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Ottendorfer Zeitung : 15.10.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191110150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19111015
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19111015
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-15
-
Monat
1911-10
-
Jahr
1911
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 15.10.1911
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Der Xrieg um Tripolis. G Die „Erfolge", die die Italiener im Kriege gegen die Türkei errungen baden, sind nicht ohne Einwirkung auf das Nationalgefiihl geblieben. Es bat sich vertieft und gesteigert. Damit sind auch die Forderungen gewachsen, die man jetzt an die Türkei stellt. Während man sich zu Beginn des Feldzuges mit der Schutzherrschaft über Tripolis begnügen wollte, verlangt man jetzt bedingungslose Einverleibung. Und die Regierung macht sich diese Auffassung völlig zu eigen, wie aus einer Note hervorgeht, in der es heißt, die Provinz könne nicht als außerhalb des türkischen Reiches angesehen werden, bis das Expeditionskorps gelandet sei und die Truppen Stellungen im Hinter lande beietzt hätten. Hervorgehoben wird ferner die peinliche Sorgfalt, mit der Italien durchweg Verwicklungen auf der Balkanhalbinsel vermieden und in der Bemühung, den gegen wärtigen Besitzstand zu wahren, sogar gegen sein eigenes Interesse gehandelt hätte. Die Note schließt mit dem allerdings noch etwas verklausulierten Anspruch Italiens, daß es mit einem Protekto rat über Tripolis nicht zufrieden sein könne, sondern in anbetracht der Kosten der Expedition eine Angliederung erlangen müsse. Es zeigt sich jetzt, wie weit Italien mit England und Frankreich einig war, als es losschlug: denn tatsächlich hat es immer höhere Ansprüche ge stellt, je mehr Osterreich-Ungarn und Deutsch land es vermieden, auch den weitergehenden An sprüchen entgegenzutrcten. Italien nimmt allo ohne weiteres der Türkei eine Provinz. Will es sich noch einmal im Verlaufe seiner Geschichte auf seine Friedfertigkeit und auf seine Achtung vor dem Völkerrecht berufen? Freilich, noch ist ja die Voraus setzung, die Italien selber als Bedingung sür die Angliederung bezeichnet, nicht erfüllt. Noch ist Italien nicht Herr der Lage. Und es wird das Land Schritt für Schritt erobern müssen. Das zeigt ein Bericht, der Kunde von neuen Gefechten in der Umgebung der von den Italienern besetzten Stadt Tripolis gibt. Darin heißt es: Die Vorposten der Italiener kämpften die ganze Nacht hindurch bis zum Morgengrauen unter Mitwirkung des Feuers der italienischen Kriegsschiffe, die sich der Scheinwerfer bedienten, um den Bumiliana- brunnen. Die Türken verschossen viel Patronen, doch haben, so heißt es, die Italiener keinerlei Verluste zu beklagen. Man erwartet während der vom ita lienischen Oberkommando ins Werk zu setzenden systematischen Verteilung von Militärposten in der Umgebung von Tripolis weitere nächtliche Angriffe und rechnet auf hartnäckigen Widerstand, den man zu brechen hofft, wenn das ganze Lan dungskorps (30 000 Mann) ausgeschifft ist, was in wenigen Tagen geschehen sein dürfte. Im Widerspruch mit diesem vom Kamvfesmut der türkischen Truppen zeugenden Bericht steht eine andre Meldung, wonach die in der Nähe von Tripolis stehenden Türken vom Hunger erschöpft seien und Kapitulationsverhandlungen eingeleitet hätten. Man scheint dieser aus Rom stammen den Meldung in Italien keinen rechten Glauben beizumeffen. Das zeigen die Vorbereitungen, die man trifft, um die Türken im Innern kampfunfähig zu machen. Der erste Teil des Expeditionskorps landete in Merza Tobruk, um den Hafen in