Volltext Seite (XML)
Die „Ottendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme »an Inseraten bis vormittag w Uhr. Inserate werden mit w Pf. für die Spaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Nr. 39. Mittwoch, den 1. April 1903. 2. Jahrgang. Oerlliches und Sächsisches. Gttendorf-Dkrilla, St. März 190Z. -r. Der heute Abend halb 8 Uhr im Saale des Gasthofes zum „schwarzen Roß" statt findende Schul ex amen im Gesang und Turnen wird die Form eines Konzertes oder einer Abendunterhaltung annehmen. Es steht zu erwarten, daß die Eltern reges Interesse an den Leistungen ihrer Kinder betätigen und recht zahlreich erscheinen. Der Eintritt ist vollständig frei. Vergangene Nacht gegen ^/,2 Uhr wurde die hiesige Einwohnerschaft durch Feuer- lärm aus dem Schlafe geweckt. Das Feuer, welches am Himmel einen großen Schein ver breitete, war in der Richtung nach Hermsdorf und rückte die hiesige Freiwillige Feuerwehr nach dieser Richtung hin aus, kehrte jedoch schon nach kurzer Zeit wieder zurück, da es sich herausstellte, daß der Brandherd von unserem Orte sehr weit entfernt, wie eS heißt in Wilsch dorf bei Rähnitz war. Auch die Cunnersdorfer Freiwillige Feuerwehr, welche ebenfalls aus gerückt war, kehrte zurück- O Ein grö. eres Unglück konnte sich heute Vormittag gegen 10 Uhr auf dem Bahnhof Moritzdorf ereignen. Dort war man be schäftigt, auf einen Wagen des Herrn Ziegelei besitzer Kunath aus Lausa Langholzstämme zu laden, als durch das heftige Aufschlagen die Pferde scheu wurden und durchgingen, wobei der Wagen auf die an der Bahn entlang führende Barriere geriet. Hierbei kam das eine Pfcid zum Stürzen und geriet so unter die eiserne Barriere, daß es nur mit vieler Mühe den herzueilenden Leuten gelang, das Tier wieder zu befreien. Ein nennenswerter Schaden ist glücklicherweise nicht entstanden. /X Der am vergangenen Sonntag im Gast hof zum schwarzen Noß vom hiesigen König!. Sächs. Militärvercin veranstaltete Vortrag des bekannten französischen Fremdenlegionärs Herrn Bessert erfreute sich eines guten Besuchs. Der Vortragende schilderte in anziehender Weise die Zustände und Verhältnisse, welche in der französischen Fremdenlegion herrschen, nud sprach di Warnung aus daß sich ja Niemand verleiten lasten sollte, sich zu dieser Truppe zu wenden. Reicher Beifall wurde dem Vortragenden zuteil. Zu gleicher Zeit hatte Herr Bessert verschiedene Waffen, Photo graphien und andere dergl. Sachen zur Besich tigung ausgelegt. ss In der am 25. ds. M. im Gastof zum Ring in Moritzdorf abgehaltenen General versammlung des hiesigen Frauenvereins wurde weiter über die vom Verein mit unter stützte Gemeindediakonie berichtet, daß Ottendorf mit Jahresschluß aus dem HermSdorf-Lausaer Verbände ausgeschieden ist und provisorisch eine eigene Gemeindediakonie errichtet hat, welche nach völlige Zählung des Kapitals hierfür und nach Ueberlastung einer Schwester aus dem Dresdner Diakonissenhause (stiftungsgemäß) eigentlich in» Leben treten soll. Da eine Diakonisse derzeit nicht zu erhalten ist, so ver sieht bis auf weiteres die Johanniterin Schwester Frl. Neumann von hier die Gemeindepflege. Ihr sowohl als der bisherigen Gemeinde schwester Minna Ilisch in Hermsdorf wird für die treue, aufopfernde Hilfeleistung Anerkennung und herzlicher Dank a> Sgesprochen. Zugleich aber wird auch die Bitte gestellt, daß für die Einrichtung der Gemeindediakonie und besonders des Haushaltes für die Schwester freiwillge Beiträge, möglichst in Gebrauchsgegenständen gespendet werden möchten. Aus dem inneren Leben des Vereins wur^e acrichlet, daß 10 Vereinsabende abgehalten wurden, bet denen der Sekretär