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Dienstag, 12. November 1S4V 92. Jahrgang Nr. 266 läglich 3—6 Uhr nachmittags. Preise und Nachlatzsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 6 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind ari den Erscheinungstagen bis oorm. 10 Uhr anfzugcben. — Geschäftsstelle: Nur Adolf-Hitler-Stratze 2 — Fernruf nur 551. Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Bwtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtliche« Bekanntmachungen des Landrates zu Kamenz, der Bürgermeister zu Pulsnift und Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Vulsnitz sowie des Finanzamtes zu Kamenz Diese Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage i Bezugspreis: Bei Abholung 14 tägig 1.—RM., srei Haus 1.10NM. einschl 12 bez.15Pf. Trägerlohn. Postbezug monntl. 2.50 RM. Die Behind-rnng der Lieferung rechtfertigt j' keinen Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreises. Zeitungsausgabe iür Abholer f Auf dem Wege nach Berlin Molotows feierliche Verabschiedung in Moskau Der Volkskommissar für auswärtige Angelegenheiten Molotow, der in Erwiderung der Besuche des Neichs- außcnministers von Ribbentrop in Moskau von der Reichs regierung nach Berlin eingcladen wurde, hat Montag nach mittag, >8.50 Nhr Ortszeit <17.50 Uhr Berliner Zeit), Moskau im Sondcrzug verlassen. Die höchsten Vertreter von Staat, Armee und Partei hatten sich zur Verabschiedung des Außen kommissars auf dem Bahnhof eingefunden, wodurch die Be- wutung der Reife des sowjetischen Regierungschefs und Autzenkommissars nach Berlin noch mehr hervorgehoben wurde. Es waren u. a. anwesend der stellvertretende Präsident des Rates der Volkskommissare, Mikojan, der stellvertre tende Außenkommissar, Wyschinski, der Präsident des Ver- teidigungskomitees, Marschall Woroschilow, der Kriegs» kommissar, Marschall Ti moschen ko, der Generalstabschef der Roten Armee und zahlreiche andere Vertreter der sowjeti schen Generalität. Ferner waren zur Verabschiedung der ge samte Stab der deutschen Botschaft, der italienische Botschafter, der slowakische und der rumänische Gesandte anwesend. Nach dem Molotow die Ehrenkompanie abgeschritten und sich herz lich von den Anwesenden verabschiedet hatte, setzte sich der Sonderzug unter den Klängen der sowjetischen Nationalhymne in Bewegung. Die Begleitung des russischen AußenkommifsarS Zu der Begleitung Molotows, die insgesamt aus 32 Per sonen besteht, gehören: der Volkskommissar für das Hütten wesen, Tewossjan, der Stellvertreter des Volkskommissars für Auswärtige Angelegenheiten, Dekanosow, der Stell vertreter des Volkskommissars für innere Angelegenheiten, Merkulow, der Stellvertreter des Volkskommissars für den Außenhandel, Krutikow, der Stellvertreter des Volkskom missars für die Flugzeugindustrie. Balandin. der Stellver treter des Volkskommissars für die Flugzeugindustrie, Ja kowlew, der Ches der persönlichen Kanzlei Molotows als Regierungschef, Lapschow, der Ches der persönlichen Kanz lei Molotows als Autzenkommissar, Kosyrew, der Leiter der zentralenropäischen Abteilung des Autzenkommissariats. Alexandrow, der Leiter der Reichsabteilung des Außenkommis- sariäts, Pawlow, der Leiter der Presscabteilung des Außcn- kommissariats, Palgunow, der Leiter der Protokollabteilung des Autzenkommissariats, Barkow, der Stellvertretende Generalsekretär des Autzenkommissariats, Saksin, und andere. Mit dem gleichen Zug reiste der deutsche Botschafter in Moskau, Gras von der Schulenburg, nach Berlin, ferner der Leiter der deutschen Wirtschastsdelegation, Gesand ter Dr. Schnurre, Botschaftsrat