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Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Nr. 232 Donnerstag, 3. Oktober 1940 92. Jahrgang bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis norm. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr K Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich für Anzeigen, Heimatteil, Sport, Feuilleton, Kunst und Wissen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsttitz. — Geschäftsstelle: Nur Adolf-Hitler-Straße 2 — Fernruf nur 551 Diele Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gr Glichen Sonn» und Feiertage. Bezugspreis: Bei Abholung 14 tägig 1.—RM., frei Hau-.- l.10RM.'ei'nschl.12bez. l5Pf. Trägerlohn. Postbezug monatl. 2.50 RM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt keinen Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreises. Zeitungsausgabe für Abholer täglich S—6 Uhr nachmittags. Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 6 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Landrates zu Kamenz, der Bürgermeister zu Pulsnitz und Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Pulsnitz, sowie des Finanz amtes zu Kamenz Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Nichtendenwollende Angriffe Großbritannien verliert jeden Tag 32 Flugzeuge Die ständig zunehmende Wucht der deutschen Vcrgcltungs- nngriffc gegen England hat zur Folge, daß die täglichen Lügen- und Lageberichte der Schwindelagentur Reuter und dec- ßtttsam bekannten britischen Nachrichtendienstes von Tag zu Tag dürftiger ausfallen. Diese Schweigsamkeit ist erfah rungsgemäß immer Vann besonders auffällig, wenn die Veut- scheu Bomber gerade besonders aktiv und erfolgreich waren. Wie man aus den fragmentarischen Angaben über die Ereig nisse am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch entneh men kann, war dies offensichtlich auch in den letzten 24 Stun den in starkem Maße der Fall. So geht aus den Berichten hervor, daß zwei „stark bevöl kerte Distrikte Londons" das Ziel der deutschen Tagesangrifse waren, wobei man in der Annahme nicht fehlgehen dürfte, daß es sich wieder um'die an der Themse gelegenen Hasen- viertel mit ihren zahlreichen kriegswichtigen An lagen gehandelt hat. In einer anderen Meldung verrät Reuter, daß ein deutsches Flugzeug eine Londoner Bahnstation Mit Maschinengewehren beschossen Hal. In der Nacht zum Mittwoch wurden nach einem Bericht des Luftfahrtministe- riums und des Ministeriums für innere Sicherheit feindliche Angriffe ans „mehrere Teile Großbritanniens" ansgeführl. die besonders gegen London und den Südosten Englands ge richtet gewesen sein sollen. Es wird dann werter gesagt, daß Bomben aus eine Stadl an den Usern des Mersen abge- worsen wurden (Liverpool?), die „Barnen beschädigten". Um was für Bauten es sich dabei handelte, wird uamrlich scham haft verschwiegen, dafür wird sogleich versichern daß die an- gerichlelen Schäden „nicht ernster Natur" gewesen seien Auch andere Städte im Nordwesten Englands haben nach den An gaben des britischen Luftfahrlministeriums in der Nacht zum Mittwoch das rächende Schwert der deutschen Luftwaffe ver spürt. In ihnen sind, wie es heißt, industrielle Gebäude de- schädigt und Brände in mehreren Bezirken ausgelöst worden. Ueber London besagt der Bericht, daß erneut aus mehrere Teile der britischen Hauptstadt Bomben abgeworfen wurden. Nach einem Bericht von „Stockholms Tidningen" ist be reits zur Stunde des geheiligten britischen 5-Uhr-Tees ein deutscher Massenangrifs erfolgt, an den sich dann bei Anbruch „Im Stadtgebiet von London hat es heute morgen insge samt dreimal Alarm gegeben. Der in der vergangenen Nacht bei Lustangrifscn aus England angerichtete Schaden ist nicht ernster Natur. Am schwersten gelitten hat eine Stabt im Nord- westcn Englands, wo mehrere Gebäude zerstört würben unv auch Industrieanlagen Volltresser erhielten. Lu dreier Stadt ist eine sehr schwere Bombe aus eine wichtige Straßenkreuzung ge fallen. In Essex haben Bomben eine Anzahl Gebäude zerstört unv im Gebiet des Flusses Mersey sind durch Brandbomben eine Reihe Brände ausgebrochen-, so sagte gestern der Sprecher des englischen