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Allgemeiner Anzeiger : 03.04.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189704037
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1897
-
Monat
1897-04
- Tag 1897-04-03
-
Monat
1897-04
-
Jahr
1897
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 03.04.1897
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I s ( s 8 h ii ft, fi, re B ak «. L hl w je D D s-t E noch nicht betreten; Onkel Oskar kam öfter in die Hauptstadt und brachte stets die herzlichsten Grüße an Melitta mit; auf ihre ungeduldige Frage, wann Konrad endlich einmal kommen werde, hatte der Onkel immer nur die eine Antwort: „Vielleicht im kommenden Sommer/ Auf Königsegg war eine große Verände rung vorgegangen-die schöne Minna Hellbronn hieß jetzt „Frau Baronin". Baron Königsegg hatte jetzt keinen anderen Ausweg gesehen, um sich vom gänzlichen Ruin zu retten. Hellbronn hatte alle Schulden seines Schwiegersohns ge zahlt und dem jungen Paare jährlich eine be deutende Rente ausgeworfen, er führte die Ver waltung von dem Gut Königsegg wie zuvor, der Baron verlebte dort mit seiner Gattin die Sommermonate, Frühling und Herbst brachten sie meist in Italien zu, nach der Residenz waren sie noch nicht gekommen. Durch seine Heirat hatte sich der Baron wenigstens für die erste Zeit in den aristokra tischen Kreisen unmöglich gemacht, man verzeiht in der großen Welt eher Schulden und leicht fertige Streiche, als eine Mesalliance, wie sich der Baron einer solchen schuldig gemacht. Minna selbst machte keinerlei Anspruch, 1« die aristokratischen Zirkel der Residenz einge führt zu werden, sie wußte nur zu gut, daß ihr dort nur Demütigungen bevorstanden, und sie empfand durchaus kein Verlangen danach, die Rolle der duldenden Märtyrerin zu spielen, nach einigen Jahren vergaß man ohnehin, daß sie einst eine simple Verwalterstochter gewesen, dann war es noch immer Zeit, die Äellung erzr.lt zu haben. Nach wie vor scheint es England zu sein, das seine Zustimmung von Bedingungen abhängig macht, deren Annahme den andern Mächten unmöglich ist. * Eine der ,Pol. Korr.' aus Athen zugehende Meldung bestätigt, daß K ö ni g G e or g und die Königin ihre Stellungen als Chefs russischer Regimenter nieder gelegt haben, mit dem Beifügen, daß dieser Schritt bereits vor einiger Zeit erfolgt sei und daß überhaupt die persönlichen Beziehungen zwischen dem griechischen und russischen Hofe gänzlich in Stockung geraten seien. Amerika. * In den Ver. Staaten ist zum ersten Male die bisherige milde Praxis gegenüber der von amerikanischen Bürgern versuchten Unterstützung der Insurgenten verlassen worden. Wie aus New Aork berichtet wird, ist Dr. Luis, der über führt wurde, eine Freibeuter-Expedi tion für Cuba ausgerüstet zu haben, zu 18 Monat Gefängnis und 500 Dollar Geld strafe verurteilt worden. »rrupicw-r zandta«. Am Montag begann das Abgeordnetenhaus die Beratung des Etats des Finanzministeriums mit der Besoldungsverbesscrungsvorlagc. Hierzu war eine Anzahl von Abänderungsanträgen cingegangen. Finanzminister v. Miguel erklärte sich mit den Kom- missionsbeschlüssen einverstanden und bekämpfte alle Abänderungsanträge. Das Abgeordnetenhaus beendigte am Dienstag die Generaldebatte über die BesoldungSvorlage. In der Spezialberatung erklärte sich Finanzminister v. Miquel einverstanden mit dem Kommiisionsbeichluk betr. Gehaltserhöhung der Unterstaatssekrctärc um nur 3000 Mk. statt der von der Regierung vorge schlagenen 5006 Mk. Die Spczialdcbatte wurde bis zur Position „Regicrungsräte" einschließlich gefördert. Es blieb überall bei den Kommissionsbcschlüssen. *Jm ungarischen Abgeordnetenhaufe meldete der Abgeordnete Pfarrer Kalmann einen Antrag an, in welchem die