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Ottendorfer Zeitung : 17.07.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190307177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19030717
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19030717
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-07
- Tag 1903-07-17
-
Monat
1903-07
-
Jahr
1903
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 17.07.1903
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politische Aunäscbau. Deutschland. * Der Kaiser ist am Montag mittag in Bergen (Norwegen) eingetroffen. -* Durch verschiedene Blätter ging die Mit teilung, daß Kaiser Wilhelm sich zu dem Amerikaner Vanderbilt über dieFrage einer Reichstagsauflösung, über das An wachsen der sozialdemokratischen Stimmen und sonstige innerdeutsche Verhältnisse geäußert haben soll. Die ,Nordd. Allg. Ztg/ ist ermächtigt, mitzuteilen, daß diese Mitteilung auf Erfin dung beruht. * Die Post - und Telegraphen - Ver waltung veröffentlicht in der ,Deutsch. Ver- kchrs-Ztg/ den Rechnungsabschluß für das Rechnungsjahr 1902. Der Überschuß be trägt im Rechnungsjahre 1902 im ganzen 42 666 754 Nik. Der Überschuß ist größer als in einem der Vorjahre. Nur das Jahr 1899 erreichte annähernd denselben Überschuß mit 41528 685 Mk. Im Etat der Post- und Telegraphen-Verwaltung war ein Überschuß von 43 962 382 Mk. vorgesehen. Der rechnungs mäßige Überschuß bleibt mithin immer noch um 1V- Mill. Mk. zurück hinter dem etatsmäßigen Überschuß. *Jn der kommenden Parlamentssession dürfte, soweit sich übersehen läßt, ein Gesetz entwurf betr. die Regelung der Unfall fürsorge für Kommunalbeamte, die gesetzgebenden Körperschaften beschäftigten, nach dem diese Frage für die Staatsbeamten bereits ihre Lösung gefunden hat. Vor längerer Zeit haben bereits die erforderlichen Erhebungen stattgefunden und das gewonnene Material unterliegt jetzt der Bearbeitung, so daß die Er wägungen Liber die Grundzüge des Gesetzent wurfes in der nächsten Zeit zum Abschluß kommen werden. Österreich-Ungarn. *KönigKarl von Rumänien ließ durch den Ministerpräsidenten Sturdza dem Kaiser Franz Joseph den Wunsch nach einer Zusammenkunft übermitteln. Der Kaiser lud infolgedessen den König zum Besuche in Ischl ein. Die Zusammenkunft wird in der zweiten Hälfte des August stattfiuden. Frankreich. *Jm Ministerrat berichtete der Minister des Auswärtigen Delcassö über den warmen Empfang, den König Eduard, die eng lische Regierung und das englische Volk dem Präsidenten Loubet bereiteten. Delcassö teilte sodann mit, daß auf Grund der Krankheit des Papstes der König von Italien im beiderseitigen Einverständnis seine Reise'ver schoben habe. Das Datum des Besuchs König Viktor Emanuels sei noch nicht bestimmt. * Von einigen radikalen Pariser Blättern war die Mitteilung verbreitet worden, daß Minister präsident Combes das Dekret vom 9. April 1903 über die Schließung der von der französischen Regierung nicht anerkannten Kapellen zurückgezogen habe. Diese Behauptung wird vom ,Matiw als unrichtig bezeichnet. Italien. * Die Hoffnung, die das Befinden des Papstes seit Freitag abend wieder aufkommen ließ, wurde am Montag durch eine abermalige Verschlimmerung zerstört. Es trat schneller Kräfteverfall ein; das Bewußtsein war zeitweise gestört. Die Nacht zum Dienstag war unruhig; die Katastrophe schien stündlich bevorzustehen. *Jm Auftrage Kaiser Wilhelms fuhr der preußische Gesandte v. Rotenhan in den Vatikan. Er wurde von dem diensttuenden Kammerherrn Monsignore Bisletti empfangen und hatte mit diesem eine einstündige Unter redung. Frh. v. Notenhan brachte dieWünsche des,Monarchen für die Genesung des ehrwürdigen Greises in ebenso schlichten als herzlichen Worten zum Ausdruck. Monsignore Bisletti dankte in bewegten Worten für die hohe Güte Kaiser Wilhelms, von dem der Papst auch in diesen schweren Stunden stets im Tone höchster Anerkennung und Be wunderung spreche. ! Oil Vergeltung. 