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Pulsnitzer Anzeiger Anzeiger 92. Jahrgang Rr. 298 Donnerstag, 19. Dezember 1940 Ohorner LtH« Zeitung erscheint täglich mit Aufnahme der gesetzliche« Som». >md yeimctag« V.Mg«prrt» : Bei Abholung 14 tägig 1.- RM., frei Hau« 1.10 NM. «KM 12 »q. 1» Pf. trägerlohn. Postbezug monntl. 2.56 RM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt ^tue» Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreises. ZettungSauSgad» ftir Abholer Haupt- und Tagcszeiiuno für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Der-ffeutlich««- der amtliche« Bekauutmachungen des Laudrates zu Kamenz, der Bürgermeister zu Puls«';? «ud Ohorn behördlicherseits bestimmt« Blatt »ud e«thSlt Bekanntmachungen des Amtsgerichts Dnlsnitz sowie des Finanzamtes z» Kamenz täglich 8—v Uhr nachmittag». Preise und Nachlahsätz» bet Wiederholungen »ach Preisliste Nr. S — Für daS Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und au bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erschetnungetagen bi» vor». 10 Uhr aufzugeben. - Geschäftsstelle: Nur Abolf-Httler-Stratze 2 — Fernruf nur «1. Raumplanung und Arbeitseinsatz Eine richtungweisende Veiratsfitzung der Wirtschaftskammer Sachsen Die Wirtschastskammcr Sachsen führte in Dresden eine Sitzung des erweiterten Beirates der Kammer durch, die unter dem Thema „Raumplanung und Arbeitseinsatz" stand. An der Tagung nahmen mit den Bciratsmitgliedern namhaste Ver treter aus Staat, Partei und Wehrmacht, an ihrer Spitze der sächsische Minister für Wirtschaft und Arbeit Lenk, teil. Der Präsident der Wirtschaftskammer Sachsen, Wohl fahrt, behandelte Fragen der Raumplanung unter beson derer Berücksichtigung der Verhältnisse in Sachsen. Die Neuver teilung des Menschen im deutschen Raum, die mit der Ostbe- ssedlung verbunden »st, müsse zu einer Strukturgesun- ^lung in den Gebieten führen, die für eine Aussiedlung in 'Krage kommen. Soweit dabei die Landwirtschaft in Betracht gezogen werden müsse, gelte es besondere Rücksicht darauf zu nehmen, daß der bodenverbundcnc Industriearbeiter erhalten bleibe. Andererseits müsse mit Nachdruck die Forderung aus gestellt werden, daß die Städte sich künftig mehr als bisher biologisch selbst erhalten. Was die gewerbliche Ansiedlung anlangt, so sei in bezug auf Sachsen zu berücksichtigen, daß eine wesentliche Schwächung der Grundstoff- und Produktionsindustrien vermieden werden müsse, weil, gerade dieser'Industriesektor in Sachsen im Ver gleich zuin Reichsdurchschnitt Wenger entwickelt ist. Schließlich kann bei der Erörterung der Umsiedlungsfragen nicht an der biologischen Struktur der aufzulockernden Gebiete vorbeigegan gen werden. Hier gelte es, wie Präsident Wohlfahrt an Hand aufschlußreichen Zahlenmaterials darlegte, darauf Rücksicht zu nehmen, daß Sachsen einen hohen Frauenüberschuß, eine ver hältnismäßig niedrige Geburtenquote und einen Altersaufbau ausweist, der im Vergleich zu anderen deutschen Industriege bieten durch eine schwächere Besetzung der jungen Geburrcn- jahrgängc und einen stärkeren Anteil der höchsten Altersklas sen gekennzeichnet ist. Da Sachsen außerdem zehntausende lei- stungskräftigster Menschen bereits zur Industriealisieruna an derer Gebiete abgegeben Hal, werde die Aufgabe der künftigen Menfchenoerietlung im deutschen Raum nick» ohne dre Rück sichtnahme aus die Eicheruug des künftigen industriellen Nachwuchses in den einzelnen deutschen Bezirken bewältig, werden können. Präsident Wohlfahrt schloß seine Einführungsansprache mit der Versicherung, daß Sachsen gleichwohl an ter Aufgabe der künftigen Raumgestaltung tatkräftig in vorderster Front mu- a, denen und seinen Beilraa zur Bewältigung dieser Aufgabe leckten