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Pulsnitzer Anzeiger Anzeiger Ohorner Nr. 122 Dienstag, den 27. Mai 1941 93. Jahrgang Kreta entscheidend für das Empire täglich 8—ö Uhr nachmittags. Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen »ach Preisliste Nr. 8 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vorn». 10 Uhr aufzugeben. — Geschäftsstelle: Nur Adolf-Hitler-Straße 2 — Fernruf nur 551. Haupt- und Tageszeitung für die Stadt «nd den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Deröffeutlichuug der amtliche« Bekanutmachunge« des Landrates zu Kamenz, der Bürgermeister zu Pulsnitz und Ohor« behördlicherseits bestimmte Blatt «ud enthält Bekauutmachuugen des Amtsgerichts Dulsnitz sowie des Finanzamtes zu Kamenz Diese Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Bezugspreis: Bei Abholung 14 tägig 1.— RM., frei Haus 1.10 RM. etnschl 12 bez. 1S Pf. Trägerlohn. Postbezug monatl. 2.50 RM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt keinen Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreises. ZeitungSauSgabe für Abholer Der überraschende und harte deutsche Schlag gegen die Ansel Kreta hat auf britischer Seite zur Herausgabe wider spruchsvollster Meldungen und Beurteilungen geführt. Wäh- rend der Premierminister von Neuseeland. Fraser, die nach- sten Stunden der Schlacht um Kreta als entscheidend für das Empire bezeichnete, erklärte eine Londoner Sendung, daß es unwahrscheinlich sei, eine Entscheidung in kurzer Zeit herbei zuführen. Offensichtlich ist in den Dominions der Glaube an 1>ie Unerschütterlichkeit und Unüberwindbarkeit der britischen Kampfkraft längst geschwunden. Erhöhter Risiko im Vft-Mittelmeer Britische Handelsschifsahrt muh höhere Bersicherungsprämien zahlen Der Reutersche Handelsdienst meldet, daß die Londonei Versicherungsgesellschaft in der vergangenen Woche die Prämier für die nach dem östlichen Mittelmeer gehenden Schiffe uir durchschnittlich SO v. H. heraufgesetzt haben, nachdem bereits am 24. April eine erste Heraufsetzung um 50 v. H. verfügt wordcr sei. Selbst die Prämien für die Transporte auf amerikanischen Schiffen nach Vasrah sind erhöht worden. England kann nach den Ereignissen der letzten Wochen alsc nicht mehr verheimlichen, daß die gewaltigen deutschen Wassen- erfolge die Lage im östlichen Mittelmeer entscheidend geändert haben. England, das noch vor kurzem die Schis' hrt in dieser Gewässern als ungefährlich darstellte, da ihre Sicherheit durch das Vorhandensein der britischen Flotte aarantiert sei. muß iew zugeben, daß sich das Risiko beim Befahren dieser Merresgebtete im Lause eines Monats mehr als verdoppelt hat. Kreta — eine Schlüsselstellung Wehleidiger englischer Kommentar Der Sprecher des Londoner Nachrichtendienstes gab am 25. Ma: folgenden Kommuttar über Kreta: „Tag für Tag lauscht die Welt atemlos den Nachrichten über die jüngste und seltsamste aller Schlachten, der Schlacht von Kreta. Wolken von Fallschirmjägern sinken weiter nieder. Deutsche Sturz kampfbomber und britische Fernkampssagdflugzeuge erfüllten die Luft mit häßlichem Geräusch. Dem Romantiker bierc, sich ausreichend Material für eine Novelle. Wie angenehm wäre es, wenn wir ganz einfach sagen könnten: „Wie siegen!" Aber die Lage ist viel zu verwickelt, um sie in einem einfacher Satz zusammenzusassen. Die Truppen aus England, Ncusee land, Australien und dem griechischen Festland machen aus Kreta ein Symbol und eine Bastion des Krieges, der