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Pulsnitzer Anzeiger 92. Jahrgang Dienstag, 10. Dezember 1940 Rr. 290 täglich 8—S Uhr nachmittag». Preise und Nachlatzsätz« -ei Meberholungen nach Preisliste Nr. S — Für daS Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und a» bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Grschetnungstagen bi« oorm. 10 Uhr aufzugeben. — Geschäftsstelle: Nur Adolf-Httler-Ttrahe 2 — Fernruf nur SS1. Dies« Zeitung erfchetnt täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Bonn- und Feiertage. »epigSpreiS: «et Abholung 1t tägig 1.- NM., frei Hau» 1.10 NM. etnschl 12 -q. 1» Pf. »rägerlohn. Postbezug monatl. 2.50 RM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt IMen Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreise«. AettungSauSgab» für Abholer Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtliche« Bekauutmachunge« des Landrates zu Kamenz, der Bürgermeister zu Pulsnis; und Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt »nd enthält Bekauntmachuugen des Amtsgerichts Dulsnitz sowie des Finanzamtes zu Kamenz Schlimmes Erwachen Nächtlicher "Großangriff auf London widerlegt das Gefasel von einer „Erschöpfung" Deutschlands Die Propaganda Churchills erlebt immer dann, wenn sie besonders geistreich zu sein wähnt, einen ihrer grötz- ten Rei »fälle. So verbreitete Reuter am Sonntag eine Auslassung seines Luftfahrtkorrespondenten, in der von einer „merkwürdigen Abschwächung der deutschen Lufttätigkeit über Großbritannien, die seit Freitag eingetreten ist*, gesprochen wurde. Die „Beobachter* äußerten verschiedene Meinungen hierüber. Einigte glaubten, „daß Deutschland, ziemlich er schöpft durch vier Monate fortgesetzter Tages- und Nacht angriffe, die Stärke seiner Luftwaffe erhalten will*. Auch die „Schläge der RoyrI Air Force* mußten herhallen, dem eng lischen Polk Illusionen vorzugaukeln, während die schlechte Wetterlage nur ganz nebenbei gestreift wurde. Das „ganze Gewicht des nächtlichen Blitzangrijss der RAF.* (!) sei gegen die deutschen Flughäfen gerichtet gewesen, von denen aus London und die britischen Häsen und Industriestädte an gegriffen wurden. „Man darf glauben, daß dieser Angriff seit Knegsbeginn den größten Erfolg gehabt hat. Man Weitz, daß die Schäden autzerordentltch schwer waren.* Es konnte kein schlimmeres Erwachen für diejenigen geben, welche derartige Communiquss Churchills und seiner Propa gandagehilfen wie den Erzählungen der ebenso verlogenen RAF.-Flieger noch irgendwelchen Glauben schenkten. In der Nacht aus dieses großtuerische Gefasel, diese blöden Angebc- reien folgte ein Großangriff auf Lond o n, wie es ihn seit langem nicht mehr erlebt hat. Selbst das britische Lustsahrtministerium muß sich zu einer Mitteilung bequemen, die von einem „schweren Bombenangriff aus London und Umgebung" spricht, was in der bekannten „zurückhaltenden" Diktion dieser Verlautbarungen schon sehr viel an Zugeständnis bedeutet. Viele Brände feien ent facht und beträchtliche Schäden an „Gebäuden" — aus deutsch: Rüstungsbetriebcn, lebenswichtigen VersorgungSanla- gen usw. — angerichtet worden. Gleichzeitig mutz dieser amtliche Bericht zugeben, daß die „erschöpfte* deutsche Luftwaffe in der Lage war, „in vie len Gegenden zwischen London und der Ost- und Süd- lüste, ebenso in einigen anderen Südgegenden von England* Bomben abzuwersen. Auch hierbei seien „an einigen Orten" Brände hervorgerufen und Schäden „an Grund besitz" angerichtet worden. »Es war wie in Coventry" Ein etwas klareres Bild von dem, was in Wirklichkeit M der Nacht zum Montag über London hereingebrochen ist, bekommen