Stellung des Ab geordneten Grafen Stephan Tisza als Präsi dent der Jndustriebank, des Abgeordneten Hieronymi als Präsident der Agrarbank und des Abgeordneten Enyedy als Generaldirektor der letzteren Bank als mit dem Abgeord netenmandat unvereinbar erklärt wird. gethan, ist der deutlichste Beweis, wie wenig meinen Wünschen Rechnung getragen wird." „Einem unbilligen Wunsch werde ich nie mals Rechnung tragen," sagte der Sohn fest; „Melitta bleibt hier; sie soll unter meinen Augen erzogen werden." -Die Rätin lachte spöttisch auf. „Erziehe sie, so viel du willst, sie wird nicht aus der Art schlagen, sie gleicht ihrer Mutter. Eines schönen Tages wird dein Zög ling sein Herz entdecken und mit dem Nächst besten auf und davon gehen, olme Rücksicht auf dich zu nehmen; hat es ihre Mutter besser gemacht?" Eine dunkle Zornesglut überflog Oskars Ge sicht ; dennoch beherrschte er sich. „Wir sind nun von unserem eigentlichen Ge- sprächsgegenftand ganz abgekommen," sagte er, sich mühsam zur Ruhe zwingend, — „ich wollte dir nur sagen, daß Konrad in der Haupt stadt bleiben wird, bis er seinen Posten antritt; du kannst Minna gegenüber ferne Abreise moti vieren, wie du willst, nur um das eine bitte ich dich, gib den Gedanken auf, Minna zu Konrads Frau zu machen, dies wird nun und nimmer geschehen — ich müßte mich selbst verachten, wollte ich von Konrad ein solches Ovfer ver langen. — Zu deiner Beruhigung will ich nur noch hinzufügen, daß ich selbst schon daran ge dacht habe, mit Volkmann ein Abkommen zu treffen, um mir den Besitz des Lindcnhofes zu sichern, auch mir ist er zur.zweiten Heimat geworden." Die Rätin gab keine Antwort. Sie deckte die feine, schmale Hand über die Augen, um Politische Rundschau. Deutschland. * Der Kaiser hat am Dienstag den Reichskanzler und den Marine - Staats sekretär Hollmann zu Vorträgen empfangen, nachdem er tags zuvor mit Frhrn. v. Marschall konferiert hatte. Es scheint, daß die endgültige Ablehnung der Forderungen für SchiffsLauten und die dadurch bezeichnete politische Lage den Anlaß zu diesen Konferenzen gegeben hat. *Die kaiserliche Entscheidung über das Entlassungsgesuch des Staats sekretärs Hollmann soll, wie die ,Staatsb.-Ztg/ erfahren haben will, nunmehr gefallen sein. Der Kaiser habe das Gesuch unter der Versicherung seines unerschütterlichen Venrauens und unter Worten wärmster Aner kennung abgelehnt. * Wie aus Friedrichsruh berichtet wird, be findet sich Fürst Bismarck auf dem Wege der langsamen Besserung. Er steht bereits zeitweise auf und geht im Zimmer spazieren. Geheimrat Schweninger ist von Friedrichsruh abgereist. *Das Ausbleiben einer allgemeinen Amnestie (wenigstens in Preußen) wird noch immer in der Presse behandelt. Eine Ueber- füllung der Gefängnisse soll eine der vielen Folgen sein, da jeder natürlich die Möglichkeit des Strafaufschubs bis zum 22. März aus genutzt habe. Die ,Rhein. Wests. Ztg/ bemerk zu der Frage, daß eine sehr weitgehende Amnestie erst am 18. Januar 1896 erfolgt ist, d. h. vor wenig mehr als einem Jahre aus Anlaß der 25. Wiederkehr der Neuerrichtung des deutschen Kaiserreiches. Es entspreche nicht den Traditionen der preußischen Krone, umfassende Amncstie- crlasse innerhalb so kurzer Frist zu wiederholen, da durch eine so häufigeWiederholung Wert und Bedeutung einer Amnestie als eines besonders schönen Vorrechts der Krone erheblich herabgedrückt werden würde. *Die ,Rhein.