di« -ganze Welt umfaßt." Am Schluß seiner Ausführungen gibt sich der Sprecher einen merklichen Ruck und versucht, zur nüchternen Wirklichkeit zurückzukommen, wehleidigen Tones erklärt er: „Da Hitler nun einmal seinen Angriff begonnen hat, ist es nicht wahr scheinlich, daß er einen Zurückzieher machen wird, und ganz abgesehen vom Prestige ist die Insel Kreta eine Schlüsselstel lung auf seiner Karte des Nahen Ostens." Valero warnt London Die Frage der Einführung der englischen Wehrpflicht in Nordirland vor dem irischen Dail Der irische Ministerpräsident de Valera sprach vor dem voll zählig versammelten Dail zu der Frage der Wehrpflicht in Ulster „Es kann keinen schwereren Eingriff in die fundamentalen Recht« des einzelnen geben, als wenn man ihn zwingt, für ein Land zu kämpfen, dem er nicht angehören will" sagte de Valera. Ei erinnert daran, daß er in London vorstellig geworden lei, al- die britische Regierung ihre Vorschläge zur Einführung bei Wehrpflicht in Nordirland machte. „Die sechs nördlichen Graf schaften sind ein Teil Irlands, und ihre Bewohner sind Iren." Nichts könne an dieser Tatsache etwas ändern. Irland habe seine Neutralität erklärt. Es habe alles vermieden, was als feind selige Handlung habe ausaelegt werden können. Dadurch, daß die britftche Regierung in den sechs Grafschaf ten die Wehrpflicht einsühren wolle, werde sie den alten unglück lichen Zwist Irlands mit Großbritannien wieder aufleben laße» Der Oppositionsführer Cosgrave erklärte, die ungünstigen Auswirkungen der Einführung der Wehrpflicht wären schwer im voraus zu berechnen, aber zweifellos sehr ernsthaft Er sei überzeugt, daß die unausbleiblichen Folgen in beiden Teilen Irlands und auch anderweitig nicht durch den Vorteil für Eng land ausgewogen werden könnten. Der Labourführer schloß sich dem Protest gegen die Wehrpflicht an. Mssenprotekt m Nordirland gegen die Einführung der Wehrpflicht durch England. In aanz Nordirland wurden Masicnversammlunaen ab ¬ gehalten,"die gegen die von England beabsichtigte Einführung der Wehrpflicht im Ulstergebiet Protest erhoben. Allein an der Protestversammlnng in Belfast haben, wie die Bericht erstatterin der „New Rork Times" meldet, über lOOOO Per- sonen teilgenommen. Aus allen Versammlungen sei der Pro testbrief des Kardinals Mac Rorv verlesen worden. Der nordirische Premierminister Andrews erklärte nach seiner Rückkehr aus London, er werde in Kürze dem Parlament in Ulster eine Erklärung über seine Besprechungen mit Churchill abaeben. In einer Protestversammlung gegen die Wehrpflicht in Londonderry erklärte ein Stadtverordneter: „Wir wer den Churchill sein Wehrpflichtgesetz ins Gesicht zurückschleu- dcrn. Wenn Churchill den Kampf haben will, kann er diesen bekommen." Auf der gleichen Versammlung erklärte ein Par lamentsmitglied, wenn England in Nordirland die Wehr pflicht einführen wollte, würden sich die Iren dagegen zur,Wehr setzen. Der gegenwärtig in Amerika weilende irische Verteidi gungsminister Aiken bezeichnete Englands Versuch, in Nord irland die Wehrpflicht einzuführen, als eine ungeheure Aus schreitung gegen Irlands Rechte. 