11) Kriminalroman von A. v. Hahn. «FoN'ttzunoa „Ich werde den Versuch wagen. Jetzt will ich aber eilen, dem Mädchen die frohe Kunde zu bringen, daß ich die Schwägerin gefunden habe. Wenn Sie es erlauben, Herr, dann führe ich Rosa hierher — sie wird sich selbst überzeugen wollen, wie sich die Frau befindet." „Immer zu, immer zu — " Franz machte sich auf den Weg. In der Nähe der Mühle stieß er auf Rosa, die vergeblich im Dorfe nach der Vermißten geforscht hatte. „Sie ist tot?" rief sie ihm schon aus der Entfernung bang entgegen. „Nein, sie lebt und — ist gesund!" rief er frohbewegt nnd zog das Mädchen an seine Brust, das sich jetzt, in krampfhaftes Weinen ausbrechend, willig an ihn schmiegte. „Weine nun nicht mehr, danken wir Gott, daß er dies Unglück von uns ferngehalten," tröstete er bewegt. Gewaltsam suchte sie sich zu fassen. „Wo ist sie?" fragte sie gespannt. „Mein Gott, du hast sie allein auf der Landstraße gelassen?" „Nein", beruhigte er sie, „sie ist in den besten Händen, — sie ist bei Herrn Martin —" „Bei dem Deutschen? was soll sie dort?" „Der Herr hat sie auf dem Wege nach der Stadt gefunden und mit zurückgebracht." „Wir wollen sie holen — komm." „Nein, das geht nicht, Mädchen, sehen sollst du sie heut' noch, aber mit uns nehmen dürfen wir sie nicht, sie liegt zu Bett, — sie schläft." *Die Anstrengungen, denen sich die Um gebung des Papstes infolge der herrschenden Auf regung unterziehen muß, machen ihre Wir kungen geltend. Kardinal Rampolla leidet an Schlaflosigkeit und fiebrigem Zustand. Rustland. * In Kischinew ist ein Direktor aus dem Justizministerium eingetroffen, um im Auftrage des Zaren eine Untersuchung vorzunehmen. Alle bereits aus der Haft entlassenen Personen sind wieder verhaftet worden. Der angebliche Hauptschuldige hat sich der Strafe durch Selbst mord entzogen. Die moralischen Urheber des Gemetzels werden ebenfalls zur Rechenschaft gezogen. Der ehemalige Gouverneur von Bessarabien, Herr v. Raaben, befindet sich zu dem Zwecke in Kischinew, um von der dortigen jüdischen Gemeinde ein Zeugnis dafür zu er halten, daß er sich während der schrecklichen Oster-Ereignisse ganz korrekt benommen habe. Der Minister des Innern, Herr v. Plehwe, ist aber anderer Ansicht. Balkanstaaten. *Der bulgarische Mini st errat beschloß alle weiteren Mobilisierungsmaß regeln einzu st eilen und die einberufenen Reservisten nach Hause zu schicken. *Die Band an kämpfe in Mace do ui en dauern fort, sie find besonders im Vilajet Monastir wieder sehr heftig und zahl reich. In Tikwesch fand unter Vorsitz von Boris Sarafow eine Konferenz von 144 macedonischen Notabeln statt, wobei Sarafow u. a. sagte, Salonichi sei die Braut Bulgariens; er habe sie am 11. April zum ersten Male gesehen, am 8. Juli sei die Verlobung gewesen und in einem Monat werde die Hochzeit sein. (Das kann ja einen schönen Tanz geben!) * Aus Anlaß des Geburtstages des Königs Peter wurden in ganz Serbien feierliche Gottesdienste und sonstige Festlich keiten