-Westf. Ztg/ erklärt, sie fei zu der Erklärung ermächtigt, daß das Gerücht, die Firma Krupp habe mit einem Konsortium den Bau der vom Reichstage abgelehnten Kreuzer für eigeneRechnung übernommen, nicht zutreffend sei. *Die Beratungen über die Umgestal tung des Preuß. Medizinalwesens beginnen am 3. Mai. Es wird geplant, den „Kreisarzt" als vollbcsoldetcn unmittelbaren Staatsbeamten anzustellen, der Gehalt nebst Wohnungsgeldzuschüß erhalten soll; die Aus übung der Privatpraxis soll ihm nicht gestattet werden. Neben dem Kreisarzt tollen von der Justizverwaltung besondere Gerichtsärzte ange stellt werden. Das Amt des früheren Kreis- wnndarztes kommt in Wegfall. In jeder Pro vinz werden für Zwecke des Gesundheitswesens eine oder mehrere Untcrsuchungsanftalten auf Kosten der Provinz errichtet. * Am 30. März feierte der aus dem „Kultur kampf" her vielgenannte frühere preußische Kultusminister, jetzige Ober-Landes gerick tspräfident FalkIn Hamm sein 50 jähriges Amtsjubiläum. Oesterreich-Ungar». *Tie österreichische Thronrede zählt eine große Menge von Aufgaben für den neuen Reichs rat auf, die zum größten Teil für das Ausland keine besondere Be deutung haben; doch sei im allgemeinen be merkt, daß die Rede mitunter, so z. B. bei der Besprechung landwirtschaftlicher und sozialer Aufgaben, des Ausbaus der Rechtsgesctzgebung, der Regelung des finanziellen Verhältnisses der einzelnen Kronländer zum Reiche re., sehr leb haft an jetzige oder frühere gesetzgeberische Vor gänge in Deutschland anklingt. Spezifisch österreichisch ist vor allem natürlich der A u s - gleich mit Ungarn, der die Hauptaufgabe des Reichsrates bildet. Spezifisch österreichisch ist auch der wiederhotte Apell an die Abgeord neten, von nationalen Gegensätzen abzusehcn und durch gemeinsames Handeln im Dienste der Reichsintercssen den Boden zu schaffen, „auf dem sich die Gegner in wechsel seitiger Anerkennung ihres Rechtes und ihrer Kraft versöhnen können." Aus dem Reichstage. Der Reichstag erledigte am Montag den Etat in dritter Beratung. Zum Postetat wurde eine vom Abg. Müller-Sagan (ft. Vp.) eingebrachte Resolution angenommen betr. gleiche Behandlung der Zivil und Militäranwärter aus dem Stande der Post- asflstenten bei Zulassung zum Sekretärexamen. In vorgerückter Stunde wurde noch die vom Abg. Czarlinski (Pole) u. Gen. eingebrachtc Interpellation betr. Auflösung von Wählerversammlungen im Kreise Schwetz (Westpr.) vorgcnommen. Staats sekretär v. Bötticher beantwortete die Interpellation. Am 30. v. tritt das Haus in die Besprechung der Interpellation der Abgg. v. Czarlinski u. Gen. (Polen) betr. die Auflösung von Wählerversammlungen im Wahlkreise Schwetz, weil Redner sich in denselben der polnischen Sprache bedienten. , Abg. Ro - reII (Zentr.) gibt zu, daß zwei von den Versammlungen nicht förmlich aufgelöst, son dern förmlich geschlossen worden seien. Im übrigen meine der Staatssekretär, die Sache sei erledigt durch den Erlaß des prcutz. Ministers des Innern, sie gehöre jedenfalls nicht vor den Reichstag, son dern vor den preutz. Landtag. Es handelt sich aber um Versammlungen, die auf Grund des H 17 des Rcichswahlgcsctzes zum Zweck der Vorbereitung einer Wahl abgehalten werden sollten. Deshalb gehört also die Sache unzweifelhaft vor den Reichstag. Die polnischen Staatsbürger haben das Recht, auch ihrerseits die Vorbereitungen zu einer Wahl zu treffen und sich in ihrer Muttersprache zu ver ständigen. Der preuß. Minister des Innern hat dafür zu sorgen, daß polnisch sprechende Gendarmen da sind. Er könnte ja sonst die ganze Versamm lungsfreiheit dadurch illusorisch machen, daß er immer nur deutsch sprechende Gendarmen in die Versammlungen schickt. Man darf aber doch die polnische Bevölkerung nicht machtlos machen, sie nicht in eine Art von Belagerungszustand versetzen. Auf diesem Wege wird man jedenfalls mit Germani- sicrungsversuchcn kein Glück haben. Staatssekretär v. Bötticher hebt nochmal» hervor, daß die Angelegenheit durch den preußischen Minister des Innern geordnet sei. Eine weitere Debatte über die