Verteidigungszustand zu setzen. Merza Tobruk, das nicht weit von der ägyp tischen Grenze liegt, scheint von den Italienern nicht nur als ein Ausgangspunkt zur Be kämpfung der türkischen Truppen im Inlands, sondern auch als Stützpunkt gegen etwaige Versuche der Naiional-Ägypter, der türkischen Regierung zu Hilfe zu kommen, benutzt werden zu sollen. Erstürmung von Merza Tobruk. l ei der Landung kam es zu einem heftigen Kampf, der folgendermaßen geschildert wird: Sofort, nachdem die Beschießung des Forts s begonnen hatte, wurde eine Landungskompanie! ausgeschifft, die mit aufgepflanztem Bajonett! unter dem Feuer der Schiffsgeschütze das Fort erstürmte und dort die italienische Flagge hißte. Die aus dem Fort verjagten Türken, die sich auf die Verteidigung mit Gewehrfeuer beschränkt hatten, setzten ihr Feuer von den um liegenden Höhen aus fort. Die nunmehr im Fort befindlichen italienischen Matrosen er widerten dieses mit wohlgezielten Schüssen. Allmählich hörte das Schießen der Türken auf. Währenddem hatte sich die Stadt ergeben. Es wurden dann sofort Anordnungen für die Be setzung getroffen. Den Mannschaften wurde ausdrücklich anbefohlen, sich nicht an Frauen oder Privateigentum zu vergreifen und die religiösen Gefühle der Eingeborenen zu schonen. — Damit haben die Italiener den Schlüssel zu der Stellung der Türken im Hinterlands von Tripolis in der Hand, dessen Eroberung sich aber überaus schwierig gestalten dürfte. — Vom .Kriegsschauplatz liegen firner folgende Mel dungen vor: Kundgebungen der Ägypter für die Türken. Der ägyptische Prinz Omar-Pascha Tussun hat 100 000 Mk. für das türkische Heer ge zeichnet. Mehrere arabische Zeitungen veröffent lichen eine Liste von 60 italienischen Kaufleuten, Unternehmern und Apothekern, die von Ein geborenen gesperrt werden sollen. — Ein Nationalistenblatt wurde von der ägyptischen Regierung verboten, weil es die Stellung der ägyptischen Regierung zum türkischen Kriege scharf angegriffen hat. Die Vermittlungsaktion in der Tripolisfrage. Zwischen den Kabinetten der Großmächte dauert der lebhafte Gedankenaustausch über die Möglichkeit einer Friedensvermittlung fort und man darf annehmen, daß das Ergebnis dieser Besprechungen die Diplomatie in kurzem in den Stand setzen wird, in Rom festzustellen, inwieweit die Verhandlungen Aussicht auf Er folg im Sinne einer baldigen Verständigung der beiden kriegführenden Mächte bieten. Man hält übrigens die Verzögerung der Ausführung des Beschlusses betr. Ausweisung aller Italiener aus der Türkei für ein günstiges Vorzeichen eines baldigen Friedens, zumal es immer mehr den Anschein gewinnt, daß die türkische Re gierung, im Gegensatz zu weiten Kreisen des Volkes, nicht entschlossen ist, bis zum Äußersten zu kämpfen. Der heilige Krieg. Türkische Blätter melden, daß der im Hinterlande von Tripolitanien ansässige Scheich der Senussi, dessen Einfluß weit ins Innere Afrikas reicht, den Italienern den heiligen Krieg erklärt hat. — Der Sultan hat dem Araberscheich Imam Iahia (in Jemen) für sein Angebot, 100 000 Mann für den heiligen Krieg gegen Italien stellen zu wollen, seine Befriedigung aussprechen lassen. Auch der Großwesir antwortete dankend, fügte aber hinzu, vorläufig sei die angebotene Hilfe noch unnötig. Polirilcke Aunälckem. Deutschland. * Kais er Wilhelm ist, von Romiuien kommend, über Königsberg, wo der Monarch das Grenadier-Regiment Nr. 3 besichtigte, in Hubertusstock eingetroffen. *Der Staatssekretär des Reichsjustizamtes Dr. LiSco hatte dieser Tage eine längere Be sprechung mit den Mitgliedern der Strafprozeß kommission des Reichstags über die Frage, ob in die weitere Beratung der Strafprozeß- Novelle in der kommenden