wir — trotz der bekanntermaßen sehr beträchtlichen Zensurabstriche — durch Berichte der New-Borker Mor- gen presse. Sie melde: übereinstimmend einen außer ordentlich heiligen Luitanariki aus London. Der Korre- lpondent der „New Work Times" berichtete, die deutschen Flugzeuge seien noch fast vor Sonnenuntergang über London erschienen und Stunden h/n durch sei ein ständiges Motorendröhnen über der englischen Hauptstadt zu hören gewesen. An vielen Stellen seien Bomben abge- worfen worden. Wenn der Schaden auch erst morgens über- sehbar sei. so sagt der Korrespondent, der ossenbar in der Lage war. seinen Bericht zu geben, noch während der Angriff im Gange war. so sei doch sicher, daß er weitverbreitet und sehr schwer sei. Dieser Luftangriff scheine die Ruhe der letzten Tage ausgeglichen (!) zu haben. Explosionen, wankende Mauern, splitterndes Glas und Feuersbrünste seien die üblichen Begleiterscheinungen gewesen. Der blutrote Schein von Bränden war über die tz»nze Stadt verbreitet. Man habe den Eindruck gehabt, als wollten die Angreifer die Coventry-Taktik wie derholen. Hochexplosive und Brandbomben hätten „eine Reihe" von Feuern ausgelöst. Welle um Welle der deut- scheu Flugzeuge habe verhältnismäßig niedrig die Stadt über- slogen. „United Preß" nennt den Luftangriff „vielleicht den schwersten der letzten Monate".' Die Wucht des Angriffes werde dadurch bewiesen, daß in einem Bezirk gleichzeitig 40 Bomben gefallen feien. Der heftige Angriff habe bis in die Morgenstunden angedauert. Zeit weilig sei das Gedröhne der Flugmotoren und das Krachen der schweren Bomben und der Geschosse der Flakartillerie ohne Unterbrechung gewesen. „New Uork Herold Tribune* berichtet, daß große Gebäude durch die Bombenexplosionen ln ihren Grundfesten erschüttert worden seien. Kein größeres Gebiet von London sei dem Angrif? entgangen. Auch die Eigenberichte der schwedischen Presse be tonen die ungewöhnliche Heftigkeit des neuen deutschen Angrif fes aus das Herz des Empire. „Nya Dagligi Allehanda* sagt, vas Bombardement sei so stark gewesen, wie London es seit Wochen nicht mehr erlebt habe. DieDeutschen hätten w i e- der einmal eine neue Taktik angewandt. Der Mond schein über London sei durch eine große Zahl von Leucht- boniben noch verstärkt worden. Die ganze Nacht über habe die Lust von dem Dröhnen der schweren Bombenmaschinen gezittert. Der Londoner Himmel sei wieder durch mächtige Feuersbrünste erhellt gewesen. Aus den Schilderungen des englischen Rundfunks ergibt sich, daß im Mittelpunkt des nächtlichen deutschen Luftangriffes die wichtigen Hafendocks, die Speicher und Industrieanlagen längs der Themse ge- standen haben. lieber Londons Reslernvgsviertel i Ein riesiger Brand wurde entfacht. - Von Kriegsberichter Kurl Dürpisch. (PK.) Das Londoner Regierungsviertel ist heute nacht das Ziel unserer Angriffe. Es ist fast Mitternacht, als die starken Motoren unserer Heinkel angeworfen werden, aus rüttelnd und betäubend zugleich beginnt das Dröhnen. Die Motore laufen sich warm. Und dann ist es soweit. Wir rollen an. Genau zu der befohlenen Startzeit hebt sich unsere Maschine vom Platz. Wieder der Flug zur Kanalküste über das Wasser nach England hinein. Und wieder ist Nebel. Ein Wetter komm» zudem heraus, nichts ist zu sehen. Endlos schein! der Flug zu dauern. Dann aber färbt sich plötzlich die Weitze Wolkendecke, über der und in der wir fliegen, in weiter Ausdehnung rot. Wir sind über London, über dem Regierungsviertel. Hier haben wohl schon Einheiten anderer Verbände mit Erfolg geworfen. Anflug aus den Zielraum: Unsere Brand bomben prasseln herunter. Hunderte