Volltext Seite (XML)
2H Wochenblatt Pulsnitz, Körligsbrück, für Radeberg, Radeburg, Moritzburg uud Umgegend. Amtsblatt Königlichen Gerichtsbehörden und -er städtischen Dehärden zu Pulsnitz und Königsbrück. 32. Mittwoch, den 2. Mai TÄGÄ. Dieses Atalk erscheuik Mittwochs und Sonnabends. - Preis vierteljährlich 10 Ngr - Zn beziehen durch alle Postaniialten.-Inserate welche die gespaltene Corpus Zeile, oder deren Raum, mit l Neugroschen berechnet werden, find in Pulsnitz spätestens bis Montags und Donnerstags /Ads 8 Uhr ein;»senden. — Expeditionen sind! In Pulsmtz beim Herausgeber, in Königsbrück bei Herrn Kaufmann Andrejas Grahl. ölst! ich. .ch ÜI o>. -zilib" rat^ rcn^ Politische Uebersicht. . Preußen. — Die ministerielle „Provinzial-Correspondenz" 'h der Meinung, daß die deutschen Regierungen die Nolhwendig- erkennen, zur Lösung der ihnen vorliegenden wichtigen Alls te beizutragen uud daß in Deutschland das Bewußtsein zur Geltung gelangt, ^es sei unerläßliche Pflicht, Preußen auf dem thatkrästiger Entschlossenheit betretenen Wege zu folgen. Auch Augsburger Konferenzen seien zu dem Beschluß gelangt, aus ^Ni preußischen Anträge eine Bundesreform hervorgehen lassen Wollen. Als Aufgabe des Neuner-Ausschusses bezeichnet das Ministerielle Organ vor allem: Den Beschluß zur Berufung einer Zutschen Reichsversammlung und Feststellung eines bestimmten Zeitpunktes dasür. Ueber die Richtung seiner Reformbcstrebungcn werde Preußen den befreundeten Regierungen gewiß gern zuvor vertrauliche Mittheilungen machen, aber bestimmte Verhandlungen trüber könnten erst eintreten, wenn die Berufung einer Rcichs- E Versammlung wirklich fest beschlossen sei. Als Hauptgegenslände en, t der angestrebten Reformen werden bezeichnet: Organisation der deutschen Wehrkräfte, Lösung der deutschen Flottenfrage mit Hin weis aus den Hafen Kiel und den Nord-Ostseckanal, gemeinsame Liderung der Interessen des deutschen Handels und Verkehrs den Bundebwegen im Gegensatz zu der bisherigen freien Verein- "urung zwischen den einzelnen Regierungen,Entwickelung der Zoll- ^gelegenheiten, des Eisenbahn-, Telegraphen- und PoslwcsenS nach allgemein nationalen Gesichtspunkten, gemeinsame Consularvcrtre- wng und gemeinsamer Schutz deutscherUnterthanen im Auslände. Das wäre für den Anfang immer etwas und die deutsche Reichs- dnsammlung, hervorgegangcn aus dirccten uud allgemeinenWah- ku, würde also gleich Beschäftigung finden, um sich durch die Praxis darauf vorzubereiten, mit Hülfe Preußens eine deutsche Verfassung herzustellen, in welcher alle angeführten Gegenstände >hre Erledigung finden. — Die „B. B. Z." schreibt: Ein an sich unbedeutender Vorfall, der heute (28.) gegen Mittag am wnigl. Palais stattfand, wobei ein Knittel gegen das Parterrc- Wer des königlichen Arbeitszimmers, an.welchem ter Kenig stand, flog, wurde von der geschäftigen Fama zu einem iEM den König versuchten Attentat vergrößert. Wir erwähnen Sache nur, um übertriebenen Gerüchten vorzu beugen. (Ler ^auli wurde verhaftet. (Nach einen: Telegramm der „Wes.-Ztg." svil er Hp. Sow heißen, ein Schriftsteller ipaelititchcr Abkunft und geisteskrank sein. — Die Versammlung von Wahlmänncrn Und Uhrwählern des dritten Berliner Wahlbezirkes am 20. April im Colosseum wurde während der Eröffnungsansprache desVor- sitzenden, Abg. Langerhaus, polizeilich aufgelöst. Oesterreich. — Das Wiener Cabinet hat eine Circular- Depesche am das preußische Cabinet und an die andern auswär tigen Mächte gerichtet, worin es von den durch die Vorgänge in Italien nothwendig gewordenen Rüstungen Mittheilung macht und erklärt, daß es. im vollen Vertrauen auf das Wort des Königs von Preußen, militärische Vorkehrungen gegen Preußen hin für überflüssig erachte. — Nach den Mittheiluugen Wiener Blätter befinden sich italienische Spione in Wien, die jedoch von der Po lizei mit einem Ueberwachungsnetz umgarnt sind. — Die „Wie ner Zeitung" bestätigt aus Grund authentischer Erkundigungen, daß in allen Theilen des lombardo-venetiauischen Königreiches vollkommene Ruhe herrsche. — Die officielle „WienerMendpost" erklärt sich gegen das Bestreben, das angeblich auf gewisser Seite unverhüllt auftritt, die Abrüstungsfrage und das Definitivum der Schleswig-Holsteinfrage mit der Bundcsreform in Verbindung zu bringen. Eine solche Verbindung würde nur eine Verwirrung hervorbringen, wo möglichste Vereinfachung dringend nothwendig sei. — Die officielle „Debatte" erklärt, daß durch die letzte preu ßische Depesche die Kriegsbesorgnisse verscheucht und die friedliche Lösung der Vorfrage d. h. gegenseitige,Abrüstung bereits alsThat- sache zu betrachten sei. Jetzt werde es sich zeigen, ob Preußen auch in den Hauptfragen denselben Geist der Verständigung und des Entgegenkommens bethätigen werde, nämlich in der Herzog- thümer-Angelegenheit und in der BundeSresormfrage. In der ersten wollte es bisher die unverhüllte Anncctirung, in der zwei ten die Herrschaft über Deutschlands Heere und Meere. Wenn Preußen in dieserBeziehuug nicht seine unberechtigten, ehrgeizigen Pläne demobilisire, so werde es an Conflicten nicht fehlen. — Baiern. — Die „Baiersche Zeitung" sagt: Das Ergebniß der Ministerconferenz in Augsburg besteht in einem allseitigen Einversländuiß darüber, daß der preußische Reformantrag nicht zurückgewicsen werden dürfte, vielmehr daß derselbe zum Aus gangspunkte von Verhandlungen über die zeitgemäße Reform der deutschen Bundesverfassung zu machen sei. —In einerVersamm- lung von Mitgliedern der „deutschen Volkspartei", welche jedoch nur von Württembergern und Baiern beschickt und nicht sehe zahl reich war, hat mau den Beschluß gefaßt, dem preußischen An träge gegenüber „den Standpunkt der Ironie" einzunehmen. — Aus Bukarest, 25. April schreibt man: Brationo und Davila reisen heute nach Berlin ab, um dem Prinzen Karl von Hohen-