wird, die über die Formung des deutsch n Großraumes in die Gestaltung einer neuen europäischen Großraumnurl- fchafi einmündet, deren Baume ster Adolf H>tler ist. Ministerialdirektor Dr. Iarmer berontc. daß die deutsche Raumordnung dafür gefolgt habe uns sorgen werde, daß keim gebietlichen Nachteile entstehen. Der Zuwachs an Raum im Osten bedinge selbstver ständlich eine Aenderung in dem Ausbau des Reichsgebietes, wo bei ungesunde Besiedlungen durch Auflockerung saniert werden sollen. Der Osten werde so aujgebaut und mit deutschen Menschen besiedelt werden, daß er für immer seiner Aufgabe gerecht wer den könne. Das Land dürfte nicht nur landwirtschaftlich besetzt, sondern müsse gleichzeitg gewerblich durchsetzt werden Der ge werbliche Mittel- und Kleinbetrieb müsse die natürliche Ergän zung zur bäuerlichen Bevölkerung darstellen. Der Osten werde nicht gegenüber anderen Reichsgebieten be günstigt, sondern es werde der Instand hergestellt, der die Gleich berechtigung mit dem Reiche bringt. Wenn die Dinge richtig angefaßt werden, wenn landwirt schaftliche Betriebe, die sich nicht rentabel gestalten lassen, einmal ausgemerzt sein werden, dann sei die Gewähr dafür geboten, daß die Raum- und Menschensrage im Osten gelöst werden könne. Selbstervständlich werde der Industriearbeiter, der in ländlichen Gegenden ein Stück Erde bearbeitet, nie und nimmer von seinem Boden getrennt. Im Gegenteil werde die Verwurzelung mit dem Bode« durch die Maßnahmen der Planung gefördert worden. Auf dem gewerblichen Gebiet sei es ähnlich wie aus dem der Landwirtschaft. Auch hier müßten Kräfte freigesetzt werden, die bisher aus ungünstigen räumlichen Verhältnissen besierten. Die Wrrtschaftskammer Sachsen habe wertvolle Vor arbeit geleistet durch Schassuna genauer Unterlagen. Für die Zu kunft gelte es, Fragen der Uebersetzung und Ballung in der In dustrie zu klären und zu untersuchen, wo ein künftiger Einsatz er folgen kann. Allein könne der Osten den Aufbau nicht bewälti gen, alle deutschen Stämme müßten mit aufbauen. Der Staat biete hierzu Hilfe in weitestgehendem Maße. Der Redner schloß niit den Worten: „Die besten Söhne aller Stämme haben den Osten erobert, die besten werden nun auch den Osten ausbauen!" Ministerialdirektor Dr. Beisiegel gab in seinen Ausfüh rungen einen Ueberblick über den Arbeitseinsatz während des Krieges. Der Bedarf sei aus vielen Gebieten außerordentlich hoch. So groß aber auch die Schwierigkeiten mitunter seien, wenn es sich darum handele, die Kräfte bereitzustellen, die für die Fer tigung von kriegs- und lebenswichtigen Dingen notwendig seien — und ein „Unmöglich" gebe es nicht! Man Hosse, uoch manche Frau an die Arbeit heranzubringen, zumal alles getan werde, um die Arbeitsverhältnisse der Frau jo günstig wie möglich zu gestalten. Die Beschäftigung von Ausländern dürfe nicht dazu führen, daß wir in gewissen Berufen von Ausländern abhängig wür den. Die gegenwärtige Lage sei natürlich durch den Krieg be dingt, für die Zukunft aber müsse auf dem Gebiet des Arbeits einsatzes dafür gesorgt werden, daß keine Massierungen fremder Staatsangehöriger eintreten. Auf Dienstverpflichtung und Reichs ausgleich könne jedoch nicht verzichtet werden. Es gebe immer noch Bezirke, die besonders belastet seien und denen geholsen werden müsse. Auch heute gelte noch die Forderung, durch zweckmäßigen Einsatz der Gefolgschaft im Betrieb Arbeitskräfte freizumachen und auch die Schulung, das An- und Umlernea feien keineswegs außer acht zu lassen. Besondere Sorgfalt müsse dem Berussnachwuchs gewidmet wer den. Nach dem Kriege, so betonte Dr. Beisiegel, werde es eine Arbeitslosigkeit erst recht nicht geben, da gewaltige Aufgaben aus die deutsche Arbeitskraft warten. Heute