Nachrichtendienstes u. a. wörtlich, als er aus die Lusiangrifse der vergangenen Nacht auf London und Süd- und Mittelcnglanb einaing. Wie anders klingt doch diese Sprache gegenüber den ge radezu lächerlich wirkenden Jllusionsnachrichten, die von den amtlichen britischen Propaqandastellen ausgeaeben werden. Wenn sich selbst der Londoner Rundfunk zu diesen Zuge ständnissen bequemt, wie erst müssen die wirklichen Ausmaße der Zerstörung und Vernichtung sein? Die Tendenzmeldungen der britischen Propaganda erfah ren auch durch die Erklärungen eines amerikanrschen Journali sten portugiesischen Kollegen gegenüber eine klare Widerlegung. Der Journalist erklärte der Lissaboner Zeitung Seculo' zu folge: „Ich habe London verlassen, um nach Amerika zurückzukeh- ren. weil die Zustände in London durch die dauernden deutschen Bombardiernugen unerträglich geworden sind. Es ist für einen Journalisten unmöglich, von London aus noch zu arbeiten.- Sehr aufschlußreich für die wirkliche Situation in England ist auch eine Notiz der Londoner „Datly Mail" vom 30. Sep tember, in der es heißt,, daß Ich die Polizei in.London-Eastend ver Dunkelheit nicht enden wollende Nachtangriffe angeschlossen haben. Die Angriffe haben nach diesem Berich« früher als gewöhnlich begonnen und haben sich aus 27 verschiedene Ort schaften in der Umgebung Londons und acht Städte in den an London grenzenden Grafschaften ausgedehnt Die Vororte Londons sollen am meisten gelitten haben, während diesmal der Londoner Osten verschont geblieben ist. Während die Plutokraten die Verluste möglichst klein halten wollen, entschlüpft den Londoner Stellen dann und wann immer wieder ein Eingeständnis, aus dem hervorgehl, daß die deutschen Angriffe England immerhin hart treffen. So hat das Blatt der britischen Luftwaffe „Aeroplane" er rechnet. daß England im Durchschnitt jeden Tag 32 Flug zeuge verliert. Und dabei sind die Verluste der britischen Sceluftstreitkräfte und diejenigen, die man verheimlichen will, nicht einmal in Ansatz gebracht worden. Plutolratistze Schmarotzer Zu der Sorge über die militärische Lage und über die wachsende politische Vereinsamung Englands kommen noch die ernsten Besorgnisse über die. ernährungspolitische Lage. Die plutokratischen Schmarotzer allerdings sind nach wie vor bestens versorgt. Sie erhalten neuerdings in einigen elegan ten RestauraMs des Londoner Westends eine „Flieger- angrifss-Spezialplane", die für drei bis vier Dollar ein er- lesenes Abendessen einschließlich einem Platz in dem luxu riösen Luftschutzkeller der Gaststätte bietet. Dabei entbehr« es nich« des Jnleresses, daß diese „seinen" Leute ihre Genüsse imr gegen Dollars zur Verfügung stellen, was nich« gerade von Vertrauen sür die englische Psundwührung zeugl. BeWigrmg lur die deutsche DurchWagslrast Die englische Regierung Hal, wie aus London verlaute!, verfügt, daß die zur Zeit in der Armee dienenden Feuer wehrleute wieder zum Feuerwehrdienst zurückkehren. Eine treffende Bestätigung für die Durchschlagskraft ver deutschen Vergeltung! in verstärktem Maße mit Plunoerungen veiHamgs. unne Anzahl Wohnungen sei ausgeplünderl worden, während sich ihrs Bewohner in den Luftschutzräumen befanden. Mehrfach seien auch durch Bomben beschädigte Gebäude ausgeplündert worden. Die Ausbeuiermethoden des jüdisch-kapitalistisch-plutokra- tischen Systems Englands finden ihren treffenden Niederschlag in einer von der Stockholmer Zeitung „Aftonbladet" wiederge- aebenen Erklärung Lord Wooltons, der zu der vielfach ange- kundigten kostenlosen Speisung der Schutzrauminsassen erklärte:, „Dieses Essen muß bezahlt werden, da das englische Volk kein Almofenempfänger sein soll." FsrWMMes MMuLen der MF Mit den letzten Eingeständnissen britischer amtlicher Stell len über die Verluste der englischen Handelsmarine und der englischen Luftwaffe beschäftigen sich die römischen Abendblätter vom Mittwoch in großer Aufmachung. „Lavoro Fascista" spricht in seinen Ueberichriften von den« .Fortschreitenden Verbluten ver RAF." und dem „fürchterlichen Rückgang der Tonnage der englischen Handelsmarine". „Tribuna" bringt einen Aufsatz des Berliner Korrespondenten unter der