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Allgemeiner Anzeiger : 13.11.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189711130
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18971113
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-11
- Tag 1897-11-13
-
Monat
1897-11
-
Jahr
1897
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 13.11.1897
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politische Rundschau. Deutschland. * Nachdem derKaiseram Montag mehrere Teile des schlesischen Ueberschwem- mungsgebietes besucht hatte, fuhr der selbe nach Groß-Strehlitz zur Jagd. * Einer Meldung aus Schanghai zufolge ist der deutsche Gesandte in Peking, Frhr. v. Heyking, in Wuchang vom Pöbel gröb lich insultiert worden. Es ist selbstver ständlich, daß der Gesandte von der chinesischen Regierung Genugthuung verlangt hat und daß diese ihm gewährt werden wird. Einige, vielleicht ganz unschuldige Ku'is werden geköpft werden, die hinter jedem solchen Krawall stehen den Mandarinen bleiben aber straflos und wer den womöglich bei erster Gelegenheit für ihre patriotische Haltung noch belohnt werden. *Die Verhandlungen mit der Republik Haiti wegen Entschädigung des Deutschen Lüders für die ihm widerfahrene Behandlung find, nach anscheinend beeinflußter Mitteilung des ,Hambg. Corresp.' noch in der Schwebe. Indessen liege bisher kein Anlaß vor, auzunehmen, daß sie zu einem ernsteren Konflikte führen könnten. * Der Oberpräfident der Provinz Sachsen, Herr v. Pommer-Esche, hat seine Entlassung nachgesucht und erhalten. Der Rücktritt dürfte gleichzeitig mit dem des Herrn v. Bennigsen vom hannoverschen Oberpräfidium, also zum 1. Januar, erfolgen. Als Nachfolger des Herrn v. Pommer-Esche gilt Herr v. Bötticher; ein Münchener Blatt meldete bereits die Er nennung desselben. * Der .Reichsanz.' veröffentlicht die bereits erwähnten Grundsätze, welche bei dem Vollzüge gerichtlich erkannter Freiheits strafen bis zu weiterer gemeinsamer Regelung zur Anwendung kommen. *Dem Reichstag wird, wie die ,Dtsch. Ztg.' erfährt, zugleich mit den Kreuzer sorderungen und dem Etat für Hafen bauten in Südwest-Afrika auch eine Vorlage zugehen, die den Bau eines größeren Schwimmdocks für Ostafrika bezweckt. Die Gesamtkosten hierfür dürften sich auf etwa 8 Mill. Mk. stellen, doch will man diese Summe auf 4 Raten verteilen und eventl. vorläufig nur die Bewilligung einer ersten Rate von 2 Mill. Mark verlangen. * Der Ertrag derZöllefür das Etats jahr 1898/99 ist, wie der,Augsb. Abendztg.' aus Berlin geschrieben wird, in den dem Bundesrat zugegangenen SonderetaS auf die Summe von 408'/, Mill. Mk. veran schlagt worden; das find rund 36 Mill. Mk. mehr als im laufenden Etatsjahre. * Wie verlautet, wird der Wirtschaftliche Aus schuß zur Vorberatuklg und Begutachtung handelspolitischer Maßnahmen Mitte November nach Berlin berufen werden. Es wird sich bei dieser Tagung, abgesehen von der Entgegennahme von Berichten über die bisher getroffenen Vorbereitungen für die Arbeiten des Ausschusses, um die Feststellung seines Arbeits planes handeln. * lieber die Verwendung gesund heitsschädlicher Farben wird eine Abänderung des Gesetzes vom 5. Juli 1887 vorbereitet. Es handelt sich dabei hauptsächlich um eine Milderung des Verbots der Verwen dung von Kupfer und kupferhaltigen Stoffen zu Farbzwecken, nachdem wissenschaftlich die ver hältnismäßig geringe Schädlichkeit dieses Metalls im Gegensatz zum Blei festgestellt worden ist. Oesterreich-Ungarn. * Trotz der im Budgetausschusse von den acht Mitgliedern der deutschen