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Zum Minifterwechfel in preutzen. Der überraschende Ministerwechsel in Preußen, durch den auf den Posten des Landwirtschafts- Ministers, (bisher Herr v. Arnim) der Ober präsident ver Rheinprovinz, Frhr. v. Schorlemer, und auf den Poften des Ministers des Innern (bisher Herr v. Moltke) der Oberpräsident der Pr-Winz Schlesien, v. Dallwitz, berufen wurden, wird natürlich in der Presse eifrig besprochen. Die amtlichen Kreisen nahestehende ,Kreuz;tg/ schreibt: „Die Beweggründe für den Minifterwschsel werden hier und da angesichts des genehmigten Enllassungsgesuchs des Ministers des Innern sicherlich aus politischem Gebiete gesucht werden. Wir können demgegenüber auf Grund unsrer Erkundigungen feststellen, daß für diesen Wechsel in der Leitung der genannten beiden Ministerien politische Gründe nicht vorliegen. Beide Minister scheiden in vollstem Ein vernehmen mit dem Ministerpräsidenten Dr. von Bethmann-Hollweg aus ihren Ämtern. Für das Entlassungsgesuch des Landwirtschaftsministers dürfte in erster Linie die Rücksicht auf seinen Ge sundheitszustand ausschlaggebend gewesen sein." Eingehend beschäftigt sich die »Deutsche Tages zeitung mit den scheidenden und den neuen Männern. Sie schreibt: „Als Herr v. Arnim- Criewen die Leitung des preußischen Landwirt schaftsministeriums übernahm, konnten wir nur seine Tätigkeit in dieser Stellung abwarten, da er volitisch noch nicht hervorgetreien war. Jetzt, bei seinem Scheiden von dem Posten, den er seit dem 22. Dezember 1866 als Nach folger des Staatsministers v. Podbielski innegehabt hat, können wir ihm die Aner kennung nicht versagen, daß er als Landwirt schaftsminister auf den bewährte« Bahne« geblieben ist, die durch die gesamte deutsche und preußische Wirtschaftspolitik und durch die Tätigkeit seines Vorgängers vorgezeichnet waren. Der neue Landwirtschaftsminister v. Schorlemer- Lieser ist ebenso wie sein Vorgänger ein er- fabrener praktischer Landwirt. Seiner politischen Richtung nach wird man ihn also als frei- konservativ bis nationalliberal ansprechen dürfen. Wir werden abwarten, wie er sich in seiner neuen, bedeutsamen und verantwortungsvollen Tätigkeit bewähren wird. Wir hoffen, daß es seiner landwirtschaftlichen Erfahrung gelingen wird, sein neues Amt fruchtbringend auszufüüen. Die agrarpoliiische Richtung des neuen Ministers läßt sich aus seiner bisherigen Tätigkeit nicht mit voller Sicherheit entnehmen. Der Rücktritt des Herrn v. Molrke von seinem Amie kommt nicht ganz unerwartet. Bei Gelegenheit der sozialdemokratische« Waylrechts- kundgebunge« trat von neuem eine gewisse Unsicherheit in seiner Amtsführung hervor, die dem Ansehen der Staatsregierung nicht besonders förderlich sein konnte. Dasselbe war bei der Vertretung der Wahlrechtsvorlaqe der Fall. Wir hoffen, daß der neue Minister des Innern, Herr von Dallwitz, eine sicherere Hand haben wird, als dss manchmal bei seinem Vorgänger der Fall war. Daß Herr v. Dallwitz einen entschiedenen Charakter besitzt, zeigte er bei seiner Gegnerschaft gegen die Kanalvorlage, die auch ihm eine vor übergehende Maßregelung eintrug. Herr von Dallwitz gehörte damals als Landtagsabgeord neter bekanntlich der konservativen Partei an und dürfte auch wohl weiterhin als ein Mann vou konservativen Auffassungen gelten." Natürlich tauchen aus Anlaß der Minifterwschsel auch allerhand Gerüchte auf, die auf Erfindung be ruhen und die sich besonders auf die Frage der Wahlrechtsreform beziehen. Wenn von verschiedenen Blättern be