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Wochenblatt für Pulsnitz, Radeberg, Königsbrück, Radeburg, Moritzburg und dercu Umgegend. Rcdigirr von ^den veranrwvrrlichcu Redacteure» E. Förster i» Pulsnik und Th« A- Hertel in Radeberg. Verlag von E. Förster in PulSuift und Th. A. Hertel in Radeberg. — 9. Freitag, den 3. März, 1834« Bekanntmachung. Vorschriftmäßig wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß Hr. Registrator Riehle in Radeburg die zeit- her von ihm innegehabte Spezial Agentur für die Aachen-Münchener Feuerversicherungs-Gesellschaft inedergelcgt hat und solche auf dieösallsigen Antrag mit Hierseiliger Genehmigung auf Hrn. Bürgermeister und Apotheker Lauterbach allda tberlrageu worden ist. Dresden, am 17. Februar 1854. Königliche Amtshauptmannschaft, v. BZinklcr. H Kurfürst Johann Friedrich -er j wird bei der heullgen Wiederkehr seines Todestages nach drelhundert Jahren in den sachsen ernestinischen Landen und gewiß vielfach auch außerhalb derselben dem Sachsenvolke in's Gedachtniß gerufen werden. Wldwen wir diesem treuen Zeugen und standhaften Bekenner des wieder gewonnenen reinen und freien Evangeliums, diefem muthigen Schirmherrn und schwer geprüften, aber glorreich bewährten Märtyrer des Protestantismus auch in unserer Zeitschrift einige Blätter, indem wir-versuchen, in den am meisten hervor tretenden Zügen ein, wenn auch nur flüchtiges, Bild von ihm zu entwerfen. Johann Friedrich, der Sohn Johann's des Beständigen und Neffe Friedrich's des Weisen, war am 30. Juni 1503 zu Torgau geboren. Mit einem starken Gedächlniß und tüchtigen Verstände begabt, entwickelte er sich unter Leitung des trefflichen S palatin ziemlich schnell und meinte spater, wenn er ihn behalten hätte, würde er sich zur Höhe der schönen Wissenschaften erho ben haben. So aber habe sein zweiter Lehrer ihn vernachlässigt und zu sehr sich selbst überlassen. Eine desto dankbarere Anhäng- lichren bewahrte er seinem Spalatin bis zu dessen Tode, betheiligte sich mit vieler Einsicht und regem Eifer an dessen historischen Arbeiten uns drang bei ,einen eignen Prinzen vor Allem auf klassische Bildung nächst dem Unterricht im evangelischen Christenchum. Das letztere schlug in der Seele des zum Jüngling heranreifenden Knaben die tiefsten Wurzeln. Als der erste Katechismus-Unter richt zu Torgau emgesührl ward, brannte er vor Begierde, ihm mit den übrigen Knaben beizuwohnen. Luther, dessen kühnste rciormatorgche Thäcigkeit eben in zeme Entwickelungs-Periode fiel, gewann für ihn geradezu prophetisches Ansehn. Bei dem immer mehr hervortrecendcn Gegenlatze zwischen römischem Kalhostcismns und Protestantismus verzichtete er gern auf die Verbindung mit Karl'sV. Schwester, die ihm zum Dank für seines Oheims Bemühungen um dessen Gelangung zur Kaiserkrone bereits förmlich verlobt war. Statt ihrer vermählte er sich mit der ihm geistes- und glaubeusverwandten Herzogin Sibylla von Cleve. Noch bei Lebzeiten Friedrich's d. W. wurde er zu deu Verhandlungen in geistlichen und weltlichen Sachen herbeigezogen, nach dessen Tode von seinem Later auf die Reichstage mitgenommen oder auch zur Veltretung desselben allein dahin gesendet. Er ragte schon hier durch die Festigkeit seines Glaubens vor Andern hervor, zeichnete sich auch öfter durch treffendes Urtheil aus. So be>onders zu Augsburg, l53O, wo er mit Mel auchtho n's Nachgiebigkeit gar nicht zufrieden, desto einstimmiger aber mit Lu ther war, mit dem er die lebhafteste Correspoudenz unterhielt. Als ihm ein Päpstler bewegen wollte, Christl Wort bei der Ein setzung des Abendmahls „trinket Alle daraus" gehe doch nur auf die Apostel, mithin auch nur auf deren Nachfolger, die Clcriker, antwortete er: „Wohlan, dann gehl auch nur auf sie das Wort: Ihr seid wohl rein, aber nicht Alle." — Lor Allem ist er treu, redlich, zuverlässig durch und durch. Er har den tiefsten Abscheu vor jeder Unwahrheit, vor jedem falschen Scheu: und wissentlich nie fein Wort gebrochen. Fast noch Kind hatte er auf der Wartburg einem armen Manne, der ihm emen Dienst geleistet, einen Nock versprochen, aber die Sache vergessen. Als er die Regierung angetreten, erinnerte ihn eine Bitt- schutt des Manes daran. Sofort zieht er seinen Sammelrock aus und schickt ihm denstlben. „Denn was ein Fürst zusagt, soll er billig halten." — Ucber den Vorwurf, daß er, als er nach langem Zaudern gegen den Kaiser zu den Waffen griff, seine Treue ver letzt habe, wußte er sich erhaben, da eS nur in der höchsten Noth, nur für die Freiheit des Glaubens geschehen war. Auch Karl und die Spamer, die wegen seines redlichen Gemülhes zu ihm bald „eine besondere Beliebung" bekamen, überzeugten sich davon und nahmen den Vorwurf zurück. Zwar nicht zum Feldherrn im großen Styl geboren, war er doch voll persönlicher Tapferkeit. Als er nach vielen und großen Fehlern der Bundesgenossen im schmalkaldychen Kriege zu der unglücklichen Schlacht bei Mühlberg kam, alö Alles rings um floh, vielleicht weil Lcrrath im Spiele war, hielt er mit wenigen Getreuen Stand und wehrte sich mannhaft. Durch einen Echwerlhieb über die linke Wange verwundet, wollte er sich nicht den herandringenden Ungarn und Jtalianern, sondern nur einem Deutichcn ergeben. Thilo v. Lrottau empfing von ihm Ring und Schwert. Die Memoirenschreiber auf kaiserlicher Seite, em Avila uno S cipio Amiralo hatten bisher fast nur die außerordentliche Größe und Stärke des Körper« (smisuratrt §rui:- v K'i-osseE) an ihm gerühmt, an welcher er semeö Gleichen ,uche im Reich. Jetzt, bei seinem tragischen Geschick, urtheilen sie anders. Der Letztere sagt, seine edle Haltung, sein hoher Much, als er, wie emst König Porus vor Alexander, mit Staub und Blut bedeckt vor den Kaiser geführt ward und verlangte, er solle ihn alö Reichsfürsten behandeln, seien ewigen Gedächtnisses werth. Karl selbst meinte, wenn sich alle wie er gehalten hatten, würde er gar nicht oder nur mit den größten Opfern zum Siege gelangt sein. (Schluß folgt.)