Linken in ruhiger Form fortgesetzten Obstruktion hofft die Rechte dennoch, das Ausgleichspro visorium im Ausschüsse bis Donnerstag er ledigen, sodann die zweite und dritte Lesung im Hause in sechs bis acht Nachtsttzungen erzwingen zu können. Auf ein bißchen mehr oder weniger Gcwaltthätigkeit und Rechtsverletzung wird es dabei ihr und der Regierung natürlich auch diesmal nicht ankommen. — Für den Fall, daß es dennoch der deutschen Obstruktion gelingt, Falsches Geld. gj Kriminal-Novelle von E. v. Lipp«. «Fortsetzung.) „Ich werde mich beeilen," gab ich zur Ant wort, „ich bin bald zurück, wenn ich nicht oben Einige Hellen dein Superintendenten schreibe, und damit Sie sich nicht wieder zu bemühen brauchen, wenn ich den Schlüssel zurückgeben will, so lasse ich, wenn es Sie nicht inkommodiert, diese Thür geöffnet." „Mir ganz angenehm," gab Herr C. zur Antwort. Ich eilte die Treppe hinauf und betrat die Wohnung des Herrn Fellner, alias Superinten dent Jonas. Wie Friede wehte es mir entgegen. — Auf dem großen Tisch vor dem Sofa lag eine mächtige Bibel, mehrere Erbauungsschriften, Traktätchen; auf der offenstchenden Klappe des Schreibtisches ein aufgeschlageues Neues Testa ment, ich warf einen Blick hinein, blätterte darin — überall Randbemerkungen in sehr kleiner und deshalb wohl für mich nicht lesbarer Schrift — ich zog die beiden Kästen des Sekretärs auf, ganze Stöße von Erbauungsschriften, wie sie auch in den Fächern lagen, Aufforderungen zum Beitritt zur äußeren und inneren Mission, Flug blätter gegen Alkoholvergiftung und — ich mußte mit aller Mühe an mich halten, um nicht in ein schallendes Gelächter auszubrechen — ein Jahresbericht über die Gesellschaft zur Besserung entlassener Sträflinge. — Die übrigen Behält nisse des Schreibtisches waren verschlossen, so auch alle Schränke und Kommoden, ich konnte über List und Gewalt zu siegen und die par lamentarische Erledigung zu verhindern, w:.d die Regierung, wie jetzt aus der amtlichen Erklärung des Ministers Bilinski hervorgeht, den Reichsrat nach Hause schicken und den Ausgleich im Wege der „Notverordnung" verfügen. * Die deutsche Obstruktion im öster reichischen Abgeordneten Hause hat einen neuen „Sieg" errungen. Das Reichs- ratspräfidium hatte nämlich die Pultdeckel entfernen lassen, mittels denen die Abgeordneten ihre Lärmkonzerte aufführten. Als Entgegnung versetzte ihm der Abg. Funk eine fünfstündige Dauerrede und mehrere Abgeordnete brachten sich eigene Pultdeckel mit. Frankreich. *Jn der französischen Kammer hat der Abg. Richard einen Gesetzentwurf eingebracht, der darauf abzielt, die Todesstrafe in der Armee in Friedenszeiten einfach auf- zuheben. Verschiedene Vorgänge der letzten Zeit dürften das Parlament bestimmen, diesen Antrag zu genehmigen. Italien. * Der österreich-ungarische Minister des Aus wärtigen, Graf Goluchowski, ist am Sonntag nachmittag, nachdem er vorher eine Besprechung mit dem italienischen Ministerpräsi denten Rudini gehabt hatte, in Monza vom König von Italien empfangen worden. Der König verlieh dem Grafen Goluchowski den Annunziatenorden. *Der bisher noch immer drohenden Unan nehmlichkeit, nachträglich in die Angelegenheit der Banca Romana verwickelt zu werden, ist Crispi vorerst überhoben. Vor dem römischen Kassationshofe wurde über den Rekurs verhan delt, den er gegen den Beschluß der Anklage kammer am Appellhofe zu Bologna, wonach ein ordentliches Gerichtsverfahren gegen Crispi für zulässig erklärt worden war, eingelegt hatte. Der Beschlußder Anklagekammer wurde vom Kassations- hofe aufgehoben. Belgien. * Die