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Die „Dttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme von Inseraten bis vormtttagMo Uhr. Inserate werden mit w Pf. für die Spaltzeile berechnet. Tabellarischer^Satz nach be- sonderem Tarif. Druck un- Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Nr. 17. Sonntag, den 8. Februar 1903. 2. Jahrgang. Bekanntmachung. Die hiesige Einwohnerschaft wird hiermit gewarnt mit dem wegen Geisteskrankheit entmündigten, in Cunnersdorf wohnhaften Handelskonsulent Emil Friedolin Arends Rechtsgeschäfte ohne Zustimmung seines Vormundes abzuschließen, da solche vor Gericht Gültig keit nicht haben. Ottendorf-Moritzdorf, am 5. Februar 1903. Der Gemeindevorstand. Lincke. Orrtlichrs und Sächsisches. Dttendorf-Vkcilla, r. Februar 1903. Ottendorf-Okrilla. Da das Verlangen nach den kirchlichen Nachrichten vom Jahre 1902 ausgesprochen worden ist, folgt im Nachstehenden noch eine kurze Zu sammenstellung: Im Jahre 1902 wurden 133 Kinder aus evangelischen Ehen und evangelischen Müttern, oder solchen mit gemischten Konfes sionen geboren; nämlich 70 Knaben und 63 Mädchen. Darunter befanden sich 2 Zwillings paare, 5 totgeborene und 9 uneheliche Kinder. Im Vorjahre waren 123 Geburten; also 1902 waren 10 Geburten mehr. — Gestorben sind 1902 insgesamt: 49 Personen, 9 männliche, 13 weibliche und 27 Kinder. Es fanden 5 Beerdigungen nach katholischem Gebrauch auf hiesigem Gottesacker statt. Im Jahre 1901 starben 60 Personen, so daß eine Abnahme von 11 Sterbefällen zu verzeichnen ist. Ein gewiß günstiges Zeichen für die gesundheitlichen Verhältnisse unseres Ortes. Getraut wurden 1902 überhaupt 19 Paare, aufgeboten dagegen 27 Paare. Im Jahre vorher wurden 18 Paar getraut und 22 Paar aufgeboten. Kom munikanten waren im Jahre 1902 bei öffent lichen Kommunionen: 1182 Personen; nämlich 512 männliche und 670 weibliche. Darunter waren 70 Neukonfirmierte, 30 Knaben und 40 Mädchen. Hauskommunionen fanden 13 statt (3 Männer und 10 Frauen.) Mithin beträgt die Gesamtziffer der Kommunikanten: 1195. Beklagt worden ist, daß die Zählung außerordentlich erschwert wird, indem verschiedene Teilnehmer an der Kommunion die Anmeldung unterlassen. Im Jahre 1901 waren 1227 Kommunikanten, so daß 1902 ein Rückgang, trotz des Wachstum« des Ortes, von 32 Per sonen zu verzeichnen war. Bei öffentlichen Kollekten in hiesige Kirche gingen 1902 ein: 103 Mark 25 Pfennige. Zur Errichtung einer Gemeindepflege durch eine nur für hiesigen Ort angestellte Gemeindeschwester wurde von einem Wohlthäter unseres Ortes ein Kapital von 20000 Mark gestiftet. Zur Zeit übt einstweilen eine Johanniter-Schwester die Kranken- Und Armenpflege im hiesigen Orte aus. Bel öffentlichen Kommunionen sind 1902 insgesamt SO Mark 51 Pfennige eingelegt worden. In die Kirchenbüchsen wurden 27 Mark 50 Pfg. eingelegt. — Wie aus dem Inseratenteile vorliegen der Nummer ersichtlich, hält der Kgl. Sachs. Militärverein zu Ottendorf-Okrilla am morgigen Sonntag im Gasthof zum „goldenen Ring" eine außerordentliche Versammlung ab. Bei derselben liegen die Zeichnungen, nach welchen die neue Fahne angefertigt werden soll, zur Ansicht au«. Weiter sei noch erwähnt, daß rin Vortrag über die Schlacht bei Kesselsdorf gehalten wird und ist das Erscheinen aller Mitglieder erwünscht. Die Remontemärkte im Jahre 1903 finden Heuer statt in Freiberg am 5. Juni vormittags ^/«H Uhr, in Hainichen am 6. Juni vormittags 10 Uhr, in Hartmannsdorf am 8. Juni vormittags 9 Uhr, in Chemnitz am 8. Juni mittags 12 Uhr, in Zwickau am 9. Juni vormittags ^/,9 Uhr, in Rochlitz am 10. Juni vormittags ^/,10 Uhr, in Pegau am 11. Juni vormittags r/,io Uhr, in Lob städt am 11. Juni mittags 12 Uhr, in Liebert- wolkwitz am 12. Juni vormittags 9 Uhr, in Dahlen am 13. Juni vormittags '/zH Uhr, in Lommatzsch am 15. Juni vormittags ^11 Uhr, in Großenhain am 16. Juni vormittags 8 Uhr, in Moritzburg am 16. Juni nachmittags 2 Uhr, in Kamenz am 17. Juni vormittags r/t12 Uhr, in Bautzen am 18. Juni vormittags 8 Uhr, in Löbau am 18. Juni mittags 12 Uhr, in Großhennersdorf am 19. Juni vor mittags ^9 Uhr und in Pirna am 20. Juni vormittags ^/«11 Uhr. — Die Rechtsanwälte der Kronprinzessin Luise teilten der Presse folgendes mit: Giron hat Freitag Abend Genf verlassen, um mit dem Pariser Schnellzuge sich zu seiner Familie nach Brüssel zu begeben, wo er heute Sonnabend Nachmittag angekommen ist und wo er sich niederlassen wird. Giron hat alle Beziehungen zur Prinzessin Luise abgebrochen, um ihr die Wiederaufnahme des Verkehrs mit ihren Kindern in Dresden zu ermöglichen. Damit ist eine neue und bedeutungsvolle Wendung in dem an Ueberraschungen reichen Ehedrama erfolgt, die günstigere Aussichten für die Zukunft eröffnet. Radeberg. Von dem am 31. Dezem ber 1902 infolge Zwangsversteigerung der Pfandgrundstücke fällig gewesenen 4^ Prj- oritätsschuldscheinen der in Konkurs befindlichen Vereinigten Radeberger Glashütten, A--G., Radeberg, sind bisher 67 Stück zu je 500 Mark nicht zur Rückzahlung eingereicht worden. Die Besitzer werden gut tun, ihre Stücke baldigst behufs Einlösung beim königlichen Amtsgericht Radeberg oder bei dem zur Er mittlung der unbekannten Berechtigten bestellten Kaufmann Hugo Müller, Radeberg, einzuliefern, da die Verzinsung der Stücke mit 31. Dezem ber a- p. aufgehört hat. Gültige Coupons sind an denselben Stellen zur Einlösung ein zureichen. Lüttichau. In der Nacht zum 29. Januar ist in Lüttichau bei Krakau der Ge meinde-Aushängekasten durch Bubenhände er brochen und eine darin befindliche Aufgebots- Urkunde gestohlen worden. Falls der Täter beabsichtigt hat, das Zustandekommen einer Heirat dadurch zu verhindern, so hat er sich getäuscht, da diese Heirat schon am vergangenen Sonntag regelrecht stattgefunden hat. Dresden. Ein eigentümlicher Zufal hat es gewollt, daß sich am 3. dieses Monats im hiesigen Zentraltheater schon wieder ein Unfall ereignete, indem vormittags bei der Probe eine der Drahtseilkünstlerinnen Lucia und Viata vom Seile abstürzte und sich am Gesicht ver schiedene sehr schmerzhafte Verletzungen zuzog, sodaß sie sich sofort in ärztliche Behandlun b. geben und das Auftreten einstellen mußte Die verunglückte Künstlerin, eine bildschöne Dame von großer Eleganz und Grazie, ist die Tochter der ebenfalls hier auftretenden Vogel- dresseurin Albertine Melich. Eine Schuld trifft an dem Unfall niemanden. Das einzig da stehende Varietöprogramm des Zentraltheaters, in dem Namen wie Sältzer, Tertajada, Milons, Jakoby glänzen, leidet keine Einschränkung, denn die Schwester der Verunglückten tritt allein auf. — Aus dem Nachlaß des vor kurzem in Loschwitz verstorbenen Malers Thörmer sind eine Anzahl Kostüme aus der Dresdner Gegend und sonstige volkstümlich interessante Gegen stände auf Wunsch des Toten in den Best des Museums des Vereins für sächsische Volks künde übergegangen. — Am kommenden Sonn abend wird der Verein sächsischer Zahnkünstler fier seine 23. Jahres-Hauptversammlung ab- salten. Dresden. Die Schutzvorrichtung für Straßenbahnwagen, „System Helbig", mit welcher auf Anordnung der Behörde ein Wagen der Deutschen