abgehalten. Dem in der Belgrader Kathedrale zelebrierten Hochamt wohnten der König, die Minister, das diplomatische Korps, die Zivil- und Militärbehörden sowie zahlreiches Publikum bei. Nach der kirchlichen Feier war im neuen Konak großer Empfang des diplo matischen Korps, der Minister, des Metro politen, der hohen Geistlichkeit sowie der Ver treter der Zivilbehörden und des Offizierkorps. Das Amtsblatt veröffentlicht eine Reihe von militärischen Beförderungen, hauptsächlich von Subalternoffizieren, und die Amnestie von Priestern, die durch geistliche Gerichte verurteilt sind. * König Peter betraute auf Vorschlag des Kriegsministers den bisherigen Kommandanten des 6. Infanterieregiments, Oberstleutnant Peter Misitsch, mit der Leitung der Militär- abteilung des Kriegsministeriums. * In Griechenland ist die Ministerkrise wieder gehoben. Das neue Kabinett Ralli setzt sich wie folgt zusammen: Präsidium, Äußeres und einstweilen Finanzen Ralli, In neres Mavromichalis, Krieg und Marine Oberst Konstantinidis, Justiz Merlopulo, Unterricht Pharmakopulo; letzterer ist ein Neffe von Delyannis. Die Minister haben bereits den Eid geleistet. Amerika. *Zu Hetzereien gegen Deutsch land waren in einem Teile der amerikanischen Presse die Vorgänge beim Besuche des ameri kanischen Geschwaders in Kiel benutzt worden. So hatte sich z. B. der ,New Hork Hxrald' aus Washington telegraphieren lassen, die eingehende Besichtigung des Schlachtschiffes „Kearsarge" durch den Kaiser sei in leitenden Marinekreisen sehr ungünstig besprochen worden, da sie Zeinen Verstoß gegen die Etikette darstelle. Der Redak teur der ,Germania' von Milwaukee hat sich deshalb telegraphisch an den Marineminister Moody gewandt mit der Anfrage, ob er diese Nachrichten an den Pranger stellen dürfe. Der Marineminister antwortete: „Soweit ich aus findig machen kann, hat kein Beamter in ver antwortlicher Stellung im Marineministerium eine Kritik an der kaiserlichen Besichtigung der „Kearsarge" geübt. Mir wird außerdem mit geteilt, daß die Besichtigung durch den Kaiser in „Ist sie krank?" „Nicht gerade das. Aber der Herr fand sie schon halb erstarrt, im Schnee liegend, — wäre es nicht hart und rücksichtslos, sie aus dem warmen Bett in die kalte Nacht zu führen?" Das Mädchen schwieg. Schnell eilten beide die Straße entlang, bogen dann rechts von der Chaussee ab und langten, gerade als die Magd ihren Kopf wieder erwartungsvoll durch den Türspalt schob, vor der Besitzung des Getreide händlers Martin an. „Sie find da!" rief sie in den Flur zurück, dann öffnete sie die Tür breit, um das Paar einzulasseu. Herr Martin uud seine Haushälterin traten auf den Flur und begrüßten das Mädchen freundlich, das einen einsilbigen Dank für die der Schwägerin bewiesene Menschenfrnundlichkeit hinstammelte. Dann blickte sie in sichtlicher Unruhe nach der Tür, hinter welcher sie, den Gebärden der Wirtschafterin nach, die Schwägerin vermuten konnte. „Bitte, sehen Sie nach ihr," sagte die Frau, die Ungeduld des Mädchens begreifend, „aber leise, — recht leise — sie schläft." Vorsichtig drückte Rosa die Klinke nieder. Die Müllerin lag noch, wie vorher, in tiefem Schlaf. Bewegt kniete Rosa vor dem Lager nieder und ein flehendes Stoßgebet flüsternd, sah sie, von Gewissensqualen gefoltert, zu dem grament stellten Antlitz auf, das, von einem Ollämpchen schwach beleuchtet, wachsbleich auf den Kissen lag. Wie eine Tote sieht sie aus, — dachte das Mädchen schaudernd, dann erhob es