des Vereins, D. Werner, Herr Schuldirektor Endler und Herr Gärtnercibe- sitzer Matthes Vorträge boten, für die den be treffenden Herren besten« gedankt wird. Ein ebenso herzlicher Dank wird Herrn Or. meä. Theurich ausgesprochen, der armen Kranken in elbstlosester Weise auf Bitte des Vereins hat eine ärztliche Hilfe zu teil werden lasten und den zahlreichen Frauen des Vereins, welche in hilfsbereiter Weise den Kranken Speisen usw. oft lange Zeit geschickt haben. Die Kranken - gerä tschaften des Vereins wurden fortwährend >egehrt und sind fast immer ausgeliehen. Auch eine Vereinspartie wurde wieder unternommen, dieselbe führte am 11. Juni eine Anzahl Mit glieder nach Loschwitz, Weißer Hirsch und Volkspark und hat den Teilnehmern eine ange nehme Erinnerung hinterlasten. Nachdem Fr. Pfarrer Werner uoch ermunternde Worte gut- Veihender Fortarkeit in christlichem Liebeswerke an die Vereinsmitglieder gerichtet, legte die Kassiererin, Frau Baronin von Künsberg die Jahresrechnung ab, welche für richtig befunden wurde. Für die mühevolle Arbeit aber wurde ihr der Dank des Vereins ausgesprochen. Bei der darauffolgenden Vorstandswahl wurden außer dem in ihren Aemtern bleibenden Vor- tandsmitgliedern, der Vorsitzenden, der Stell vertreterin (jetzt Fr. Schuldirektor Endler), und der Kassiererin, folgende Frauen gewählt; Für Ottendorf Fr. Rumberger, Lisscke, Böhme, Gäbler, Christ. Tamme, Theurich. Für Groß- und Klein-Okrilla Frau Kühne und Grohmann. Für Moritzdorf Fr Aug. Walther, Frau Wilh. Findeisen. Wir wünschen dem Vereine, besten etile Bestrebungen und so nötige Arbeit im Dienste der barmherzigen, christlichen Nächsten liebe nicht genug anerkannt werden können, ein weiteres frisches Gedeihen zur Ehre und zum reichen Segen für unsern ganzen Ort. —* Von Mittwoch den 1. April ab werden die Postschalter wieder um 7 Uhr geöffnet sein, auch der Dienst bei den Fern sprech-Vermittelungsanstalten wird zu dieser Stunde wieder beginnen. — In wenigen Wochen, am 12. April, feiern wir das O st e r f e st. Da ist es wohl am Platze, schreibt die „Straßb. Post", da rauf aufmerksam zu machen, daß in diesem Jahre dasselbe eigentlich erst am 19. April „fällig" wäre, da nach den Bestimmungen des Konzils zu Nicäa Ostersonntag auf den ersten Sonntag nach dem FiKhlingSvollmond (d. i. Vollmond nach dem 22. März), und wenn letzterer am Sonntag siattfindet, acht Tage später festzusetzen ist. Diesmal tritt nun dieser Ausnahmefall ein, indem Sonntag früh 1 Uhr Vollmond ist, demnach Ostern nicht schon an diesem Tage hätte gefeiert werden dürfen. Eine Folge dieser kalendarischen Unregelmäßigkeit ist auch das Zusammenfallen des jüdischen mit dem christlichen Osterfeste (da die Juden den ersten Passahtag am Vollmondstag des Monats Nissan feiern), was nach den Regeln des Nicäischen Konzils vermieden werden sollte. Im Zusammenhänge damit verdient die in der Nacht vom 11. zum 12. April sichtbare, fast totale Mondfinsternis besonders hervorgehoben zu werden, weil man sich bei dieser Gelegen heit vom Eintritt des wahren Vollmondes überzeugen kann. Weixdorf. Herrn Plantagenbesitzer A. Geuke war es möglich, in seinen im Walde zwischen Klotzsche-Königswald gelegenen durch vorteilhafte Sonnenlage begünstigten Spargel plantagen bereits am Mittwoch den ersten diesjährigen Spargel zu stechen. Dresden. Gestern Abend ereignete sich in der Nähe des Hauptbahnhofs ein Unfall. Ein Führer der Straßenbahnlinie Arsenal — Hauptbahnhof stürzte beim Rangieren seines Wagens zu Boden und zog sich dabei am Schädel Verletzungen zu. Mittels Droschke wurde er in seine Wohnung in der Moltke straße gebracht. Dresden. Einen