Straßenbahngesellschaft seit etwa einem halben Jahre ausgerüstet worden ist, hat ich kürzlich bei folgendem Unfall im öffentlichen betrieb recht gut bewährt. Dem betreffenden Wagen Nummer 199 kamen am Mittwoch Mittag 11^/2 Uhr in der Wiener Straße zwei Hunde, welche sich auf dem Trottoir mit einander Herumbiffen, plötzlich bei voller Fahrt in den Weg gesprungen, prallten gegen die Schutzvorrichtung und verschwanden unter dem Wagen, bevor sie der Führer bemerken und bremsen konnte. Die durch den Anstoß sofort automatisch ausgelöste Fangvorrichtung funk tionierte vorzüglich, so daß beide Hunde in dem herabfallenden Fangkorb ausgenommen und weitergetragen wurden, bis der Führer den Wagen zum Halten brachte, worauf sie zur Freude ihres Herrn unverletzt davon liefen. Waren es hier auch nur zwei Tiere, welche vor dem ziemlich sicheren Tode bewahrt wurden, so hat der vorliegende Fall doch den Beweis von der Leistungsfähigkeit der „Helbigschen Schutzvorrichtung" auchbeivollerFahrgeschwindig- keit erbracht und es ist beachtenswert, daß sich der Vorgang nicht auf glatt asphaltierter Fahr bahn, sondern auf der Strecke der Wiener Straße (zwischen Gellert- und Lessing-Straße) ereignete, welche mit großen Steinen gepflastert ist und daher eine sehr holprige Straßen- obecfläche bildet, deren dichter Abschluß für alle Schutzvorrichtungen bisher die größten Schwierig keiten bot. Dresden. Am Donnerstag Vormittag hatte das Bedürfnis nach Sensationen, das einen großen Teil des Publikums beherrscht, ein Gerücht rasch verbreiten helfen, wonach die frühere Kronprinzessin Luise in der Nacht zum Donnerstag in Dresden eingetroffen und im Europäischen Hofe abgestiegen sei, angeblich, um den kranken Prinzen zu besuchen. Die Urheber und die gläubigen Verbreiter dieses Gerüchtes erwiesen sich jedoch auch diesed Mal wieder als herzlich schlecht unterrichtet. Wie der „Dresdener Anzeiger" aus sicherer hiesiger Quelle erfahren und durch ein am Donners tag Nachmittag aus Genf zugefertigtes Privat telegramm bestätigt erhalten, weilte die frühere Prinzessin am Mittwoch sowohl, wie am Donnerstag noch in Genf in Begleitung Girons. Wie weiter aus Genf mitgeteilt wird, beab sichtigt die Prinzessin, falls sie diesen Zufluchs ort verlaffen sollte, nach Salzburg zu reisen. Es ist aber anzunehmen, daß ihr schweizerischer Rechtsbeistand Lachenal sie sowohl von dieser Reise wie von dem Plane, etwa nach Dresden zu gehen, abhalten wird, da er ihr nicht ver hehlen kann, daß sie sowohl die österreichische wie die sächsische Grenze gesperrt finden würde. Daß die frühere Kronprinzessin mit schwer wiegenden Entschlüssen sich trägt, sei es nun in Bezug auf den eigentlichen Scheidungsprozeß ober in bezug auf ihre Wünsche, ihre Kinder sehen zu dürfen, geht aus der aus Leipzig zu gehenden telegraphischen Privatmeldung hervor, daß der Rechtsanwalt Dr. Zehme sich am Donnerstag nach Genf begeben hat- Auswärtige Blätter wollen wissen, daß die frühere Kron prinzessin in einer Depesche an Se. königliche Hoheit den Kronprinzen dagegen Beschwerde er hoben habe, daß sie über das Befinden des er krankten Prinzen ohne amtliche Information ge blieben sei. Es ist jedoch im Moment nicht festzustellen, ob diese Meldung mehr als eine allerdings naheliegende Vermutung ist. — Nachdem die Orte Plauen, Räcknitz, Seidnitz, Zschertnitz, Naußlitz, Wölfnitz, Cotta, 'Mickten, Kaditz, Uebigau, Trachau und Löbtau aufgehört haben, selbständige Gemeinden zu bilden, ist es auch nicht mehr angängig, au Wechseln diese Orte als Wohnung des Be zogenen anzuführen. Die