haupte! wird, es sei ein neuer Minister des Innern berufen worden, um sofort an den Enlwurf eines neuen Wahlrechtsgesetzes zu gehen, so scheint es doch angebracht, darauf hinzuweisen, daß das gerade Gegenteil der Fall sein wird. Der neue Minister, der besonders i auf verwaltungstechnischem Gebiete tätig gewesen ! ist, muß in feinem neuen Amte erst genügend j Erfahrungen sammeln, ehe er sich mit einer Frage beschäftigen und in Form eines Gesetz entwurfes auseinandersetzen kann, die jür Preußen (und weit darüber hinaus) von ein schneidender Bedeutung ist. Diejenigen dürften wohl recht behalten, die nach dem Fall der Wahlreformvoriage behaupteten, daß diese Frage jetzt vorläufig ruhen wird. Politische Kunctsebau. Deutschland. * Kaiser Wilhelm ist nach dem Aus spruch der Arzts wieder völlig hergestellt. Der Erguß imKniegelenk ist behoben, so daß der Monarch nunmehr an die Ausführung seines Reiseprogramms gehen kann. Der Kaiser wird in diesen Tagen sich in Hamburg auf der „Hohsnzollern" einschiffen, um sich nach der Teilnahme an der „Kieler Woche" auf die Nordlandsfahrt zu begeben. Alle in den letzten Tagen verbreiteten Gerüchte von einer schweren Erkrankung Kaiser Wilhelms find dmnit widerlegt. *Das Reichsamt des Innern wird am 1. Dezember d. Js. eine Zählung der Kriegsteilnehmer von 1818,1864,1866 und 1870/71 vornehmen, um die Höhe der Veteransnbeihilfe genau bestimmen zu können. *Die Stadtverordneten in Halle haben die Anstellung eines weiblichenWohnungs- inspektors beschlossen. Halle ist die erste Stadt in Preußen, die in der Wohnungsfürsorge an einen so wichtigen Platz eine Frau beruft. Frankreich. * In der DeputiertenkammerIst es bei der Beratung verschiedener Anfragen zu Lärmszenen gekommen. Als ein Mitglied der Rechten über den Unterricht sprach und die Lehrer tadelte, daß sie unpatriotisch seien, über schrien ihn die Linke und die äußerste Linke und klapperten mit den Pultdeckeln. Hierauf wurde die Sitzung unter großem Lärm ab gebrochen. Nur dem Eingreifen einiger be sonnener Abgeordneten gelang es, Tätlichkeiten zu verhindern. England. * König Georg von England wird bei seinem im September stattfindenden Antritts besuch bei Kaiser Franz Joseph in Wien, auch der Herzog von Cumberland in Gmunden besuchen. * Das Zustandekommen einer Konferenz, um die zwischen den Liberalen und Konservativen bestehenden Zwistigkeiten in betreff einer Reform des Oberhauses friedlich zu beseitigen, ist nunmehr gesichert. Die bisherigen Verhand lungen sind zum größten Teil zwischen dem Premierminister Mr. Asquith und dem Führer der Konservativen Mr. Balfour geführt woroen. Beide sind dahin übereingekommen, daß eine Reform, nicht die Abschaffung des Oberhauses, die Grundlage der kommenden Besprechungen sein soll. Damit dürste die eng lische Verfassungskcise, die kurz vor dem Tode König Eduards ernste Formen annahm, be endet sein. Schweiz. * Der schweizerische Nationalrat hat einen Kredit von 24 Millionen für die Tieferlegung des Hauensteintunnels zur Verbesserung derGotthardzufahrt bewilligt. Dadurch wird eine neue Verkehrsmöglichkeit für einen der herrlichsten Teile der Schweiz geschaffen. Spanien. * Entgegen den amtlichen Widerrufen erhält sich das Gerücht, daß König Alfons sehr ernstlich erkrankt ist. Die Arzte haben ihm geraten, einen längeren Aufenthalt auf der Insel Wight (England) zu nehmen. Er wird dort in einigen Tagen erwartet. I dem Bemerken, daß die Regierung ihr Geschick Mi dem Les Kriegsministers verknüpfe. Es heißt, Mß die Amtsmüdigkeit von Zorbas zum Teil tmf