schrecklichen Tod erlitt am Donnerstag Abend die Frau des in Vor stadt Naußlitz, Wilsdruffer Straße, wohnenden Oberschaffners Ziller. Der traurige Vorfall, der wohl nie ganz aufgeklärt werden wird, er eignete sich am Nachmittage des genannten Tage», als der Mann im angrenzenden Wohn ¬ raume schlief. Von den Flammen eines Spiritus ochers war die Unterkleidung der unglücklichen Frau in Brand gesetzt worden, so daß die Aermste außer dem Gesicht auch am ganzen Körper außerordentlich schwere Verletzungen davontrug. Der auf ihr Wehgeschrei rasch ;erbeieilende Ehemann verbrannte sich bei der Dämpfung des Feuers durch die glimmenden Kleiderfetzen ebenfalls arg an den Händen. Trotz sofortiger ärztlicher Hilfe ist die Frau am Abend ihren Wunden erlegen. Dresden. Auf der Reit- und Fahr- whn des Königlichen Marstalles auf der Stall- traße ereignete sich am Sonntag Mittag ein chwerer Unglücksfall, der den sofortigen Tod eines Königlichen Kutschers zur Folge hatte. Es wurden einige neuangeschafte Pferde vor geführt. Dabei scheute eins derselben und ver- etzte dem Königlichen Kutscher Hermann II, der es führte, einen derartigen Hufschlag vor den Kopf, daß der Mann auf der Stelle tot war. Herr Oberstallmeister von Haugk, welcher zugegen war, setzte telegraphisch die gerade von Dresden abwesende Gattin des Verunglückten von dem Unglücksfalle in Kenntnis. N i e d e r st e i n a. Als von hier ein Kranker mittels Wagens dem Pulsnitzer Krankenhause zugesührt werden sollte, scheute das Pferd. Der begleitende Krankenhauswärter wurde samt seinem Pflegebefohlenen vom Wagen geschleudert, brach den Oberschenkel und zog sich noch andere Verletzungen zu. Das Geschirr wurde in Pulsnitz angehalten. Beide Ver letzte wurden von der Sanitätskolonne in das Krankenhaus gebracht. Radeberg. Die zu hier gehörende, in der Nähe des Schlaffes gelegene Zhomassche Wirtschaft ist am Donnerstag ein Raub der Flammen geworden. Zwei Kühe sind mit ver brannt. Radeburg, 30. März. Der unter der Leitung des Herrn Amtsgerichtsrats Zinner- Radeburg blühende Konservative Verein im hiesigen Amlsgerichtsbezirk hielt am letzten Sonntag nachmittags 4 Uhr eine gut besuchte öffentliche Versammlung im Saale des Gast hofs „Stadt Dresden" ab, in der der hiesige Herr Oberpfarrer Or. Ruppel einen fesselnden Vortrag über die Geschichte und Lehren der Mormonen, sog. „Heiligen der letzten Tage", bot. Großenhain. In einer am Sonntag in Meißen abgehaltenen Delegiertenversammlung der Sozialdemokraten im 7. sächsischen Reichs tagswahlkreise (Meißen-Großenhain) wurde der Gastwirt, frühere Weber Nitzschke-Großenham als Kandidat aufgestellt. Anfänglich war be kanntlich der frühere hiesige sozialdemokratische Kandidat Goldstein-Zwickau in Aussicht ge nommen. Dieser kandidiert aber nun an Stelle des „Genosten" Seifert, der aus wirtschaft lichen Gründen von der Kandidatur zurücktrat, in Zwickau. Leuben. Wie gefährlich es ist, Schwefel hölzchen in der Tasche lose bei sich herumzu tragen, zeigte gestern ein aufregender Vorfall, der sich in einem Restaurant in Niedersedlitz abspielte. Dort saßen vier „Skater" gemütlich beisammen, als plötzlich einer derselben mit schmerzverzerrtem Gesicht laut aufschreiend und mit beiden Händen nach der rechten Hüfte fahrend in die Höhe sprang. Gleichzeitig machte sich ein starker brenzlicher Geruch be merkbar. Der Betreffende hatte Schwefelhölzer lose bei sich in der Westentasche getragen, die sich entzündet hatten. Auf der Bahnstrecke Dresden-Pirna, und zwar in der Nähe der Station Niedersedlitz, wurde in der Nacht zum Freitag ein vom Zuge Ueberfahrener aufgefunden, welcher noch lebte. In ihm wurde später