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Ottendorfer Zeitung Bezugspreis: vierteljShrSch 1.20 Mark ft-i Krs ^nrs. Iu -er SeschSftsstelle abgeholt viertel. Mrlich 1 Mk. Einzelne Nummer 10 pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag «- Seimabenb Nachmittag. Unteriiaktungg" unä Änzeigeökatt LnzeißtziiP»«!^: M bi» kleinspetiigr A»rp»».KMr ,»v beren Xeum ,0 psg — Im LeklameM fLr »tr N^nspaliig« Petit-Peile s« Psg. Ant«t-»n«nnahme bt» A Nhr miMA». Setlege^Mr nach 0a»etn-««M. Mit wSchenlüch erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel and Mandal* „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Made". Dmck wid Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in GroßDkrilla. verantwortlich für di« Redaktion H. Rühl« in Oroß-VkriUa. Nummer 36 Mittwoch, den 2^. März sysZ. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Nunmehr ist der hart umstrittene Neichsackerkopf westlich von Sulz ganz in deutschem Besitz. Seit Woch-n lagen sich auf den Höhen die Unseren und die fran zösischen Alpenjäger gegenüber, und immer näher rückten unsere todesmutigen Feld grauen der Kuppenstellung, die von den Kerntruppen der Republick zu einer starken Festung ausgestaltei worden war. Immer neue Verstärkungen hatte der Feind auch hinaufgesandt, welcher die strategische Be deutung der Höhe sehr wohl erkannt hatte und unabhängig erneuerte er mit zäher Tapferkeit seine Versuche, die sich allmählich an den Hängen und endlich auf den Höhen einnistenden Deutschen in die Täler hinab- zuwersen. Vergebens! Die Unseren teilten sich. Und nun haben sie den letzten Trumpf ausgespielt und dieses Spiel ge Ivonnen. Im Sturmangriff nahmen sie trotz Eis und Schnee die tapfer verteidigte Kuppe und röteten sich dort ein. Wie schwer der Kamps gewesen sein muß, kann man ermessen, wenn man bedenkt, daß auf diesem verhältnismäßig kleinen Raume zwei Bataillone in glänzenden Deckungen und ausgerüstet mit Maschinengewehren und Mörsern die Stürmenden abwehcten. Die Verluste auf feindlicher Seite sind schwer, das beweist die geringe Zahl der Gefangenen. Wenig mehr als ein Zehntel der Besatzung macht sie aus. Es dürfte den Franzosen wohl kaum gelingen, uns diesen Besitz wieder streitig zu machen. Auch in der Champagne, nördlich von Beansejour, gingen die Unseren weiter er folgreich vor. Im Sappenangriff nahmen sie mehrere französische Gräben und in ihnen dreihundert unoerwundele Feinde ge fangen. Der Feind ist in diesem Raume schon seit Tagen Plicht imstande gewesen, unser Fortschreiten aufzuhalten. Und eben- so waren seine Bemühungen, me Deulschen vom Südhange der Lorelte-Höhe bei Arras htNUNterzuwerfen, eriolglos. Vermutlich Wird er den Versuch noch oft wiederholen, hoffentlich immer mit dem gleichen Miß erfolg. der übrigen Front sind der vergangene Sonnabend und die Nacht zum Sonntag ruhig verlaufen, auch der wirst so beredte Abendbericht der Franzosen vom 20. März meldet nur einige unbedeutende Vorgänge, Haag. Die „Times» geben eine Schil derung deS Zeppeltnangriffs auf Calais. Danach ist die Zahl der geworfenen «om- den erheblich giößer als anfangs gemeldet wurde. Sie ist ungefähr mit bi) seslgestellt. Alle Bomben waren sehr schweren Kalibers. Der Zeppelin blieb länger als eine halbe Siunde über Calais, .jedoch in einer Höhe von schätzungsweise 1700 Metern Der Zeppelm war des Nachts aus diesem Grunde nicht sichtbar, während das Luit- schiff selbst durch Anwendung eines ganz neuen Verfahrens, nämlich durch