die Haltung einer Gruppe von Offizieren der Laudarmee und Marine zurückzuführen sei. Diese meinen, daß zur Wiederherstellung der Ordnung in der Armee die Abdankung des Kriegsministers erforderlich sei. Das Ver hältnis zur Türkei ist nach wie vor sehr ernst. Zwar ist zur Bekämpfung der S p err e grie chischer Waren in der Türkei der türkische Minister des Äußern unter Hinweis auf den ungünstigen Eindruck im Auslande und die Warnungen der Botschafter beim türkischen Ministerium des Innern vorstellig geworden, v. Dallwitz, der neuernannte Preuß. Minister des Innern. aber die türkische Regierung hat keine Mittel, die Sperre mit Gewalt zu verhindern. Man hofft, daß sich die Ruhe und ein normales Ver hältnis wieder einstellen werde, wenn die Schutz- Frhr. v. Schorlemer-Lieser, der neuernannte preuß. Landwirtschaftsminister. Mächte, ihrer Ankündigung gemäß, Kreta wieder besetzt haben werden. Auf eine endgültige Lösung der Kretasrage wird man dann bis auf weiteres allseitig verzichten. Amerika. Bairanstaare«. * Die Schwierigkeiten, denen der König Georg in Griechenland begegnet, häufen sich. Der bevorstehende Rücktritt des Kriegs- mmisters Zo rb a s scheint in der Tat eine * Präsident T aft machte dieser Tage in Kabinettskrise herbeiführen zu sollen, einer Rede auf die Gefahren aufmerksam, die Ministerpräsident Dragumis benachrichtigte - der Sozialismus für das Gedeihen der die Parteiführer von der bestehenden Keye mit i V e r. Staat e n m sich berge, und Samuel Campers, der Präsident des amerikanischen Arbeiterbundes und der einflußreichste Arbeiter führer der Ver. Staaten, verurteilte ebenfalls den Sozialismus als eine Gefahr für die Arbeiter. Im Anschluß daran ist jetzt in New Dock ein Verein gegründet worden, der sich zur Aufgabe gesetzt hat, den Sozialismus in den Ver. Staaten zu bekämpfen. Die Mitglieder der neuen Liga bestehen zum weitaus größten Teile aus bekannten Arbeiterführern und Geist lichen aller Bekenntnisse. Asten. * An der indischenNordwe st grenze ist unter den Eingeborenen einAufruhr aus gebrochen. Bei einem Vorpostengefecht wurden auf feiten der Engländer zwei Mann getötet. Auch dieser bedeutungslose Vorfall zeigt wieder, daß die englische Herrschaft in Indien noch lange nicht befestigt ist. Ver Allen Keiner jVlorä vor Gericht. Die Angeklagte Frau v. Schönebeck-Weber, die die Anstrengungen der ersten Verhandlungs woche anscheinend gut überstanden hatte, erlitt Montag früh kurz vor Beginn der Verhand lung einen neuen Krampfanfall. Die Verhand lung, deren Beginn auf 10 Uhr angesetzt war, mußte infolgedessen auf drei Stunden verschoben werden. Der im Hotel, wo die Angeklagte wohnt, anwesende Gerichtsarzt Dr. Strauch (Berlin) war bald zur Stelle, während Justizrat Sello schleunigst zum Kreisarzt Eberhardt telephonierte, dessen Hinzuziehung die Staats anwaltschaft gewünscht halte. Später traf auch der Sachverständige Medizinalrat Dr. Puppe ein. Der Krampfanfall, bei dem die Unglückliche mit Armen und Beinen wie wild um sich schlug, dauerte etwa zehn Minuten und wurde von einem heftigen Weinkrampf abgelöst. Dann trat wieder eine längere Ohnmacht ein. Die Patientin lag mit zuckenden Gliedern und geschlossenen Augen auf dem Sofa. Gegen V-2 Uhr tonnte die Ver handlung wieder ausgenommen werden, nachdem die Angeklagte erklärt hatte, sie wolle unter allen Umständen verhandeln, damit die Sache endlich zu Ende geführt werden könne. Die Beweisaufnahme, die nochmals auf eine halbe Stunde unterbrochen werden mußte, da die Angeklagte wieder einen