komme es darauf an, das eine Ziel zu erreichen, hinter dem alles andere zurück treten muß: Den Sieg über England! In der außerordentlich regen Aussprache, die erkennen ließ» daß die Ausführungen der Vortragenden auf fruchtbaren Boden gefallen waren, beteiligte sich auch Staatsminister Lenk. Er erinnerte daran, daß Sachsen wegen seiner außerordentlich dich ten Bevölkerung relatiw am meisten Menschen habe abgeben niüssen, und daß auch neuerdings wieder Fachkräfte zum Einsatz außerhalb Sachsens angesordert worden seien. Er betonte, daß nunmehr in der „Werkstatt Deutschlands" selbst ein Mangel an Facharbeitern eingetreten sei. daß ein weiterer Abzug zu Produktionsschwierigkeiten führe. Der Minister wies aber daraus hin, daß dem Rufe des Ostens folgend auch auf dem Ge biete der gewerblichen Wirtschaft eine planmäßige lleberführung und zwar unter Berücksichtigung der jetzt bestehenden Schwierig keiten vorgenommen werden müsse, um den uns zukommendeu Anteil bei der erforderlichen Neugestaltung zu leisten. Dee gefährlichste Punkt erreicht Bezeichnendes Eingeständnis über die britischen Schiffsverluste Den bornierten und verkrampften Illusionismus über die starke englische Waffe der Blockade zerstört Reuter mit dem Eingeständnis: „die britischen S ch i ff s v e r l u st c infolge des U-Boot Krieges und der Bombardements durch die deutsche Luftwaffe habe» einen gefährlichen Punkt erreicht!" Wie Reuter weiter meldet, sei im Kreise der Admiralität und des Parlaments am Dienstag bekanntgcgcbcn worden, daß der Durchschnitt der wöchentlichen Versenkungen weit größer als der des Weltkrieges fei. Angesichts dieser immer vernichtenderen Schläge ist man in Loiwon wieder auf der Suche nach dem starken Mann, der sie parieren soll. Wie eine schwedische Zeitung aus London meldet, soll der Erste Lord der britischen Admiralität, Lord Pound, vom Ches der Mittelmeerslotte, Admiral Cunningham, abgelöft werden. Eine „Geifterslotte" loll Heiken Nach einer Meldung aus Washington beabsichtigt die eng lische ReLierMg, die sogenannte ..Gecktterflotte!- ru er werben. Es handelt sich bei diesen Schiffen um 24 Verschrot- tnngsobjefte aus der Handelsmarine, die zum Teil seit Jahr zehnten wegen Unrentabilität außer Dienst gestellt sind. Dar unter befindet sich auch der Doppelschraubendampfer „George Washington", der im Jahre 1908 in Stettin gebaut und nach Beendigung des Weltkrieges der „United States Mari time Co" zugeteilt wurde. Es ist klar, daß diese Schiffe eine außerordentlich langwierige und kostspielige Instandsetzung be nötigen, bevor sie in der Lage sind, ihre erste Ueberfahrt in lriegsgesährdete Gebiete zu riskieren. Jedenfalls steht fest, daß die Transportfähigkeit dieser veralteten Frachtschiffe in keiner Weise mit der jungen modernen Frachtschifftonnage verglichen werden kann. „Die gegenwärtige Lage Englands ernster als je." Der „New Hort Journal American" schreibt, die Be richte der englischen Tonnageverluste seien unklar, doch besitze die USA.-Rcgierung jetzt glaubwürdige genaue Ziffern. Diese bewiesen, daß die deutschen Angriffe Ende Juni ernst wurden und Ende September kritisch zu werden drohten. Die gegen- Die Blockade wirkt Vor einiger Zeit hat der britische Minister Green- Wood das bezeichnende Eingeständnis gemacht, daß „die Situation der Schiffahrt in vielem an die im April 1917' erinnert. Ueber die Höhe der Schiffsverluste in dem ge nannten Zeitraum gibt der damalige englische Premier minister Lloyd George in seinen Weltkriegserinnerungen Auskunft. Er nennt als tatsächliche englische Verluste im April 1917 insgesamt 526 447 BRT. Der gleiche Lloyd George gibt in diesem Zusammenhang ein Gespräch mit dem damaligen Ersten Seelord, Admiral Jellicoe, wieder, in