Hilger und Gcsandt- schaftsrat von Walther. „Kreioair mm -roher Bedeut««-" Die Ankündigung der Reise Molotows nach Berlin bat in der gesamten Weltöffentlichkeit grötztes Aufsehen erregt. Seit der Machtergreifung des Führers ist es auch zum ersten Riale, daß ein maßgebender sowietrussischer Staatsmann Deutschland besucht. In jugoslawischen Kreisen erwartet man von dem Besuch automatische Rückwirkungen aus verschiedenen Gebieten. Die Agentur Avala wertet die Reise Molotows als ein Zeichen dafür, daß der Kreis der diplomatischen Besprechungen von deutscher Seite beschlossen wurde und es in Europa zu einer grundsätzlichen Verständigung zwischen den einzelnen Mächten bereits gekommen sei. In der bulgarischen Hauptstadt zst man der Auffassung, daß die Welt sich am Anfang neuer historischer Ereignisse befindet. Auch in Italien hat die Nachricht von dem Besuch Molotows in Berlin lebhaftes Inter- esse hervorgerufen. „Popolo d'Italia* sieht in der Ankündigung dieser Reise einen „neuen geräuschvollen Mißerfolg der Pluto- kratien". Auch in Spanien wurde die Meldung von der Mololow-Reise mit großem Interesse ausgenommen. Molotow aus deutschem Erbiet Eintreffen am Dienstagvormittag in Berlin Der Vorsitzsiende des Rates der Volkskommissare der UdSSR, und Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten, W. Molotow, der am Sonntagabend Moskau verlassen hat, um sich auf Einladung der Reichsregieruna nach Berlin zu be geben, wird am Dienstag^ornunag in ver Reichshauptstadt einlreffen. Der Volkskommissar wird am Bahnhof von dem Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop empfangen. Am Montagabend traf Außenkommiffar Molotow mit den Herren seiner Begleitung und dem deutschen Botschafter in Moskau, Graf von ver Schulenburg, auf deutschem Gebiet in Malkinia ein. Dort wurde er von dem deutschen Ehrendienst, dem Chef des Protokolls, Gesandten von Doernberg, dem Stabsleiter ves Verbindungsstabes des Stellvertreters des Führers, ^-Oberführer Stenger, und Kapitän zur See Stoevbasius bearüsti. „Bankrott des Foreign Wee" „Corriera della Sera" bemerkt, die Deutschlandrcise Mo lotows bedeute für England und jene Kreise jenseits vcS Ozeans, die um Englands Schicksal bangen, nicht nur eine Ucberraschung, sondern eine peinliche Demütigung und den kläglichen Zusammenbruch eines ganzen Gebäudes von Illu sionen und Hoffnungen. Molotows Besuch in Berlin sei ge radezu ein Bankrott des Foreign Office. Um die Schwere dieses Schlages zu verstehen, müsse man sich die Grundlage der englischen Außenpolitik ins Gedächtnis zurückrusen: die Beherrschung Europas durch Koalitionen und durch Vie Spekulation aus die Streitigkeiten und Meinungs- Verschiedenheiten zwischen den verschiedenen Staaten. Nun werde dieser englischen Politik der Gnadenstoß versetzt, der ihr jede Hoffnung raube und der englischen Propaganda ein für allemal ihre traditionellen Wassen aus der Hand schlage. In dem Augenblick, in dem Chamberlain, der Konstruk teur des Einkreisungsplanes gegen die totalitären Staaten, verschwinde, so schreibt der „Popolo d'Italia*. seien nun auch die letzten Seifenblasen britischer Illusion über die Möglichkeiten eines überraschenden Schlages in Ost europa endgültig zerplatzt. Als in Berlin der veutsch-italienisch-sapanische Pakt ab geschlossen wurde, proklamierte man in London, daß nunmehr jede weitere Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Ruß land unmöglich geworden sei. Nun hätten sich die Beziehun gen zwischen Moskau und Tokio so sehr verbessert, daß in dem Augenblick, in welchem Molotow nach Berlin abreiste, der Führer, ohne den Schatten eines Unbehagens von