Tagung des Reichstages noch eingeireten werden könne. Die Besprechung trug lediglich klärenden Charakter, die Entscheidung wird von den Ent schließungen des Seniorenkonvents des Reichs tages, sowie von den Beschlüssen der Verhand lungen zwischen den Parteien abhängen und vor aussichtlich erst in ein bis zwei Wochen fallen. Nach der Ansicht maßgebender Parlamentarier dürfte jedoch die Verabschiedung der Strafprozeß- Novelle schwerlich in der letzten Sitzungsperiode dieses Reichstages ersolgsn. * Zu der Nachricht, daß derpreußische Landtag am 16. Januar 1912 zusammen tritt, wird der ,B. B.-Ztg/ vom Bureau des Abgeordnetenhauses mitgeteilt, daß der 16. Januar nur als der letzte Termin anzusehsn ist, an dem der Landtag einberufen werden muß. Weil die Regierung fernerhin kaum eine Tagung gleich zeitig mit den Reichstagswahlen wird haben wollen, so ist anzunehmen, daß sich der Landtag dann bis nach den Stichwahlen zum Reichstage vertagt. Eine endgültige Entschließung des Staatsministeriums ist dem Bureau des Ab geordnetenhauses bisher noch nicht zugegangen. Amerika. * Die natürliche Folge der liberalen Wahl niederlage in Kanada war der Rücktritt des Ministeriums Laurier und sein Ersatz durch ein konservatives Kabinett. Dieses ist nunmehr ge bildet, und Monk, der größte Gegner des neuesten Flottengesetzes, zum Arbeitsminister gemacht worden. Asten. *Die Zustände im Süden Chinas werden mit jedem Tage trostloser. Während die Revolutionäre immer neuen Zuzug erhalten und durch Bombsnattentate einen allgemeinen Schrecken unter der Bevölkerung verbreiten, meutern umfangreiche Abteilungen der Regie rungstruppen, so daß die Negierung strenge Maßregeln ergreifen muß, um die Beeinflussung der Soldaten von den Revolutionären zu ver hindern. Vie ^arokkoverkan Zungen. T Zum Stande der Marokkoverbandlungen erklärt die .Köln. Ztg.ß daß augenscheinlich mit der Gegnerschaft, die in Frankreich plötzlich die Kongoabtretung findet, die Absicht verbunden sei, dem französischen Ministerium ein Bein zu stellen. Anderseits wolle man den Gegner noch vor Toresschluß einschüchtern, um möglichst gute Bedingungen herauszuschlagen. Dieses Mittel werde bei Deutschland nicht verfangen. Mit ähnlichen Schwierigkeiten wie die französische, habe auch die deutsche Regierung zu kämpfen, da auch deutsche Kreise von einer Erwerbung des Kongos nichts wissen wollen. Alsbald nach der Bekanntgabe des Ergebnisses der Verhand lungen werde der Reichstag als letzte Instanz das entscheidende Wort zu sprechen haben, als dann würde auch die Kritik einsetzen, die bisher angesichts der Geheimhaltung der Verhandlungen zum Schweigen verpflichtet sei. — In Frankreich schweigt man natürlich nicht, jetzt weniger denn je. Es wird immer klarer, daß der frühere Ministerpräsident Clemenceau die Marokkofrage in der Kammer so behandeln will, daß eine Ministerkrise un vermeidlich erscheint. Seit einiger Zeit führt die ,Depeche de Toulouse', das dem „Minister- stürzer" nahestehende sozialradikale Organ, einen heftigen Kampf gegen den Ministerpräsidenten Caillaux. Der Ministerpräsident soll erklärt haben, ihm sei bekannt, daß die Angriffe von Clemenceau ausgehen. Man erachtet auch in parlamentarischen Kreisen diese Nachricht für glaubwürdig, denn seit Beginn der deutsch- französischen Verhandlungen soll Clemenceau des öfteren seinen intimeren Freunden seinen „Unwillen über die erniedrigende Haltung der französischen Negierung in dem ganzen Marokkohandel" ausgesprochen haben. Die heißblütigen Franzosen sind in dieser Beziehung sehr empfindlich und besonders jetzt, wo es sich um eine Auseinandersetzung mit Deutschland handelt, und die Aussichten für das