von kleinen Feuern mit gleißend Hellem Licht entstehen da unten im Nu. Sie schließen sich zusammen zu einem einzigen Brandherd wn riesigem Ausmaß, der sich langsam rötet: Unsere Brand bomben haben gezündet. Wir haben schon längst abge- vrehl. Aber immer noch kann ich aus der Bodenwanne durch den schweren Dunst der Wolken den roten Feuerschein beob- »chten, der an Stärke immer noch zu gewinnen scheint. Der Brand wird den Kameraden in den anderen Ma schinen ein guter Wegweiser zum Ziel sein, den Kameraden, die wie wir wissen, mit schweren und schwersten Bomben bereits im Anslug sind, bereit, gegen das Herz ves Feindes einen neuen schweren Schlag zu führen. Wir haben unseren Auftrag erfüllt. Mit Vollgas brausen wir dem Heimathorst zu, unbekümmert um die englische Flak, die uns wütend ihre Salven nachschickt. Befreiung des Mittelmeeres ver-. Der Direktor des Telegrajo, Ansaldo, sprach in Berlin in grundlegenden Ausführungen über den Krieg Italiens gegen England. Zum Ausgangspunkt seiner Rede machte er die im Fahre 1655 erfolgte Einfuhr Blakes ins Mittelmeer. Schon vamals, bei dieser ersten Berührung zwischen Italien und England, habe sich der angelsächsische Imperialismus klar ent hüllt Die Engländer hätten das Mittelmeer, an dessen Rand vie ältesten Kulturen der Welt entstanden seien, nur als eine Art Kolonialmeer und die Bewohner dieser Länder nur als „Eingeborene* betrachtet. So habe denn auch Italien gegenüber dem puritanischen Admiral Vorsichtsmaß nahmen anwenden müssen, die es vorher nicht einmal gegen vie rohen Seeräuber angewandt habe. Zur Illustration sühne Ansaldo an. daß der Papst den Transport des Kirchenschatzes bei der Ankunft der Engländer ins Innere der Marlen fügt habe. Ebenso wie Blakes hätten auch die übrigen Eng länder das Mittelmeer angesehen. Auch dem britischen Admi ral Nelson sei das Mittelmeer immer nur ein Meer ge wesen, in dem die englischen Flotten sich alles gegenüber den „Eingeborenen" erlauben konnten. Die Mittelmeerländer feien nach englischer Ansicht Länder zweiten Ranges gewesen, vie man mit Flottengeschwadern leicht einschüchtern oder mit ven Schmeicheleien einer „Garantie" ohne Risiko erobern konnte. So habe England das Mittelmeergebiet als ein riesi ges, von ihm abhängiges Gebiet betrachtet. Das höchste Ver gnügen der englischen Lords aber sei gewesen, als Prokonsuln Irgendein unterdrücktes Volt „beschützen* zu können, um so Mt wenig Aufwand eine» Hörigen der britischen --»VFU-NME .« X»» «W»' ""»V« WM-« > ^Ansaldo über den italienischen Krieg gegen England «ereichnrnde Vergleiche Das stolze England bettelt um Almosen — Einst hochmütige Behauptungen, hente Hilserufe In einem kurzen Vergleich stellt .Lavoro Fascifta" die Aeutzerungen führender englischer Persönlichkeiten im Dezember 1939 den Tatsachen gegenüber, wie sie sich im Dezember 1940 bieten. Damals habe, so führt das Blatt aus, Churchill bereits vom „Ende des U-Bootkrieges" gesprochen, während heute die britische Presse Hilferufe ausstohe und Churchill selbst di« U-Vootwafse als größte Gefahr hmstelle. Ebenso habe sich auch die von England zuerst angewandte Waffe der Blockowe sa entschieden gegen England selbst gewendet, daß die Regierung kaum wiße, wie sie der Bevölkerung diese Folgen ihrer eigenen mangelnden Voraussicht und ihrer Hartnäckigkeit erklären solle. Heute, so schließt das Blatt seine Darlegungen ab, sehe sich das einst so stolze England gezwungen, Almosen von Amerika zu erbetteln, um seinen hoffnungslosen Kampf fortsetzen zu können. Die Osloer Zeitung ^Rationen" vergleicht die gegenwärtig« Lage Englands mit der des Weltkrieges. Schon aus