Suche löschen...
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 27.03.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189403273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18940327
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18940327
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-03
- Tag 1894-03-27
-
Monat
1894-03
-
Jahr
1894
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
theilung allein für die preußischen Staatswald-Reviere auf ca. 700000 Festmeter geschätzt. Weiterhin stellte sich heraus, daß schon für einzelnen der am meisten getroffenen Regierungsbezirke die Windfallmaffe auf etwa 500000 Festmeter und für die Gesammtheit unserer Staatsforsten auf zwei bis drei Millionen zu veranschlagen sei. Hierzu würde das gesammte nicht mit inbegriffene Holz der nach der Fläche, wenn auch leider nach dem Quantum der — meist gefährdeten — Altbestände weit überwiegenden Privat- und Gemcindeforsten treten. Vaterländisches. Wilsdruff, 26. März. Der gestrige erste Osterfeiertag erglänzte in ungetrübten Sonnenglanz, tausende von Menschen hinaus die Gottesnatur lockend. Auch am heutigen zweiten Feiertag steigt die goldene Sonne in majestätischer Pracht am Firmament herauf, ihre Strahlen in noch größerem Wärme grade auf die Muttererde herabsendend. Der Berkehr auf unserer Bahnlinie Potschappel-WilSdruff war ein sehr reger unv waren namentlich unter den Osterbesuchern zahlreiches Militär zu be obachten. Erstmalig ertönten nach Beendigung des Frühgottes dienstes vom Rathhausthurm herab die feierlichen Klänge eines Chorals, die Kirchenbesuche'' heimbegleitend in stiller Erbauung des so herrlich ausgelegten Gotteswortes. In der II. Vor mittagsstunde hatte sich zahlreiches Publikum auf dem Markt platz eingefunden, uin die in diesem Jahr erstmalig ertönende Marktmustk unserer Stadtkapelle zu bewundern. Das am Abend im „Hotel zum Adler" gebotene Konzert unserer Stadt kapelle war verhältmßmäßig gut besucht, doch dürfte unserer Stadtkapelle bei dem am dritten Feiertag im Saale des „Schießhauses" stattfindenden Konzert ein weit lebhafterer Besuch zu gönnen sein. Diesem Konzert folgt Ball. — Der jetzige,Reichstagsabgeordnete, Herr Oskar Hänichen, hat seine Stimme,' gemäß Beschluß der Reformpartei, gegen den russischen Handelsvertrag abgegeben. Er war, obwohl er wegen eines Nervenleidens auf Wochen von den Reichstagsver handlungen beurlaubt ist, dennoch nach Berlin geeilt, um bei dieser wichtigen Abstimmung seine Pflicht erfüllen zu können. — Zur Einkommensteuer eingeschätzte Personen gab es im Jahre I8S2 im Königreiche Sachsen 699979 Stadtbewohner und 473 733 Landbewohner. Die Bewohner des platten Landes bildeten also die größere Hälfte. Gleichwohl bezogen sic von den Gesammteinkommen der eingeschätzten Personen Sachsens nur 38,86 Proz., während auf die Stadtbewohner61,14Proz., entfielen; denn das Gesammteinkommen auf dem Lande be zifferte sich auf 615854885 M., in den Städten aber auf 969095 747 M. Der Wohlstand der Städte gegenüber den Dörfern tritt durch vorstehende Zahlen in überraschender Weise ans Licht. Während die Städte nach der letzten Volkszählung nur 47,53 Pro;, der ganzen Bevölkerung haben, tragen sie zu der Einkommensteuerlast 71,60 Proz. bei; denn die Städte haben rund 16 Millionen Mk. Einkommensteuer aufzubringen, die Dörfer