Regierung trifft trotz des Widerspruchs der in Belgien wohnenden Ausländer Vor bereitungen zur Einreihung derselben in die Bürg ergarde. Die Deutschen, Franzosen und Engländer find fest entschlossen, der Ein reihung Widerstand zu leisten. Der Urheber der Gesetzesklausel, welche die Ausländer zu Bürgerwehrdiensten zwingt, der Abgeordnete Cornemans, erklärte in der Kammer offen, die Bestimmung richte sich hauptsächlich gegen die deutsche Kolonie in Antwerpen. Spanien. *Die Beruhigung Cubas läßt sich Sagasta mit Erfolg angelegen sein. Der spanische Misterrat hat den Vorlagen und den Dekreten, die den Bewohnern Cubas und Portoricos dieselben konstitutionellen Rechte zu gestehen wie den Spaniern und Personen, die mindestens 25 Jahre alt find, das Wahlrecht gewähren, seine Zustimmung gegeben. Dasselbe Wahlrecht wird als Grundlage bei den städtischen, den Provinzial ° und den Parlaments - Wahlen dienen. Die Kammer der Insel wird aber ge wisse Aenderungen einführen können, welche die Erfahrung als zweckmäßig für jede der beiden Inseln erscheinen taffen wird. Der Ministerrat genehmigte femer eine Amnestie für politische Vergehen auf Cuba und den Philippinen. Balkanstaaten. *Nach in Athen vorliegenden Privatnach richten sollen die Türken die nach Trikkala zurückkehrenden thessalischen Reser visten gefangen setzen; es sei dies mit 200 Reservisten geschehen. Afrika. * Fast kein Tag vergeht, an dem die Riff - Piraten an dermarokkanischenKüste nicht irgendwie von sich reden machen. Es wird berichtet: Der Tod eines von den Riffpiraten gefangen genommenen Franzosen hat Verdacht erweckt. Das französische Kriegsschiff „Cosmao" ist mit dem Kanzler des General-Residenten an Bord nach Alhucemas abgegangen, um die An gelegenheit zu untersuchen. — Es ist allerdings kaum anzunehmen, daß auch ein französisches Kriegsschiff mehr gegenüber den Riffpiraten aus- hier nicht meine Neugierde befriedigen; nur die obere Schublade der Kommode in dem Zimmer, in welches ich eingetreten, war nicht verschlossen, und drinnen lagen reine, aber auch sehr ge tragene Bäffchen, der Ornat des ehrwürdigen Herrn Superintendenten nebst Baretts; beide Stücke zeigten auf den ersten Blick, daß die selben schon lange im Gebrauch gewesen. Ich mußte mir sagen, daß alles, was ich bis jetzt gesehen, mit großer Meisterschaft arran giert war; jeder unbefangene Fremde hätte ganz bestimmt seine Ansicht dahin ausgesprochen, daß hier ein Geistlicher wohne. Während ich mich diesen Betrachtungen hin- j gab, hatte ich unbewußt das Barett in die ! Hand genommen und schob dasselbe in kreis förmiger Bewegung durch meine Finger. Da fühlte ich, daß das innere, aus starker Pappe bestehende Gestell, über welches nach außen der ! Samtüberzug, nach innen das Futter gespannt war, auf einer Stelle bedeutend stärker war: in dem nächsten Augenblick prüfte ich dort die Naht der unteren Kante und deutlich zeichnete sich diese hier durch eine mangelhafte Herstellung aus. Wenn auch mit wenig Hoffnung trennte ich die Stelle auf und als ich den Samt zurück geschlagen, sah ich zwischen den beiden Papp- stücken, aus denen das Gestell bestand, schwarzen Kamlott, in welchem unzweifelhaft eine Papier lage befindlich war. Fast war ich mit mir einig, daß diese Einlage deshalb gemacht war, weil das Barett ursprünglich zu weit gewesen sei, und ich wurde hierin bestärkt, als ich dieselbe herauszuziehen versuchte und sie festgenäht fand; schon wollte ich die Kopfbedeckung des „geist zurichten im stände sein wird, als die spanischen, italienischen und