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Wochenblatt für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. ich- - Amtsblatt ' -er Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Dchörden zu Pulsnitz und Königsbrück. ss WO. 5. Mittwoch, den 17. Januar 1866. Bekanntmachung. sülf Zur Kenntniß der Betheiligten wird hierdurch gebracht, daß fonhin bei öffentlichen Beerdigungen von Leichen aus den hier ein- gepfarrtcn ländlichen Ortschaften auf dem hiesigen Friedhose folgende Ordnung beobachtet werden wird: Der Leichenzug bewegt sich vom Eingänge des Friedhofes ab unter Borantritl des Herrn Geistlichen und der Schule unter Absingnug des Liedes No. 766 im hiesigen Gesangbuche nach dem Grabe. Nach Ankunft daselbst wird der Sarg, ohne geöffnet zu werden, cingcscnkt, eö wird dann nach Intonation und ük Collccle der Scegen vom Herrn Geistlichen gesprochen und die Fekör am Grabe durch Absingung eines Liederverses nach Wahl des Herrn Cantor und durch das vom Herrn Geistlichen gesprochene,Baker Unser beschlossen. . Hierauf bcgiebl sich der Leichcnconduct in gehöriger Ordnung nach der Kapelle auf dem Friedhöfe, die Schule tritt daselbst ab, und der Herr Geistliche und die Leichcnbegleitung verfügen sich in Pie Kapelle, woselbst die weitere Feier in der -stb bisherigen Weise stattfindet. NlK- Noch wird bemerkt, daß es bei ungünstiger Witterung und wenn der Herr Gastlich« alt oder kränklich ist, in des Letzteren Ermessen gestellt ist, anzuordnen, daß die Feier am Grabe anstatt an diesem in der KaKlle abzuhallen ist, nachdem die Leiche eingesenkt worden ist, — und daß bei Beerdigungen von todtgeborencn und den Kindern, die verstorben sind und das erste Altersjahr nicht über» schritten haben, nur Ler Secgen von dem Herrn Geistlichen am Grabe gesprochen werden wirb. Pulßuitz, am 13. Januar 1866. Das Königliche Gerichtsamt daselbst. Fellmcr. Politische Ucbersicht. Preußen. — Für den Bau des seiner Zeit so viel bespro- M^chenen Nord-Ostsee-Canals, von dem es jedoch seit lange ziemlich .still gewesen, wird die Regierung, wie es heißt, die Mitwirkung "des Landtags in Anspruch nehmen, da sie keineswegs, wie von inleressirter Seite bereits verkündet ward, von dem so überaus wichtigen Project Abstand genommen hat. Die Wichtigkeit er hellt einfach aus folgenden Gründen: Durch den Nord-Ostsee- Canal, den man auch den deutschen Canal nennen könnte, wie ja auch die Nordsee das deutsche Meer heißt, wird der menschen- t. mörderische dänische Sund, der jährlich an den unwirthlichen Küsten Iürlanvs seine Opfer an Schiffen und Matrosen ver- ))chlingt, umgangen und Kopenhagen wird die Wirkungen davon sVßpüren. Schleswig-Holstein aber, durch das die Wasserstraße ""^eht, welche zwei gleichermaßen deutsche Meere verbindet, wwv "'Jedenfalls einen noch ungeahnten Aufschwung nehmen. — Das Aeltesten-Collegium der hiesigen Kaufmannschaft beabsichtigt, wie es heißt, auf eine Aufhebung der Messen hinzuwirken. Der Han- deksstand dürfte sich dieser Wirksamkeit anschließen. Cs soll über Diesen Gegenstand eine Denkschrift auügearbeilet und den Rcgier- ern^^en eingereicht werden. — Der Ehrenbürger von Berlin und frühere Ministerpräsident Freiherr v. Manteuffel wird nun in >er Eigenschaft eines Herrenhausmitglieveö austretcn. Er steht etzt, wie sein Zeitgenosse von Schmerling, in jvem Rufe eines Shelindcn Liberalismus. — Ueber den Stand der Mililärfrazc, welche die Ursache vcs Conslicts zwischen der Regierung und dem Mk^Abgeordnetenhause ist, hmt mau folgeude Version. Der dies jährige Militäretat wird durch eine Reihe von Einzelersparnissen günstiger abschließen wie der vorjährige, und die Regierung wird nach dieser Richtung hin große Anstrengungen machen, um mit dem neu zusammentretenden Hause die Militairvorlage zum Ab schluß zu bringen. — Das Rittergut, welches dem Herrn von Bismark seine Freunde und Verehrer als Geschenk anzebolen haben, das aber von ihm abgelehnt wurde, steht im Werthe von 209,003 Thlr. — Oesterreich. — In der Antwort auf die ihm überreichte Adresse des böhmischen Landtags, sprach der Kai ser seine Befriedigung über den legalen Sinn und das Verständ nis; des Landtages für seine Ansichten aus und sagte: „Freudig werde ich den Augenblick begrüßen, in welchem mich das Gelin gen deS großen Werkes mitten in die altehrwürdige Hauptstadt Prag führt und ich inmitten meiner treuen Böhmen nach Recht und heiliger Sitte den Act der Krönung vollziehe. — Dec Kron prinz Rudolf hat zu Neujahr von dem Kaiser Napoleon den Großorden der Ehrenlegion und von der Königin Victoria den Hosenbandorden erhalten. — Der Fanatismus der Czechen in ^Böhmen dringt überall darauf, die deutsche Sprache auszurotten. Böhmen zählt aber ebensoviel Deutsche wie Böhmen. — Han nover. — Wie es sich jetzt herausstellt, behält das frühere strenge Zunftwesen seine Herrschaft. — England. — Herr Göschen (deutscher Abkunft) ist zum Kanzler und Mitglied res Kabinets ernannt worden. Er ist erst 34 Jahr alt, und daß ein so junger Mann ohne Familienvcrbindungen einen so hohen Posten ersueg, ist etwas ganz Außerordentliches. — Italien.— Anschläge an ve» Straßenecken in Florenz u. a. machen die Be-