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Pulsnitzer Anzeiger Anzeiger Ohorner Lgltch »—S Uhr nachmittag». Preise ««» NachlahsLtz, bei Meberholungea »ach Preisliste Nr. 9 — Für da» Erscheinen von Anzeige« in bestimmte» Nummern nnb « bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen stad an den Erscheinung«»-« bi- vor» 10 Uhr aufzugeben. — Geschäftsstelle Rnr Adolf.HUler»Ttratze > — g«»r«f nur »1. Dich» Leitung «rscheiut täglich mit Ausnahme der gesetzlich« Gmm» »9 Feiertags »rMgSprei»: «et Abholung 14 tägig 1.- RM., frei Hau» 1^0 Nvi. etuscht » L» UI Pf. Dkägerlohn. Postbezug monatl. 2.50 NM. Dir Lehindermeg der Aeferuug rechtfertigt Mchmu Anspruch auf Rückzahlung d«S Bezugspreise». AettuugSauSgab» Or Abhuter Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Der Pulsnitzer Anzeiger ist da» znr VerSste«tttchm»g der amtliche« Bekanntmachungen des Landrates z« Kamenz, der Bürgermeister z« Pnlsnisr »»d Ohorn behördlicherseits bestimmt« Blatt «nd enthält Bekanntmachnngen des Amtsgerichts Dulsnitz sowie des Finanzamtes z« Kamenz Nr. 9 Sonnabend/Sonntag, 11./12. Januar 1941 93. Jahrgang Offene Worte General Fullers Deutschlands Aeberlegenheit — Englands Gefahr Der bekannte britische Milttärschriftsteller Generalmajor Fuller, der wegen seiner Offenheit bei der englischen politischen Führung nicht gerade sehr beliebt ist, führt im „Sunday Pictoral' unter anderem aus: „Waren wir vergangenes Jahr um diese Zeit auf die Er- eigmsfe des kommenden Frühjahrs vorbereitet? Wir waren es nicht, weil wir, statt der Situation voll ins Gesicht zu sehen, den größten Teil unserer Zeit damit verbrachten, unseren Feind zu beschimpfen und darüber zü diskutieren, was wir tun wurden, wenn wir den Krieg gewonnen haben würden. Zwischen Ende Oktober 1939 und April 1940 debattierten wir über den ^sata nischen Geist des Nazismus". Fünf Tage noch, bevor der Führer den Blitzangriff auf Norwegen begann, sagte man, das „Nazi- system" fange schon an zu platzen. Wenn wir in diesem Winter diese Dinge wiederholen, wird unsere Zukunft wirklich schwarz sein. Fuller erklärte dann: Soweit wie möglich müsse das Voll dazu gebracht werden, der Regierung zu vertrauen, well Ver trauen die Basis der nationalen wie militärischen Disziplin ist. „Ist das getan worden?. Nach einigen Reden, die von unse ren Politikern losgelassen werden, wird mein Zweifel zuweilen voll bestätigt. Am schlimmsten steht es, wenn eine Nation von einem kopflosen Esel geführt wird, der von seinem in Wut geratenen Schwanz vorwärts gepeitscht wird — und das bedeulet doch die Volkskontrolle des Krieges in Wirklichkeit. Das zweite, was man im Auge behalten muh, ist: unser Empire, das fast ein Viertel des Erdballes bedeckt, bietet unsern Feinden sden augenblicklichen ebenso wie den noch möglichen) den größten Schatz an Beute, die jemals einer gierigen Welt geboten wurde. Sollten sich irgendwie Zeichen eines Zerbrök- kelns zeigen, dann müssen wir sofort damit rechnen, daß die Geier sich sammeln. Solch ein Zeichen eines bevorstehenden Zu sammenbruchs darf auf keinen Fall gegeben werden. Trotzdem wäre dies der Fall, wenn wir nicht innerhalb der nächsten sechs Monate den noch möglichen Feinden zeigen, daß wir wenigstens anaefanaen haben, den Krieg zu gewinnen. Wir müssen einen Erfolg haben, ganz gleich wo, irgendwo, einen Eindruck machen den und dramatischen Erfolg, wobei es gar nicht einmal nötig ist, daß es ein wirklich entscheidender Erfolg ist!" Die Gelahr, die England droht Fuller betont dann die Wichtigkeit der wirtschaftlichen Grundlage des Krieges. „In diesem Feldzug ist es