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Ottendorfer Zeitung : 16.07.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191507163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19150716
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19150716
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-07
- Tag 1915-07-16
-
Monat
1915-07
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 16.07.1915
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Der CmmLrsck in Z^urlanä. Neues vom Feldmarscholl Hindenburg. über den Einmarscd in Kurland wird aus dem Großen Hauptguarlier geschrieben: Das vorläufige Ziel des Einmarsches in Kurland war, die Dubissa-Linie zu besetzen und Libau zu nehmen. Es ist erreicht worden und kann zweifellos behauptet werden. Unsere Stellungen sind dort sehr stark ausgebaut. Die weiteren Absichten müssen noch im Dunkeln bleiben. AVer schon mit den bisherigen Erfolgen können wir außerordentlich zufrieden jein. Die deutschen Truppen haben nicht nur im Marschieren und im Kampf gegen einen stellenweise weit überlegenen Feind Hervor ragendes geleistet, sondern auch einen schönen und wertvollen Teil des russischen Bodens besetzt. Das südliche Kurland ist landschaftlich von hohem Reiz. So sehr die kräftigen Hügel ketten, die ragenden Wälder, die reich ver streuten Buschgruppen, die zahllosen Gewässer, Seen und Sümpfe dem Krieger das Leden erschweren, so sehr entzücken sie den friedlichen Beschauer. Dabei nehmen sie dem Lande doch nicht den Zauber der ungeheuren Weite. Man braucht nur einen mäßigen Berg zu er steigen, um einen herrlichen Rundblick in meiienweite Fernen zu genießen. Es ist wahr lich leicht zu verstehen, daß sich hier einst Deutsche niedergelassen haben. Leider merken hiervon unsere Truppen jetzt wenig oder Nichts. Die dünne deutsche Oberschicht ist zumeist verschwunden, als der Krieg in die Nähe kam, und die Landbevölkerung verhält sich keineswegs deutschfreundlich. Besonders über die Feindseligkeit und Spioniererei der Letten, die ja seinerzeit von den Russen gegen die Deutschen aufgehetzt und revolutioniert wurden, klagen unsere Soldaten sehr. Weiter südlich bei den Litauern ist es aber auch nicht viel besser. Das Leben in diesen Landstrichen, die außerhalb der wenigen Güter kaum ein nach deutschen Begriffen anständiges Haus, selbst in den großen Ortschatten, keine ordentliche Wirtschaft aufweisen, ist sür die Okkupationstruppcn alles eher als angenehm. Die russische Regierung hat diese ursprünglich reiche Gegend wohl absichtlich stiefmütterlich behandelt, sie mit Straßen und Eisenbahnen äußerst kärglich versehen. Die Abneigung gegen die deutsch-baltischen Großgrundbesitzer und die Furcht vor einem deutschen Einmarsch mögen da Hand in Hand gegangen sein. Immerhin war das Land noch nicht so ver armt, daß nicht bedeutende Vorräte an Lebens- und Futtermitteln, Vieh, Leder, Spiritus hätten für uns nutzbar gemacht werden können. Von besonderem Wert war in wirtschaft licher Hinsicht natürlich die Einnahme Les großen Handelshafens Libau. In den Speichern dort haben wir ansehnliche Mengen von Exportwaren gesunden, dis uns sehr zu statten kamen und den Störungsversuchen der russischen Kleinmarine zum Trotz munter nach Deutschland befördert werden. An Schanz- und Werkzeugen fand sich der Bedarf für eine ganze Armee. Die Fabrik, in der es herge stellt war, wird vom deutschen Gouvernement weiterbetriebem ebenso werden in Libau jetzt sür unser Heer angesertigt: Ketten, Beschläge, Stacheldraht. Eine Sattlerei und eine Gerberei sind im Gange; schließlich eine große Meierei zur Versorgung der armen Bevölke rung mit Miich. So