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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- mrd Tageszeitung für die Stadt «ud de« Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den ErschetnungStagen bis norm 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr L Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschrtstleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stello.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Borantwortlich für Anzeigen, Heimatteil, Sport, Feuilleton, Kunst und Wissen Wultor Hoffman«, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, P«Vattz. — Geschäftsstelle: Nur Adolf-Hitler-Straße 2 — Fernruf nur 551 D« Pulsnitzer Anzeiger ist das zur DeröffenÄchuug der amtlichen Bekanntmachungen des Landrates zu Kamenz, der Bürgermeister M Pulsnitz und Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Pulsnitz, sowie des Finanz amtes zu Kamenz Rr. 230 Dienstag! 1. Oktober194Ö HW» Aotluug erscheint täglich mit «uäuahme bor gofetzttche« Sm»- »» git^tagi «^»pro«: B^Nbholung"tägigl.-NM.frotHauri^stMM.okM.'L»».»»«. Uoä^rlohn. Postbezug wonatl. LÜO RM. Di, Bohinderu», b« Most«»», «cht^rttgt tch»«, Anspruch auf Rückzahlung d«, Bezugspreises. ^MusgoemSgab, für »Hot« tä^Sch « Uhr nachmittags. Preise mid NachlaAsätz, »oi »ach BroiSliste Sir. S — Für da« Erscheinen von Anzeige« tu d^ktuunte» Stummer« ««b « 92. Jahrgang Leben in London fast unerträglich Von 24 Stunden mehr als 15 im Keller Wie stark das öffentliche Leben in London unter den pausenlosen Angriffen unserer Kampfflieger leidet, geht aus den Mitteilungen eines neutralen Korrespondenten hervor, der folgendes berichtet: Am 27. September wurden wir um 5 Uhr früh alarmiert, nachdem wir die Nacht zuvor von 20 Uhr bis 4 Uhr im Lust- schuhraum zugebracht hatten. Bis 6 Uhr dauerte der erste Alarm des neuen TageS. Danach hatten wir drei Stunden Ruhe. Um 9 Uhr ertönten die Sirenen zum zweitenmal und erst um 12.3» Uhr wurde wieder entwarnt. Kaum zehn Mi nuten später erfolgte dann der dritte Alarm, der über ein« Stunde dauerte, und nach kurzer Pause heulten die Warn- sircnen zum vicrtenmal gegen 15 Uhr Gott sei Dank wai dieser Alarm nur kurz. Nach einer Pause von etwa viercin halb Stunden muhten wir dann aber wieder bei Sirenen geheul gegen 20.00 Uhr in den schrecklichen Anderson Ehcltci flüchten, aus dem wir erst am W. 9. früh uni 5.3» Uhr her auskonnten. Innerhalb von 24 Stunden haben meine Fa mitte und ich somit mehr als 15 Stunden in einem feucht kalten und dumpfigen Schutzraum zusammen mit zahlreicher fremden und unfreundlichen Menschen znbringcn müssen, ohm daß wir hätten schlafen können. Bei der starke» Fremden- fcindlichkeit mutzte ich mich außerdem noch hüten, mil meinet Frau und meinen Kindern in unserer eigenen Sprache zr reden. Tas Leben in London ist fast unerträglich geworden Londoner Flalsperre erneut durchbrochen Selbst das Luftfahrlministerium in London must zugeben daß deutsche Bomber im Laufe der Nacht zum Moniag zahl reiche englische Gebiete angegriffen und durch den Munir! ihrer Bomben in mehreren Bezirken Londons starke Brandt ausgelöst haben. „Eine gewisse Anzahl" von Personen sei ge lötet oder verwundet worden. Auch die Grafschaften in bei Umgebung Londons seien hart mitgenommen worden. Aucl der Londoner Nachrichtendienst muß zugeben, daß es der deutschen Flugzeugen gelungen ist, über der City von Lon don Bomben abzuwerfen, nachdem sie die Flaksperre durch brochen halten. Die Flak habe „ein entsetzliches Sperrfeuer" eröffnet. Um die deutschen Erfolge zu verkleinern, leitet dei Nachrichtendienst seine Meldungen ein: „Me AHivltai vei deutschen Luftwaffe über London ist in der vergangenen Nachi im ganzen gering gewesen." Daß die deutschen Flieger der Londoner Feuerwehr jeden- falls genug zu tun geben, geht aus einer Meldung der „Daily Mail" hervor. Das Blatt schreibt, eine einzige Feuerwache habe seil Beginn des großen Bombardements 300 mal ein- greifen müssen. An einem Tage habe sie zu gleichet Zeit 30 Brandherde bekämpft. Bisher seien 20 Feuer wehrleute bei Aufräumungsarbeiten umgekommcn. Montague Smith fordert in der „Daily Mail" die Lon doner auf, nicht zuviel von Luftangriffen zu reden. „Warum