fetten ver Songetunion ein äußerst herzliches Glückwunschtelegramm an den Kaiser von Japan senden konnte. Es sei tatsächlich schicksalsbestimmt, daß alle Berechnungen der britischen Kriegstreiber durch allseitig hartnäckige Ablehnungen um- gestotzeu würden. Auch in der japanischen Presse findet die Molotow- Reife größte Beachtung. Unter der Ueberschrift „Beziehungen der Sowjetunion mit Deutschland und Italien werden enger" verzeichnet „Kokumin Schimbun" einen neuen Erfolg der deutschen Diplomatie. MMWwr Lebensweg Der sowjetrusstsche Regierungschef und Volkskommissar für Auswärtiges W. M. Molotow bekleidet schon seit langer Zeit hohe Aemter in Sowjetrutzland. Als Vorsitzender des Rates der Volkskommissare (Ministerpräsident) der Sowjet union und Mitglied des Polit-Büros ist er einer der engsten Mitarbeiter Stalins. Sein eigentlicher Name ist Skrjabin, den Namen Molotow hat er erst l919 angenommen. Molotow ist im Jahre 1890 als Sohn eines Handlungsgehilfen im Gou vernement Wjatka geboren und besuchte die Oberroalschuls von Kasan. Als 15jähriger schloß er sich der damals ausbrechendeu ersten revolutionären Bewegung an. Einige Jahre später wurde er kurz vor feinem Abitur aus zwei Jahre ins Gouver nement Wologda verbannt. Nach Ablauf seiner Verbannungs frist besuchte er die Technische Hochschule in Petersburg und nahm hier die revolutionäre Arbeit unter der Studentenschaft wieder auf. Seit der Oktober-Revolution wurde er zu den verschiedensten Aemiern der Partei und Verwaltung eingesetzt. Unter seiner Leitung wurde im Jahre 1918 die NaUonasierung der Fabriken und Werke durchgeführt. Drei Jahre später wurde er zum Mitglied und Sekretär des Zentralkomitees der Partei gewählt. 1930 wurde ihm das Amt des Vorsitzenden der Volkskommissare anstelle von Rylow und im Mai des Jahres 1939 nach der Abberufung Litwinows auch noch das Amt des Volkskommissars für auswärtige Angelegenheiten übertragen. In der Eigenschaft als Außenminister hat er auch die Verhandlungen mit Ribbentrop geführt, die zur Unter zeichnung des deutsch-russischen Vertrages vom 23. August 1939 führten. Die ErMmsrkier in Tokio Ein Riesenbankett mit 50 066 Teilnehmern. Die Hauptveranstaltungen der Gründungsfeier des java nischen Kaiserreiches wurden mit einem Festakt auf dem Ge lände vor dem Kaiserpalast abgeschlossen. In Anwesenheit des Kaiserpaavs, der Mitglieder des Kaiserhauses, des Diplomatischen Korps sowie zahlreicher Mitglieder der Regie rung und hoher Würdenträger fand ein Riesenbankett statt, an dem etwa 50 000 Persönlichkeiten aus Japan und Uebersee teilnahmen. Der amerikanische Botschafter Gree als Doyen des Diplomatischen Korps übermittelte dem Kaiserpaar die Glückwünsche der fremden Mächte. Die Vorführung alt japanischer Tänze und einiger für die Feierlichkeiten kompo- aierter Musikstücke umrahmten das Festprogramm. Stadt und Land feiern inzwischen in festfrendiger Stimmung das histo rische Fest weiter. Europa und Asten Zum Besuche Molotows in Berlin Erst künftige Geschichtsschreiber werden den notwendigen Abstand von der Gegenwart gewinnen, um die ganze Gröhe des politischen Geschehens unserer Tage in seiner. Bedeutung für das Schicksal der Völker zu ermessen. Am Ziele des Weges, den die jungen Nationen angetreten haben, steht eins Neuordnung der riesigen Nä me, in denen die Europäer und die Asiaten leben, wobei Afrika als eine Domäne der weihen Nasse mit in diesen Raum einbezogen Weeden muh. Schon in den Tagen, in denen in Berlin der Dreimächtepakt zwischen Deutschland, Italien und Japan unterzeichnet wurde, ist davon gesprochen worden, wie die Führung in diesen Räumen sich