epileptisch-hysterischen Anfall hatte, drehte sich an diesem Tage wesent lich um die Frage, ob Göden gelogen habe. Die Zeugenvernehmung ergibt, daß sich in seinen Mitteilungen an Freunde und Bekannte mancher lei Widersprüche befinden. Am 1. Januar 1907 schreibt er an einen Bekannten einen Brief mit einem Geständnis seiner Tat, ohne die Angeklagte auch nur zu erwähnen. Am Tage vorher hatte er demselben Zeugen geschrieben, daß Major v. Schönebeck erschossen worden sei, wahrschein lich Von Einbrechern. Im übrigen stellen alle Zeugen dem Hauptmann v. Göben ein glänzen des Zeugnis aus. — Nach kurzer Verhandlung mußte die Sitzung vertagt werden, da die An geklagte völlig erschöpft auf ihrem Stuhl zu sammenbrach. Von I^ak und fern. Ein ehemaliger Schulkamerad de- Kaisers, der Justizrat Dr. Juvenal, ist in Kassel plötzlich infolge einer Gehirnlähmung ge storben. Juvenal war als Sohn eines Kasseler Eisenbahnsekretärs geboren und besuchte damals das Kasseler Gymnasium bis zur Unterprima zu derselben Zeit, als der Kaiser mit seinem Bruder, dem Prinzen Heinrich, jene Schule be suchte. Die beiden Prinzen, Juvenal und fünf andre bestanden dann die Reifeprüfung zu gleicher Zeit. Der Kaiser erinnerte sich später gern seiner ehemaligen Mitschüler; so lud er sie bei der fünfundzwanzigjährgen Wiederkehr dieser Prüfung alle nach Berlin aufs Schloß, wo eine kleine Feier stattfand, bei welcher Gelegen heit Juvenal auch den Roten Adlerorden vierter Klasse erhielt. K Sine schwergeprüfte frau. 12j Roman von M. de la Chapelle. «Fortsetzung.» Jordan wandte sich langsam zu dem Baron um — es war so ungeheuerlich, was er da eben aussprechen gehört, daß er sich im stillen fragte, ob es wirklich Beate sein könne, der diese Anschuldigungen palten. Endlich sagte er: „Verzeihung. Herr Baron, allein der Name muß doch noch einmal genannt werden, denn ich kann unmöglich dulden, daß eine Frau derartig beschimpft wird, der ich die größte Hochachtung, ja Verehrung zolle, und dies würde der Fall sein, wenn es sich bei Ihren Anschuldigungen um jene Beate Arnoldi bandelte, die vor ihrer Verheiratung dem Theater angehörte, um nach dem Tode ihres Gatten wieder zu diesem Berufe zurückzu kehren —" Ein besseres Lachen des Barons unterbrach ibn. „Ganz recht — die ehemalige Komö diantin — sie ist's, die ich meine! Nur hat sie ihren Beruf eigentlich nie ausgegeben, denn auch während ihrer Ehe spielte sie Komödie — das heißt: die Rolle der ehrsamen, tugend- basten Frau, bis sie endlich die Theatermaske fallen ließ und ihr wahres Gesicht zeigte." Jordan fühlte, wie der Zorn heiß in ihm ausstieg — die verächtliche, wegwerfende Art und Weise, mit der der Baron von Beate sprach, empörte ihn. Und dennoch zwang er sich zur Beherrschung, denn es war ein kranker Mann, von dem jene Anschuldigungen kamen, und er als Arzt durfte am allerwenigsten die Rück sichten vergessen, die er von andern für den Kranken forderte. „Ich scheine hier leider, wenn auch unab sichtlich, Vorgänge berührt zu haben, deren Er wähnung in Rücksicht auf Ihren leidenden Zu stand bester unterblieben wäre," sagte er endlich, mit möglichster Ruhe. „Ich bedaure das un endlich — da ich jHoch, wie ich bereits be merkte, den Vorzug 'genieße, jener Dame, die Sie so schwer beschuldigen, persönlich bekannt zu sein, werden Sie es begreifllich finden, wenn ich unter den obwaltenden Umständen einer weiteren Auseinandersetzung aus dem Wege zu aehen wünsche, um so mehr, als ich die feste Überzeugung hege, daß hier ein unglückseliger Irrtum die Hand im Spiele haben