Ministerium Caillaux sind sehr schlechte, wenn bis zum Kammerzusammeniritt — am 7. November — die Marokkoverhandlungen kein befriedigendes Ergebnis gezeitigt haben. Zu der Lage, die allgemein als „sehr ernst" be zeichnet wird, veröffentlicht die ,Voss. Ztg/ einen Bericht ihres Korrespondenten in Paris, in dem es u. a. heißt: „Die Treibereien der Regierungs- gegner, die die öffentliche Meinung des Landes gegen den Gedanken einer Gebietsabtretung an Deutschland aufhetzen, beunruhigen Herrn Caillaux sehr ernstlich. Um seine Verantwortung leichter C tragen, hat er die Senatoren lsrühcren Mussten Ribot, Clemenceau und Briand zu sich gebeten und sie über ihre Meinung in der Kongo-Sacke befragt. Herr Ribot hat nicht verhehlt, daß er die ganzen Unterhandlungen anders eingeleilet und geführt hätte. Herr Briand kam zu ähn lichen Schlußfolgerungen. Nur Herr Clemenceau soll, wie versichert wird, die Abgabe einer be stimmten Meinung verweigert und gesagt haben, der rechte Ort, seine Auffassung auszuwrcckeu, sei nicht das Kabinett des Ministerpräsidemen, sondern die Rednertribüne des Senats." D«t» kommt aber, daß auch ein tiefgehender Meinungsunterschied im Kabinett über die Frage herrscht. Hat doch der Minister der Kolonien eben erst in einer BersmmnlM des „Kongresses für Ostafrika" erklärt, daß man „dank dem kolonialen Geiste, den man früher in Frankreich nicht kannte, heute die öffentliche Meinung Frankreichs entschlossen an dem kolo nialen Besitz des Landes festhalten und ihre» Willen versichert sehen kann, ihn unberührt aus- rechtzuerhalten." Diese Äußerung zeigt dis Schwierigkeiten, die sich der endgültigen LöM der Marokkosrage noch immer entgegenstellen. In Deutschland hält man natürlich an der Grundlage der ganzen Verhandlungen fest, wozu die Gebietsabtretung gehört. Während «<» ein Teil des französischen Kabinetts die liiw^- rückbarkeit dieser Grundlage anerkennt, arbeitet der andre Teil mit der gesamten Presse eine« Gebietsaustausch, der die Entschädigung für den Verzicht auf Marokko bildet, direkt entgegen. Die Regierung lindes nur bei wenigen Blättern Rückhalt, u. a. sm dem .Figaro', der schreibt: „Viele Leute schreie» bei uns über Demütigung, weil die Regierung einen Teil des Kongo an Deutschland abtceie» will. Diese Abtretung ist gewiß sehr unan genehm, aber wir wußten es, und wir hatte» sie grundsätzlich bereits seit Juli angenommen Am ersten Tage, an dem wir in Unterhandlungen traten, mußten wir wissen, um was es st« handelt: um die Freiheit des Handelns ff» Frankreich in Marokko gegen Überlassung von Gebietsteilen des Kongo an Deutschland. Jetzt ist es zu spät, darauf noch einzugehen, können nur noch über den Umfang der Ent schädigung unterhandeln. Mit gutem Wiste» und mit Geduld kann man zu einer für beide Länder annehmbaren Lösung gelangen." Aste« Anschein nach fehlt es aber, dank der Tätigst'- der Herren Clemenceau und Delcasss sowie W» Freunde an diesem guten Willen. Die öffentliche Meinung ist erregt und bedroht somit das Zu standekommen des ganzen Marokkovertrage^ Denn wenn am 7. November, bei der Eröffn«»» der Kammer, das Abkommen nicht geschlosst» ist, sieht sich Herr Caillaux einem allgemeine» Angriff gegenüber, dem er zweifellos nicht ge- wachsen sein wird. — Dann kann das liebst^ Marokkospiel von neuem beginnen, — »«»» Deutschland noch einmal dazu Lust hat. * * » * Die letzte Unterredung zwischen dem Sta^- sekretär v. Kiderlen-Wächter und de« französischen Botschafter Cambon ist fürdie Erledigung der Marokkofrage entscheidend wesen. Halbamtlich wird nämlich bekanntgegebe»' „Der auf Marokko bezügliche Teil des delitz- französischen Abkommens ist nunmehr unter zeichnet