immer von Bomben sprechen? Gründen wir eine Gesellschaft gegen Luftkriegsgespräche!" Das Wetter, Bierpreise und die Einkommensteuer seien doch auch schöne Gesprächsthemen. Ob dieser krampfhafte Versuch, die niedergedrückte Stimmung der Londoner Bevölkerung zu heben, Erfolg haben wird, ist aller dings zweifelhaft. TstWöger und Dolche Gnngsterwasfcn für die „Verteidigung" Englands. Die pausenlosen deutschen Vergeltungsschläge gegen Eng land veranlassen die englischen Kriegstreiber, der Bevölkerung alles vorzusetzen, was nur irgendwie geeignet sein könnte, ihrc Stimmung zu heben. So veröffentlicht Neuler letzt eine New- Uorker Nachricht, wonach das amerikanische „Komitee für di< Verteidigung britischer heimatlicher Erde" eine Entschließung gefaßt habe, daß sämtliche „kleinen Waffen", die von der Polizei in den gesamten Vereinigten Staaten beschlagnahmt wurden, Großbritannien als „Hilfeleistung für seine Vertei digung" übermittelt werden sollen. Es handelt sich hierbei in der Hauptsache um Pistolen, Totschläger und Dolche, die amerikanischen Gangsterbandeu abgenommcn worden si«d; sie würden also in diesem Falle nunmehr den britischen Gangstern zur Verfügung gefielst werden, eine immerhin recht beachtliche Tatsache. . „Englands Nüstungsprogramm über den Haufen geworfen" Während die offizielle britische Propaganda in den ersten beiden Wochen der deutschen Großangriffe immer wieder de» haupteie. die deutschen Flieger Härten der englischen Rüstungs industrie nur unwesentlichen Schaden zugcfuat. ist man jetzt im britischen Jnsormationsminitterium weit Killer geworden. Dies beruht nach einem in Rio ve Janeiro vorliegenden vertraulichen Bericht ans der Tatsache, datz der Produkt,ons- ausjall nach und nach bedenklich« Formen annimmt. Das ganze für den Herbst und Winter ausgestellte große englische Rüstungs- Programm fei, das könne man schon heute sagen, über den Hausen geworfen worden. Man müsse völlig neu disponieren und den Terminkalender von Grund ans ändern. Besonders die letzten deutschen Angriffe hätten neben der Rüstungsindustrie Londons, die natürlich am schwersten betrof fen worden ist. mehrere der wichtigsten Rüftungsberriebe der Midlands, vor allem auch einige Flugzeugwerke beschädigt. In einigen dieser Werke könne nur noch in ganz beschränk tem Umfange gearbeitet werden, in anderen, die nicht direkt getroffen worden seien, fehle es an wichtigsten Teilfabri katen. so daß auch hier die Produktion ins stocken komme. Wenn man die Situation ganz vorfichtig und zurückhaltend beurteile, müsse gesagt werden, daß die Produktionskapazität der brtrischen müsse gesagt werden, daß die Produktionskapazität der britischen „Seid ersetzt die Ware nicht" Aus einer Notiz des „Evening Standard" geht hervor, datz bei einem der deutschen Luftangriffe auf wichtige Versorgungs- betriebe und Lagerhäuser in London große Mengen an Textil waren — der Umfang der Vorräte wird nicht angegeben — völ lig vernichtet worden find. Die Textilvorräte waren für den englischen Export bestimmt. Dos Blatt meint melancholisch, der vmaoen >ei zwar durch Versicherung gedeckt, aber das Geld ersetze nicht die Waren selbst. Im übrigen weist „Evening Standard" darauf hin, daß eine Beschleunigung des Schadenersatzes in solchen Fällen erforderlich je,. denn viele Fabrikanten und Exporteure seien nicht in der Lage, weitere größere Aufträge zu finanzieren, solange sie nicht für die Güter entschädigt worden sind, die sie infolge der Luft angriffe verloren haben. Aus diesen Klagen geht hervor, daß ein großer Teil von Exportgütern in den Lagerhäusern zerstört worden sein muß. Englische Bombenerfolge ohne Bomben Schwindelmeldungen der RAF. über Berlin ausgedeckt In dem krampfhaften Bemühen, die durch die pausenlosen deutschen Luftangriffe an den Rand der Verzweiflung gebrachte englische Bevölkerung irgendwie etwas „aufzumuntern , ver breitet die Londoner Lügenzentrale einen amtlichen Bericht des britischen Luftsahrtministeriums, in dem nach bewährtem Muster wieder einmal das Blaue vom Himmel beruntergeloaen wno. So behauptet der Lügenbericht über dre Angriffe der RAF. in der Nacht zum Sonntag ganz dreist, datz es den Angreifern, die für Berlin bestimmt waren, gelungen