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Z Wocheu^lati »obei ^wii für LPulsnitz,Wittgsbrück, Rasteberg,AM'lmnf,ZlmritzburgundUmMgenü eur. L8^O Sonnabend, den 29. Januar ra« ni- !ekei chst anl Pulsnitz, 28. Januar. In der am 26. Januar d. I. abgehaltenen Sitzung des hiesigen Gewerbevereius, welche wiederum sehr zahlreich be sucht war, wurden zunächst die in voriger Sitzung beschlossenen, inzwischen vom Vorstande abgelassenen beiden Petitionen um Beibehaltung der Jahr märkte und um Herstellung einer fiskalischen Straßenverbindung zwischen Pulönitz uud Bischofswerda vorgelesen. Den größten Theil dieses Ver- einsabenvö füllten die Vorarbeiten und Beratungen zu Begründung einer hiesigen Fortbildungsschule aus. Letztere gründeten sich auf einen vom Vorstände vorgelegten Entwurf der Grundzüge zur Errichtung eines solchen Institutes. Die ebenso eifrige als vielseitige Betheiligung an der Debatte bekundete das lebhafte und allgemeine Interesse, welches der hiesige Ge werbeverein diesem Bedürfnisse der Zeit zuwendet, und läßt die hieran geschlossene, glückliche Wahl der Mitglieder einer Prüfungs-Commission das Beste für das Gedeihen dieses Unternehmens hoffen. Eine vom Vorstande vorgeleseue uud ebenfalls bereits abgelassene Petition an die hohe Stände-Versammlung bezüglich des Anschlusses der in bester Aus sicht stehenden südlausitzer Bahnlinie von Sohland über Neustadt uud Stolpen nach Pirna an die Radeberg-Kamenzer Bahn erhielt vom Ver ein nachträgliche Genehmigung unter allgemeiner Zustimmung. — Der Fragekasten bot zum Schluß mehrfache Gelegenheit, die örtlichen Interessen in theilS ernster, theils humoristischer Weise zu besprechen. — Im berechtigten Interesse des Publikums hat das Direktorium der landsländischen Bank in Bautzen beschlossen, den Präclusivtermin für Einlösung resp. Umtausch der Fünf-Thalernoten und der Banknoten zu zehn Thaler v. I. 186l bis zum 30. Juni 1870 zu verlängern. Um- getauscht können sie werden in Dresden bei Schie, in Leipzig bei der Creditanstalt uno in Bantzen bei der Casse der Bank; an letzterer Stelle erfolgt auch die Einlösung in Silber, vor wie nach. Dresden, 22. Ian. Die 1. Kammer ist in ihrer heutigen Sitzung nach sehr langer und heißer Debatte dem von der 2. Kammer bereits an genommenen AbrüstungSantrage entgegen den Vorschlägen der Majorität ihrer Deputation mit 24 gegen 21 Stimmen beigetreten. Die Negier- ungScommissare, der Kriegöminister v. Fabrice und der Minister v. Friesen sprachen sich bestimmt gegen den Mayschen Antrag aus. — Gegen den Wiederaufbau des Hoftheaters auf der alten Stelle spricht sick auch im „Dr. Iourn." Prof. Iulius Hübner wegen der Feuer- !s, i —— - erscheint es doch als ein mächtiger Unterschied, ob ein Bischof seine Stimme abgiebt, der nur wenige hundert Seelen, oder einer, der viele Hunderttausende vertritt. Die 700,000 Kotholiken des Kirchenstaatsrestes sind durch 62 Bischöfe vertreten, die in allen Deputationen (oder Com missionen) zu finden sind, während der in keine einzige Deputation ge wählte Bischof von Breslau eine Million und siebenhunderttausend kirch liche Pflegebefohlene, der Bischof von Köln fast l,500,000, der von Cam- brai in Frankreich 1,250,000, der von Paris 2,000,000 unter sich hat. Aus Neapel und Sicilien sind 68 Bischöfe vorhanden. Ist eS da den deutschen Bischöfen zu verargen, wenn sie eine Berücksichtung dieser That- sache verlangen, im entgegengesetzten Falte aber wirklich abzureisen ent schlossen wären? Das allgemeine Concil wäre dann freilich kein allge meines mehr. Dem Unfehlbarkeits-Glaubensartikel, welchen die Jesuiten in die katholische Lehre bringen wollen, hat der berühmte Prof. Döllinger in München einen schweren Schlag beigebracht. Und wohl der katholi schen Christenheit, wenn es nicht zur Unfehlbarkeitserklärung kommt. Mit Recht sagt eine Zeitung: Vergötterungen sind in Rom nichts Neues; aber bei den altrömischen Kaisern wartete man wenigstens, bis sie todt waren, ehe sie unter die Götter versetzt wurden. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden uns der städtischen Dehörden zu Pulsnitz und Königsbrück. ZweimldzwanMster Jahrgang. "Dieses Blatt erscheint Mittwochs und Sonnabends und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. Abonnementspreis: Vierteljährlich 10 Ngr. serate, welche in Königsbrück bei Herrn Kaufmann Moritz Tschersich angenommen werden, sind in Pulsnitz bis Montags und Donnerstags Abend einzusenden. Inserate werden nur bis Dienstags und Freitags früh 8 Uhr in Pulsnitz angenommen und mit 8 Pf. für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet. hiet Es wäre kein Wunder, wen» ängstliche Gemüther sich zu der Be fürchtung hinreißeu ließen, es müsse in Paris heute eher, als morgen, erh eine neue furchtbare Revolution auebrechcn. Und allerdings wird dort auf den Straßen, in Volksversammlungen, in den Zeitungen, selbst auf der Rednerbühne im gesetzgebenden Körper von den Männern der äußer- lv sten Linken eine Sprache geführt, die derjenigen gleicht, welche in den blutdürstigsten Zeiten der ersten französischen Revolution gäng und gebe '' war. Rochefott und seine Anhänger verhandeln in ihren Zeitungen über die Frage, ob und wann losgeschlagen und die Familie Bonaparte ver jagt werden solle, so unumwunden und frei, als ob es sich um das Arrangement eines Balles oder eines Concertcö Hankle. Nun kann aber L doch wohl leine Regierung irgend eines Staates in der Welt es dulden, daß fort und fort zum gewaltsamen Umsturz der Staatsvcrfassung aus- l-e gefordert wird, und so hat denn auch das Ministerium Ollivier vom ge setzgebenden Körper mit der Ungeheuern Mehrheit von 222 Stimmen gegen 34 die Genehmigung erlangt, Rochefort, den Abgeordneten deS ersten Bezirks von Paris, gerichtlich zu verfolgen. Außer ihm sind noch > zwei seiner Gesinnungsgenosse», Dereure und Grousset, angeklagt. Alle j, Drei sind vor die sechste Kammer des Zuchtpolizeigerichlö von Paris gc- laden. Es hieß, die Regierung beabsichtige, die Preßvergehen wieder vor die Schwurgerichte zu verweisen, hat also mit dem Proceß Rochefort nicht so lange gewartet, bis kies geschehen. Die Angeklagten wußten, daß sie im voraussichtlichem Falle ihrer Verurcheilung sich auf keine geringe —Strafe gefaßt zu halten hatten. Das Gesetz bestimmt für die Beschimpf ung des Kaisers 6 Monate bis 5 Jahre und für die Aufreizung zum .L, Aufruhr 3 Monate bis 5 Jahre Gefängnis) und außerdem noch 500— 10,000 Franken Geldstrafe. Schließlich liegt es auch »och in der Hand des Gerichtshofes, derartige» Angeklagten die bürgerlichen Rechte zu ent- , ziehen. Das Urtheil hat nicht lange auf sich warte» lassen, den» am r P vorigen Sonnabend, den 22. Ian., ist Rcchcsert mit den Mitangellagteii , " bereits verurtheilt worden. Die Strafe ist gelinde genug ausgefallen. St Schwieriger, als dieser Handel, gestaltet sich für das neue Ministerium ichllj die Menge volköwirthschastlicher Fragen, welche in dem gesetzgebenden Nist' Körper angeregt wurden und verhandelt werden müsse», und über welche Br^ Freihändler uud Schutzzöllner hart an einander gerathen, dadurch aber uußi das Ministerium in eine um so üblere Lage bringen werden, als Ollivier eu,t sogar Schutzzöllner mit in das Ministerium nehmen uud diesen Zuge- M^ ständnisse machen mußte, um deu Handelsvertrag mit England zu sichern, m ''Nun sind die Schutzzöllner mit diesem Handelsverträge unzufrieden, weil ou- sie überhaupt von Freihandel nichts wissen wollen, die Freihändler aber eben so sehr, weil eS gar kein echter Freihandelsvertrag sei. Beide Theile geben ihm Schuld, es sei vor Abschluß desselben keine gründliche PlMntersuchung angestcllt, sondern das ganze Werk nach persönlichem Er- Ä') wessen fertig gemacht worden. Der Vertrag muß übrigens, wenn er ht i ausgehoben werden sollte, 12 Monate vorher gekündigt werden. Es ver- steht sich, haß die außerordentlich bedeutende Acker- nud Weinbautrcibcnde Bevölkerung in Frankreich für Freihandel, die Baumwollwaaren- und ick. Eisensablikanjon für Schutzzölle sind. Wie das Volk im Laude, so die . betreffende« Abgeordnete». Das Ministerium wird daher die schwere Aufgabe haben, diese Gegensätze auszuzleichen; nm so mehr, als die aus- ^gedehnten Weinbaubezirke und die, Seeplätze seit 1860 nur sehr günstige ^-.Wirkungen von dem Handelsverträge mit England für sich verspürt haben; >acMmzelue Fabrikzweige aber allerdings leiden. h Die Arbeiten der allgemeinen Kirchenversammlung in Nom gehen gEwir langsam vor sich. Die deutschen Bischöfe haben gegen die Gejchästs- chth^ordnung protestirt, verlange» auch, daß bei deu Abstimmungen die Zahl Oh^der kirchlichen Pflegebefohlenen in Anschlag gebracht werde, welche von —-^ben einzelnen abstimmenden Bischöfen verirrten werden. Und allerdings