unsere schwache Stelle, daß wir infolge unserer Nachlässigkeit unsere eigene Nahrung zu erzeu gen, Sahre hindurch gezwungen gewesen sind, für einige 409 Mil lionen Pfund «inzonihren, was wir mit unserer Ausfuhr und unseren überseeischen Investierungen bezahlen. Sollte dieser Handel nicht aufrecht erhalten werden können und sollten diese Investierungen verkauft werden, so würden ganz offensichtlich die Nahrungsmittelpreise klettern. Halten dann die Preissteigerungen an. dann kann ein Zeitpunkt kom men, da sie eine Höhe erreichen, wo wir sie nicht bezahlen kön nen, oder, was genau so schlimm ist. daß die Exporteure der Nahrungsmittel sich weigern, uns etwas zu verkaufen. In jedem Falle wäre der Zusammenbruch oder die Aushungerung sicher. Das ist selbstverständlich, weil die Exporteure der Nahrungsmit tel Kaufleute sind und keine Philantropen. Während wir den Krieg führen, werden die Amerikaner dafür bezahlen. Werden wir, da wir nach dem letzten Kriege unsere Schuld in USA von einer Milliarde Pfund nicht bezahlen konnten, das Zehn fache dieser Summe bezahlen können, wenn dieser Krieg zu Ende ist? Werden die Amerikaner ein solches Risiko über nehmen? Wenn ja, gut; aber wenn nicht, was dann?" i Die WirtiHaikiase der SWeümiiHle Ueber die Wirtschaftslage der Achsenmächte meinte Fuller in erstaunlicher Offenheit: „Wenn ich auch vielleicht unrecht habe, ich glaube jedenfalls nicht, daß die schwache Stelle in der Rüstung unseres Feindes eine wirtschaftliche ist. Es scheint mir, daß ferne Nahrungsmit- tellage jedenfalls bester ist als unsere eigene. Er ist zweifellos knapp an gewissen Rohstoffen; aber er besitzt heute ein so weites Gebiet, auf dem er sie sammeln kann, daß ein Mangel siir die nächste Zeit jedenfalls nicht austreten wird." Inzwischen — so fährt Fuller fort — werde der deutsche wirtschaftliche Angriff gegen die britische Insel mit nicht nach lastender Wucht weiteraeführt. „Wenn Deutschland die Kosten unserer eingesührten Nahrungsmittel von 490 Millionen auf bvo Millionen Pfund jährlich erhöhen kann — was es anschei nend bereit getan hat —, hat es eine „Schlacht" gewonnen. Ob wohl nicht ein einziger Mann getötet wurde, werden unsere finanziellen Opfer 109 Millionen Pfund betragen. Wenn es diese Zahl verdoppeln oder verdreifachen kann, wird es zwar nicht unsere Menschenkraft erschöpfen, aber ! Englands Eeldkräst« werden zum Weißbluten gebracht. Jedes versenkte Schiff und jeder Luftangriff wiegt mehr all ein bloßer materieller Verlust oder ein Zeitverlust? „England ledtt ein strategisches Hirn" 1 Dann wendet sich Fuller, chen.britilchen strategischen Pro blemen zu. „Uns fehlt und fehlt auch heute noch ein Itraieglsches Hirn, ein Organ, das den Krieg als ganzes überblickt. Wir sind hauptsächlich eine Seemacht, und während der ersten acht Mo nate des Krieges bildeten wir uns ein. daß wir nur stillzusitzen und zu blockieren Hütten. Wir glaubten, daß die Blockade Deutsch lands unvermeidlichen Zusammenbruch bedeuten würde, und wir glaubten, daß ins Zeit auf unserer Seite wäre. Und was war der Erfolg? Der Zusammenbruch — nicht etwa Deutschlands^ sondern Frankreichs. Deutschland tuMategM im Vorteil Heute verfallen mindestens einige von uns in den gleichen Irrtum, indem sie sich einbilden, alles, was sie zu tun brauchten, wäre nur. Flugzeuge zu bauen, bis wir eine Ueberlegenheit in der Produktion erreichen, um dann Deutschland von der Land karte wegzuputzen. Aber ist. da Deutschland heute mindestens drei Viertel der Fabriken von Europa unter seiner Kontrolle hat, die Gewinnung der Ueberlegenheit trotz aller amerikani scher