nur 6'/, Millionen Mark. — Der letzte Schneefall hat in den Waldungen Sachsens doch viel gewaltigeren Schaden angerichtet, als man annehmen konnte. Jetzt erst ist ungefähr zu übersehen, wo die Wucht des Schnees vernichtend für Bäume geworden ist. In den städtischen Forsten von Bischofswerda z. B. haben die Bestände — ganz wie an vielen anderen Orten — furchtbar gelitten und bieten einen recht traurigen Anblick dar, sodaß der Schaden auf Tausende von Mark zu berechnen sein dürfte. Anderwärts sieht es auch nicht besser aus, auf der Zittauer Landstraße bei Steinigtwolmsdorf mußten auf dem sogenannten Steinberg 200 Stämme beseitigt werden, um den Verkehr wieder frei zu machen und so kommen von vielen Revieren des Oberlandes die be- trübendsten-Nachrichten. — Am 1. April tritt die neue reichsstrafgesctzliche Be stimmung in Kraft, wonach solche Familienväter strafrechtlich verfolgt werden können, die in der Lage sind, ihren Angehörigen den nothwcndigen Unterhalt zu gewähren, die aber gleichwohl ihre Familie der Armenpflege überlassen. Die Armenverwalt ungen werden gewiß schon in ihrem eigenen Interesse dafür sorgen, daß diese Befugniß überall zur Anwendung gelange und daß gegen pflichtvergessene Ehemänner und Väter mit aller Schärfe vorgegangen werde. — Zu dem Zusammenschluß der sächsischen Ordnungs parteien gegen die Sozialdemokratie schreibt die „B. B.-Ztg.": „Das Vorgehen der staatserbaltenden Parteien Sachsens gegen die Sozialdemokratie innerhalb wie außerhalb des Landtags ist eine bedeutsame Erscheinung in unserem innerpolitischen Ent wickelungsgang. Immer mehr bricht sich die Erkenntniß Bahn, daß alle kleinen Differenzen und Schattirungen, welche die einzelnen Ordnungsparteien trennen, selbst die Jnteressenvcr schiedenheiten, vor dem Ansturm verschwinden müssen, der von jener Seite droht, auf der man nur ein Bestreben kennt, das Errungene umzustürzen, den natürlichen Werdeprozeß krampfhaft zu unterbrechen und ihn in ungesunde Bahnen zu lenken. Eine verführte,girrende Menge wird, wenn sie in imponirender Zahl austritt, nicht weniger gefährlich, auch wenn diese Menge in letzter Linie gegen ihr eigenes Heil ankämpft, denn bis ihr diese Erkenntniß aufgeht, ist eben ein Blatt der Geschichte wieder mit Gräueln aller Art gefüllt. Das Vorgehen in Dresden wird, so hoffen wir, Nachahmung finden und noch mehr, es wird bei uns die Anregung bieten zum Schlagen der Brücke, auf der sich die heutigen Gegner im Reichstage zu gemeinsamem Wirken im Interesse des Gesammtvaterlandes wiederfinden werden. Soll eine Gesundung in der Umgestaltung unseres Parteilebens eintreten, kann dies nur in der angedeuteten Weise erfolgen, denn hier stehen Allen gleich werthvolle Interessen auf dem Spiele." — Daß die Dresdner Haide im Punkte der Romantik noch Mancherlei bietet, ist ja eine bekannte Thatsache, daß man aber in ihr noch jetzt am Ende des 19. Jahrhunderts auch noch „Räuberhöhlen" finden kann, wird wohl Manchem unglaub haft erscheinen. Gleichwohl ist vorgestern eine solche entdeckt und behördlich ausgeräumt worden. Wie wir seiner Zeit schon mit- theilten, wurde^kürzlich bei Stolpen ein lange gesuchter Einbrecher, der Maurer Thimmig alsHelb igsdo rf verhaftet, welcher seil vielen Monaten die Gegenden von Radeberg, Großenhain, Tharandt und^Meißen unsicher gemacht hat, indem er