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No. 15. Berlin, 15. August 1894. IX. Jahrgang. Eigenthum des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands, Organ des Gartenbau-Verbandes für das Königreich Sachsen, herausgegeben unter Mitwirkung der hervorragendsten Fachmänner des In- und Auslandes. Das „Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc." erscheint am i. und 15. jeden Monats. Abonnementspreis für Nicht- Verbandsmitglieder pro Jahrgang 7 Mk. 50 Pf.; für Verbandsmitglieder kostenlos. Redaktion: C. Junge, Steglitz-Berlin, Geschäftsführer des Verbandes der Handels gärtner Deutschlands. Verlag: Verband der Handelsgürtner Deutschlands, eingetragen auf Seite 179, Band VI, des Genossenschaftsregisters des Kgl. Amtsgerichts zu Leipzig. Aufruf. Durch schweren Hagelschlag ist ein Theil unserer Kollegen und Vereinsmitglieder fast zu Grunde gerichtet. Der Pankow-Schönhausener Gartenbau-Verein, welchem auch die Gärtner aus Fr.-Buchholz undHeinersdoi fangehören, lichtet deshalb an alle Kollegen und Vereine die dringende Bitte, die Betroffenen nach Möglichkeit zu unterstützen. Geldsendungen bitten wir an unseren Rendanten, Herrn Gärtnereibesitzer Mahnke, Pankow-Berlin, Mühlenstrasse, zu adressiren. Der Vorstand und eine Kommission werden für eine gerechte Vertheilung unter den so schwer ge schädigten Kollegen Sorge tragen und in unserer Ver bands-Zeitung Rechnung legen. Der Vorstand des Pankow-Schönhausener Gartenbau-Vereins. F. Jänicke. R. Schulze. F. Mahnke. Urban Bullrich. Buness. Fr. Schreiber. • Ueber das Unwetter in einzelnen Vororten im Norden von Berlin. Am 7. August in der vierten Nachmittagstunde thürmten sich in der westlichen Richtung schwere Gewitter wolken über unserem Ort Pankow auf, so dass man sich auf ein Unwetter gefasst machen konnte. In den hier zahlreichen Gärtnereien wurde daher zum Schutz gegen das heranziehende Unwetter mit grösster Anstrengung gearbeitet; es konnte jedoch nur wenig ausgeführt werden, weil ein fürchterlicher Sturm mit wolkenbruchartigem Regen tobte, begleitet von einem zum Glück nicht allzu lange anhaltenden Hagelschlag. Das Unwetter hat in unseren Gärtnereien alle freie Pflanzungen der Erde gleich gedrückt, Mistbeetfenster vielfach zertrümmert, Deckläden durcheinander geworfen, so dass das Aufräumen keine leichte Arbeit war. Der Hagel selbst hat weniger geschadet; Lilien, Tuberosen, Begonien etc. haben in einigen Gärtnereien sehr gelitten. Aber kaum glaubliche Nachrichten liefen’von unseren Kollegen und Vereinsmitgliedern aus den Nachbarorten Schönhausen, Heinersdorf, Fr. Buchholz ein. Es lässt sich kaum beschreiben, wie das Wetter dort gewüthet hat; so sind in Fr. Buchholz in einigen Gärtnereien nur noch Trümmer vorhanden! Selbst Pflanzen, welche in Gewächs häusern und in den Mistbeetkästen standen, sind total vernichtet; nicht eine einzige marktfähige Pflanze ist übrig geblieben; sogar die Töpfe sind theilweise mit zerschlagen. Kein Blatt ist an den Bäumen und Sträuchern zu finden, Obstreste und zerschlagene Pflanzentheile bedecken förm lich den Erdboden. Es ist einem Gärtner fast nicht mög lich zu unterscheiden, zu welchen Kulturen die Ländereien benutzt worden sind. Dasselbe Bild hat man in Heiners dorf, wo gleichfalls ganze Strecken auf dem zu Berlin gehörigen Rieselgut Blankenburg verhagelt sind. Diese Ländereien sind an Gemüsebau treibende Handelsgärtner der hier benannten Orte theilweise verpachtet, auch hier ist Alles der Erde gleich gestampft, so dass von den späten Gemüsearten nichts zu erkennen, auf eine Ernte somit nicht zu rechnen ist. An den Wegen und Alleen liegen starke, alte Bäume theils abgebrochen, theils mit- Wurzelballen von über 3 m im Durchmesser durcheinander. Wie stark der Hagel gewesen ist, kann man an den Gebäuden sehen, deren Wandputz wie von Gewehr-Schüssen zerlöchert ist. Ob aus den übrig gebliebenen Theilen der betroffenen Pflanzen, Blumen und Gemüse noch wieder wird Leben kommen, ist noch sehr zweifelhaft. Unsere Kollegen sehen somit einer trüben Zeit entgegen, da nur Wenig durch Ver sicherung gedeckt ist. Fr. Schreiber. Aus der Schweiz. Zürich, den 25. Juli 1894. Indem Sie mich, geehrter Herr Redakteur, an das, unter meinen Berufsgeschäften zwar nicht vergessene, aber doch etwas in den Hintergrund getretene Ver-