Angelegenheit habe daher keinen Zweck. Der Entscheidung des Obcr-Verwaltungs- gerichts vom Jahre 1876, daß der Gebrauch der polnischen Sprache an sich die Auflösung einer Ver sammlung noch nicht rechtfertige, haben sich die Ver waltungsbehörden natürlich gefügt, aber die Ent wickelung habe inzwischen dazu geführt, daß das staatliche tteberwachungsrccht völlig illusorisch ge macht wird. Darunter leide das Staatsinteressc. Wenn man nicht gleich die Klinke der Gesetzgebung in Bewegung gesetzt habe, so sei das darauf zurück- zuführen, daß man die Erwartung hege das Ober- Verwaltungsgericht werde bei erneuter Prüfung der Sache zu einer anderen Entscheidung gelangen. Falls sich diese Erwartung nicht erfülle, so müsse man allerdings die Gesetzgebung zu Hilfe nehmen und er hoffe, daß die gesetzgebenden Faktoren alsdann ihre Beihilfe zur Erzielung von Bestimmungen bieten werden, die zur ordnungsmäßigen Ausübung des Aufsichtsrechts über Versammlungen und Vereine nötig sind. Abg. Frhr. v. Hodenbcrg (Welfe) beschwert sich über die völlige Systemlosigkeit in dem polizei lichen Verhalten den Versammlungen der Deutsch- Hannoveraner gegenüber. Diese werdm oft schlechter behandelt, als die Sozialdemokraten. Man löse sogar Versammlungen auf, weil ein Hoch auf den Herzog von Cumberland ausgebracht werde. Abg. Strzoda (Zentr.) tritt für das Recht Leidenschaft und Liebe. bj Roman von C. Belmar. IgU-rit-yun«.» „Rede mir nicht von „verkaufen" oder der gleichen," fuhr die Gräfin, zu Oskar gewendet, fort, „unter hundert Ehen gibt es vielleicht kaum zehn, die aus sogenannter Liebe ge schloffen werden, und ob dann gerade diese zehn zu den glücklichsten zu zählen find, daS wollen wir noch dahingestellt sein lassen; die Ehe ist in den meisten Fällen nichts weiter als ein Lottospiel, die meisten ziehen gerade da eine Niete, wo sie einen Treffer zu machen glaubten. — Du hast an deiner Schwester ge sehen, daß die Liebe allein nicht glücklich macht." „Halt, Mama," sagte Oskar, indem er ab wehrend die Hand erhob, „du berührst da ein Thema, das du lieber vermeiden solltest. Deiner Tochter gegenüber hast du dich einer unver zeihlichen Härte schuldig gemacht. Wenn sie gegen dich gefehlt hat, so war ihr Fehler nicht so groß, um nicht Vergebung zu erlangen. Du bist unversöhnlich geblieben, du hast deinen Haß sogar auf ihr Kind übertragen, auf die arme elternlose Waise, die nur mich und Konrad hat. Sprich nicht von der Vergangenheit und laß die Toten ruhen." „Wie du willst," sagte die alte Dame un bewegt; „meiner innersten Ueberzeugnng nach habe ich recht gehandelt, deine Vorwürfe treffen mich deshalb nicht. Ich liebe Melitta nicht, das ist wahr, eben deswegen hättest du so viel Rücksicht auf mich haben können, das Mädchen anderswo unterzubringen; daß du dies nicht Frankreich. *Jn der Angelegenheit Arton hat die Kom mission einstimmung beschlossen, die nachgesuchte Genehmigung zur gerichtlichenVer- folgung einzelner Deputierten zu er teilen. *Arton beschuldigt 31 Parlamen tarier, von denen neun tot, dreizehn nicht wieder- gewählt, einer gegenwärtig Senator, sieben Ab geordnete find, nämlich außer Maret, Boyer und Naquet, Rouvier, Jullien Goirand und Clovis Hugues. Auf die Frage, weshalb die letzten hier nicht gleichfalls verfolgt werden, entgegnete der Untersuchungsrichter, daß die Schuldbeweise für die drei Verfolgten ihm lückenlos scheinen, während sie für die vier anderen nur starke Ver mutungen, doch keine sichere Ueberzeugung ge statten. Er enthülle ferner, daß eine politische Partei für die Nu s l ie ferun g v on Art o n s Schreibbuch 150 000 Frank geboten habe und daß unter den Verstorbenen, die Arton be stochen hatte, Burdeau war. Diese letztere Enthüllung wirkt zerschmetternd. Burdeau