der äußeren Tatsache, daß England auf allen Gebieten recht beachtlich ratio nieren müsse, könne man ersehen, um wieviel schlechter es heute mit England stehe. Hinzu komme das Tonvageproblem, das für die so lebenswichtige englische Einfuhr alle« Anlaß zu ernst hafter Besorgnis biete. Betrachte man gar das heute von 1914 so unterschiedliche Stärkeverhältnis hinsichtlich der strategischen Ausgangspunkte, so könne bei allen objektiven Beobachtern über Englands Schwierigketten kein Zweifel mehr bestehen. Weiteres Zeichen der Schwäche Die Schwäche Großbritanniens zur See, das bereits etwa KOO Ueberseeschiffe britischer Flagge verloren hat, geht auch aus einer neuen Propaganda-Aktion des englischen Nachrichtenbüros hervor. Reuter meldet jetzt aus Washington, daß in Amerika ein großes Schiffsbauprogramm für England sofort in Angriff ge nommen werden soll" „Alle zwölf Tage wird ein Schiff vom Stapel laufen". Es werden Mitnahmen getroffen werden, um vie britischen Bestellungen schneller als bis jetzt zu liefern. In amerikanischen Fachkreisen verweist man darauf, daß auf den amerikanischen Wersten rn den ersten zehn Monaten des Jahres 1940 nur 39 Handelsschiffe mit zusammen 338000 BRTj seriiagestellt werden konnten. Außerdem sei im Zusammenhang mit der Verstärkung und Erneuerung der amerikanischen Han- velsflotte, die für den Ernstfall einen Tonnagebedarf an Hilfs schiffen für die Kriegsmarine von 6000 000 BRT. habe, der Auftragseingang aus den dortigen Werften seit Kriegsausbruch stark angeschwollen. Bereits jetzt liegen dort Bestellungen auf S02 Schiffe mit insgesamt 1,527 Millionen BRT. vor. Es ist klar, daß die amerikanischen Interessen den britische» vorgehen. Außerdem besteht die technische Unmöglichkeit, bereits besetzte Hellings für den Bau anderer Schiffe sofort freizumachen. Krone zu machen. Im 19. Jahrhundert habe sich dann das historische und soziale Wunder des italienischen Risorgi- meuto vollzogen. Das bedeutendste Volk des Mittelmeeres habe sich aus einem jahrhundertelangen Verfall erhoben und nach övsährigem Kampf seine Einheit begründet. Totale Auflehnung gegen England Diese Gründung eines einigen Italiens sei von Anfang im gleichbedeutend gewesen mit einer völligen Verneinung der englischen Vorherrschaft im Mittelmeer. England habe ge glaubt, daß Italien, im Mittelmeer eingeschlossen, im Grunde nichts anderes gewesen sei als ein großes Griechenland. Der Abgrund zwischen England und Italien habe sich dann immer mehr erweitert, je kräftiger Italien geworden sei und desto mehr es seinen Blick aus das Meer gerichtet habe. Die große Krise im Abessinien-Feldzug von 1936 habe dann ven Abgrund in dramatischer Form aufgedeckt. Vor aller Welt sei ver Abgrund zwischen Italien und England, der solange durch Wortgcplänkcl verdeckt worden sei, ossenbar geworden. England habe im Mittelmeer leine Nation dulden wol len, die einen eigenen Willen besaß und eine wirtliche Groß macht darstellte. Alle materiellen Interessen hätten dem ent- gcgcngestandcn, und ferner der jahrhundertealte Stolz der öritcn und ihre Anmaßungen gegenüber der Mittelmeerkulmr and den Mittclmecrvölkern. Mit einemal habe nun Italien vie Anmaßungen der Engländer begriffen und sich total gegen England anfgelehnt. Mit einem Schlage habe das italienische Volk seine vollkommene Ablehnung gegen eine Kultur empfun den, die auf dem Mammon begründet sei und auf der Ucber- - feugung, daß die Gnade Gottes durch das, Bankkonto bezeugt and vertreten werde. "im sack c ! »c In seinen weiteren Ausführungeck'^wies dann'Anfasdö ' varauk bin. daß z. B. auck die italienische Aktion inB p a n ilen