der Arbeiter Hofrichter aus Gommern bei Mügeln erkannt. Es war ihm ein Arm abgefahren werden, auch wies der Unglückliche schwere Verletzungen am Kopfe auf. Man brachte ihn nach dem Johanniterkrankenhause in Dohnau-Heidenau. Nahe der Elbe ertrank am Sonntag in dem sogenannten großen Loche nahe Zschieren der in Mügeln wohnhafte Arbeiter Müller, als er sich bemühte, ein Stück Holz aus der Elbe zu ziehen. Er hinterläßt eine starke Familie. Schandau, 28. März. Der Elbver- ehr vollzieht sich im oberen Elbtale und der Moldau zur Zeit noch ziemlich lebhaft, da an den böhmischen Umschlageplätzen Laube-Tetschen, Rosawitz-Seldnitz und Aussig-Schönpriesen usw. Güter für talwärts hinreichend vorhanden sind. Am hiesigem Hauptzollamte sind seit Eröffnung der heurigen Schiffahrtsperiode bis mit 26. März insgesamt 1843 befrachtete Elbfahrzeuge zur Abfertigung gelangt. — Auch der Flößerei- wtrieb hat sich im hiesigen Elbgrenzbezirke im Laufe dieser Woche wesentlich gehoben, mit jeute ist bereits die hunderste Prahme (Floß) von Böhmen nach Deutschland eingefahren. Bautzen. In einer hier stattgefundenen Turnwartssitzung des 2. Nördlichen Oberlausitz turngaues wurden für das Ende Juni d. I. m Großröhrsdorf stattfindende Gauturnfest olgende volkstümliche Wettübungen festgesetzt: Weitspringen, Hantelheben mit einem Arm (50 Pfund) und Stabhochspringen. Die Wer tung soll nach der deutschen Wettturnordnung erfolgen. Langburkersdorf. Am Sonnabend 'türzte ein vierjähriges Kind in einem unbe wachten Augenblick in eine offenstehende Dünger grube und ertrank. Wiederbelebungsversuche waren erfolglos. Jener Mann, H. aus P., der sich am 13. März am Bahnübergänge der Riesa- Pausitzerstraße von einem Eisenbahnzuge über fahren lasten wollte, ist jetzt, nachdem die dabei erhaltenen Verwundungen wieder ziemlich ver heilt sind, wegen Vergehens nach § 174 des R.-St.-G.-B. verhaftet worden. Es wird da her wohl die Furcht vor Bestrafung Anlaß zu dem Selbstmord gewesen sein, nicht Schwermut, wie eS anfangs hieß. Mühlberg a. d. E>, 29. März. Ein in den siebziger Jahren stehender Arbeiter au» Neu-Burxdorf stürzte beim Ausputzen von Chausteebäumen von der Leiter ab und zog sich bei dem jähen Sturze so schwere innerliche Verletzungen zu, daß er bald darauf verstarb. Elsterwerda. Als am Mittwoch der Wirtschaftsbesitzer und Fleischer Emil Heinrich in Kotzschka mit dem Einreißen der alten Bruchmauer seines Hauses beschäftigt war, fand er dicht neben der Mauer unter den alten Dielen ein braunes Töpfchen mit Geld. Das selbe enthielt zwei alte Achtgroschenstücke, neun Viergutegroschenstücke, einen österreichischen Gulden, einen alten Taler von 1803 und fünf weitere Talerstücke. Leipzig, 28. März. Ein schreckliches Unglück hat sich gestern Nachmittag auf der Wiese unfern des Frankfurter Tores zwischen TorhauS und Schützenhof ereignet. Mehrere Kinder hatten sich dort ein Erdloch gegraben und darüber eine Art Hütte gebaut. In dieser Hütte hatten mehrere Knaben Platz genommen, um „Schule zu spielen. Während die» geschah, hat ein -13 jähriger Knabe, der polizeilich er mittelt wurde, etwa einen halben Meter vor der Hütte das dürre Gras angebrannt. In folge des herrschenden Südwindes nahm das Feuer schnelle Verbreitung und ergriff auch die Hütte. Während die größeren Kinder sich retten konnten, ist ein fünfjähriger Knabe ver brannt. Das Feuer mußte von der Feuerwehr gelöscht werden. Elsterberg, 28. März. D^r Gen darmerie ist es gelungen, in einem Handwerks burschen denjenigen zu ermitteln, der vor kurzem bet dem Bade Rosenthal an der Elsterberg—Netzschkauer Straße sieben Straßen- bäumen die Krone abgebrochen hat.