leisten die Deutschen auch hier oben eine vorzügliche Organisations- aibeit, die sich selbst auf das Finanzwesen er strecken muß, das infolge der mangelhaften Vorsorge der russischen Regierung am völligen Zusammenbruch war. Die Stadt Libau hat Aisignate ausgegeben, die als Zahlungsmittel dienen: die Libauer Bank beleiht die Reciuisi- tionsscheine mit 10 vom Hundert. Der Stadt ist keine Kontribution auferlegt worden, sie hat nur Verpflegungszuschüsse an die einquartierten Truppen zu zahlen. Älese werden sür ihr kräftiges Zusassen und ihre Mühen hübsch be lohnt. Sw haben wodl von allen Truppen im Osten das angenehmste Leben. Libau ist eine ansehnliche Stadt und ein prächtiger Badeort mit vornehmen Villensiraßen, schönen Anlagen und herrlichem Strande; die Russen, zumal Lie Beamten, sind meist geflohen. Allein der Einlall in Kurland hat uns nicht nur wirtschaftliche Vorteile mannigfacher Gleiches Vf Roman von A. L. Lindner. tForltttzung.) »Zuletzt kam ich in das Haus eines Ber liner Regierungsrals," fuhr sie fort, »und dort nahm mein Geschick eine ganz un erwartete Wendung. Ich machte Frau von Knorrings Bekanntschaft, und es stellte sich heraus, daß meine Mutter ihre intimste Jugendfreundin gewesen war. Ich erinnerte mich auch, ihren Namen häufig gehört zu haben. Sie kehrte gerade von einem mehr tägigen Aufenthalt in Italien zurück und ständ im Begriff, meine Mutter auszusuchett, deren langes Schweigen sie beunruhigte. So kam ich hierher, anfangs als Tante Emmas Vor leserin und Gesellschafterin, bald aber als ihre Freundin und Pflegetochter. Ich habe bei ihr eine zweite Heimat gefunden, und wenn irgend jemand imstande war, m r meine Mutter zu ersetzen, so war sie es. Ihre Güte gegen die Waise war grenzenlos, und alles, was ich nur immer tun und erdenken könnte, wäre nicht der entfernteste Entgelt dafür." Der Professor atmete tief auf, es klang wie ein unterdcn er Seufzer. »Damit hat sie auch mich aufs höchste ver pflichtet. Ich bin ihr so dankbar, als hätte sie Las alles mir selbst erwiesen, und ich hoffe auch, ihr das später durch die Tat zu zeigen. Was konnte, sie besseres für mich tun, als in dem sie sich deiner annahm." Klara sah ihn zärtlich an. »Du Guter," flüsterte sie, indem sie nach seiner Hand tastete. Das leichte Schwanken feiner Stimme entging ihr nicht. Wie mußte Art gebracht und ein wertvolles Stück Ruß lands in die Hand gegeben, sondern er hat auch militärisch den bedeutenden Erfolg er sielt, daß der Gegner veranlaßt wurde, starke Kräfte dorthin zu werfen und dadurch seine Front an anderen Stellen zu schwächen. Die Zu sammenstöße der deutschen und der russischen Kräfte an der Dubissa-Linie haben unter viel fachen blutigen Kämp en stattgefunden. Dabei sind unsere Truppen allmählich von der Defen sive. die mit starken Gegenstößen geführt wurde, zur Offensive üvergegangen. Aus der ersten Perioos sei ein Gefecht herausgegriffen, Las für die damaligen Kämpfe an der Dudissa bezeichnend ist und das ein vorbildliches Zusammenwirken der drei Haupt waffen aufwies. Die Russen, die auf den Be sitz der Dubissastellung und besonders des sie beherrschenden Straßenknotenpunkles Rossienie den größten Wert legten, führten am 22. Mai eine neue Kerntruppe heran: dis aus vier Infanterie-Regimentern und der zugehörigen Artillerie bestehende 1. kaukasische Schützen brigade. Diese ging, unterstützt durch die 1ö. Kavalleriedivision, auf Rossienie los, wurde aber zunächst einen ganzen Tag lang von den Vorposten unserer Kavallerie jenseits der Dubissa aufgehalten. Die Zeit genügte, um ausreichende deutsche Verstärkungen heranzu holen und einen Gegenstoß vorzubereiten. Am 23. Mai