Nachts bei den Dorfbewohnern einbrach und hauptsächlich Kleider und Lebensmittel stahl. Er führte dabei auch einen Revolver bei sich mit dem er bei seinem j letzten Einbruch einen Gutsbesitzer in den Rücken schoß und schwer verwundete. Es sollen diesem verwegenen Dieb, welcher sich jetzt beim Landgericht in Bautzen in Untersuchungshaft befindet, bereits über 60 Diebstähle der gedachten Art nachgewiesen worden sein. Während des ver gangenen Winters hat Th. nun öfters, inbesondere auch Nachts, in einem in der Hinde nach Radeberg zu gelegenen, schwer zu gänglichen Fichtendickicht kampirt und hat sich dort ganz häus lich eingerichtet gehabt. Vorgestern früh machten sich eine An zahl Beamten der Landgedarmerie und der Ortspolizei von Rade berg aus auf die Suche, nachdem der verhaftete Dieb die Lage seines Schlupfwinkels näher beschrieben hatte. Man fand denn auch in jenem Dickicht eine Art Hütte aus Stämmen und Reisig gebaut, sowie mit Leinwandplanen überzogen und mit allerlei Diebesbeute angefüllt. Es lagen darin eine Menge Kleidungs stücke als Winterüberzieher, Röcke, Jackets, Hosen, Jacken, Strümpfe, Tücher, Schuhwerk u. s. w. Fernerfand man ver schiedenes Kochgeschirr als Kasserole, Töpfe, zum Theil noch mit Speck und Brot gefüllt, ferner einen Spirituskocher, der offen bar viel benutzt worden war, auch Spuren eines Herdes. Um auch Unterhaltung zu haben, hatte der Dieb eine Anzahl Bücher zusammengetragen. Obenauf lag das bekannte Buch von dem Räuber Schinderhanns, den sich Th. offenbar zum Vorbilde ge nommen hat. Ob er etwa auch eine Vertreterin des schönen Geschlechtes, dem er durchaus nicht abhold sein soll, mit in seiner Höhle gehabt hat, ist nochunaufgeklärt. Das ganze Nest wurde natürlich gründlich ausgeräumt. Viele von den Sache hatten durch die Feuchtigkeit des Bodens, insbesondere auch durch den letzten Schnee, sehr gelitten. — Nossen. In Deutschenbora hat am Dienstag früh die Ehefrau des gegenwärtig dort bei seinen Schwiegereltern wohnhaften Bahnarbeiters Donat ihrem einige Wochen alten Kinde, als es geschrieen, die Kehle durchschnitten, ohne daß es der mitanwesende Ehemann hindern konnte. Vor einigen Wochen schon hat die ^unglückliche Mutter versucht, sich durch Erhängen das Leben zu nehmen, wurde aber damals noch ge rettet. Um ähnlichen Vorkommnissen vorzubeugen, zog der erst kürzlich von Deutschenbora nach Nossen verzogene Ehemann wieder zu den Schwiegereltern zurück. — Meißen, 21. März. In der Nacht zum 21. März wurde unsere Stadt zum dritten Male in diesem Jahre von einer Feuersbrunst heimgesucht. Es brannten drei Häuser in der Fährmannstraße bis auf die Grundmauern nieder, wodurch 10 Familien obdachlos wurden und theilweise ihrer Habe, die nicht versichert war, verlustig gingen. Ueber die Entstehungs ursache ist bisher etwas Bestimmtes nicht bekannt geworden. — Die Königliche Altersrentenbank in Dresden (Land hausstraße 16) bietet einerseits Personen vorgerückten Alters, deren Vermögen nicht ausr icht, um von dessen Ertrag ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, Gelegenheit, unter Verzicht auf das Kapital sich für den Rest ihrer Lebensdauer eine verhäl- nißmäßig hohe „sofort beginnende" Rente zu erwerben; anderer seits können aber auch jugendliche und in den mittleren Jahren stehende Personen sowohl durch e nmalige größere als