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für DiiÄek- mö u.«-». Zu beziehen durch alle Suchhandlungcn des Än- u. Auslandes, sowie Postämter. Redakteur: Hugo Toeppen Ter Jahrgang erscheint in Wölf Monatsheften von vier Sogen, Las Heft «st Pf. . Westafrikmiisches Leben. Von Or. Wechuök-Loesche. Eine Küstenreise. Mittlerweile waren noch verschiedene Umwohner herbei gekommen, und da die nahe liegende Faktorei wegen des flauen Handels zeitweilig verschlossen und verlassen Ivar, ließen wir die Güter bis zur Abholung unter der Obhut des Vornehmsten der Eingeborenen und machten uns auf deu Weg. Wir hatten einen Marsch von vier Stunden vor uns, auf dem nachgiebigen Sande des Strandes hart an der vor und zurück waschenden Brandung entlang. Nach einer halben Stunde schon mußten wir vor einem drohenden Gewitter unter einem elenden, auf dem Strandwall errichteten Schuppen Zuflucht suchen, in welchem zu Zeiten eine primitive Salz siederei betrieben wurde. Aus dem die Hügelbasis säumen den Gehölz möglichst viel Brennmaterial herbeischleppend, ent zündeten wir ein Feuer und genossen dessen behagliche Wärme, während wir unsere nassen Hüllen in den strömenden Regen hängten, um das Salzwasser auslaugen zu lassen. Es war ein originelles Stimmungsbild: ein öder Strand mit tosender Brandung und landwärts ein dichter Buschwald, unter einem auf vier Pfählen ruhenden,, mit triefenden Kleidern behängten lecken Blätterdach zwei einsame Europäer im tiefsten Negligü nm ein flackerndes Feuer gruppirt, von dem mit jedem Wind stoß knisternde Funken auswirbeln, dazu Blitz und Donner und ein nimmer enden wollender Schlagregen, durch den alles ringsum grau in Grau erscheint. Die Nacht war längst angebrochen, als endlich der Himmel sich aufklärte und wir weiter ziehen konnten am ver ödeten Strande, entlang der phosphoreszirenden Brandung. Unsre Aufmerksamkeit wurde jedoch bald durch eine befremdende Erscheinung in Anspruch genommen. In einiger Entfernung, trübe durch Dunst und Nebel schimmernd, schwankten Irr lichtern gleich einige große Flammcnbüschel auf und ab. Schneller ausschreitcnd befanden wir uns plötzlich dicht vor dem seltsamen Phänomen und gewahrten einige dunkle Ge- (Fortsetzung und Schluß.) stalten, die, sobald sie unser ansichtig wurden, mit Schreien des höchsten Entsetzens ihre Brände fallen ließen und in mächtigen Sprüngen wie Kobolde jenseit des Strandwalles verschwanden. Es waren wilde Knaben aus einem vielleicht nahe gelegenen Dorfe oder von einer Salzsiederei, welche sich auf deni öden Sandstreifen damit belustigten, die großen, äußerst hurtigen Krabben mittelst ihrer Fackeln aus dem fein- gespaltenen Marke der Raphia zu verfolgen und zu versengen. Selbstverständlich mußten die Kinder vor den beiden so un- vermuthet auftauchcnden bewaffneten Weißen aufs höchste er schrecken. Wir riefen, aber unsere Stimmen verhallten im Brausen und Donnern der Calema, und die Flüchtlinge kamen nicht zurück. Unser Marsch wurde allmählich bequemer, da die Ebbe eingetreten war und das Wasser den nassen nnd festeren Strand weiter entblößt ließ. Auffällig war uns, daß wir in verschieden großen Entfernungen von einander im ganzen neun hurtige knietiefe Wasserläufe zu durchwaten hatten, an einer Küstenstrecke, an welcher sonst ein einziges Flüßchen, und auch dieses uur periodisch, mündet. In der Regenzeit sammelt sich an vielen Stellen das überflüssige Wasser in der Senkung zwischen Strandwall und dahinter gelegenen Er höhungen und bricht sich bei Ebbe bald hier bald dort Ab- slußkanäle durch den Sand, welche Uneingeweihte recht wohl als Flußmündungen auffassen können, die aber vielleicht schon während der nächsten Flut durch eine starke Calema wieder verschlossen und spurlos verwischt werden. Auch durch über füllte Lagunen und sonstige größere Wasseransammlungen geschehen an anderen Strecken dieser eigenartigen Küstenfvrma- tiou zuweilen Durchbrüche so plötzlich und in so großem Maßstabe, daß sie Vorübergehenden verderblich geworden sind. Eine solche, vielleicht mehr als hundert Schritt breite Mündung eines scheinbar wasserreichen und nicht unbedeutenden Flusses Aus allen Welttheilen. IX. Jahrg. 41