war Finanzministcr, Kammervorfitzender, der persön liche Freund Casimir-Periers. Er wurde auf Staatskosten beerdigt, die Kammer bewilligte seinen Hinterbliebenen eine hohe Versorgung. Burdeau soll von Arton 75 000 Frank be kommen haben. Italien. *Auch bei den Stichwahlen schneidet das Ministerium gut ab. Unter den 62 Ge wählten befinden sich 35 Ministerielle. Dänemark. *Bei der Einbringung der Apanage- Vorlage im Folkething erklärte der Führer der Linken, Christensen, die äußere Veranlassung zu der Vorlage sei die Verlobung desPrinzen Christian, die tiefere Ursache sei jedoch, daß die Volksvertreter den Wunsch hegen, der Er gebenheit der Bevölkerung gegenüber der Familie des Königs Ausdruck zu geben. Spanien. »Die Insel Portorico war bis jetzt noch ein sicherer Besitz für Spanien und von dem Aufstande auf dem nahen Cuba unberührt geblieben. Vielleicht erwachsen den Spaniern nun auch dort Schwierigkeiten. Ein Telegramm aus Portorico gibt an, daß 22 Aufständische, die einer Separatistenbandc angehören, die auf der Insel erschienen war, gefangen genommen wurden. Der Rest der Bande wird lebhaft verfolgt. * Nach offizieller Meldung aus Cuba sind die Aufständischen in der Provinz Pinar del Rio von den Spaniern geschlagen und ihr An führer Rivara, der Nachfolger Maceos, ver wundet und gefangen genommen worden. Balkanftaate». *Die Ankunft des griechischen Kronprinzen bei der Armee an der Grenze soll den Zweck haben, einstweilen die Kampfeslust der Truppen zu zügeln und das Ansehen der höheren Offiziere zu heben. Der Kronprinz ist sehr beliebt. Verwirrt wird die allgemeine Lage durch das Mißtrauen der meisten Mächte gegen die Türkei aus Anlaß der neuen Greuel in Kleinasien, durch anscheinend aufziehende Gefahren in Kon stantinopel seitens der Armenier und Griechen, mehr noch seitens des türkischen Pöbels und durch die Neigung des Sultans, arg kompro mittierte Persönlichkeiten öffentlich strafen und heimlich befördern zu lassen. *Die Verhandlungen zwischen den Großmächten über wettere gemeinsame Maßregeln gegenüber Griechenland werden noch immer fortgesetzt, ohne bisher eine Einigung über die Frage einer Blockade griechischer Häfen der Polen ein, fich in Versammlungen der polnische« Sprache zu bedienen. In Obcrschlefien such« ma« auch die polnische Spracht zu unterdrücken, und mcm hoffe, dann um so leichter die Katholiken zu Pro testanten bekehren zu können. Staatssekretär v. Bötticher erklärt, »ox solchen Bestrebungen sei ihm absolut nichts bekannt, sie würden auch in einem paritätischen Staate ganz unangebracht sein. Er könne versichern, daß cS dem König von Preußen und seiner Regierung absolut fern liegt, solche Bekehrungsversuche vornehmen zu lassen. Abg. v. JazdzewSki (Pole) führt an, i» der einen am Montag vorgebrachten Versammlung in Liesk, sei der Gendarm keineswegs liebenswürdig aufgetreten. Er habe geäußert, er handle im Auf trage des Amtsvorstehers. Er habe aber thatsäch- lich dessen Zustimmung zu der Auflösung erst später eingeholt. Die Gleichheit vor dem Gesetzt schein« sür die Polen in Preußen nicht zu bestehen. Abg. Stadthagen (soz.) sieht schon in de» Verlangen, fich einer bestimmten Sprache zn be dienen, eine Beeinträchtigung des Vcrsammlungs- rechts. Komme in einer Versammlung etwas Gesetz widriges vor, dann könne die Polizei ein Verfahren einleiten. Aber die Auflösung widerspreche der all gemeinen Wahlfteiheit. Die Regierung müsse dafür sorgen, daß sie Beamte zur Verfügung habe, die die Sprache der Versammlung verstehen. Sei fie dazu nicht fähig, so sei das doch ein recht traurige» Zeichen für die Behörde. Eine Handhabung der Ver sammlungsfreiheit, wie sie in Preußen bekannt ge worden sei, zeuge von einer großen sittlichen und