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Zu beziehen durch alle Luchhandlungen des Än- u. Auslandes, sowie Postämter. Redakteur: vr. Otto Delitsch, Professor an der UniverMt zu Leipzig. Der Jahrgang erscheint in Wölf Monatsheften von vier Logen, Las Heft 8V Pf. Die Halbinsel Loburg an der Nordküste von Australien. Von Kenry Hreffrath. Es war im Jahre 1831, als die englische Regierung in Port Es sing ton, einem der besten Häfen der nordaustra lischen Küste auf der Halbinsel Koburg, durch Sir Gordon Bremer eine Niederlassung gründen ließ, welche als mili tärische Station und zugleich Schiffen in der Noth als Zu fluchtsort dienen sollte. Aber dieselbe fand bei Privaten keine weitere Beachtung, und aus einer allgemeinen Ansiede lung wurde nichts. Es kam nicht einmal zu einem Versuche, die Ertragsfähigkeit des Landes erfahrungsmäßig fcstzustellen. Jni Jahre 1850 ließ die Regierung ihre Station in Port Essington wieder eingehen; als Hauptgrund dafür wurde das ungesunde Klima angeführt. Die zurückgelassenen Buffalos, die englischen Rinder und die Timor-Ponies ver wilderten und haben sich in den 27 Jahren, wo sie ohne Störung sich sortpflanzen konnten, außerordentlich vermehrt. Man sieht sie heutzutage in große» Rudeln umherlaufen. Die Herren Lewis, Levi und Way haben nun in neuester Zeit das Projekt einer Ansiedelung auf der Halbinsel Koburg wieder ausgenommen, und die südanstralischc Regierung hat ihnen nach mancherlei Schwierigkeiten endlich im Jahre 1875 ein Areal von 52 Quadratmeilen unter günstigen Bedingungen überlassen. Die Herren trafen auf der Ueberlandroute, am Ueberlandtelegraphen entlang, am 2. August 1875 mit ihrem Personale u. s. w. auf der Halbinsel Koburg ein und be gannen die verwilderten Buffalos einzufangen und anzuzähmen, und außerdem auch gewöhnliche Rindviehzucht zu betreiben, fo daß sie den Markt von Port Darwin mit Schlachtvieh versorgen können. Ganz in der Nähe der alten verlassenen Station ist auch der Mittelpunkt der neuen Ansiedelung angelegt. Die Ge bäude sind aufs zweckmäßigste eingerichtet und Tischler- und Schmiedewerkstätten damit verbunden. Ungefähr anderthalb Kilometer davon befinden sich die Viehhöfe, in welchen eine Herde von 40 zahme Buffalos mit Kälbern, die den Tag Aus allen Welttheilen. IX. Jahrg. über von zwei eingeborenen Knaben auf den Weiden gehütet werden, die Nachtzeit zubringen. Die Thiere sind vortrefflich genährt und werden, wenn erst ans Joch gewöhnt, bei ihrer außerordentlichen Kraft sicherlich vorzügliche Zugthiere ab geben. Auch eine Anzahl von Ponies, die nach Verhältniß un gemein viel Arbeit verrichten können, sieht man in dieser Herde. Die Eingeborenen auf der Halbinsel Koburg sind ein friedlich gesinntes und gutmüthiges Völkchen und freuen sich, daß wieder Weiße unter ihnen leben. Die gütige Behand lung, welche sie von den Mitgliedern der frühem Ansiede lung erfuhren, lebt doch in ihrer vollen Erinnerung, und sie erzählen gern einzelne Ereignisse aus jener Zeit. Sie haben sich fest eingeredet, daß jene ersten Pioniere noch einmal sämtlich nach Port Essington zurückkehren werden. Die unter ihnen, welche sich zur Arbeit eignen, sind sehr brauch bar, und mehrere derselben arbeiten beständig auf der Station. Sie erfahren hier die beste Behandlung, erhalten reichlich zu leben und täglich auch ein bestimmtes Quantum von Tabak, den sie leidenschaftlich lieben. Sie sind ihren Arbeitgebern treu ergeben und obgleich sie, wie alle australischen Stämme, von Zeit zu Zeit gern auf einige Wochen Ferien machen, um sich im wilden Busche umherzutreiben und alten Gewohnheiten nachzugehen, so kehren sie doch stets nach Ablauf der Urlaubs zeit pünktlich zur Arbeit zurück. Die südaustralische Regierung hat in anerkennungswürdiger Weise dem Charles Levi, welcher an der Spitze der Ansiedelung steht, ein Quantum Lebens mittel so wie auch wollene Decken überwiesen, um dieselben nach Bedürfniß an die alten und schwächlichen Personen des Stammes zu vertheilen, und diese menschenfreundliche Hand lung kann nur dazu dienen, die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Eingeborenen und den Ansiedlern noch enger zu knüpfen. Was das Klima anlangt, so schreibt Charles Levi aus Port Essington vom 15. September 1877 darüber, wie folgt. 13