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Ottendorfer Zeitung V«;»sspret,: l^o Mark ftri ks hsss. d« SeschSstsstelle abgehslt viertel- Mrltch ( Mk. Einzelne Nummer »o pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag «ch Li,imak,»n- Nachmittag, UnterüaÜung« llNl! Mnzeigeökatt Für Li» kletns^ali^e Ä»rP«-KrÄ »>«r Liren X«m io pfg. — Im NtklamrOÜ fiir »t« Nttntzalttgr Ptttt-Ktti» „ Ps». A»t«t§«nannal>me bi» A E»D. Mtt V-ch«nMch erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel Md »«del" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". v»ck »d Verlag »m Hermann Rühle, Buchdruck»«: in Groß-Vkrilla. verantwortlich für di« Redaktian h. Rühle in Nummer ft3 Mittwoch, den 22. September W5. l^. Iahrqanq Neuestes vom Tage. — Von der großen Offensive der Fran zosen verlautet immer noch nichts. Aus der Rede aber, die Lord Kitchener am Donners tag im englischen Unterhause dielt, ergab sich vaß England sein Möglichstes zu tun ent schlossen ist, um die Franzosen zu entlasten. Lord Kitchener wird also die englische Front nicht nur verstärken, sondern auch erweitern, in der Absicht, den Franzosen die Möglichkeit zu geben, mit weit überlegenen Kräften noch- mals an einer geeigneten Stelle einen Durch bruch zu versuchen. Wo das sein wird, das ist schwer zu sagen. Zwischen Lille und Arras, wo man sich schon unzählige Male blftige Köpfe geholt hat. ohne irgend etwas zu erreichen, wird man eö kaum noch einmal versuchen, aber vielleicht erscheint die Front ur oen Argonnen als der gegebene Raum Ls ist bekannt, das die Franzosen die Schlappen, die sie erlitten haben, nur schwer .erschmelzen können und sich einem weiteren Vordringen unsererseits mit größter Ent tchlossenheit widersetzen werden. Daß sie hier eisng an der Arbeit sind, die Scharten wieder auszuwetzen, wurde schon wiederholt in unsern Heer» «berichten erwähnt, und auch der letzte Bericht weist auf umfangreiche Schanzarbeiten des Feindes hin, allerdings mit dem Hinzu fügen, daß die schanzenden Abteilungen unter blutigen Verlusten zersprengt wurden. Die Arbeit in den Argonnen wird für die Fran zosen, falls sie hier etwes erreichen wollen, also auch nicht leicht sein. Das wissen sie b», und deshalb werden sie auch nur dann uva« unternehmen, wenn sie weit in der Nrvcrzaht sind, und über Unmengen an Mumuon verfügen, mit der es immer noch zu hapern scheint. Ferner wird noch ein iLeicchl bei Broy, südlrch Albert, das nord- östtlch von Amiens liegt, ermähnt, welches zu unseren Gunsten ausging, während die Franzosen erhebliche blutige Verluste erlitten. — Großiürst Nikolai wurde nach dem Kaukasus in die Verbannung geschickt. Und unter oem hehren Oberbefefehl des Zaren aller Reußen sollte sich jetzt das Schicksal wenden. Man feierte im voraus papierne Siegesfeste in Petersburg. Eiue neue ge- waltrge russische Offensive wurde angekündigt aus Galizien meldete man Riesenerfolge, der Zar galt schon in höchsteigener Person als der Reiter des Vaterlandes. Aber ach, nur wenige Tage konnte man schwelgen in um Müllten Hoffnungen, denn Hindenburg und Mackensen, sowie der Bayernprinz Leopold waren rücksichtslos genug, weiter ihre Sieges bahnen zu wandeln. Kaum eine Woche, und auch dre Wilija und die Welwianka sahen das Russenheer eiligen Schrittes zurückfluten, wie es vorher der Njemen gesehen hatte. Die neue Schlacht, von der man den Wandel des Schicksals erhoffte, ging verloren wie alle früheren, und wieder begann das Wandern gen Otten, dieses schreckliche, unaufhaltsame Weichen vor dem