sich und keiner Weise kritisiert wurde und bloß als höf liche Aufmerksamkeit des Kaisers gegen uns be trachtet werden kann. Es ist eine altüberlieferte Einrichtung, daß die hohen Beamten fremder Staaten die Schlachtschiffe befreundeter Völker besichtigen, und dies wird als eine Ehre ge schätzt." Afrika. *Der unter dem Vorsitz Lord Milners in Johannesburg tagende Kolonialrat nahm einen Beschlußantrag an, durch welchen das Eisenbahnkomitee angewiesen wird, in Kon trakten über den Bau neuer Bahnlinien die Be stimmung zu treffen, daß als Arbeiter Weiße zu verwenden sind und daß die Gesamtzahl der bei Eisenbahnbauten neben weißen Arbeitern beschäftigten Kaffern die Zahl 10 000 nicht überschreiten darf. *Jn Marokko scheint nun doch der Sultan gesiegt zu haben. Eingeganyene Nachrichten bestätigen, daß der Kriegsminister Menebhi Tazza genommen hat. Asien. *Von englischer Seite waren in den letzten Tagen Gerüchte ausgesprengt, daß in China ein neuer fremdenfeindlicher Auf stau d drohe, und daß die G e s and ts ch aft en in Pekingbedroht seien. Demgegenüber meldet die ,Nordd. Allg. Ztg.' offiziös: „Der Ausbruch lokaler Unruhen wäre in China ange sichts der in mehreren Provinzen herrschenden ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnisse keine außerordentliche Erscheinung. Als unrichtig stellen sich die in letzter Zeit von englischen Blättern verbreiteten Nachrichten über eine Be drohung der Gesandtschaften heraus; hiernach ist gegenüber dem ersten Teile obiger Meldung alle Reserve geboten." — In Pinglohsien (Schensi) sind drei eingeborene Christen ermordet worden. Lin Leitfaden für deutsche Auswanderer nach Amerika. Der Strom der deutschen Einwanderung nach den Ver. Staaten von Nord - Amerika hatte im Jahre 1882 mit 250 630 Köpfen seinen Höhe punkt erreicht. Seitdem nahm er ab, stetig und stark, bis im Jahre 1898 die deutsche Ein wanderung auf 17111 Köpfe gesunken war. Die Jahre darauf weisen 1899: 17 476, 1900: 18 507, 1901: 21651, 1902: 28 304 Köpfe auf, und diese steigende Tendenz hat sich auch ins Jahr 1903 fortgesetzt. Ein Deutsch- Amerikaner, Herr Louis Viereck, ehedem (1884 bis 1887) sozialistischer Vertreter von Leipzig- Land, der seit längeren Jahren in den Ver. Staaten lebt und dort, wie so viele Deutsche, stark „umgelernt" hat, hat sich das Verdienst erworben, einen Leitfaden für deutsche Ein wanderer zu verfassen, der unsere die Heimat verlassenden Landsleute in knapper und ver ständlicher Form über alle für die Einwandern den wichtigen Verhältnisse aufklärt, und über den die ,Leipz. N. Nachr.' schreiben: Herr Viereck schrieb sein Buch im Auftrage der deutschen Gesellschaft der Stadt New Aork, die schon über hundert Jahre für die Deutschen in Amerika tätig ist. Erster Präsident der Gesellschaft war Oberst Heinrich Emanuel von Lutterloh, zweiter General v. Steuben. Später stand ihr Johann Jakob Astor vor. Heute wird sie von Pastor H. Schwab geleitet. Diese ausgezeichnete Organisation, die deutsche Hospi täler, Sparvereine, Banken, Rechtsschutz-Vereine, Arbeitsnachweise unterhält und in 10 Jahren nicht weniger als 116 465 Dollar an etwa 35 000 Mann verteilt hat, hat in ihrer Für- so,rge auch jenem Leitfaden den materiellen Boden gegeben. Da wird der Einwanderer über alle Phasen seines schweren Schrittes auf geklärt. Man belehrt ihn, wie er sich vor der Auswanderung, wie er sich auf dem Schiffe nach Amerika zu verhalten hat, welche Vor schriften über die Einwanderung m den