auch durch wiederholte kleinere Einlagen für ihren Lebensabend sich „auf- gcschobene Altersrenten versichern, deren Prozentaler Betrag mit der Dauer des Aufschubs wächst und bei Verficht auf bas Kapital wiederum größer ist als bei Vorbehalt der Nückge- währ desselben. Die aufgeschobenen Renten beginnen mit An fang des auf den Geburtstag des Versicherten zunächst folgen den Quartals, die sofort beginnenden Renten dagegen bereits von dem auf dem Einzahlungstag folgenden Quartals, die so fort beginnenden Renten dagegen bereits von dem auf den Einzahlungstag folgenden Kalendervierteljahre an; eS können daher bis Ende dieses Monats noch Renten erworben werben, deren erste Raten schon am 30. Juni 1894 fällig werden. Näheres über die Bestimmungen der Altersrentenbank ist auch bei dieser selbst oder ihren Agenturen unentgeltlich zu entnehmen den Prospekte zu ersehen. — Unter allen Ernährungsmitteln für kleine Kinder, ins besondere im Säuglingsalter, bewährt sich entschieden die steri- lisirte Milch von der Dresdner Molkerei GebrüderPfund in Dresden am besten. Die Herren Aerzte, sonstige wissenschaft liche Autoritäten, ebenso auch die Hebammen, empfehlen diese Pfund'sche sterilisirte (keimfreie) Kindermilch (die Kontrolle über die Sterilisation führt Herr Dr. Hesse, König!. Bezirks arzt in Dresden) jeder Mutter aufs dringendste und angelegent lichste. Die neuesten Auszeichnungen, außer den vielen be deutungsvollen früherer Jahre, welche die Pfund'sche sterilisirte Milch erhielt, sind : Das Ehrendiplom deö Deutschen Heb- ammen-Vereins vom 16. September 1893 und die Goldene Medaille auf der Internationalen Ausstellung für Gewerbe, Nahrungsmittel und Volksernährung in Cottbus am 14. März 1894. Getrunken wurden von Pfund's sterilistrter (keimfreier) Kindermilch 1892 93 rund 600 000 Flaschen. — Der zehnjährige Knabe des Braumeisters B. in Wölf nitz verletzte sich durch eigene Schuld sehr bedenklich. Mil noch etlichen Knaben seines Alters trieb er das freventliche Spiel, mehrere mit ungelöschtem Kalk angefülltc Bierflaschen mittelst Hineingießen von Wasser zur Explosion zu bringen. Die ersten Versuche mit kalten Wasser gingen glücklich ab, indem die Flaschen in größere Entfernung hingesetzt, gefahrlos zer sprangen. Als er aber heißes Wasser in die letzte goß, ex- plodirte diese ihm in den Händen und ward ihm hierbei das Gesicht bedeutend verbrannt. Stark blutend von den herum fliegenden Glassplittern ward er seinen Eltern zugcführt. Wenn er auch mit dem Leben davonkommt, dürfte ihn doch ein dauernd entstelltes Gesicht an die Thorheit dieses Streiches zeitlebens erinnern. — Der Weinhändlcr Max Kretschmar aus Leisnig, der etwa vor Jahresfrist in bodenlosem Leichtsinn durchdas, Werfen von sogenannten Fröschen das Innere des Restaurants Schäfer in Leipzig auf dem Neumarkt in Brand gesteckt hatte, wobei 6 Menschen um's Leben gekommen sind, ist bei Abfitzung seiner Strafe irrsinnig geworden und vor Kurzem in der Irren anstalt gestorben. — Das „Dresdner Journal" meldet aus Leipzig: Heute früh stürzte eine Malers-Ehefrau, in der Schenkendorf straße wohnhaft, ihre beide» Kinder, einen Knaben von 7 Jahren und ein Mädchen von 4 Jahren, aus dem Fenster des dritten Stockes auf He Straße, worauf sie nachsprang. Die Kinder waren sofort todt, die Mutter starb auf dem Transport nach