Unterstützung möglich? Ich hoffe es; aber ich sehe nicht, waruni das so sein sollte. Außerdem hat Dentschchland. wie hoch, auch immer unsere Produktion fein mag, strategisch di» bester« S»stkrieg»lag« gegt« «ns als wir gegen Deutschland. Deutschland kann konzentrisch« Bombenangriff« von Berge« bis Brest gegen uns durchführen. Unsere Fabrikationszentrei sind aus einer verhältnismäßig kleine» Insel konzentriert, leich zu erreichen von Küstenflugplätzen, währ«nd Deutschlands Fa brikzentren weit auseinandergezogen find und in weiter Ent fernung von uns liegen. Diese Tatsachen allein sollten uns zögern lasten, allzu viel Vertrauen in die Luftmacht zu setzen als alleiniges Mittel, deck Krieg zu gewinnen. f Ganz offenbar kann unser« Arme« allein ihn auch nicht gewinnen. Es würde ein glatter Wahnsinn sein, zu versuchen; die deutsche Armee auf irgendeinem Schlachtfeld in Westeuropa; sagen wir in Deutschland oder Frankreich, in Belgien oder Holland, zu stellen und zu schlagen, weil wir niemals hoffen können, in diesen Gegenden ein« Ueberlegenheit der Kampfkraft Lii erreickerr." i Natürlich schließt Fuller seine« Artikel, zu dem jeder Kom mentar überflüssig ist und der deutlich die Lag« Englands kenn« zeichnet, mit einigen optimistischen Trostworten. z " > - l - i j. : Verkiesung her Zusammenarbeit Erweitertes Wirtschaftsabkommen zwischen Deutschland und der UdSSR, unterzeichnet. Am 10. Januar wurden die seit Ende Oktober vori gen Jahres in Moskau geführten deutsch-sowjetischen Wirtschaftsverhandlungen durch Unterzeichnung eines erweiterten Wirtschaftsabkommens abgeschlossen. Auf deutscher Seite wurde das Abkommen durch den Gesandten im Auswärtigen Amt, Dr. K. Schnurre, von sowjetischer Seite durch den Volks kommissar sür den auswärtigen Handel der UdSSR., A. I. Mikojan, unterzeichnet. Das neue Abkommen baut auf das deutsch-sowjetische Vertragswert vom 11. Februar 1940 auf und stellt eine weitere Etappe zur Durchführung des im Jahre 1939 zwischen den beiden Regierungen in Aussicht genommenen Wirtschaftsprogramms dar. Das Abkommen regelt den Warenverkehr zwischen Deutschland und der UdSSR bis zum 1. August 1942. Die Höhe der vorgesehenen beiderseitigen Lieferungen geht über den Rahmen des ersten Vertragsjahres erheblich hinaus. Deutschland liefert an die UdSSR, industrielle Aus rüstungen, die UdSSR, liefert an Deutschland industrielle Rohstoffe, Naphthaprodukte und Nahrungsmittel, insbe sondere Getreide. Die Verhandlungen wurden entsprechend de» zwischen Deutschland und der UdSSR, bestehenden sreundschast- lichen Beziehungen im Geiste gegenseitige» Verständnisses und Vertrauens geführt. Sämtliche wirtschaftliche Frage» einschließlich derjenigen, die durch die Angliederung neuer Territorien an die UdSSR, entstanden sind, wurden in einer dem beider seitigen Interesse entsprechenden Weise gelöst. Deulltz-sowjelrMsches llmliedluugsablommen Im Laufe der letzten Wochen haben in Riga und Kowno zwischen deutschen und sowjetrussischen Delegationen Verhandlungen über die Umsiedlung von Reichs- und Volksdeutschen aus den litauischen, lettischen und estnischen Sowjetrepubliken nach Deutschland und über die Umsiedlung von litauischen Staatsangehörigen sowie Personen litauischer, russischer und belorussischer Volkszugehörigkeit aus Deutsch land, und zwar aus dem ehemaligen Memel- und Suwalki- gebiet nach der UdSSR, stattgesunden. Diese Verhandlungen führten im lO. Januar 1941 zu der Unterzeichnung von Ab kommen in Riga und Kowno, die alle nut der Unisiedlung verbundenen Fragen regeln. Auf Grund dieser Abkommen können die oben bezeichneten