künftig gestalten soll, und wer berufen sein wird, diese Neuordnung maßgebend zu beeinflussen. ES sind di« Achsenmächte für das gesamte alte Europa, und es ist Japan im Fernen Osten. Zwischen beiden aber liegt die gewaltige Fläche des eurv- päischen und des asiatischen Rußland, die von den Völkern der Sowjetunion besiedelt ist, und in der demgemäß den Russen der alleinige FührungSanspruch zukommt. Das sind Feststellungen, die eine Umgestaltung des Weltbildes in so. einschneidendem Maße erkennen lassen, daß man in der Ge schichte nur selten auf ein Beispiel von ähnlicher Größe stoßen wird. Der Besuch des russischen Außenkommissars und Re gierungschefs Molotow rückt uns diese Perspektiven besonders! nahe vor Augen, denn seit dem Beginn des Krieges, den Be suchen des Reichsauhenministers in Moskau und dem Abschluß der verschiedenen deutsch-russischen Verträge ist es das erst« Mal, daß zu einem so engen unmittelbaren Meinungsaustausch der maßgebenden Staatsmänner Deutschlands und Rußlands Gelegenheit gegeben ist. In dieser Zwischenzeit hat sich aber außerordentlich viel geändert, beim der Verlauf des Krieges hat den Achsenmächten ein« unbedingt beherrschende Stellung auf dem Kon tinent gegeben, während die frühere Entente zerschlagen und England auf seiner Insel in «ine verzweifelte Defensive gedrängt worden ist. Trotzdem habe ndie Engländer noch bis in diese Tage hinein mit diplomatischen Mitteln versucht, in neue Beziehungen zur Sowjetunion zu gelangen. Die Antwort darauf ist der Besuch Molotows in Berlin, und die gestern veröffentlichte Liste der großen Zahl führender Persönlichkeiten, die an dieser Reif« teilnehmen, läßt bereits erkennen, welches außerordentlich« Gewicht man auch in Moskau der Berliner Zusammenkunft! beimitzt. Nachdem vor kurzem der Unterzeichner des Drei mächtepaktes, der japanische Botschafter in Berlin, in einem Artikel von der künftigen Bildung eines europäisch-asiatischen Blockes zwischen dem Atlantischen und dem Stillen Ozean ge sprochen hat, und nachdem der Reichsaußenminister schon bei- seinem letzten Aufenthalt in Moskau erklärte, daß auch dis rufsisch-japanischtzn Beziehungen einer positiven Entwicklung entgegengingen, zeichnen sich die Grundlinien der kommenden Neuordnung in Europa und Asien bereits deutlich genug ab« Die Basis dafür ist in der weiteren Vertiefung der deutsch- russischen Zusammenarbeit zu erblicken. Die geniale Staatsfiihrung Adolf Hitlers und d«r Weitblick der Moskauer Regierung haben es der» mocht, über weltanschauliche Probleme hinweg der historischen Einsicht Rechnung zu tragen, daß Deutsch land und Rußland ihren eigenen Interesse« immer nur dann am besten gerecht wurden, wenn sie miteinander in Freundschaft lebten. Sv kann unter voller Wahrung der Souveränität des völ kischen Eigenlebens zugleich die Solidarität Europas fundiert werden. Die tiefe Enttäuschung, die sich in England ange sichts der Reise Molotows bemerkbar macht, zeigt, ein wie schwerer Schlag dieses neue Ereignis für England ist, aber der englische Widerstand wird Europa und Asien auf dem neuen Wege nicht aufhalten können. ReichrorbeitrmiMer Seldte in Rom Zur Fortsetzung früher eingeleiteter Besprechungen sozial politischer Art mit dem Minister der Korporationen und dem Minister für Oeffeniliche Arbeiten sowie mit anderen Stellen begibt sich Reichsarbeitsminister Seldte nach Rom. Neben den Besprechungen sind vor allem Besichtigungen von Wohnungs- und Siedlungsbauten sowie von Wohnungs- und Industrie unternehmen in Mittel- und Norditalien vorgesehen. Die Dauer des Besuches des Reichsarbeitsministers ist auf etwa zehn Tage berechnet.