1 Admiral Holland untergegangen Von der 1340 Mann starken Besatzung nur wenige gerettet. In Gibraltar wird eine Mitteilung der britischen Admira lität bekannt, nach der Admiral Holland, der Kommandant der i-Hood" und sein ganzer Stab als verloren anzujehen sind. Von der 1340 Mann starken Besatzung des Schiffes konnten nur wenige gerettet werden. Diese Nachricht hat in Gibraltar tiefste Bestürzung ausgelöst. Die „Hood" hatte sich verschiedentlich in Gibraltar ausgefallen und wurde wegen ihrer starken, kürzlich erst verbesserten Panze rung für unverletzlich gehalten. Stärkste Bevanzermig schützte nicht Einzelheiten über den Untergang des britischen Schlacht kreuzers „Hood" liegen zur Zeit noch nicht vor. Bekannt ge worden ist immerhin, daß das Schiss, das man den „Goliaih der sieben Weltmeere" nannte, innerhalb von süns Minuten in die Lust slog. Die deutschen Granaten haben also die Panzer glatt durch schlagen, obgleich die Deckpanzer der „Hood" bis zu 102 Mil- Umeler stark waren. Die Panzer des Kommandorurms, der Wasserlinie und der verwundbarsten Stellen waren bis zu 305 Millimeter stark. Die Türme waren mit 381 Millimeter dicken Platten umkleidet. Die Versenkung der „Hood" ist damit nicht nur ein Be weis für die ausgezeichnete artilleristische Durchbildung un serer Kriegsmarine, sondern auch für die überraacuve Güte Große Bestürzung in Gibraltar und ungeheuere Durchschlagskraft der deutschen Panzer granaten. Beachtenswert ist in diesem Zusammenhang auch, daß Ad miral Hood, der dem jetzt versenkten Schlachtkreuzer den Namen gab, vor fast genau 25 Jähren mit seinem Flaggschiff „Jnviciblc" untergegangen ist. Auch die „Jnvicible". die an der Schlacht vor dem Skagerrak am 31. Mai 1916 beteiligt war, ist in die Luft geflogen. An diesem für Deutschlands Kriegsmarine glorreichen Tage war sehr diesiges Wetter. Ein kurzer Augenblick, in dem tief- hängende Wolken die Sicht auf die „Jnvicible" freigaben, ge nügte, um sie den Salven der , Derfflinger" und „Lützow" aus zusetzen. Das englische Flaggschiff erwiderte das Feuer und Hood rief seinem Artillerieoffizier zu: „Ihr Feuer liegt gut!" In die sem Augenblick ging ein deutscher Treffer m die Pulverkammer, und Hood ging mit seinem Schiff in die Luft. Auch damals, wie jetzt vor Island, hat das Gefecht nur wenige Minuten gedauert. Eigenartig berührt es, daß Admiral Holland, der jetzt auf der „Hood" seinen Tod gefunden hat der Befehlshaber der Streit kräfte war, die seinerzeit die nicht gefechtsbereite französische Flotte bei Oran zusammengeschossen haben. Dem mörderischen lleberfall fielen damals über tausend französische Seeleute zum Opfer. „Eine nicht z« leugnende Lüste" Aui die NaLrickt von der Vernicktuna der ..Hood" beeilte sich der australische Marineminister Hughes, sofort eine beschwich tigende Erklärung abzugeben und zu versichern, der Verlust der pHood" bilde keine Gefahr für die Herrschaft Großbritanniens über die Meere". Dieser Trabant der plutokratischen Kriegsver brecher wußte dabei nichts anderes anzufübren als die Versiche rung. England besitze immer noch genau so viel Schlachtschiffe wie zu Beginn des Krieges. Mit viel größerer Offenheit urteilt die „Times". In einem Artikel „Der Preis der Seebeherrschung" gibt sie ununmwundcn zu: Die Zerstörung des Schlachtkreuzers „Hood" ist ein schweres Unglück. Mit seinen 42 VON Tonnen Wasserverdrängung war er das größte und stärkste Kriegsschiff, das wir auf dem Wasser haben. Obwohl moderne Schlachtschiffe seit Kriegsausbruch in Dienst gestellt worden sind, reißt der Verlust dieser mächtigen Einbcit eine nicht zu leugnende Lücke in die Reihe unlerer Schlachtschisse, die besonders seit dem Abfall unseres sranzösiichcn Verbündeten bis an die äußere Grenze ihrer Dehnbarkeit »m den Erdball gespannt werden mußte. Nicht weniger bemerkenswert als der