeldern vergossen werde. Unsere Politik geht in erst» Linie dahin, Amerika den Frieden zu erhalten. Wir mdftew zwar einerseits einen gewissen vorübergehenden Gewinn ans Krtegsaufträgen erzielen, wir wissen aber auch aus bitterer Erfahrung, daß ein aus Krieg ausgebauter Wohlstand ohne Bestand ist. Amerika muß daher aus dem Krieg herausbiciben und sich die Demokratie erhalten.'