worden. Die damit zusammenhängen den Verhandlungen über Gebietsentschädigu»/» sind wieder ausgenommen worden." Protest Moiff-Metternicb. Der aussehenerregende Prozeß gegen de§ GrafenWolss-Metternich, dem Neffen des deutsche Botschafters in London, nähert sich seinem E»dc. Nach einer an Zwischcnsällen überreichen Ver handlung, in deren Verlauf es wiederholt H Auseinandersetzungen zwischen Staatsan»^ und Verteidigern kam, wie sie äußerst jelte« »» Gerichtssaal sind, hat der Staatsanwalt «M» den Angeklagten wegen mehrerer Fälle ve» Betruges und wegen versuchten Betrug 1V» Jahr Gefängnis beantragt. K: k^mäesliebe. 10) Roman von Rolf Cormans. (For setzung.) „Nun, das wohl nicht," antwortete Rechts anwalt Sieveking. „Der Sanitätsrät Küster, der deinen Vater behandelt, hat jedenfalls noch nicht jede Hoffnung aufgegeben. An eine völlige Wiederherstellung freilich, so sagte er mir gestern, sei kaum zu denken, da sich das lange vor handene Herzleiden während des Krankenlagers bedeutend verschlimmert habe. Aber es könne unter günstigen Umständen doch noch Monate, ja selbst Jahre dauern, bis —" „Unter günstigen Umständen!" Wie ein Aufschrei schmerzlichen Grolls war dieser Ausruf aus Walter Gemsdorffs Brust gekommen. Und nach einem kurzen Schweigen fügte er ruhiger hinzu: „Er weiß natürlich noch immer von nichts?" „Nein. Da der Sanitätsrat der Um gebung des Kranken erklärt hat, daß es — daß es —" „Vollende nur ohne Scheu! Da er erklärt hat, daß es sein gewisser Tod sein würde, wenn er etwas erführe, so hat sich selbst meine Frau Stiefmutter entschlossen zu schweigen — nicht wahr? Und es wird ihr bei ihrer großen Liebe für mich doch gewiß herzlich schwer." „Du tust ihr umecht, Gernsdorffl Die arme Frau leidet furchtbar, und sie trägt ihr Geschick wie eine Heldin. Für ihren ganzen Bekanntenkreis bildet sie einen Gegenstand der innigsten Teilnahme — fie sowohl wie deine Schwester, die fest Wochen ganz in das Eltern haus übergesiedelt ist, obwohl man sagt, daß ihr Gatte keineswegs damit einverstanden ge wesen sei." Der Gefangene wandte sein Gesicht dem Fenster zu und legte einige Sekunden lang die Hand über die Augen. „Arme Käthe!" murmelte er. „Nun ist es mit ihrem sonnigen Frohsinn Wohl auf einige Zeit vorbei!" Sieveking glaubte die weiche Regung im Herzen des finsteren Freundes nicht ungenutzt vorübergehen lassen zu dürfen. Er stand auf und faßte ihn vertraulich an der Schulter. „So wollen wir denn um ihretwillen alles Menschenmögliche tun, das Schlimmste von dir abzuwenden, Gernsdorff! Ich weiß, daß du bis jetzt noch das Wichtigste verschwiegen hast, was dich entlasten kann und —" Mit einer heftigen Bewegung wandte sich der junge Arzt nach ihm um, und seine Augen blickten düsterer denn zuvor. „Woher weißt du das? Was weißt du übechaupt? Willst du denn, daß ich dir irgend ein Märchen erzähle, um es den Richtern wiederholen zu können? So laß dir's doch endlich genug sein mit dem, was ich dir einmal erklärt habe. — Bist du nur gekommen, um mich zu guälen?" Der Rechtsanwalt trat zurück. „Nein, gewiß nicht," sagte er ruhig. „Ich glaubte nur, dich aus unserm langen Verkehr einigermaßen zu kennen. Erinnerst du dich wohl noch jenes Vorfalls aus der Obersekunda? Man hatte dich einer ehrenrührigen Handlung verdächtigt, weil der Schein gegen dich sprach und weil der Ordinarius dir aus einem früheren Konflikt, bei dem er den kürzern ge zogen hatte, bitteren Groll nachtrug. Es wäre dir ein leichtes gewesen, dich zu rechtfertigen, aber du hülltest dich in trotziges Schweigen, und man war eben im Begriff, dich mit Schimpf und Schande von der Anstalt zu entfernen, als der wirkliche Übeltäter im letzten, entscheidenden