dem Krankenhause. Man nimmt an, daß die Frau vom Wahnsinn befallen war. Der Mann weilt zur Zeit in Hamburg. — Zittau. Restaurateur Herberg hier wolltevor einigen Tagen von einem Spiritus enthaltenden Fasse, dem er vorher einen kleinen Vorrath entnommen hatte und dessen Hahn tropfte, den undichten Hahn entfernen; er hatte hierbei zwar vorsichtiger Weise die mitgenommene Lampe etwas abseits gestellt, konnte aber trotzdem nicht verhindern, daß die leicht entzündbare Masse in Brand gerieth. Sofort hatte die auf lodernde Flamme auch die Kleider Herbergs ergriffen, der schnell aus dem Keller nach dem Hausflur eilte. Dort gelang es ihm, mit Hülfe Anderer die Flammen zu ersticken. Der Verunglückte hat schreckliche Brandwunden an den Händen, den Armen und Beinen davon getragen, sodaß ihm die Haut buchstäblich von den betroffenen Körpertheilen herabhing. Er dürfte auf längere Zeit an ein schmerzhaftes Krankenlager gefesselt sein. Bei dem Unglück sind gegen 100 Liter Spiritus zu Grunde gegangen. — Ein schwerer Unglücksfall hat sich kürzlich in der Buch druckerei von Hase und BoeS in Zittau ereignet. Daselbst ge rieth kurz vor Feierabend ein als Anlegerin beschäftigte« 16, jähriges Mädchen mit der linken Hand derart in die Maschine, daß dieselbe vollständig zerquetscht wurde. Das Fleisch blieb zum Theil an der Maschine hängen. Eine Amputation des schwer verletzten Gliedes wird wahrscheinlich stattfinden müssen. — Vor wenigen Tagen starb hochbetagt ein alter Herr in Leipzig, der stets sehr schlicht aufgetreten war, indessen ca. drei Millionen Mark hinterließ, von welcher Summe seine Wirlhschafterin 50000 Mk., erwachsene Kinder den Hauptbe trag erhalten. — Zwickau, 19. März. Der Sächsische Militärfcuer- verstcherungöverein zu Zwickau feierte vorgestern das Fest seines fünfundzwanzigjährigen Bestehens. Das Verwaltungsgebäude des Verenö und das ihm gehörige Vereinshaus Saxonia wurde beflaggt. Am Vorabend fand ein Kommers unter großer Be- lheiligung auswärtiger Vereinsmitglieder, am 17. März auf dem Friedhöfe eine Gedächtnißfeier für die inzwischen verstorbenen Mitbegründer und Direktoren des Vereins statt. Der genannte Verein erstreckte sich nach dem letzten Geschäftsberichte (auf das Jahr 1892) auf 2630 Orte mit 44 504 Mitgliedern und 190 244 434 M. Versicherungssumme, der Dispositionsfonds betrug damals 213 972 M., der Reservefonds 121509 M. Das Gewinn- und Verlustkonto auf 1892 schloß mit je 329 382 M. Verlust und Gewinn, die Bilanz mit je 447 047 M. Aktiva und Passiva. Seit seinem Bestehen, 17. März 1869, bis mit 1892 hat der Verein für 2540 Schadenfälle die Summe von rund 2149 000 M. ausgezahlt. (Eingesandt). Es ist gewiß höchst erfreulich bestätigen zu können, daß unser liebes Wilsdruff, wenn auch nicht die kleinste unter den Städten Sacksens, doch aber in die Reihe verkleineren Städte rangirt, nicht selten unter den Pionieren des Kulturfortschritts voranschreitet. Ein schöner Beweis hierfür ist die Einführung einer electrischen Straßenbeleuchtung, die durch einen einheitlichen Beschluß der geehrten Sladtvertretung in Ausstckt genommen ist. Weit bis über die Grenzen unseres engeren Vaterlandes wurde dieser Beschluß rühmend anerkannt und Wilsdruff bald als ein „intelligentes Städtchen" zum Vorbild hingestellt. Einzelne Bürger lcklossen sich sofort dem Unternehmen an