sei, ihren Flug zur Reichshauptftadt durchzusühren. ... . Spreng- und Brandbomben seien abgeworfen worden, und man habe — obwohl an anderer Stelle des Berichtes erklärt wird, datz es stark bewölkt war — gesehen, wie sie in nächster Nähe der Ziele explodiert seien. , « . .. In diesem Falle ist wieder einmal die gesamte Bevölkerung der Reichshauptstadt .in der. Lage, di« törichten Cchwindelmel- (Fortsetzung Seite 2, Spalte l.) Dampfer für England Abfuhr aus Moskau Propagandistische D-rzweiflungSmanöber Seil dem Bekanntwerden des Dreimächtepaktes von Berlin befindet sich Die englische Propagandamaschine in einer be sonders schwierigen Lage. Der Informatio nsm i m sie r Duff Cooper hat alle Hände voll zu tun, den gesunkenen Mut seiner Landsleute aufzusrischen und wagt dabei die dümmsten Manöver. Dei seinen Versuchen, die Bedeutung des Drei mächtepaktes herabzumindern, hat er sein Augenmerk ganz besonders auf Moskau gerichtet. Fast wie auf ein Stichwort beschäftigen sich dir Lon doner Zeitungen und Nachrichtendienste mit der angeb lichen Bedrohung Sowjetrußlands durch Japan und Deutschland und konnten sich nicht genug damit tun, dem Dreimächtepakt neben einer sogenannten anti amerikanischen auch eine stille antirussische Tendenz zu unterschieben. Die Engländer sind wieder einmal voreilig gewesen. Wie schon so oft muhten sie mit Moskau eine arge Enttäuschung erleben. Auch diesmal belehrte sie eine hochossiziöse russische Zeitungsstimme, der überall mit Interessen vernommene Prawda-Artikel, eines besseren. In diesem Artikel wird mit unmißverständlicher Deutlichkeit sestgestellt, daß einmal die Sowjetunion von Lem Abschluß des Berliner Dreimächtepaktes vorher in Kenntnis gesetzt worden ist, also in keinem Falle durch ihn unangenehm überrascht werden tonnte, wie es Engländer und Amerikaner in den letzten Tagen hinzustellen beliebten. Zum zweiten enthält diese offiziöse russische Stel lungnahme die klare Feststellung, datz durch den Wortlaut Les Dreimächtepaktes einschließlich der aus Sowjetrußland be züglichen Bestimmungen die Kraft und Bedeutung des deutsch russischen Nichtangriffspaktes unterstrichen worden und die Achtung vor Ler russischen Neutralität bekundet worden sei« (Vergleiche Artikel „Moskau gegen Kriegstreiber" auf S. 5.) Es bedarf schon einer mehr als kühnen Verdrehungs kunst angesichts solcher Abfuhren aus Moskau, den Drei mächtepakt noch weiter antirussisch zu interpretieren. Aber es wäre ja nicht das erste Mal, daß die Briten und ihre Freunde die Gedanken und Pläne der Nüssen besser zu kennen vori geben als die russischen Staatsmänner selbst. Verdrehung der Tatsachen gehört ja seit den ersten britischen Niederlagen in diesem Kriege zu den "bevorzugten Auswegen, auf denen die britische Regierung versucht, sich vor ihrem Volke und vor einer allzu gläubigen Welt von Freunden ein Alibi zu ver schaffen. Diese Methode wurde auch vom Londoner Nach richtendienst wieder angewandt, als er versuchte, mit dem Namen einer aus der deutschen Volksgemeinschaft seit langem ausgeschlossenen Emigrantin, mit Erika Mann, Geschäfte zu machen und dieser Tochter Thomas Manns ein Manuskript zum Verlesen am Mikrophon überreichte, in dem sie ihre Ein drücke von der Bombardierung Londons angeblich schilderte. Was das britische Jnsormationsministerium hier durch den Mund einer emigrierten Landesverräterin zum besten gab, wirkte derart grotesk und kindisch, daß es verdient, wenigstens in einem Auszug wörtlich zitiert zu werden. Die britische Propaganda nennt darin die infolge deutscher Bombar dierungen entstandenen Brände „kleine Feuer", die überall ausgetaucht seien und hübsch und lustig anzusehen wären. London habe in einer sogenannten Festbeleuchtung — und hierbei spielt sie aus kleine Magnesiumfeueirchen an — in Trümmern bombardiert werden sollen. Zu den dramatischen und obwohl durch die Zensur gemilderten surchtbaren Augen zeugenberichten Londoner Ausländskorrespondenten seht sie sich mit dem Satz »Es sei allgemein so. daß die An griffe in London nur als langweilig und lästig und störend empfunden würden", in einen allzu krassen Gegensatz. Lind mit solchen Mätzchen versucht England, die Welt über seine schwierige Lage hinwegzutäuschen.