Ueberschrift: „Die Genauigkeit der deutschen Zahlen über die dem Geg ner zugesüaten Verluste ooi« der englischen Admiralität und dem englischen Luftsahrtministerium anerkannt." Der Korrespondent befaßt sich näher mit den von Eng land zugcaebenen Verlusten von 160 VW BRT. Schiffsraum iu einer Woche, die vorwiegend auf die deutschen U-Boote zurück zuführen sind. In diesem Zusammenhang sagt das Blatt, man müsse da bei bedenken, daß darin nicht immer die Perffrste enthalten (Fortsetzung Seite 2, Spalte 2) Lügen der Verzweiflung 8 Schon hat die Bevölkerung der britischen Hauptstadl die 25. Vergeltungsnacht und gleichzeitig den 150. Flieger alarm seit Kriegsbeginn erlebt. Die Wucht dieser An griffe ist jedoch mit ihrer Wiederholung nur noch stärker geworden! Weder die britische Flak noch die Jagdflieger Englands können unserer Luftwaffe den Weg verlegen. Tag sür Tag und Nacht für Nacht brausen unsere Bomber nach England hinein, und wo sie zum An griff gegen militärische Ziele vorgehen, da schlagen hohe Stichflammen gen Himrnel, brechen dicke Fabrikmauern krachend zusammen, klaffen tiefe Krater, häufen sich un durchdringliche Schuttberge an. Immer wieder berichten ausländische Beobachter, daß ganze Straßenzüge in London von Bränden taghell erleuchtet sind. Mit Entsetzen muß so die britische Bevölkerung er fahren, daß sie von Verderbern gewissenlos in einen aussichtslosen Kampf gehetzt worden ist. Es steht schlecht um England! Und das ist dem einfachen Mann auf der Straße bewußt! Jedes- tual, wenn die Werktätigen den Hammer aus der Hand legen müssen, um Hals über Kopf in den Luftschutzkeller zu flüchten, jede Nacht, die man in London unter der Erde verbringt, hämmert den Briten die Erkenntnis ein, daß Churchill und Chamberlain dem Sturm, deu sie her aufgeschworen haben, nicht gewachsen sind. Die Situation Englands ist verzweifelt! So scheut man sich denn auch nicht, Methoden anzuwenden, die nur die Verzweif lung eingeben kann. An der Gegenwart Englands ist nichts zu beschönigen. In der ist alles schwarz, trost los und niederdrückend. Darum geben sich die britischen Agitatoren die allergrößte Mühe, wenigstens für die Z u - kunft eine Aenderung anzukündigen. Durch bewußte Lügen soll so das eigene Volk noch mehr in das Ver derben gehetzt werden. So wird mit vollen Backen verkündet, daß Churchill und seine Handlanger das Ende des Monats September, der eine so furchtbare Steigerung der deutschen Angriffe gebracht hat, mit einem „Aufatmen" begrüßt hätten. Aber schließlich ist das Ende eines Monats der Schrecken dann ohne Bedeutung, wenn gleichzeitig feststeht, daß andere bevorstehen. Darum hat man denn auch für die, die nicht so leicht zu fangen sind, noch weitere tröstliche Ver sicherungen bereit. So wird lustig darauslos phantasiert und von „neuen Bombern" und „neuen Kampfmitteln" gesprochen, die angeblich bereitstehen, ferner wird behaup tet, daß der Drei-Mächte-Pakt vor« Berlin, das Militär bündnis von 250 Millionen, dazu beitragen werde, „Deutschlands Niederlage noch zu beschleunigen". Ja, mehr noch", blind gegen die Erfahrungen in der Ver gangenheit, wird schließlich nicht weniger in Aussicht ge stellt, als daß man in Kürze sogar soweit sein werde, Deutschland zu verwüsten. Es ist völlig überflüssig, sich mit derartigen Ankündi gungen näher auseinanderzusetzen, zumal die ganze Welt seit vielen Monaten immer wieder erfährt, daß gerade das Gegenteil von dem, was die Engländer ankündigen, einzutreten pflegt. Sind nicht die Polen ausgezogen, um in einer Schlacht bei Berlin Deutschland zu vernichten, und wollten nicht die britischen Soldaten ihre Wäsche an der Siegfriedlinie zum Trocknen aufhängen? War nicht die Besetzung Norwegens durch Deutschland, wie man uns in London weismachen wollte, ein strategischer Fehler erster Ordnung? Hat nicht der Chef der britischen Regie rung schon im Vorfrühling dieses historischen Jahres, das den deutschen Waffen so gewaltige Erfolge gebracht und in dem die deutschen Truppen Frankreich in kühnem An lauf überrannt haben, leichtfertig verkündet^ daß der Die Wirklichkeit sieht anders aus Londoner Nachrichtendienst widerlegt britische Tendenzmeldungen