das Herunterlassen von langbrennenden, an kleinen Ballonen ungebrannten Leuchilöipern tue das Stadtbild taghell beleuchteten, sehr dut beobachten konnte. Die „Times» teilen weiter mit, daß Bomben auf den Haupt und Seebahnhof, das Fort Neutlly, die Magazine, Schiffe usw. geworfen wurden. Obgleich die „Times" die Anzahl der Bomben angegeben hat, hat anscheinend bie Zensur irgendwelche Angaben über den angerlchteten Schaden nicht zugelassen. — Am Sonntag stattete ein „Zeppelin" Parts und Umgegend einen Besuch ab, über den verschiedene Meldungen vorliegen. Danach überflog der Luflkreuzer zunächst Neuilly-sur-Serne, das bombardiert wurde, wobei mehrere Häuser in Brand gerieten, ^odann wandte er sich der Stadt Paris zu, die sofort in tiefstes Dunkel gehüllt wurde. Schwer heimgesucht wurden die Stadtviertel von Asnteres und Courbevoie am Postbahnhof, auf die zahlreiche Bomben niederfielen. Ein Haus in der Rue des Dames wurde in Brand geschossen. Ander wärts wurde Materialschaden angerichtet. 5 Personen sind verletzt, darunter einige chwer. Rotterdam. Der holländische Fisch dampfer „Amuiden berichtete von seiner Fahrt von der Südküste Englands bis Holland, daß er im K nal durch vier ver- ichiedene deutsche Unterseeboote angehalten worden sei, die anscheinend dort die Sperre ausüblen. Nach Londoner Abbendd.peschen erklärten gestern Loyds zwei englisch Dampfer „Aberdon" von 1000 Tonnen und „Beeswing" von 2200 Tonnen für iberfällig. Von beiden sind erst kürzlich Rettungsboote und Leichen treibend ge- tuud-n worden. Die Dampfei sind offen bar torpediert worden. Wien. Zum Wirtschaftskrieg des Drei verbandes gegen Deutschland erfährt die „Neue Freie Presse" aus Bern, daß der Lreioerband große Anstrengungen mache. Deutschland und Oesterreich Ungarn im Handel mit der Schweiz zurückzudrängen. Nachdem der russischen Geiandtschatt ein besonderer Handelsattache namers Felkner beigegeben worden ist, hat auch die fran zösische Regierung beschlossen, ihrer Berner Gesandtschaft einen Handelsattache beizu geben. England hat seinen Schweizer Konsulaten Handelsvertreter beigegeben. — In der ganzen Karpathensront ist eine neue Schlacht größeren Umfangs ent brannt, die sich dem Gelände entsprechend aus einer Reihe von Teilschlachten zu sammensetzt. An einzelnen Fronlstellen sind die Angriffe, die bisher em einziges 24 stündiges Anrennen der Russen war, be reits abgewiesen. An anderen Stellen gehl der Kampf noch weiter. Die Russen, die alle verfügbaren Kräfte zusammengerafft haben, drücken vor allem wieder in den Luklawinkel. An der Pilica herrscht Ruhe die auch lm Osten anhält. — Der Londoner „Daily Telegraph" meldet aus Perersburg: Von der Front in Polen treffen Berichte ein, daß auf ver schiedenen Stellen, an denen jetzt heftig gekämpft wird, die Operationen unmöglich werden. Durch Flüsse üderschwemmie Strecken werden sür schwere Lasten unbe fahrbar. Das offizielle KUegsorgan rst der Ansicht, daß es vier bis sechs Wochen dauern werde, bevor dl« Bewegung großer Massen auf diesen Strecken möglich lei. Mit Frühlingsanfang würden die Bobr und Narewlinien ihre größte Bedeutung eingebüßi haben. Die Ufer dieser Flüsse sind dann so morastig, daß von großen Truppenbewegungen keine Rede sein kann, üugenblicklich wird Tag und Nacht mit glößier Erbitterung gekämpft. In den Straßen der Dörfer, die oft an einem Tage achtmal erobert und zurückerobert werden, herrscht ein fortdauerndes Handgemenge. Angriff und Gegenangriff lösen sich ohne