ließen wir den Feind über den Fiutz heiüberkommen und sich Rossienie von Norden her nähern. Nachts aber wurde der größere Teil unserer Truppen um den westlichen Flügel des Gegners herumgesührt und zum Angriff berestgestellt. Als es hell wurde, brach das Verhängnis los. Starkes Arlilleriefeuer aus unserer Stellung nördlich von Rotstente ergoß sich auf die russischen Schützengräben. Gleich zeitig stürzte sich unsere Infanterie auf die Flanke der russischen Stellung und rollte diese auf. Obne ernsten Widerstand zu leisten, flohen die Russen nach der Dubissa zurück, um sich zunächst unserer Artilleriewirkung zu entziehen. Erst im Waide auf dem Westuser des Flusses setzten sie sich wieder fest. Nun machte sich aber der Druck unserer von Süden her vor gehenden Truppen fühlbar. Gleichzeitig griffen Teile unserer Kavallerie von Norden her gegen den Rücken ein. Unter diesen Umständen setzten die Russen den Kampf nicht weiter fort. Sie vermochten auch Lie als Brückenkopf auf dem Westufer stark ausgebaute Stellung nicht zu behaupten. In kühnem Anlauf überwanden untere tapferen Truppen die Drahthindernisse, und nun fluteten die russischen Masten über Las Tal der Dubissa zurück, im wirksamsten Feuer unserer Infanterie, Artillerie und Maschinen gewehre. Dabei erlitten sie ganz gewaltige Verluste. Zahlreiche Verwundete brachen im Flusie zusammen und ertranken. Aber auch aus den jenseitigen Höhen fanden die Russen keinen Schutz. H er mußten sie den weiteren Rückzug unter dem flankieren den Feuer unserer Kavallerie fortsetzen, Lie inzwischen den Fluß überschritten hatte und nun gegen die Nückzugsstraße vorging. Wiederum häuften sich die Verluste. Es ist begreiflich, daß sich unter diesen Um ständen nur Trümmer der kaukasischen Schützen zu reiten vermochten. 2800 Gefangene und 16 Maschinengewehre blieben in unserer Hand. Rechnet man die blutigen Verluste hinzu, so haben die Kaukasier mindestens die Hälfte ihres Bestandes eingebüht. Die Brigade war für längere Zeit gelechtsurvähig und zeigte auch später, als sie mit neuen Mannichmten wieder ausgesüllt war, keine rechte Kampfkraft mehr. Unsere Truppen dagegen, die verhält nismäßig geringe Verluste erlitten hatten, zogen jröhlich singend in ihre Stellungen ein. Ihre heilere Siegeszuversicht war herz bewegend. Ähnliche wohlgelungene Vorstöße gegen den immer von neuem andrängenöen Feind Haven unsere Truppen mehriach an der Wenta ausgeführt. Am 6. Juni setzte dann eine vom Armeeoberkommando geleitete Offensive auf der ganzen Linie ein, die unsere Linien wieder ein beträchtliches Stück vorwärts schob. Wir kamen über die Dubissa hinaus, errangen tu hartnäckigen schweren Kämpfen den Übergang über den Winüawstikanal, besetzten Lie viel- umstrittene blutgetränkte Höhe 146 bei Bubte, schoben uns soweit an Szawle heran, daß unsere schweren Geschütze schon in die Stadt er sie lieben, daß ihre Geschichte ihn so er- greisen konnte! »Du wirst es nun jedenfalls begreiflich finden, daß mir dieser Oldenburg immer der Inbegriff alles Hafsenswerten war und noch ist," fing sie wieder an. Der Prozessor fuhr sich mit dem Taschen tuch über die Stirn. »Ich will ihn nicht entschuldigen, wenn dich das reizt, aber weshalb siehst du immer nur den leichtfertigen Menschen in ihm? Du sagst selbst, daß du ihn nie gekannt hast, was weißt du von seinem Seelenleben, seinen Be weggründen, von all den tausend Dingen, die man unbedingt kennen muß, will man nicht zu einem schiefen, ungerechten Urteil gelangen? Könntest du nicht wenigstens versuchen, etwas milder über ihn zu denken?" Sie richtete den Kopf hoch auf, ein harter Zug, den er erst einmal an ihr bemerkt, ging über