harten Nachdringen eines unerbittlichen Feindes. Wilna und Düna- bkrg, drese beiden festen Plätze, nahmen den Rückzug der Ruffen auf, in ihnen erwartete man den Ansturm des Gegners standzuhalten. Aber auch Wilna ist jetzt gefallen und un- dille.dar vor ven Toren Dünaburgs stehen -Ar siegreichen oeulschen Truppen, wohl nur nvch eine kurze Frist gönnend, bis auch diese Fettung in ihre Hänoe fallen wird. Ein Arle^ Schicksal für Rußland, das sich mit R'eteuchrUten vollendet und das auch der Zar als Führer der Armee im Verein mit Rußkij, Alexejew, Ebert und Iwanow nicht wird abzuweuden vermögen. — Am nördlichen Dnjestr-Ufer, unweit der Re-ch. grenze, haben in der Nacht zum Montag dre Russen einen starken Ansturm unter ¬ nommen. Sie stürmten viermal. Die ersten sieben russischen Schwarmlinien wurden, bevor sie zu den Drahtverhauen gelangten, von unseren Maschinengewehren förmlich nieder gemäht. Erst die achte nnd neunte Schwarm linie gelangte durch die Drahtverhaue. Es kam zu erbittertem Handgemenge. Nach schweren Verlusten zogen sich schließlich die Ruffen zurück. — Die „Voss. Ztg." bringt eine von der Zensur unbeanstandete Meldung des Moskauer Utro Nossij aus Kiew, wonach Freischärler und Frauen Bomben auf die Deutschen ge schleudert oder in anderer Weise mitgekämpft haben. — Nach Peterburger Berichten ist die Abgabe des Oberbefehls über das russische Heer durch den Zaren an General Rußki als bevorstehend anzusehen. Die Petersburger Presse bereitet darauf vor, daß die Anwesen heit am Sitz der Regierung sich politisch not wendig mache. — Es läßt sich vorläufig noch nicht über sehen, welche Folgen die Auflösung der russischen Duma haben wird. Daß die Er regung über das Vorgehen der Regierung überall in den Kreisen der Opposition eine sehr starke ist, ist unbestreitbar. Goremykin scheint auch schon seine Gegenmaßregeln ge troffen haben, indem er eine ganze Anzahl von Führern der Opposition, darunter auch eine Reihe von Mitgliedern der Duma, ein fach verhaften läßt. Ob er seinen Zweck, Ruhe zu schaffen, damit erreichen wird, bleibt abzuwarten. Vorlänfig scheint man aber in der Opposition nicht den Mut zu haben — vielleicht fehlen auch die Mittel -- auf ge- waltsame Weise vorzugehen. Man „erwägt" weiter. Daß dabei nicht viel herauskommen wird, ebensowenig wie bei den Versprechungen die der Ministerpräsident gab, ist ja klar. Wahrscheinlich ist es deshalb, daß die Ne gierung der Sieger über die Duma bleiben wird. Obwohl es nicht ausgeschlossen ist, daß plötzliche Zwischenfälle der ganzen Situation unvermittelt ein neues Bild geben. — Die russische Regierung tut alles, um Unruhen die sich aus der Vertagung der Reichsduma ergeben könnten, unmöglich zu machen. Sogar Schritte gegen die einzelnen Semstwos, die sich nicht fügen wollen, werden in der schroffesten Form unternommen, und man schreckt sogar vor Aushebungen einzelner Semstwos nicht zurück. Ob es gelingen wird dadurch alle Schritte gewaltsamer Art gegen die Regierung zu unterbinden, steht dahin. Vorläufig scheint es, als ob die Gärung, die unzweifelhaft in den Massen und in der Opposition der Duma vorhanden ist, nicht die Kraft findet, zu öffentlichen Gewalt maßregeln seine Zuflucht zu nehmen. Daß auf die Dauer aber sich Unzuträglichkeiten irgend welcher Art ergeben müssen, ist so gut wie sicher. — Der Oberbürgermeister Pohl (Tilsit) ist zum Ersten Bürgermeister der Stadt Wilna ernannt worden. Dazu bemerkt der Lokal anzeiger: Unsere Verwaltung arbeitet in den besetzten Gebieten außerordentlich