portugiesischen, welche sich bisher in der gleichen Angelegenheit bemühten. Affen. *Jn Nord in dien find die Kämpfe wieder entbrannt. Zwar ist eine Abordnung des Stammes der Orakzais in Maidan einge troffen, um über die Bedingungen der Unter werfung zu unterhandeln, aber damit war es wohl nicht ernst gemeint. In der Nacht zum Sonntag wurde nämlich das englische Lager wiederum angegriffen. Ein Leutnant wurde getötet und einer verwundet. Eine Vroduktians-Slatistik ist für die neu eingerichtete Handels-Politische Zentralstelle im Reichsamt des Innern für die Vorbereitung der Handels-Verträge in Aussicht genommen. In der.Sozialen Praxis' schreibt der National-Oekonom E. v. Halle u. a.: „Untersuchungen über unsere sozialen Ver hältnisse, über die Entwickelung der materiellen Lage der arbeitenden Klassen im allgemeinen, wie in einzelnen Gewerben haben bisher immer als eine der Hauptschwierigkeiten der richtigen Erkenntnis den Mangel zahlenmäßiger Unter lagen für die Beurteilung der Bedeutung der einzelnen Gewerbezweige nach dieser Richtung empfunden. Ob die Produktivität der Arbeit und die Produktion in einem Gewerbe absolut zu- oder abgenommen habe, ob fie im Verhältnis zu andern Gewerben gewachsen sei, ob das Produkt im Vergleich mit den eingeführten Mengen gestiegen oder gesunken, ob das zum Verbrauch gelangte Quantum absolut oder pro Kopf gewachsen oder vermindert sei, vermochte man nicht zu sagen. Außer in einigen wenigen Zweigen, die der indirekten Besteuerung unter worfen find, wie Tabak, Zucker, Salz, Bier, Alkohol, ferner für die Produkte des Bergbaues, Metalle und Kohlen, weiß man nichts Bestimmtes über die innere Konsumtion; gewisse Berechnungen lassen sich aus der Ernte-Statistik und den Viehzählungen in gleicher Linie anstellcn. Im übrigen kann nur das Quantum derjenigen Waren des Außenhandels, die nicht im Binnen lande gleichfalls vorkommen, hinsichtlich des Konsums gemessen werden, indem man von der Einfuhr die Wiederausfuhr abzieht; davon führt die Reichs-Statistik rund drei Dutzend Rohprodukte auf, wie Baumwolle, Gewürze, Heringe, Kaffee, Kakao, Reis, Südfrüchte, Thee, Jute, Petroleum, Farbhölzer u. s. w. In den Versuchen allgemeiner Produktions-Statistiken haben bisher die Amerikaner die umfangreichsten Anstalten bei ihrem zehnjährig wiederkchrenden Census gemacht; schon zu Beginn des Jahr hunderts finden wir dergleichen. Doch ist das Material infolge der angewandten Methoden und ihrer Durchführung vielfach recht mangel haft. Die besten Produktions-Aufnahmen dürften die alljährlichen Erhebungen des Arbeitsamts von Massachusetts sein, die recht Vollkommenes auf dem Felde der Sozial- und Gewerbe-Statistik leisten. Auch in Australien wird meines Wissens Gutes geliefert. Wenn bei uns jetzt der Plan der Bestellung einer ständigen Instanz für solche Aufnahmen zur Durchführung gelangt, so kann man sich für Theorie und Praxis erheblichen Nutzen davon versprechen. Die Einrichtung einer besonderen Abteilung unter fachwissenschaftlicher Leitung verspricht eine erhebliche Zuverlässigkeit. Und die Vorbedingungen liegen auch insofern günstig, als eine Reihe wichtiger Handhaben vorhanden find, wo man den ersten schwierigen Ansatz machen könnte. Die Berufs- und Be- triebS-Zählung von 1895 kann als Unterlage zur Lokalisierung der Erhebungs-Klassen dienen. Handels-, Gewerbe- und Landwirtschaftskammern bieten die Möglichkeit der Verbindung mit den Interessenten in den einzelnen Gebieten, während die Berufsgenossenschasten Interessenten-Ver bände in Landwirtschaft, Gewerbe und Handel, nicht zum