ihr Gesicht. »Nein," sagte sie kurz. »Auch wenn ich vergeben könnte, soweit ich selbst in Frage komme, den Jammer, den er über meine ge liebte Mutter gebracht hat, tann und will ich niemals verzeihen. Das geht über meine Kräfte. Wenn du mich lieb hast, Max, so sprich nie über diesen Menschen, auf dem der Fluch meiner Mutter ruht. Du glaubst nicht, wie mich das reizt." Er stand auf und ging mit gerunzelter Stirn im Zimmer hin und her? »Hab ich Lich erschreckt? Hast du solche Starre der Empfindung nicht in mir ver mutet? Die Medaille hat auch ihre Kehrseite. — So glühend, wie ich jenen hasse, liebe ich dich, dessen Beruf es ist, Leben und Gesund heit zu erhalten, statt sie zu zerstören." rief sie. hineinreichen, und 'nahmen Kuze. 12 Kilometer nordwestlich von Szawle: am 14. Juni fand diese Operation ihr vorläufiges Ende. Das weitere bleibt abzuwarten. Die Russen haben in allen diesen Kämpfen ungeheure Verluste an Toten. Verwundeten und Gefangenen gehabt. Dagegen sind sie mit ihrer schweren Artillerie sehr vorsichtig geworden und mit Offizieren sehr knapp. Be zeichnend ist. daß unter 14 000 Gefangenen nur wenige Offiziere waren und kein Geschütz genommen wurde. Das scheinen Anzeichen sür den Verfall der russischen Heeresmacht auch an dieser Stelle zu sein. Sie sollen beobachtet und verwertet werden. kW. T. B.j Verschiedene Uriegsnachrichten. Von der mil.Zensurbehörde zugelaffene Nachrichten. Deutschland unbesiegbar. Als Sven Hedin nach Stockholm zurückkam, wurde er von Zeitungsoertretern umringt. Einem von diesen sagte er: Deutschland kann nie militärisch besiegt werden; es spielt für Deutschland keine Rolle, wie lange der Krieg dauert. Die ausgezeichnete Rasse, die Disziplin, die Ausbildung und der Militär geist, von dem das ganze Volk durchdrungen ist, dies alles macht, daß das Land aus diesem Krieg unbesiegt hervorgehen wird. Die Aushungerungsversuche find mißglückt, man hat mehr als genügend Lebensmittel. Deutschland ist unbesiegbar. * Beschlüsse des Kriegsrats. Londoner Meldungen zmolge beschloß der Kriegsrat der Verbündeten in Calais eine er hebliche Verstärkung der Fronten in Flandern und in den Argonnen. Der Grund sind Meldungen, daß Deutschland am Ende des Monats 000 000 Mann frischer Truppen an die Westfront werfen werde, um den Angriff gegen Calais und Verdun zu forcieren. Den Vorsitz im Kriegsrat führte Joffre. * Würdige Bundesgenossen. Der .Popolo d'Jtalia' bringt einen von der Zensur unbeanstandeten Leitartikel Musso linis. Dieser enthält eine Verherr lichung des Fürstenmordes von Serajewo. Die Mörder Princip und Cavrinowitsch sollten nach dem Kriege als Wohltäter der Menschheit gefeiert werden. Der Artikel schließt: „Der Revolver Princips und die Bombe Cabrinowischs seien gepriesen." * Mißstimmung im französischen Offizierkorvs. Die .Kölnische Zeitung' meldet aus Salo niki: Von Lemnos und Tenedos kommende Personen versichern, daß bei den letzten Kämpfen vor Kritta die Engländer und Franzosen derartige Verluste erlitten, daß eine Mißstimmung im französischen Offizierkorps entstanden ist, welches die englische Oberleitung für die letzten Schlappen verantwortlich machte. Es sollen Verstärkungen abgewartet und ein neuer Angriff unternommen werden. Während der letzten Woche sind tatsächlich in Lemnos und Tenedos größere Truppentransporte ein- getroffen, die vorläufig zurückgehalten werden. Und willst du nicht mein Bruder sein... Die Lage in der Ostsee ist nach einem Aufsatze des Admirals Degoup in der,Revue des Deux Mondes' für Rußland noch immer ungünstig, La es durch die über mächtige deulscke Flotte bedroht werde und von England nichts geschehe, um die