schnell. Gestern ist Wilna gefallen, heute hat seine Zivilverwaltung schon das neue Oberhaupt, das nach seinem bisherigen Verhalten in dem von den Russen zeitweise heimgesuchten Tilsit seine dabei bewiesene Umsicht und Gewandt heit auch für den neuen schwierigen Posten die besonderen Eigenschaften mitbringt. — Zurückgekehrte freigelaffene Oesterreicher erzählen, daß sie in Italien in grausamster Weise in fürchterlichen Gefängnissen gequält worden sind. In Genua trafen sie im Ge fängnis zehn Reichsdeutsche, die dort schon seit 96 Tagen festgehalten wurden, siebm davon waren auf der Rückreise von Spanien in Genua gefangengesetzt worden. Ueberhaupt werden Reichsdeutsche in Italien bereits so behandelt, als ob der Kriegszustand zwischen beiden Ländern herrsche. — Laut der „Kölnischen Zeitung" berichtet die Mailänder „Italia" über eine Unter redung mit dem rumänischen Politiker Ionescu, der sich über die gegenwärtige Lage sehr pessimistisch äußerte und sagte, die Quelle aller Schwierigkeiten sei der Vertrag von l912, der sich heute als großer Irrtum vom Standpunkte der Lebensintereffen der Balkanstaaten erwiesen habe. Die heutigen Forderungen Bulgariens könnten weder von Griechenland noch von Serbien erfüllt werden. — Die „Franks. Ztg." meldet aus Kou- tantinopel: Die Tätigkeit der deutschen Unterseeboote im Mittelmeer steigert jetzt die Nervosität der Entente. Vorläufig sind zu sammenhängende Ergebnisse dieser mit großer Kühnheit unternommenen Aktion, welche die Furcht und Bewunderung unserer Gegner zugleich erregt, noch nicht bekannt. Am Sonnabend torpedierte ein deutsches Unter seeboot in der Nähe von Kandia einen eng lischen Transportdampfer von 15000 Tonnen. Er war vollbeladen auf dem Wege von Aegypten nach den Dardanellen und sank in kurzer Zeit. Oertttches nnd Sächsisches. Vttendorf-Gkrllla, 2n September W5. — Am heutigen Tage begeht der in weitesten Kreisen bestens bekannte hiesige Obsthändler und Gemeindekassierer Herr Gustav Lunze die Feier der Silberhochzeit. — Die in der König!. Amtshauptmann- schäft Dresden-N durch Landwirte usw. vom Eftatzpferdedepot XII in Dresden- Seidnitz entliehenen Pferde sind Dienstag, den 28. dss. Mts., vormittags 9 Uhr in Hellerau vor der Waldschänke zu einer Besichtigung vorzustellen. Die Pferde sind unter allen Umständen pünktlich vor- zusühren und können Ausnahmen keines wegs zugelassen werden. Falls die Pferde nicht marschiähig sein sollten, hat sich der Entleiher am Gestellungsplatze einzufinden und ist die Krankheit der Pferde durch veterinärärztliche Bescheinigung (ausnahms- weise durch eine behördliche Bescheinigung) nachzuweisen. Unpünktliches oder Nicht erscheinen kann die Wegnahme der Pferde nach sich ziehen. — Auf Grund der ZZ 4 und 9 Ziffer b des Gesetzes über den Belagerungszustand vom 4. Juli 1851 wird für den Bereich des Königreichs Sachsen folgendes an geordnet: Die Herstellung von Schmuck- und Gebrauchsgegenständen aus kupfernen Führungsringen von Artilleriegeschossen sowie das Feitbieten solcher Gegenstände und die Aufforderung zur Einsendung von FUHrungsringen wird verboten. Wer das B.rbot übertritt, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft. Diese Verfügung tritt sofort in Kraft. — Am Grund der Bekanntmachung über den Verkehr mit Hülsenfrüchten vom 26. August 1915 soll am 1. Oktober dieses Jahres für den Umfang des Reiches eine Erhebung über die Vorräte an Erbsen, Bohnen und Linsen stattfinden. Zur Aus führung dieser Erhebung ist für das Königreich Sachsen eine Verordnung