geringsten auch die 300 oder mehr Kartelle die Möglichkeit zentralisierter Ermitte lung geben." Kan Aals und Fern. Plauen. Die Erdbebenperiode im Vogt lande scheint noch nicht abgeschlossen zu sein. lichen Herrn" zurücklegen, als ich doch hiervon abkam. Nach dem, was ich gesehen, war Feilner ein durchtriebener Bursche und hatte er etwas zu verbergen, so war das Barett, welches in der unverschlossenen Kommode lag, gewiß der un verfänglichste Gegenstand, der keinen recher chierenden Beamten veranlassen konnte, ihn einer besonders sorgfältigen Prüfung zu unterwerfen. Während mir diese Gedanken kamen, hatte ich die paar Stiche, mit denen das Zeug der Einlage an den Umschlag des Futters angenäht war, losgetrennt, ich hatte dieselbe hcraus- getrennt und meine Mühe war belohnt: als ich das Stück Kamlott auseinanderschlug, da lag mir ein — hübsches Päckchen Rubelnoten vor Augen. Wie viel ich hatte, war mir gleichgültig; im Moment hatte ich dieselben wieder in das Zeug eingeschlagen, dasselbe in die Tasche ge steckt, das Barett in die Kommode geworfen und eilte die Treppe hinunter. „Ich habe mich etwas lange aufgehalten," sagte ich zu dem Wirt, „aber die Anmerkungen, die ich in dem Neuen Testament des Herrn Superintendenten fand, nahmen meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch." „Ja, ein sehr frommer und wohl auch ein sehr gelehrter Herr," sagte der Wirt mit ganzer Ueberzcugung. „Gewiß, gewiß," erwiderte ich, dem Herrn C. den Schlüssel gebend, „das Quartier ist hübsch und hat meinen Beifall, ich werde aber, ehe ich mich fest binden kann, nochmals mit dem Herrn Superintendenten Rücksprache nehmen." In Falkenstein erfolgten Sonntag früh um 5 Uhr abermals zwei heftige Erdstöße; der zweite dauerte 6 Sekunden. Altona. 162 angesehene Männer aus allen Gegenden der Provinz erlassen einen Aufruf zur Feier der Erhebung Schleswig-Holsteins am 24. März 1898, an welchem Tage ein halbes Jahrhundert verflossen ist seit dem Beginn der dreijährigen Kämpfe, die den ruhmwürdigsten Abschnitt der Geschichte des schleswig-holsteini schen Volkes bezeichnen. In Kiel, wo das erste Zeichen zur Erhebung gegeben wurde, soll eine Landesfeier veranstaltet werden; gleichzeitig wird in dem Aufruf der Wunsch geäußert, daß an allen Orten Schleswig-Holsteins eine würdige Gedächtnisfeier abgehalten werden möge. Bielefeld. Vor vier Jahren verschwand der bejahrte Altsitzer Pott zu Lämershagen. Seine Leiche ist bis heute noch nicht auf gefunden. In dieser Sache wurden jetzt ver haftet die Eheleute Colon Habigtsberg in Lämershagen wegen Mordes, die Eheleute Heuerling Güse in Lämershagen wegen Mein eids und aus demselben Grunde die frühere Dienstmagd bei Habigtsberg, jetzige Ehefrau Erfkamp zu Augustdorf. Witten. Ein schon seit Jahren krank da niederliegender junger Bergmann in Sprockhövel gab am 5. d. kein Lebenszeichen von sich und schien gestorben zu sein. Als man den augen scheinlich Toten einsargen wollte, machten sich aber noch Lebenszeichen bemerkbar. Sein Zu stand bleibt jedoch totengleich. Posen. Der Uebergang wertvoller land wirtschaftlicher Besitztümer aus deutschen Händen in polnische kommt neuerdings öfter vor. So hat jetzt der Rittmeister Briesen die ihm bisher gehörige Herrschaft Golina mit Golinko und Stefanowo bei Koschmin — über 4000 Morgen in bester Kultur befindlich — an die Herren V. Skrzyllewski - Ocieszyn und Joseph von Moszersuski für eine Million Mark verkauft. Auf der Herrschaft Golina befindet sich eine der bedeutendsten Dampfbrennereien der Provinz, eine eigene Feldbahn, eigene