Deutschen abzuziehen. Die Untätigkeit dereng- lil chen F.Iotte sei unbegreiflich, sie müsse endlich einen Angriff auf Helgoland und Kuxhaven unternehmen oder wenigstens eine der friesischen Inseln als Basis für Unterseeboote und Luftschiffe besetzen. Man müsse Däne mark, ob es wolle oder nicht, zum Anschluß zwingen, um England eine Landung inNord- deutschland zu ermöglichen. Auch die Neu- tralitätNorwegens und Schwedens könne nicht länger geduldet werden, da durch sie eine völlige Abschließung Deutsch lands vereitelt werde. Auch im Mittelmeer sei man von einem Erfolg weit entfernt. Die französische Flotte habe unbegreiflicherweise Das Blut stieg ihr vor Erregung ins Gesicht und ihre Augen blitzten. Mit einer fast wilden Bewegung warf sie sich an seine Brust und umklammerte mit beiden Armen seinen Nacken. Es war das erstemal, daß sie in dieser Art seinen Liebkosungen entgegenkam, aber es kam ihm kaum zum Bewußtsein. Seine Gedanken beschäftigten ihn in diesem Augenblick zu sehr. „Ich ängstige mich um dich, Liebling," sagte er gepreßt. „Wir sind alle schwache Menschen, auch die besten straucheln und fallen. Solch blindes Vertrauen ist immer gefährlich. Wer weiß, du könntest ja auch einmal Veranlassung finden, an mir irre zu werden, und dann?" „Max," rief sie erschreckt, aber gleich darauf lackte sie glücklich auf im Gefühle stolzer Sicherheit. „Irre an dir? Bange machen gilt nicht, du Böser. Ich kenne dich zu gut. Du wirst vielleicht mit der Zeit ein schrecklicher Tyrann werden, dazu hast du wenigstens Anlage, das sagen mir auch diese kleinen Linien um deinen Mund, aber will ich denn etwas anderes, als mich dir unterordnen? Laß die Welt von Emanzipation reden so viel sie will, wir empfinden die Freiheit auf die Länge doch nur als eine Last und sind nicht eher glücklich, als bis wir unseren Meister gesunden haben. Wir sind nun einmal die geborenen Sklaven." Er blieb ernst, fast finster. »Ich habe meine Kämpfe gehabt, meine Versuchungen und Verfehlungen so gut, wie jeder andere. Die Jugend und das heiße Blut spielen uns allen ihre Streiche. Du darfst nicht erwarten, einen Enget in mir zu noch nickt einmal die Eisenbahn Ragusa— Catiaro zerstört. Polltilcbs UrmälLdLN. Deutschland. " Dis vorliegenden Washingtoner Privat meldungen über den Eindruck der deut schen Antwortnote widersprechen durch aus der tendenziösen Pariser Mitteilung, daß man den Inhalt in allen amerikanischen Kreisen sür ungenügend erachte. Man zitiert Äußerungen von Senatoren und Großindu striellen, die trotz mancher Bedenken gegen die Möglichkeit einer praktischen Durch führung die deutschen Vorschläge zur Sicherung des transatlantischen Verkehrs doch als bemerkenswerten Fort schritt zur Verständigung bezeich neten. Volle Zustimmung zu den deutschen Vorschlägen gibt sich in den leitenden Kreisen mehrerer europäischer neutraler Slaaten kund. "Die .Köln. Ztg.' meldet aus Berlin: Der zur vorübergehenden Vertretung des seinen Kururlaub antretenden deutschen Botschasters in Konstantinopel, Frhr. v. Wangenheim, aus ersehene Fürst zu Hohenlohe-Langen burg wird in den nächsten Tagen die Reise nach Konstantinopel antreten. Die in der Presse schon ausgesprochene Vermutung, Fürst zu Hohenlohe-Langenburg werde aui dem Wege nach Konstantinopel Buka rest und Sofia einen kurzen Besuch macken, kann als zutreffend bezeichnet werden. "Der Präsident des preußischen Herren hauses. v. WedeI - Piesdorf, ist in seiner Dienstwohnung an den Folgen eines Schlag anfalles im Alter von 78 Jahren ge storben. — Der Verstorbene ist im Jahre 1912 als Nachfolger des Herrn v. Manteuffel Präsident des Herrenhauses geworden, dem er seit dem