mit nicht ge ringen Opfern, fest bauend auf das gegebene Versprechen der Väter unserer Stadt. Umso befremdender ist eS, wenn die Angelegenheit durch „Vertagen", hoffentlich nur scheinbar, ins Stocken gcrathen ist. Es liegt uns gänzlich fern, nur im ge ringsten der Meinung hinzugebcn, als ob die gute Sache da durch etwa in Frage gestellt werden könnte; auch werden wir nie glauben können, oaß kleinliche Zweifel und Bedenken, wo nicht gar „Frauenpolitik" — wie in anderen Orten— hindernd in den Weg treten können. Das kann in Wilsdruff nie vor kommen. — Und doch hat man die über alle« wichtige Ange legenheit in wiederholten Gemeinderathssitzungen immer wieder vertagt! Dadurch freilich, daß man die Sache ins „Geheime" zu ziehen und der Öffentlichkeit zu entziehen bemüht zu sein scheint, wollen in bürgerlichen Kreisen sich mannigfache unglaub liche Gerüchte Eingang verschaffen. Man lasse sich nicht durch falsche Exempel irre führen, sondern bedenke, daß eine falsche Rechnung einen großen Schaden sür unsre Stadt und deren Zukunft bedeuten würde. Wir aber sind deö festen Vertrauens auf unsere Vertretung der Stadt, daß sie wohlgewußt, was sie gewollt und daß nur dieThat den einstimmigen Beschluß krönen kann. Empfindungen während meiner ersten unter seeischen Veile. Originalbericht eines englischen Tiefseetauchers, (^ach-ruck verbalen.! Von allen menschlichen Beschäftigungen ist wahrscheinlich keine so gefahrvoll und von Zufälligkeiten abhängig, auf der anderen Seite auch fo romantisch, wie die des Tuffe, tauchers. Der Anblick, welcher sich seinen Blicken dabei darbietet, ist oft mals furchtbar und unbeschreiblich, während Gefahren, von denen jede einzelne den Tod bringen kann, den kühnen Eindringling in den Tiefen deS Weltmeeres stetig umgeben. Es war im Dezember des Jahres i892, als ich in den Gewässern, welche die Südküste von der Insel Mauritius be spülen, zum ersten Mal im Dienste der Ocean Salvage Chor- poration eine Reise in die unterseeischen Gefilde machen mußte, um mit anderen Tauchern die genaue Lage des eine Meile von der Küste auf dem Grunde liegenden Schiffes „Shannon", welches zu Anfang jenes Monats untergegangen war, erforschen zu helfen. Wie auch der tapferste Soldat vor der ersten Schlacht vom Kanonendonner ergriffen wird, so erging e« auch nur, obgleich meine Kameraden mir sagten, daß bei dieser submarinen Fahrt keine außergewöhnliche Gefahr vorhanden sei. Dennoch hatte ich ein unbeschreiblich beklemmendes Gefühl während der ganzen Zeit, daß uns ein Boot bis an die Stelle des Unglücks brachte. Endlich stand ich auf der Leiter, in dem bekannten schwerfälligen, plumpen Taucheranzug eingepfercht und mit den an meinen Füßen befestigten dreißig Pfund schweren Bleigewichten sprang ich, krank vor Aufregung, in die Wellen, welche mir in diesem Augenblick wie ein offenes Grab erschienen. Ich bin oftmals gefragt worden, welcher Art meine ersten Empfindungen waren, und soviel ich auch darüber nachgedacht habe, so erinnere ich mich nur, daß ich bei meiner schnellen Fahrt in die Tiefe den Wunsch hatte, wieder an das Tages licht zu kommen, während ich nichts sah, hörte oder sonst fühlte; es schien mir eben, als wenn ich aller meiner Sinne beraubt gewesen wäre. Die erste bewußte Empfindung, welche ich hatte
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)