Ver. Staaten bestehen, gibt ihm Anweisung über sein Verhalten bei der Ankunft in der Neuen Welt, beim Aufsuchen einer Heimstätte und beim Er werb des amerikanischen Bürgerrechts. Ferner gibt das Buch in kürzester Darstellung eine Geschichte der Ver. Staaten, deren Beschreibung, ging leise auf den Zehen schreitend wieder hinaus. „Sie scheint sehr elend zu sein und muß heute hier bleiben," sagte sie zu dem Förster, der den Vorschlag wegen Übernahme derPacht eingehender mit dem Hausherrn besprach. „Haben Sie sie anders zu finden erwartet?" fragte die Wirtschafterin etwas erregt. Glaubte das Mädchen etwa, man habe es an der Pflege für die Leidende fehlen lassen? „Als sie in's Haus kam, war sie halbtot," fuhr sie eifrig fort; „was in unseren Kräften stand, ist geschehen." '„Das hat ja niemand bezweifelt," fiel Martin ihr in die Rede. Rosa und Franz verabschiedeten sich. „Das Mädchen ist finster und unfreundlich," bemerkte die Haushälterin, als sie ihrem Ge bieter in das Zimmer gefolgt war. „Was Sie auch immer haben!" warf er ärgerlich hin. „Nach solchen Erlebnissen kann sie doch wahrlich kein vergnügtes Gesicht zur Schau tragen." „Nun natürlich, jedes hübsche Lärvchen findet in Ihnen einen Anwalt — und das nennt sich Weiberfeind!" „Hahahaha!" lachte er amüsiert, „diese Ent rüstung ist köstlich! Brandchen, Brandchen," fuhr er mit komischer Drohung fort, „ich glaube," hier rollten seine Augen fürchterlich, „aus Ihnen — redet Eifersucht! — Eifersucht — bedingt Liebe — und dann — das wissen Sie — wären wir geschiedene Leute." „Nein, so was!" rief sie außer sich, „mich alte sechzigjährige Frau zu verdächtigen!" eine Darstellung der Berfassungszustände und der Deutschen im Lande, sowie der deutschen Gesellschaft in New Jork und Aufklärung über das Verhältnis der Ver. Staaten zum Deutschen Reich. Ein Anhang behandelt die Landung in Baltimore, die Gewichte, Maße und Geldwerte, und gibt noch einige „wohlgemeinte Ratschläge". Von diesen erscheint uns der folgende besonders beachtenswert. Niemand, heißt es da, sollte sich durch über triebene Berichte über die Leichtigkeit, mit der man angeblich in Amerika Geld verdienen kann, zur Auswanderung verleiten lassen. Auch gründe man seine Auswanderungspläne niemals auf das, was andere für einen im Lande tun sollen. Der Onkel, der vor 10 oder 12 Jahren nach Amerika ausgewandert ist, und dem es sehr gut gehen soll, dessen Adresse man aber nicht weiß, da er me von sich hat hören lassen, existiert gewöhnlich nur in der Einbildung. In der Regel ist er nicht aufzufinden, oder er will von den unwillkommenen Verwandten nichts wissen. Häufig stellt es sich heraus, daß der „Hotelbesitzer" Kellner, der „Kaufmann" Haus knecht und der „Eigentümer einer blühenden Farm" Tagelöhner ist. .Sowie man sich Arbeit und Unterkunft gesichert hat, heißt es an anderer Stelle, richte man alle Aufmerksamkeit darauf, die englische Sprache zu erlernen, oder, wenn man darin schon Vorkenutnisse hat, diese zu vervoll kommnen. In der Regel ist das Fortkommen wesentlich davon abhängig, wieweit man die Landessprache beherrscht. Sehr zu empfehlen sind für diesen Zweck die unentgeltlich zur Ver fügung stehenden Abendschulen. Niemand be messe den Wert seiner Existenz, so lesen wir zum Schluß, nach dem, was er einnimmt, sondern immer nur nach dem, was ihm die Verhältnisse von seiner Einnahme zurückzulegen gestatten. Wer nichts erübrigt, oder gar über seine Verhältnisse lebt, der geht sicher dem wirt