Adresse des Be ¬ ogenen hat daher zum Beispiel nicht mehr u lauten Herrn N. N. in Plauen bei Dresden, andern Herrn N. N. in Dresden-Plauen. Wir machen die Interessenten in dieser An gelegenheit noch besonders darauf aufmerksam, >aß eine etwaige unkorrekte Angabe des Wohn ungssitzes des Bezogenen leicht zur Ungültig- eitserklärung des etwa aufzunehmenden Pro estes und in Verfolg dessen zum Verlust des Vechselrechtes führen kann. Königstein. Bei der kürzlich erfolgten Versteigerung des Bades und Gasthofes „Schweizermühle" bei Rosenthal wurde ein Höchstgebot von 196 000 Mark vom Vorbesitzer, Herrn Schröder, abgegeben. Der Zuschlag soll erst am 10. Februar erfolgen. Das Grund- tück war 235000 Mark gerichtlich taxiert und vor zwei Jahren mit 460000 Mark an den bisherigen Besitzer verkauft worden. Oschatz. Von dem früh 7 Uhr 5 Min. von Wermsdorf über Mügeln nach hier ver kehrenden Personenzuge mit Güterbeförderung ist gestern zwischen Naundorf und Kreischa- Saalhausen ein Güterwagen entgleist. Durch diesen Unfall, über dessen Ursache Näheres noch nichts bekannt ist, erlitt der Zug eine etwa einstündige Verspätung. Glücklicherweise sind Personen nicht verletzt worden. Leipzig-Lindenau. Unter den neuerdings hier an den Pocken Erkrankten bez. Verdächtigen, die Ende voriger Woche ins Krankenhaus ge schafft wurden, befindet sich auch der Lindenauer Arzt, welcher die ersten Pockenerkrankten hier vnr drei Wochen behandelt und von der Krank heit dem Rate bez. der Medizinalbehörde Leipzigs Anzeige erstattet hatte. Man darf annehmen, daß es sich in der Mehrzahl der Fälle hier mehr um. eine Vorbeugungs- und Vorsichtsmaßregel gegen Weiterverbreitung der Krankheit, als um ernstliche Erkrankungen selbst handelt, indessen sind auch solche vorhanden. Nach den neueren Erkrankungen ist, wie das „Leipziger Tageblatt" schreibt, eine gewiffe Unruhe und Besorgnis unter den Bewohnern hier unverkennbar. Borna. Auf dem Kohlenwerk „Viktoria" zu Lobstädt wurden auf der Abbaustelle am Dienstag Abend zwei Bergarbeiter durch herein brechende Kohle verschüttet. Während der eine nach längerer Arbeit lebend, wenn auch mit bedeutenden Verletzungen, ausgegraben werden konnte, wurde der andere namens Stein am Mittwoch Morgen leider nur als Leiche zu Tage gefördert. Wünschendorf- Der Gastwirt Geßner wurde vorgestern Nachmittag beim Ueberschreiten des BahngleiseS vor dem Bahnhofe von dem von Greiz kommenden Zuge überfahren und sofort getötet. Schwarzenberg. Am Dienstag fand hier durch Herrn Kreishauptmann Dr. Forker-Schubauer aus Zwickau in Gegenwart der Bezirksvertretung, der Behörden, Beamten usw. die feierliche Amtseinweisung unseres neuen Amtshauptmannes Demmering statt. Lauenstein. In New-Jork wurde, wie telegraphisch von dort gemeldet wird, der frühere Stadtkassierer von hier, Reiner, der nach Ver übung verschiedener Unterschlagungen flüchtig ward, verhaftet. Ritters grün. Auf dem Wege von Rittersgrün nach Pöhla, dem sog.nannten Hammerbergwege, ist die Handarbeitersehefrau Emilie Lang aus Rittersgrün von zwei Wege lagerern angefallen und beraubt worden. Nach ihrer Aussage haben die Räuber erst dann von ihr gelassen, als auf das Hiifegeschrei der Frau ein Mann herbeikam. Lengenfeld, 5. Februar. Die be hördliche Sektion der am 1. d. M. auf hiesiger Flur aufgefundenen Kindesleiche, welcher Herr Oberstaatsanwalt Bentler-Plauen beiwohnte, ergab, daß der Tod des Kindes schon vor der versuchten Verbrennung eingetreten war. Die herzlose Mutter konnte trotz eifriger Nachforsch ungen noch nicht ermittelt werden.