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nlo. 9. Steglitz=Berlin, den 27. Februar 1904. XiX. Jahrgang. Eigentum des Verbandes der Bandeisgärtner Deutschlands. Organ des Gartenbau-Verbandes für das Königreich Sachsen, herausgegeben unter Mitwirkung der hervorragendsten Fachmänner des In- und Huslandes. Das „bandelsblatt für dm deutschen Gartenbau usw.“ erscheint am Sonnabend jeder Woche. Rbonnementspreis für Richt-Uerbandsmitglieder in Deutschland und Oesterreich-Ungarn pro Jahrgang 8 Nh. 50 Pf., für das übrige Husland 10 Nh., für Uerbands-Nitglieder hostenlos. Verantwortlicher Redakteur: F. Johs. Bechmann in Steglitz-Berlin. Verlag: Verband der Randeisgärtner Deutsthlands, eingetragen auf Seite 179, Band IV, des Genossenschaftsregister des Königl. Amtsgerichts zu Leipzig. Die Nitglieder werden um Einsendung der Stimmzettel gebeten. Reformen oder nicht! Von HIb. Schlue in Kiel-Hassee. Die Reformkleider-Manie unserer Damen ist epidemisch geworden, selbst auf“ Vereinsangelegenheiten hat sie ansteckend gewirkt, als Beweis gilt unser Verband. Mit besonderem Interesse habe ich die seit Wochen in jeder Nummer unseres Verbandsblattes enthaltenen gut ge meinten Vorschläge gelesen, es war viel Neues drin, ob aher viel Besseres, das sei die Frage. Der Stein kam ins Bollen um dieses geflügelte Wort zu gebrauchen als im vorigen Sommer die Denkschrift der Gruppe Dresden und zugleich die freudige Zustimmung der Gruppe Mittelrhein die Gemüter in Aufregung brachte. Nach allem Voraufgegangenen war eine lebhafte, debatten- reiche Verhandlung in Dortmund zu erwarten, aber siehe da. nichts von Opposition aussergewöhnlicher Art zeigte sich, alles nahm seinen ruhigen Verlauf. Wer den Verhandlungen beigewohnt hat, wird die Ueberzeugung mit nach Hause genommen haben, dass die Mehrzahl der Mitglieder des Verbandes bezw. deren gewählte Vertreter eine Umwandlung im Sinne der Reform nicht wünschten. Wenn sieh nun immerhin noch Stimmen erheben, die im Anschluss an jene Denkschrift Vorschläge, ja gut gemeinte Vorschläge, machen, so sind dieses wohl nur Nachklänge derselben, sie werden jedoch authören, allein aas dem Grunde, weil bisher noch kein Vorschlag gemacht wurde, auf Grund dessen man eine Reformation von oben her wagen könnte, denn man soll sich wohl hüten, den Verband als ein Versuchskarnickel zu be trachten, an dem man probiert und wieder probiert, bis einem das ganze Versuchsobjekt unter den Händen stirbt. Es liegt mir gänzlich ferne, unsern Verband als etwas Unfehlbares zu betrachten, ich gebe gerne zu. dass manches verbesserungsbedürftig und auch verbesserungsfähig ist. Anerkannt muss auch werden, dass Hauptvorstand und j Ausschuss derselben Meinung sind und den ersten Schritt I bereits getan haben, durch Aufgabe des Inseratenblattes, dieses war eine traurige Notwendigkeit und hätte sollen nur I 6 Monate früher geschehen sein, dann wäre man in Dort- I münd 1/2 Tag früher zum Schluss gekommen. Erfreulich ist es, dass die Zahl der Inserenten sich trotzdem nicht ver ringert hat, was eine baldige freie Herstellung erhoffen lässt, zu- । mal wenn die Mitglieder des Verbandes ihre Mitarbeit in etwas : reichlicherem Maasse wie bisher dem Blatte zur Verfügung stellen würden, und das ohne Vergütung täten, wie solches I ja viele Mitglieder in anerkannt vorzüglichen Artikeln bei h anderen Blättern tun, wie ich annehme, auch ohne Vergütung. I Man sollte doch meinen, dass ihnen das Hemd näher wäre. als der Rock. Bedauerlich bleibt, dass noch immer Blätter auch von Verbands-Mitgliedern durch Mitarbeit unterstützt werden, welche es sich zur Aufgabe gemacht haben, den Verband und i dessen Leitung bei jeder passenden und nicht passenden Ge legenheit anzuzapfen, diese gewohnheitsmässigen, aus reinem Brodneid hervorgegangenen Anschwefelungen schaden dem Verband .mehr und entziehen ihm mehr Mitglieder, als das : negative Resultat der Schutzzollbestrebungen, ich wünsche ■ mir manches mal diese Bessermacher an die Stelle unseres i Redakteurs oder Geschäftsführers versetzt, um einmal zu 5 sehen, ob sie denn wohl die Allweisen seien-, es würde 1 jedenfalls auch von ihnen heissen: Kritisieren kann jeder, ■ aber besser machen Ihr Herren? Unwillkürlich möchte i man auf solche Kläffer die Strophe jenes Gedichts von den Möpsen, welche den Mond anbellen, anwenden: „Verzeihen können sie’s ihm nie, Dass er nicht auch ein Mops wie sie.“ Doch ich. komme, wie ich sehe, etwas von meinem || eigentlichen Thema ab. Betrachten wir uns einmal, die bis her gemachten Reform-Vorschläge, so finden wir in den ver-