Verlust des Schiffes selbst ist der Untergang von mehr als 1300 der besten Offiziere und Matrosen der Flotte. Die Admiralität macht schon jetzt daraus aufmerksam, daß nur wenige mit dem Leben davonge kommen sein können. Wieder einmal werde daran erinnert, wie hoch der Preis sei. den englische Seeleute zu zahlen hätten, um das englische Leben auf den Ozeanen aufrechtzuerhalten. Kühne NahangrW Der Kamps der italienischen Torpedowaffe bei Kreta In den Seegefechten in den Gewässern um Kreta hat die Torpedowasie in ihrer ursprünglichen Form in den kleinen wendigen Einheiten der Torpedoboote und ihrer noch kleineren Schwesterwaffe, den Schnellbooten, die als die „Husaren des Meeres" in kühnen Nahangrifsen an den Feind heran- Preschen, um den tödlichen Schuß anzubringen, ihren vollen Wert bewiesen schreibt Agenzia Stefani. Von den bisher als versenkt gemeldeten Kreuzern wurden vier von Torpedobooten oder Schnellbooten in die Tiefe geschickt. Gegen zehnfache Uebermachi führten diese kleinen Einheiten ihre Angriffe durch. Ihrer artilleristischen Unterlegenheit bewußt, haben sie, wie die Engländer selbst bestätigen, im klassischen Torpedoangrifs den Gegner angegrissen und damit erneut die Bedeutung dieser Waffe erwiesen, die i» der Skagerrak-Schlacht den Aus gang des Kampfes stark beeinflußt hatte. Engländer in Bagdad - aber als Gelangene Der Londoner Rundfunk verbreitet die Nachricht, daß die Engländer in Bagdad einqerückt seien. — Zu dieser Sieges meldung wird in Bagdad sestgestellt, daß Engländer tatsächlich in Bagdad eingerückt seien, allerdings nicht als Sieger, sondern, wie so oft bei derartigen „britischen Siegen", in längen Reihen als Gefangene. Widersprüche Nun auch bei amerikanischen Ministern Neulich richtete der amerikanische Landwirtschaftsminisler Wickarv an die Farmer die höchst erstaunliche Anfsorserung, „baut Weizen, um den Demokraten zu helfen!". Wenige Tage später erfährt man aus Washington, daß derselbe Minister die Weizenanbaufläche für 1942 gegenüber dem lausenden Jahr um sieben Millionen Acres vermindert fcstgelcgt bat. Als Bc gründung hat er Absatzschwierigkeiten durch Exportverluste und wachsende Vorräte angeführt. Dieser krasse Widerspruch läßt sich nur aus dem Propa- gandaseldzug für die Englandhilfe verstehen, der amerikanische Minister zu Reden Hinreißen läßt, die jeder realen Grundlage entbehren und den tatsächlichen Verhältnissen nur Hohn sprechen. Die Ergebenheit FranzösW-Somalllands an BM Wie aus Vichy gemeldet wird, har der Gouverneur von Französisch-Somaliland im Namen der französischen Bevölkerung Vieser Kolonie und der Eingeborenenbevölkerung telegraphisch 100 000 Franken für das französische Hilfswerk überwiesen. Man erklärt in Vichyer Kreisen, daß diese Spende die dritte im Ver lause kurzer Zeit, die beste Antwort der Franzosen und Einge borenen des Französisch-Somalilandes auf dis täglich von der benachbarten englischen Kolonie ausgehenden Appelle zum Abfall darstellt. Gras Ciano empfing Armanu , Jugcndaustausch auch während des Krieges Reichsjugendsührer Axmann und die in Rom weilend« Führerabordnung der Hitler-Jugend wurde im Beisein vor Parteisekretär Serena durch den Außenminister des faschisti schen Italiens, Graf Ciano, empfangen. In einem Interview an einen Vertreter der Stefani er klärte Axmann, eines der Hauptteile seiner Reise sei der Ausbau der Zusammenarbeit und des Austausches zwischen oer italienischen und deutschen Jugend auch während des Krieges.