er lassen worden, aus der wir folgendes her vorheben: Die Erhebung erstreckt sich auf Erbsen, Bohnen und Linsen gedroschen und ungedrofchen. Wer solche mit Beginn des 1. Oktober in Gewahrsam hat, ist ver pflichtet, die vorhandenen Diengen, getrennt nach Arten und Eigentümern, unter Nennuug der Eigentümer anzuzeigen. Die Anzeige ist bis zum 5. Oktober zu erstatten. Anzeigen über Mengen, die sich mit dem Beginn des 1. Oktober unterwegs befinden sind unverzüglich nach dem Empfang von dem Empfänger zu erstatten. Die Bestände sind nur anzuzeigen, wenn die vorhandene Menge einer jeden Art, also von Erbsen, Bohnen oder Linsen, mindestens I Doppel zentner (gleich 100 Kilogramm) beträft. — Zur Aufrechterhaltung des Nacht- backverbots hat in Berlin im Reichsamt des Innern eine Vorbesprechung statt- gesunden Der Kernpunkt des nur sechs Paragraphen enthaltenden Entwurfs ist der, daß der Backbetrieb von abends 8 bis morgens 5 Uhr völlig ruhen soll. Die Bäckermeister legen Wert darauf, daß mit gleichem Maße gemessen und :ür Groß- wie Kleinbetriebe gleiche Arbeitszeit ein- gesührt werde, für den Beginn der Arbeits zeit soll in den einzelnen Landesteilen Spielraum gelassen werden. Die Brot, fabrikanten sind gegen ein gänzliches Nacht backverbot, sie wollen gewisse Nachtstunden zur Vorbereitung haben. — Pvstscheckoerkehr. Zum Ver;e!chnis der Kontoinhaber bei den Postscheckämtern im Reichs-Postgebiet, Ausgabe 1915, er scheint in den nächsten Tagen der 2 Nach trag nach dem Stande vom I. September. Er ist bet allen Postcnstalten für 40 Pfg. käuflich. Das Verzeichnis selbst (Stand vom I. Januar) kostet 2 Mk. 20 Pfg., der 1. Nachtrag (Stand vom 1. Mat) 40 Pfg. Kontoinhaber erhalten Verzeichnis und Nachträge auf Wunsch von ihrem Post scheckamt unter Abbuchung des Preises, auch können sie sich den regelmäßigen Be zug des Verzeichnisses und der im Laufe des Jahres erscheinenden Nachträge durch einmalige Bestellung bei ihrem Postscheck amt sichern. — Nach einer Mitteilung der öster reichischen Postverwaltung find nach Riva im Privatverkehr nur gewöhnliche Brief sendungen, im amtlichen Verkehr auch ein geschriebene Briefsendungen und Geldbrtefe zulässig. — Nach Görz (österreichisches Küstenland) sind von jetzt ab Privatpakete bis zum Gewicht von 5 Kilogramm wieder zu gelassen. Die Ausdehnung dieser Pakete darf nach keiner Richtung über 60 Zenti meter betragen. Wertangabe, Nachnahme sowie schriftliche Mitteilungen in den Paketen und auf den Paketkarten sind un zulässig. Kamenz. Die Krankenkassen im Be zirke der Amtshauptmannschaft Kamenz und der Städte Kamenz und Pulsnitz haben sich zu einem Zweckoerbande zu sammengeschlossen mit dem Sitz in Kamenz. Wehlen. Ein schweres Kraxlerunglück bei dem drei junge Leute getötet wurden, hat sich am Sonntag am sogenannten Vexier-Turm, nahe der Gans im Bastei- gebiete, zugetragen. Die Kletterer waren im Begriff, den genannten Felsen, dessen Besteigen verboten ist, zu erklimmen. Sie halten sich untereinander mit einem Seil verbunden. Plötzlich stürzte aber der oberste Kletterer ab und riß seine drei Kameraden mit h'nab in den Abgrund. Jener fand hierbei sofort den Tod, zwei erlagen bald nach dem Absturz ihren Verletzungen, der vierte kam mit einem Bruch des rechten Armes davon. Diese jungen Kletterer stammten aus Dresden und waren noch ungeübt im Klettersport. Da das Kraxeln am Vexierfelsen verboten ist, hätten sie sich als uner ahrene Kletterer erst recht nicht an die Bezwingung dieses 80 Meter hohen Felskegels wagen sollen-