Personen, soweit sie den Wunsch ausgedrückt haben, umzusiedeln, im Laufe von 21^ Mo naten nach Unterzeichnung der Abkommen in der durch die Abkommen festgelegten Weise umgesiedelt werden. Gleichzeitig hat in Moskau die Unterzeichnung eines Ab kommens zwischen Deutschland und der UdSSR, über die Regelung der mit dieser Umsiedlung verbundenen gegen seitigen Vermögensansprüche stattgefunden. Auch ei» Erenzoertrag unterzeichnet Am 10. Januar 1941 hat ferner in Moskau die Unter- reichnnna eines Vertrages Zwischen dem Deutschen Reich und der UdSSR, über die deutsch-sowjetische Grenze vom Fluß Jgorka bis zur Ostsee stattgefunden. Dieser Vertrag legt fest, baß die Staatsgrenze des Deutschen Reiches und der UdSSR, im obenerwähnten Abschnitt auf der Liuie der ehe maligen tatsächlichen Staatsgrenze zwischen Litauen und Polen und weiter auf der Linie der ehemaligen dentsch-litauischen Grenze, wie sie durch die Abkommen zwischen Deutschland und Litauen vom 29. 1. 1928 und vom 22. 3. 1939 festgelegt ist, verläuft. Der Wortlaut des Vertrages Der Vertrag hat folgenden Wortlaut: Zwischen der deutschen Reichsregierung, vertreten durch den deutschen Botschafter in Moskau, Grafen von der Schulenburg, einerseits und der Regierung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, vertreten durch den Vor sitzenden des Rates der Volkskommissare der UdSSR-, W. M. Molotow, andererseits, wurde im Hinblick aus die am 3. August 1940 stattgefundene Aufnahme der Litauischen Sozialistischen Sowjetrepublik in den Bestand der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken folgender Vertrag über die Staatsgrenzen des Deutschen Reiches und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken auf dem Abschnitt vom Fluß Jgorka bis zur Ostsee abgeschlossen. Artikel 1. Die Staatsgrenze des Deutschen Reiches und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken verläuft im oben erwähnten Abschnitt von dem bei der Vermarkung der Staats- und Jnteressengrenze des Deutschen Reiches und der Staats grenze der Sozialistischen Sowjetrepubliken im Jahre 1940 sestgelegten Punkt mit dem Grenzzeichen Nr. 1/1 am Fluß Jgorka in etwa nordwestlicher Richtnng bis zur Küste der Ostsee. Diese Grenze verläuft: a) im Abschnitt vom Punkt Nr. 1/1 am Fluß Jgorka bis zum ehemaligen Dreiort Deutsches Reich — Litauen Polen auf der Linie der ehemaligen tatsächlichen Staats grenze zwischen Litauen und Polen, wie sie in dem Beschluß der Botschaflerkonferenz vom 15. März 1923 beschrieben ist, b) im Abschnitt von dem im Punkt s) erwähnten Dreiort bis zu den Grenzen des ehemaligen Memel- gebiets — aus der früheren Staatsgrenze zwischen dem Deutschen Reich und Litauen, wie sie im Vertrage zwischen dem Deutschen Reich und der Litauischen Republik vom 29. Janua» 1928 beschrieben ist; c) auf dem Abschnitt von dem südlichsten Punkt de« Grenze des ehemaligen Memelgebietes bis zur Ostsee — auf der ehemaligen Staatsgrenze zwischen dem Deut schen Reich und Litauen, wie sie im Artikel 1 dds Vertrages zwischen dem Deutschen Reich und Litauen vom 22. März 1939 Auf die Rechtsverhältnisse an der in Artikel 1 bezeichneten Grenze finden die Bestimmungen des deutsch-sowjetischen Grenzvertrages vom 31. August 1940 entsprechende Anwendung. Artikel 3. Beide vertragschließenden Teile sind übereingekommen, die Frage der Rechtsverhältnisse auf den Grenzwasserläufe» im Wege späterer Verhandlungen zu prüfen. Artikel 4. Dieser Vertrag soll ratifiziert werden. Der Austausch der Rattsikationsurknnden wird in Berlin in möglichst kurzer Zeit ersolgen. Der Vertrag tritt mit seiner Unterzeichnung in Kraft.