muß, durch den die Gattin Ihres Sohnes in ein zweifel haftes Licht gerückt wurde. Daß ich aber, mit dieser Überzeugung im Herzen, derartige Verdächtigungen gegen jene Frau nicht ruhig anbören kann, ist wohl selbstverständlich — ge statten Sie mir also, meinen Besuch zu be enden." Jordan verbeugte sich kurz und machte eine Wendung zum Gehen, allein ein Ruf des Barons hielt ihn zurück: „Bleiben Sie, Doktor, Sie müssen mir erst antworten: Woher kennen Sie diese Frau? Soviel ich weiß, ging sie damals nach Amerika —" „Allerdings, wenigstens habe ich das aus ihren Andeutungen entnommen. Augenblicklich befindet sie sich jedoch in Berlin als Schau spielerin am Luisentheater, wo ich sie auch zu erst sah." „Wie? Sie ist hier? Hier in Berlin?" Der Baron hatte es laut, fast überlaut ge rufen, sodaß es jedenfalls auch außerhalb des Zimmers gehört worden war, denn nebenan näherten sich rasche Schritte der Tür und gleich darauf trat Thilo ein. Er blickte einen Moment fragend von Jordan zu dem Kranken hinüber — dann aber eilte er besorgt zu letzterem. „Onkel, was fehlt dir? Was ist geschehen?" fragte er, aufs höchste betroffen von dem Ausdruck zorniger Erregung, der aus den Zügen Baron Ulrichs sprach. Dieser faßte krampfhaft seinen Arm. „Höre doch, Thilo," stieß er ingrimmig hervor, „sie ist wieder hier, Beate Arnoldi ist in Berlin — was sagst du dazu?" Thilo fuhr erschrocken zurück. „Woher weißt du —" „Ei, Doktor Jordan hatte die Güte, es mir mitzuteilen — er rühmt sich des Vorzuges ihrer Bekanntschaft, und wie es scheint, bat sie auch ihm gegenüber ihr schauspielerisches Talent nicht ohne Erfolg entfaltet, denn er schwört Stein und Bein auf ihre Tugend und Ehrenhaftigkeit, ja, ich glaube, er würde mich für die An deutungen, die ich mir über den Charakter dieser Frau Arnoldi erlaubte, am liebsten vor seine Klinge gefordert haben, wenn mich mein Leiden nicht satisfaktionsunfähig gemacht hätte." Baron Ulrich lehnte sich nach diesen Worten, die förmlich durchiränkt waren von Hohn und Sar/asmus, erschöpft in die Kisten zurück, während Thilo sich mit vorwurfsvollem Blick zu Jordan wandte. „Doktor wie konnten Sie — ? Ich hatte Sie doch neulich gewarnt, gebeten " sagte er leise. Jordan zuckte abwehrend die Achseln. „Ich brauche wohl nicht erst zu versichern, daß mir jede Absicht zur Herbeiführung dieses peinlichen Austrittes fern lag. Der Zufall warf den Namen Frau Arnoldis in unser Gespräch, und hieraus ergaben sich leider Äußerungen, die für Ihren Herrn Onkel ebenso unquicklicher Natur waren, wie für mich. Ich bin mir be wußt, die Rücksicht, die ich vor allem dem Kranken schulde, vollauf gewahrt zu haben — doch ist es wohl begreiflich, wenn ich eine Dame, die ich hoch achte, nicht ruhigen Blutes beschimpfen lassen kann, und deshalb suchte ich mich weiteren Auseinandersetzungen über diesen Punkt durch meine Entfernung zu entziehen." Thilo wollte etwas erwidern, doch Baron Ulrich kam ihm zuvor: „Und werden Sie jene Frau noch hochachten, wenn ich Ihnen sage, daß sie die heiligste Pflicht einer Gattin: die Treue — schamlos verletzte?" fragte er scharfen Tones. Jordan erblaßte und seine Hände ballten sich krampfhaft ineinander: „Beweise — Be weise," stammelte er, man sah es ihm an, sein ganzes Innere war in Aufregung geraten. „Beweise? Glauben Sie nock> nicht?" ent- aegnete der Baron spöttisch. „Warum entzog sie sich jeder Verteidigung durch die Flucht, wenn sie sich schuldlos fühlte? Und sehen Sie keinen Beweis darin, wenn der Gatte die eigene Frau bei mir anklagen mußte? Denn