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llo. 2. Steglitz=Berlin, den 9. Januar 1904. XIX. Jahrgang. Eigentum des Verbandes der Eiandelsgärtner Deutschlands. Organ des Gartenbau-Verbandes für das Königreich Sachsen, herausgegeben unter Mitwirkung der hervorragendsten Fachmänner des In- und Auslandes. Das „Randeisblatt für den deutschen Gartenbau usw." erscheint am Sonnabend jeder Woche. Rbonnementspreis für nicht-Verbandsmitglieder in Deutschland und Oesterreich-Ungarn pro Jahrgang 8 Mk. 50 Pf., für das übrige Husland 10 Mk., für Uerbands-Mitglieder kostenlos. Verantwortlicher Redakteur: F. Johs. Bechmann in Steglitz-Berlin. Verlag: Verband der Randeisgärtner Deutschlands, eingetragen auf Seite 179, Band IV, des Genossenschaftsregister des Königl. Amtsgerichts zu Leipzig. Husblicke. Abermals liegt die Jahreswende hinter uns und mit ihr die am Ende des alten und zu Beginn des neuen Jahres diesmal in besonderer Fülle vorhanden gewesenen Fest- und Feiertage. Die Arbeit und der Ernst des Werktagslebens hat uns wieder in Anspruch genommen, die Zeit der Rück blicke auf das verflossene Jahr ist vorbei und die Ausblicke auf das neue Jahr, bei jedem Menschen eine Fülle von Hoffnungen und Wünschen erweckend, beschäftigen uns fort an, im engeren sowohl als im weiteren Kreise. Der engere Kreis zeitigt Wünsche, die nicht über den Rahmen der einzelnen Interessensphäre hinausgehen, ohne deshalb für die Beteiligten eine geringere Tragweite zu be sitzen; die im weiteren Kreise geäusserten Verlangen beziehen sich auf ein allgemeines Gebiet, je nachdem dies dem einzelnen näher oder ferner liegt. In der grossen Allgemein heit bildet aber jedes staatliche, politische oder andere Interessen gebiet wieder eine engere Gemeinschaft unter sich, und zu diesen zählt auch unser Verband als die hervorragendste und berufenste Vertretung der Interessen der Handels gärtner ei in unserem deutschen Vaterlande. Und wenn bei dem Beginn des heuen Jahres zunächst auch die Augen seiner Mitglieder auf das eigene Heim und das mit ihm eng verbundene Wohl ergehen gerichtet waren, so kommt in dem nunmehr be gonnenen Alltagsleben doch auch wieder — das wollen wir wenigstens herzlich erhoffen — das Interesse an unserer engeren Berufsgenossenschaft mit seinen vielgestaltigen Wünschen und Gedanken zur Geltung, und mit ihm die Tat sache, daß wohl noch in keinem Jahre vorher die Frage so drängend in die Erscheinung getreten ist: „Was wird das neue Jahr unserem Verbände bringen?“ Als das verflossene Jahr einen neuen Zeitabschnitt be gann, da hat wohl kaum Einer geahnt, welche bisher unbe kannten Erregungen es uns, wenn auch nur für eine ver hältnismässig kurze Zeit, bringen sollte. Das, was es brachte, | ist vorbei und überwunden, es ist uns aber die Gewissheit für das neue Jahr zurückgelassen, daß dieses uns — wenn auch nicht unvorbereitet, aber sicher—ähnliche Strömungen in Bezug auf die weitere Ausgestaltung unseres Verbandes bringen wird, von denen wir in allererster Linie dringend hoffen wollen, daß sie bei allen Mitgliedern denselben Geist der Selbstüberwindung und Ausgleichung finden werden, als die des vergangenen Jahres! Reformen! Reorganisation! das ist das Schlagwort, unter i welchem der Verband der Handelsgärtner Deutschlands nicht nur in das neue Jahr eingetreten ist, sondern unter dem er dasselbe auch an sich vorüberziehen sehen und vollenden wird. In dem Glückwunsch des Vorstandes an die Mit glieder in der ersten Nr. des Handelsblattes ist es ausge sprochen worden, daß, wenn alle zu Tage tretenden Wünsche, alle Pläne, alle Forderungen nur von dem Grundgedanken der Wohlfahrt und zum Besten unseres Verbandes eingegeben sind und geäussert werden, dass sich dann — mag die Meinungsverschiedenheit über den Weg der Verwirklichung auch noch so gross sein — auch der Ausgleich finden muss und finden wird. Geschieht dies doch auch bei allen noch viel mehr aus einandergehenden Fragen des täglichen und politischen Lebens, auch hier schreitet die unabänderliche Macht von Tatsachen über Einzelwünsche hinweg, auch hier gebietet die eiserne Notwendigkeit, sich häufig mit seinen Wünschen unterzuordnen. Das, meinen wir, hat doch gerade uns Gärtner der Verlauf der letzten Jahre wahrlich rücksichtslos genug zu Gemüte geführt! Aber trotzdem möchten wir am allerwenigsten etwa eine Politik der schwachen und niederdrückenden Entsagung empfehlen, nein! ein frischer, fröhlicher Kampf, eine frische, fröhliche, aber vor allen Dingen gerechte Opposition mag getrost in unser Berufs- und Verbandsleben eingreifen, aber dann auch nach einer etwaigen Erfolglosigkeit eine Unterord nung unter die Grenzen des vernünftig Erreichbaren und keine Himmelstürmerei auf undurchführbaren Grundlagen, auch