Augenblick mit seinem Geständnis hervortrat." Walter Gemsdorff stand wieder an dem vergitterten Fenster und starrte in den melancho lischen, grauen Gefängnishof hinab. „Weshalb erzählst du mir das? Willst du aus jenen halbvergessenen Kindereien einen Schluß ziehen auf meine gegenwärtige Lage? Hältst du mich, den dreißigjährigen Mann, für so knabenhaft töricht, daß ich meine Ehre, meine Zukunft, alles, was einem Menschen dasein Zweck und Inhalt geben kann, hinwerfen sollte, ohne durch die grausamste Notwendigkeit dazu gezwungen zu werden?" „Nein, für so töricht halte ich dich nicht. Ich dachte nur daran, daß du dich in bezug auf das Vorliegen einer Notwendigkeit vielleicht inr Irrtum befinden könntest. Auch damals glaubtest du ja sicherlich, nicht anders handeln zu dürfen, und wenn —" „Aber so laß doch endlich diese alten Ge schichten! Wahrhaftig, ich hätte besser getan, einen Verteidiger zu wählen, den keine freund schaftlichen Empfindungen gehindert hätten, mich von vornherein für einen Schurken zu halten." „Gut! Lasten wir also diese freundschaft lichen Empfindungen beiseite. Wenn ich aber selbst annehmen will, daß du in deins« Briefe an Professor Bardow, wie bei deins« Verhör vor dem Untersuchungsrichter nur lautere Wahrheit gesagt hast, wäre nur dn» das Zeugnis deines Vaters von äußes», Wichtigkeit; leider aber konnte der bisher n'« nicht befragt werden. Seine finanzielle Lage« mir, wie vielen andern Leuten hier in Stadt, kein Geheimnis, und daraus schließe daß du, uni ihm aus der Verlegenheit zu HM»- in einem Augenblick geistiger Unzurrchnung-- fähigkeit den Wechsel gefälscht, wenn du c» überhaupt getan hast; er allein war es, der vo» deiner Tat einen Vorteil hatte, und Er tonnte nicht vollenden, denn der fangene hatte ihm beide Hände auf Schulter gelegt und sagte, ihn unierbreckd' mit nachdrücklicher, fast feierlicher tonung: „Daß wir uns ein sür allemal »so stehen, Sieveking! Du wirst mir hier »« der Stelle dein Ehrenwort geben, lnn»s Vater aus dem Spiel zu lassen — unbedmi' ohne Einschränkung und Vorbehalt! das Geld für ihn bestimmt war oder '» mich — an der Tat, die ich eingestandcn wird dadurch doch nicht das mindeste geänoeck Und er hat in seinem Leben genug gekLE und gelitten! Ich will, daß er wenigstens'» Frieden sterbe! Den werde ich so n un meinen Todfeind ansehen, der ihn daran Hinde:» Es war etwas in seiner Stimme, das de Freund bis ins innerste Herz erschütterte. „Ich ehre deine kindlichen Empfindling Gernsdorff; aber du weißt vielleicht nickt, wie»« diese hochsinnige Pietät dich möglicher»"! — Zur Fi deriammlungc daltung jetzt Der Anregun in Fortfall z daliung nicht kinen bezügl Die Bezirks! gegen diesen ober verfügt, für die kont: führen. So Ueriammlung tzfüchtige wir'c !unq eines Aus häuslick Gründen köi Besuche statts genügend beg Kontrollverwi Aung abgele der Konttolli bisrüber am ieilung gemcn Kontrollbezirk irollversammli Mchtigt. Das leinen Vrobef sfahitgeichmin Und damit so! »Osssriesland' »IS auch die g bedeutend üb« Deutsche Kholeragcfo Saloniki und Reichskanzler, stimmt: Die »ad aus den deutschen Haie Ausassen sind lussung zum suchen. Bnrgerki für kommuna Brimcmer der über Bürger! don den Düs Uiigi worden. Bernmltungsb geholten. Für die Genehmig Ut worden, die Akademie dssvuderen F db ordentliche Internat Hygiene, R °sr italienisch dieses Jahres Minten des smiouale Au statt. Die ita l». November 'Rung etwa Werden. Wss die deutsche Jt ostet, daß »ultung die B '»nnnenden ii iuelt findet. LU 175 Myebisscu. Eber in Ba der letzten N Mr den groß Nuste in dem Mr fand ar Mner totgebi der Räuber, geschleppt. 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