dem dieser erklärte, die Deutschen würden den Krieg gewinnen, „wenn es uns nicht gelingt, diesen Verlusten ein Ende zu machen, und zwar bald'. Jetzt müssen die amtlichen Stellen wiederum bekennen, daß Englands Schiffsverluste „einen gefährlichen Punkt er reicht' haben. Ja, nach dem offiziellen Eingeständnis des Reuterbüros sieht sich die Admiralität zu der Mit teilung genötigt, daß der Durchschnitt der wöchentlichen Versenkungen weit größer als der des Welt krieges ist. Für die britische Oeffentlichkeit ist diese Erklärung der britischen Admiralität eine große Ueberraschung. Denn bisher hat Churchill immer wieder versichert, daß der deutsche Handelskrieg England nicht gefährlich werden könne. Vor einem Jahr prahlte W. C. noch, er habe die deutschen U-Boote „unter Kontrolle gebracht". In Wirk lichkeit war die englische Schiffahrt unter Kontrolle ge nommen. Wie das Oberkommando der deutschen Wehr macht bereits von Anfang November berichtete, waren in den ersten 14 striegsmonaten mehr als sieben Millionen Bruttoregistertonnen an feindlichem und dem Feinde dienstbarem Handelsschiffsraum auf den Grund des Mee res befördert worden, also mehr als ein Drittel des für die Versorgung Englands in normalen Zeiten nötigen Schiffsraums war infolge der Tätigkeit der deutschen Kriegsmarine und der mit ihr im Handelskrieg zusammen arbeitenden Luftwaffe für den Feind ausgefallen. Dar über hinaus sind die englischen Wersten voll von beschädig ten Schiffen, so daß die tatsächlichen Verluste der englischen Schiffahrt schon damals die Zehn-Millionen-Grenze er reicht hatten. In den letzten vier Wochen dürften sich diese wärtige Lage sei viel ernster geworden als irgendeine andere Phase des Krieges. Die Tatsache, daß die Verluste höher seien als der Ersatz, habe die Engländer stark beunruhigt. Jetzt, va die englischen Schiffswerften dauernd Bombenangriffen ausgesetzt seien, könne Englands Lage leicht verzweifelt werden. Auch Lord Bemerdrook hat Sorge« Wohl um die infolge der erfolgreichen deutschen Bomben angriffe auf London, Birmingham, Coventry, Liverpool, Bri stol, Sourhampton und Sheffield erschütterte Stimmung des englischen Volkes wieder aufzupulvern, und um sich gegen die wohl immer lauter werdenden Vorwürfe, die man gegen die englische Luftverteidigung erhebt, zu rechtfertigen sprach wieder einmal Lord Beaverbrook, der Minister für die Flug zeugproduktion, im Rundfunk. Ganz nach der Methode seines Premiers und Meisters Churchill erging er sich in tröstenden Illusionen. Dabei mußte er jedoch wiederholt zugeben, daß England schwer unter den wuchtigen deutschen Schlägen aus der Lust und zur See zu leiden hat. Ja, einmal machte sich das sorgenbeschwerte Ministerherz Beaverbrooks in dem ihm sicherlich sehr schwer gefallenen Eingeständnis Luft: „Hit- ler ist uoch immer der Herr Europas!" Gleich zu Beginn seiner Rnndfunkansprache bemühte sich Beaverbrook, seinen Hörern beschwichtigend klarzumachen, daß in seinem Ministerium alles geschehe, um eine Steigerung der britischen Flugzeugproduktion herberzuführen. Aber damit nicht genug. England kaufe in Amerika Fkugzeugmaterial auf. Trotzdem habe die englische Bevölkerung noch keine Ver anlassung, mit sich selbst zufrieden zu sein und sich in Sicher heit zu wiegen. Dre Engländer hätten keine Berechtigung zu übertriebenem Optimismus. Jetzt sei für England eine neu» Gefahr entstanden, die Angriffe der Deutschen auf die bri tische Schiffahrt. England müsse alles Mn, um die Zufahrtstraßen im Nordwesten Englands weiterhin offen zu ballen. Zu diesem Zwecke müsse man die britische Küstenlust- wafse weiter verstärken, damit sie den ein- und auslaufenden Schiffen genügend Schutz gegen feindliche Luftangriffe bieren könne.