schaftlichen Untergang entgegen. Nur wer fleißig, tätig, und mit der Haushaltekunst ver traut ist, wird es auf geradem Wege zum Wohlstände bringen, in Amerika und — anders wo. Es gibt in der Welt keine Stätte mehr, wo man ohne Fleiß und Beharrlichkeit und Sparsamkeit zum Glück gelangt. Diese alte und immer neue Lehre ist der beste Leitfaden für alle Auswanderer. Sie müssen sie noch besonders beherzigen, da sie den Boden der Heimat verlassen, und lange wie ein Baum er scheinen, den der Sturm entwurzelt hat. Neue Wurzeln treiben, ist eine schwere Sache, für Menschen noch mehr, als für Bäume. Von Mb unct fern. Hochwasser infolge von Regen wird aus mehreren Teilen Österreichs gemeldet. Mehr fache Verkehrsstörungen find eingetreten; ins besondere sind in Österreichisch-Schlesien mehrere Ortschaften arg bedroht. In Men sind infolge andauernden Regens alle Wasserläufe schnell gestiegen. Der Stand des Wienflusses ist teil weise drei Nieter über der gewöhnlichen Höhe. Vorläufig ist jedoch keine Gefahr vorhanden.— Aus den Gebieten der Traun, Ischl, Enns und Steyr wird steigendes Hochwasser bei an dauerndem Regen gemeldet. Vorläufig besteht nach einem Telegramm aus Linz keine Gefahr, doch sind die Reichsstraßen stellenweise unter Wasser gesetzt und der Bahnverkehr teilweise eingestellt. Die tiefer gelegenen Plätze Ischl, Ebensee, Gmunden sind überschwemmt. — In Diähren ist wegen Hochwassers auf zahlreichen Bahnlinien der Verkehr unterbrochen. — Aus Krakau wird bedeutendes Steigen der Weichsel gemeldet, mehrere Dörfer sind überschwemmt. — Wie amtlich gemeldet wird, ist infolge Hoch wassers die Strecke Kreuzburg-Tarnowitz gesperrt. „Kronprinz Wilhelm" als Goldschiff. Mit dem von New Jork abgegangenen Lloyd- dampfer „Kronprinz Wilhelm" sind nach Paris verladen worden: von der Firma Lazard Freres 1500 000 Dollar in Gold, von Goldmann, Sachs und Co. 500 000 Dollar und von Heidel bach, Jckelheimer und Co. 750 000 Dollar, zu sammen also 2 750 000 Dollar. Eine so be deutende Goldladung hat bisher ein deutscher Dampfer nicht aufzuweisen gehabt. „Trau, schau, wem, — wer kennt die Weiber aus," fuhr er mit künstlichem Ernst fort und ging scheinbar aufgeregt hin und her. „Wenn ich das an Ihnen erleben müßte, daß Sie mich alten, in Ehren grau gewordenen Knackstiefel mit heißen Anträgen verfolgen sollten, Brandchen, das wäre mein Tod!" „Um Gottes willen," rief die Alte, halb unter Tränen, „Sie werden mir doch nicht solche Schlechtigkeiten zutrauen, — Sie kennen mich doch jetzt seit fünfzehn Jahren, es ist mir doch nie in den Sinn gekommen —" „Sie kennen mich auch fest fünfzehn Jahren, und mir ist es auch noch nie in den Sinn ge kommen und doch, und doch!" — schloß er tragisch. „Was denn? Was hab' ich denn getan?" „Sie haben mich verdächtigt," sagte er mit düsterer Schwermut. „Verdächtigt!" fuhr er pathetisch fort, „obgleich Sie es wissen, daß mir kein Lärvchen gefährlich werden kann!" Das faltige Antlitz in Glut getaucht, ver ließ Frau Band eilig den Raum. Herr Martin sah laut lachend hinter ihr her. — In der Nacht wurde Herr Marlin durch einen lebhaften Disput aus dem Schlafe gestört.. Die Magd verhandelte mit Frau Brand, an scheinend durch deren geschlossene Schlaf zimmertür. Da ist etwas nicht in Ordnung, dachte er, sich rasch ermunternd, und richtete sich im Bett lauschend auf. „Sie weint und jammert schon seit einer Stunde —" hörte er Marinkas Stimme, „ich
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