elektrische Be leuchtung, und es gehört überhaupt die Besitzung mit sehr starkem, teuren Nasseninventar zu den bcstbewirtschafteten der Provinz. Schon vor einiger Zeit erregte es Aufsehen, daß Graf Kwilecki-Dobrojewo von einem deutschen Groß grundbesitzer im Kreise Posen-West ebenfalls für nahezu eine Million Mark über 4000 Morgen in höchster Kultur ankaufen konnte. Bromberg. Als Urheber eines Eisenbahn- Unfalls in Znin, wobei der Lokomotivführer Gramsch getötet und der Heizer verletzt wurden, ist der 16 jährige Vogtsohn Reinhold Mühl- brandt aus Murczynek ermittelt und verhaftet worden. Mühlbrandt hat eingeräumt, die Weiche verstellt zu haben, angeblich, um sich von der Handhabung Kenntnis zu verschaffen. Budapest. In Neu - Pest kam es auf der Straße zu einem Zusammenstoß zwischen Sol- daten und Arbeitern. Bei der Ausschreitung be teiligte Marinesoldaten mußten mit Militär gewalt überwältigt werden. Acht Soldaten wurden verhaftet, die übrigen flohen. Zahlreiche Zivilpersonen wurden verwundet. Agram. In dem Walde Otolinatsch ist der Bauer Gjuro Marschalko im Alter von 70 Jahren gestorben, von denen er 30 in diesem Walde verlebt hatte. Marschalko war ein wohl, habender Bauer, dem der Tod rasch nach einander Frau und Kinder raubte. Er nahm sich dies so zu Herzen, daß er in den genannten Wald zog und dort unter einem Baume lebte. Nur wenn er Brot oder Tabak brauchte, ging er in ein Dorf, um dort zu betteln. Er war nur notdürftig bekleidet, und seine Habe be stand aus einem Topfe, einer Pfeife und einer Hacke. Marschalko wurde in dem Walde und unter dem Baume, bei dem er gelebt, beige'etzt. Zürich. Eine kriegerische Kirchweih feierten die Zurzacher. Es gab nicht bloß eine Schlägerei, wie das bei den Kirchweihfesten Brauch ist, sondern sogar mehrere. Bei einer solchen erhielt ein Kämpfe 20 Stichwunden, dazu wurde ihm noch die Nase abgeschnitten; der Arzt von Zurzach mußte 20 Wunden zu nähen. Einem anderen Kirchweihgast wurde ein Finger abgeschnitten und sogar die Nasen spitze abgebissen. „Thun Sie das," hörte ich noch hinter mir herrufen, als ich in größter Hast zum Hause hinauseilte. Ich hatte nach meiner Uhr gesehen und diese zeigte drei Uhr fünfundvierzig Minuten, es war die höchste Zeit, wollte ich Herrn M. in der Weinstube bei T. nicht zu lange warten lassen. Als ich dort eintrat und zu Herrn M. hin sah, der unweit der Thür an einem Tische saß, nickte er mir mit freudestrahlendem Gesicht zu. „Sie werden mit mir zufrieden sein," sagte er, als ich ihm gegenüber saß, „ich habe mehr erfahren, als ich gehofft, ich kann Ihnen jetzt auch noch aus eigenem Wissen eine Mitteilung machen, die für Sie vielleicht von Wichtigkeit sein dürfte. Der Zimmerkellner sagte mir aus auf meine Frage nach dem Leben des Vikomte, daß derselbe nie Besuche empfangen habe, aller dings viel ausgegangcn sei — ebenso hätte er mit niemand im Hotel verkehrt. Um so auf fälliger sei es ihm gewesen, daß er am Sonn abend, nachdem der Herr Vikomte um etwa elf Uhr abends nach Hause gekommen sei, diesen nach etwa einer Viertelstunde aus dem Zimmer eines Herrn van Habermeister hätte kommen sehen, und zwar wäre die Art, wie er da? Zimmer verlassen, dann über den Korridor eilt, eine sehr auffällige gewesen. Des Kellner? Wißbegierde sei dadurch geweckt worden, und er hätte nun den Vikomte, als dieser nochmals das Hotel verlassen, vom Speisesaal aus obachtet und wahrgenommen, wie derselbe dem Akademiegcbäude gegangen sei und m» einem Herrn, der in einer dort haltenden Drosch
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