Pause ab. Maschinengewehre werden in die Häuser geschleppt und Feldkanonen schnell in Deckung gebracht. Auch di- Nächie bringen keine Ruhe, und selbst be völliger Finsternis liefern sich die Gegner die heftigsten Bajonettgefechte. — Ueber die Gefechtslage vor Sochaczew und die Zustände in der kleinen, unweit der Bahnlinie Kutno—Lowitsch—Warschau liegenden Stadt sind jetzt Mitteilungen ge ¬ macht worden, die zeigen, in welchem Maße dort an der Bzura gekämpft worden st. Seitdem die deutschen Fronten sich )em Bzura-Abschnitt näherten, entwickelten ich auch die Kämpfe um Sochaczew, das nur wenige Meilen oberhalb des Bzura- EinflusseS in die Weichsel liegt. Ver- chiedentlich haben es die Russen mit außer ordentlicher Heftigkeit versucht, gerade hier unsere deutschen Stellungen zu durchbrechen und wie das bet allen derartigen Unter nehmungen bisher im Bzura—Rüwkagebiet der Fall war, so haben auch die russischen Vorstöße aus Sochaczew es nicht fertig ge bracht, den sich von Westen her gegen Warschau rorschiebenden Wall der deutschen Truppen zu erschüttern. Nach sicheren Quellen ist die Stadt Sochaczew zum giößten Teil vollständig zusammengeschossen morden, sodaß, wer sie kannte, sie nur noch chwer zu erkennen vermag. Die deutschen Truppen stehen in ihren festen Bzura- Stellungen etwa einen Kilometer vor der Stadt, während sich die Ruffen in östlicher Richtung auf der Straße nach Blonie zu rückzogen. Etwa sieben Kilometer hinter der Stadt bezogen sie neue Stellungen. Die Stadt selbst, in der die Warschauer und Tranower Straße vollständig einem Trümmerhaufen gleichen soll, und in der der alte Markt durch die fortgesetzte Be schießung nicht weniger arg mitgenommen wurde, ist nach Angabe von jüdischen Ein wohnern, die nach Gombin kamen, mit Leichen angefüllt. Diese stellenweise in Hausen übereinander liegenden Toten sind aber nicht Opfer der Beschießung, sondern, wie mitgeteilt wurde, von den Russen er- mordete Mitglieder, der jüdischen Gemeinde. Nach dem gegebenen Bericht ist die Syna goge und das Beth Hamidrasch, eine Bet- und Talmudschulhaus, mit Ermordeten überfüllt, und auch die Straßen in der Nähe weisen die Spuren einer Verfolgung auf, denn sie sind mit Toten bedeckt. Wien. Nach viereinhalbmonatlich-r Einschließung ist die Festung Przemysl am Montag in Ehren gefallen. Da nach dem Ausfall vom l9. März auch die äußerste Beschränkung in der Verpflegungsstation nur mehr einen dreitägigen Widerstand ge stattete, erhielt der Aeslungskommandant ben Befehl, nach Ablauf dieser Frist und nach Vernichtung des Kriegsmaierials den Platz dem Feinde zu überlassen. E» ge lang tatsächlich, die Forts, namentlich Ge- ichütze, Munition und Befestigungsanlagen rechtzeitig zu zerstören. — Reuter meldet aus Swakopmund: Am 21. März kam eine bebrütende Ab teilung reitender Truppen in Berührung mit dem Feind, der in einer befestigten, durch Feldartillerie verteidigten Stellung lag. Em schweres Gefecht folgte. Der Kampf wurde durch Botha geleitet und dauert noch fort. Wir hatten bisher große Verluste, deren Zahl noch nicht festzustellen ist. Oertliches und Sächsisches. Gttendorf-Okrilla, 23. März M. — Aff den heute Aoend im Gasthof zum 'chwcnzrn Roß stallfindenden öffentlichen Vor- irag über das zeitgemäße Thema: „Führung ner ländlichen HauShaliung während der Knegszeit" sei an dieser Stelle noch ganz oesonders hingewiesen. Der Eintritt ist sür Jedermann frei. — Der Frühling hat am Sonntag nachm. 