Jahre 1886 anoehörte. Bis zu diesem Jahre war er jert 1879 auch Mitglied Les preußischen Abgeordnetenhauses. Auch dem deutschen Reichstage hat Herr v. Wedel 16 Jahre lang angehört, und er wurde sogar kurz nach seinem Eintritt in den Reichstag im Jahre 1884 Präsident des Hauses. Vier Jahre lang hat er dielen Posten bekleidet. Als Landrat schied er 1876 aus dem Staats« dienu, wurde 1881 aber wieder als Regierungs präsident in Magdeburg angestellt und 1888 Hausminister Kaiser Wilhelms II. Als er als Siebzigjähriger aus diesem Amte schied, wurde ihm der Rang eines Staatsministers verliehen. Italien. " Der Mailänder .Secolo' klagt darüber, daß die Großgrundbesitzer und die reichen Rentenbesitzer Italiens bei Zeichnung d er Kri e gsanleth e v o ll- kommen versagt hätten. Auch .Popolo d'Jtalia' hebt hervor, daß besonders in Apulien sich dis Grundbesitzer weigern, sür die Kriegsanleihe oder andere Kriegszwecke Geld herzugeben. Die Ernte in Apulien sei schlecht, die Getreideernte zum großen Teil zerstört. Rußland. " Der Seniorenkonvent der Duma beschloß, das Ministerium zu ersuchen, die Ein- berusungder Duma zu beschleunigen, anbeiwalls würde oas Eingreifen der Duma zu spät kommen. Balkanstaaten. " Der hervorragende rumänische General Mustazza veröffentlicht im .Üniversul' einen amievenerregenden Artikel, worin er der deubch- üsterreichischen Heerführung ein begeistertes Lob zollt. Ein Vorgehen Rumäniens an der Seite oes Vierverdandes wäre bei der jetzigen militärischen Lage Wahnsinn und müßte Heer und Land Rumänien der Vernichtung zutrei d em. Das tapfere rumänische Heer verdiene mcht, sich sein Grab in den Karpathen zu graben. Diese Aurfüdrungen sind unuo wichtiger, als. wie die „Kölnische Zeitung' berichtet. Musiazm sich im Feldzug gegen Bulgarien besonders ausgezeichnet hat. "Mehrere griechische ministerielle Blätter erklären, daß der König wahrscheinlich ein Koalitions Ministerium aus allen Parteiführern bilden werde, wenn die ernste Frage der auswärtigen Politik zur Be sprechung kommen sollte. finden," sagte er, indem er einen leichten Kuß auf ihre Stirn drückte. Es lag beinahe ei was Scheues in der Bewegung. Statt aller Ant wort hob sie den Kopf und bot ihm ihre Lippen, mit einem hinreißenden Ausdruck zärtlicher Hingebung in den Augen. Er drückte sie sanft an sich. In wortloser Bewegung sah er auf das Gesicht herab, das sich so vertrauensvoll an seine Brust schmiegte. Wo war die Kälte, die Zurückhaltung, die andere so ost an ihr bemängelt hatten? »Ich will ein Schurke sein, wenn du es je durch meine Schuld bereust, daß Lu mein geworden bist," dachte er. Unter seiner Hand fühlte er ihr Herz stürmisch klopfen, Lies liebe Herz, das ihm so ganz gehörte. Eine sonderbare Beklemmung überkam ihn. Sein Besitz schien ihm am ein mal geiährdet und unsicher. Würde es ihm denn möglich sein, ihn sich immer zu bewahren wie heute? War die Verantwortung, die er übernahm, nicht zu groß? „Uno nun genug des Ernsten und Traurigen," sagte Klara mitten in seine Beirachtungen hinein, als ob sie fühlte, daß sie ihm die Stimmung ver dorben habe. »Erzähle mir nun aus deinem Leben. Ich brenne förmlich darauf. WaS könnte es Interessanteres sür mich geben?" „Ach, liebes Kind, da ist wirklich nichts zn erzählen," sagte er, während er seine eigenen Gedanken mit Anstrengung abschüttelte. „Es war eine ganz gewöhnliche Dutzendexistenz, nicht einmal interessant durch Entbehrungen. Die äußeren Umriffe kennst du übrigens auch alle schon. Da waren meine Studienjahre in Bonn und Heidelberg, dann die Examina, das Suchen nach einem Arbeitsfeld. Es nuckelte
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