geistigen Verwahrlosung der Beamten. Vizepräsident Schmidt erteilt dem Redner ein« Rüge wegen der letzten Aeußermig. Abg. Pachnicke ifts. Vag.) bemerkt, datz auch in Hintcrpommern Bauernversammlungen in letzter Zeit wiederholt widerrechtlich aufgelöst worden seien, weil sie dem Nmtsvorstcher und einzelnen Großgrund besitzern unbequem gewesen seien. Abg. Lenzmann (frs. Vp.) tritt ebenfalls für die Versammlungsfreiheit ein. Die Versuche d«r Behörden, mit Hilfe des VersammlungSrcchts Ser- manisierungsvei suche zu machen, sei es gegen Polen, sei cs gegen Elsaß-Lothringer, muffen IN jedem Falle znrückgewicsen werden. Das sei um so notwendiger, weil eine reichsgesetzlichc Regelung des VcrcinSrechtS einstweilen nicht zu erwarten sei und die Reform des preußischen Vereinsgcsctzes in dem Punkte, in dem sie am dringendsten sei, noch immer auf sich warten lasse. Staatssekretär v. Bötticher weist den Vor wurf zurück, als hätten die verbündeten Regie rungen ihre Zusage nicht erfüllt, daß eine Korrektur des VercinsrcchtS cintreten solle. Die preußische Regierung sei allerdings mit ihrer Vorlage noch im Rückstände, sie sei aber jetzt mit der Schlußredaktion derselben beschäftigt, und der Vorredner dürfte somit nicht mehr lange auf das Erscheinen der Vorlage zu warten haben. Nach kurzen Ausführungen der Abgg. Werner (Antis.), v. Iazdzewski (Pole) und Bebel (soz.) schließt die Besprechung. — Die Interpellation ist damit erledigt. Das Haus tritt nunmehr in die erste Beratung der Novelle zur Gewerbeordnung, mittels der eine Organisation dcS Handwerks herbei geführt werden soll. Abg. Hitze (Zentr.) führt aus, das Zentrum bedauere, daß die früheren preußischen Vorschläge nicht ausgiebiger berücksichtigt wären. ES sei jedoch in eingehender Beratung zu der Ansicht gekommen, daß cs eine Verzweifluugspolitik sein würde, falls man alles ablehnen wollte in der Hoffnung, daß später mehr bewilligt werden würde. Das jetzt Ge botene wolle mau als Abschlagszahlung betrachten. Redner kritisiert alsdann die Vorlage im einzelnen, wobei er zu verschiedenen Punkten weitergehendc Vor schläge befürwortet. Abg. A u g st (südd. Vp.) nimmt eine fast durch weg ablehnende Stellung ein. Speziell verwirft er die Zwangsinnung und spricht den Wunsch auS, daß die Vorlage über die Kommissionsberatung nicht hinaus kommen möchte. die Thräne des Verdrusses zu verbergen, die langsam über ihre Wange rollten. In diesem Moment wurde bei ihr eine lang gehegte Hoffnung zu Grabe getragen. Ihr Herz hing nicht an dem Lindenhofe, sondern an Schloß Königsegg: in kürzester Zeit mußte der Ver walter der Besitzer des Gutes werden und Minna war seine einzige Erbin I Wenn Konrad Minnas Gatte geworden wäre, so hatte fie kalkuliert, wäre es ihr ein leichtes gewesen, sich auf Schloß Königsegg einzuschmuggeln. Ihr höchster Wunsch war es, auf Schloß Königsegg zu leben und zu sterben — dieser Wunsch war nun vernichtet, ein Ding der Unmöglichkeit geworden. Langsam ließ fie die Hand vom Gesichte finken, als fie in müdem Tone sagte: „Ich fühle mich angegriffen, laß mich allein." Oskar blieb zögernd stehen. „Noch eines, Mutter," sagte er sanft; „ich bitte dich, sprich nicht davon, daß Konrad von mir einst den Lindenhof erben soll, noch gehört er nicht uns, wer weiß, ob dies der Fall sein wird." Unter den jetzigen Umständen zweifle ich selbst daran," lautete die kühle Entgegnung der alten Dame. „Sei überzeugt, Oskar, ich werde mich von nun an nie mehr in deine Angelegen heiten mischen." Sie winkte ihm mit der Hand, er möge fie verlassen; tief aufseufzend gehorchte er dem Wunsche der Mutter. 3. Lier Jahre waren seit dem soeben Er zählten verflossen, Konrad hatte den Lindenhof
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