5 Uhr 52 Minuten kalendermäßig seinen Einzug bei uns gehalten. An den beiden letzten Tagen der Woche schien es, als ob der Winter sich nicht so leicht die Herrschaft ent« reihen lassen wollte, aber der Sonntag und auch offenbar der Montag hat seine Macht nun wohl endgültig gebrochen; denn der Frühling hielt auch tatsächlich feinen Einzug. Die rauhen und kalten Wintertage hatten mit einem Mole ein Ende gefunden. Goldener Sonnenschein überflutete die Mutter Erde, um sie zu neuem Leden aus dem langen Winter schlafe zu erwecken. Das Frühlingswetter lockte die Menschen hinaus zu einem Spazier gangs über Feld und Flur. Langebrück. Zum Zwecke der Ver sorgung der hiesigen Einwohnerschaft mit eisernen Beständen an Nahrungsmitteln hat der Gemeinderat beschlossen, von der Zentral- einkaussgenossenschast in Berlin verschiedene Waren, als Graupen, Polentamehl (Maisgrieß) Makkaroni, Gemüsekonserven verschiedenen Inhalts, Tee Kakao- und Schokolade-Pulver anzukausen. Nach Eingang der Waren ge langen diese durch verschiedene offene Ver kaufsstellen gegen sofortige Bezahlung zum Verkauf. Der Arbeiterschaft wird auf Wunsch Teilzahlung gewährt. Dresden. Die vierte Strafkammer unter Vorsitz des LandgerichtsralSdirektor Schickert verhandelte am Freilag gegen den Maurer Paul Arthur Nitz'chke, wegen schweren Dieb stahls im Rückfälle. Der am 28. September 1882 in Borna geborene, bis zuMnerMr- Haltung in Cunnersdorf bei Medingen^wohnende Angeklagte ist schon vielfach und^schwer vor bestraft. Zuletzt wurde Nitzschke von dem hiesigen Königlichen Landgerichte in der Sitzung vom 26. Februar dieses Jahres wegen Fahrraddiebstähle und Urkundenfälschung zu 3 Jahren Zuchihaus und 5 jährigem Ehren« rechtsverlust verurteilt. Er hat diese Strafe noch nicht anzetreten. In dem vorliegenden Falle wird dem Angeklagten beigemessen, während der Nacht zum 31. Dezember v. I. in Lausa bei Radeberg gemeinschaftlich mit einem nicht ermittelten Unbekannten in die Villa einer Dame eingestiegen und daselbst eine mehrere Meter hohe Standuhr, eine Tischdecke Und zwei Bücher im Gesamtwerte von mindestens 130 Mark weggenommen zu haben. Die Besitzerin des Grundstückes war damals verreist und dasselbe stand leer. Nitzschke ist allein oder mit einem Unbekannten aut die Veranda und von dort in die Villa eil gestiegen, nachdem er di« Glasscheiben mit Schmierseife bestrichen und dann eingedrückt hatte. Nitzschke fuhr die gestohlenen Sachen aus einen mitgebrachten Wagen zunächst in seine Wohnung nach Cunnersdorf und von dort nach Dresden, wo er sie auf dem Leih- amte sür 41 Mark verpfändete, fowie die Pfandscheine an einen Altwarenhändler auf der Ziegelstraße für 5 Mark verkaufte. Als am 4 Januar dieses Jahres die Schwester der Bestohlenen in die Villa kam, wurde erst der Diebstahl bemerkt. Der Angeklagte erhielt nunmehr eine Gesamtstrafe von 5 Jahren Zuchthaus. Bad Elster. Zur Beschaffung von Dauerwaren für die kommende Saison waren zur Erlangung bestimmter Unterlagen Frage bogen an die hiesigen Einwohner ausgegeben worden. Auf Grund der Zeichnungen werden jetzt in größerer Menge Schinken, Cervelat wurst, Speck und verschiedene Gemüsekonserven angeschafft. Die Geldmittel hierzu wurden der Gemeinde in dankenswerter Weise vom Königl. Ministerium zur Verfügung gestellt. Kirchennachrichten. Donnerstag, den 25. März 1915. Ottendorf-Okrilla. Wegen Erkrankung des Herrn Pfarrer fällt die Kriegsbetstunde aus. Medingen. Die Kriegsbetstunde fällt aus. Großdittmannsdorf. Die Kriegsoetstunde fällt aus,