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Italien. X Das deutsche Eigentum in Italien. Der italienische H«ndelsminister gab neuerdings eine Erklärung ab, daß die Verhandlungen über das deutsche Eigentum günstig weiter gingen und daß er eine Lösung erhoffe. Von der Rückgabe seien lediglich gewisse Besitztümer an der Grenze, Hotels, einige Fabriken und künstlerisch wertvolle Gebäude ausgeschlossen. — Es wäre in der Äit sehr zu wünschen, daß diese Frage bald aus ihrer bisherigen Stockung heraustritt, die dadurch verursacht war, daß Italien bisher Bedingungen gestellt hat, die in keinem Verhältnis zur deutschen Leistungsfähigkeit standen. Einen besonders peinlichen Fall bildet die der deutschen Regie rung gehörende Villa Falconieri in Rom, die die Italiener plötzlich mit Beschlag belegten, angeblich, weil der deutsche Verwalter sich geweigert hatte, einer Film gesellschaft den Zutritt zu gestatten, obwohl die italienische Regierung (die dafür gar nicht zuständig ist) die Ge nehmigung erteilt hatte. Auch dieser Fall soll jedoch, wie der MMer hofft, bald seine KlgrMg finden. Neugliederung deS Reiches. Das Gesetz über die in der Reichsverfassung erwähnte Gliederung des Reiches in Länder ist schon vor längerer Zeit dein Neichsrat vorgelegt worden. Das Gesetz stützt sich im wesentlichen auf die Vorschriften über den Volks entscheid und mußte damit in Einklang gebracht werden. Die Länder mutzten dazu eingehend Stellung nehmen. Dies nahm namentlich in Preußen einige Zeit in Anspruch. Nachdem nunmehr in diesen Tagen die Anträge des neuen preußischen Staatsministeriums eingegangen sind, ist di« Sitzung des Reichsratsausschusses in dieser Angelegenheit anberaumt. Aus In« und Ausland. Berlin. Auf Grund deS Wiesbadener Abkom- menS, das ursprünglich am 1. Oktober in Kraft treten sollte, sind bisher noch keine Leistungen erfolgt. Dies ist in der Hauptsache auf die noch fehlende Zustimmung der Reparations- kommission zu dem «ertrage-zurückMftihren, auch sind noch Zollfragen zu regeln. Wahrscheinlich tvird der Wiederauf bau im Februar oder März beginnen. Oppel». Die Interalliierte Kommission hat verfügt, daß Feststellungen der Personen- und Sachschäden während deS Mat- und Juni-PutscheS in Oderschlesien bis zum L. Januar 1922 bei den Kreisansschüssen schriftlich anzumelden sind, damit das Entschädigung«,verjähren in die Wege geleitet werden kann. Stuttgart. Der Parteitag der Deutschen Volks partri wurde nach weiteren Referaten über Kulturfragen und nach der Annahme einiger Entschließtmgen wirtschaftlicher und politischer Naiur «nft einem Hoch auf daS deutsche Volk und das deutsche Vaterland geschlossen. Wien. In allen Betrieben und Werkstätten ist die Arbeit wieder ausgenommen, nur kleine Gruppen kommunistischer Arbeiter amtiere« für di« Fortsetzung deS Streiks. Die öffent liche« Gebäude, btt Banke« und die Börse wurden unter poli zeiliche« Schutz ^stellt. Das kommunistische Organ, .Die Note Fahne", wurde beschlagnahmt. Loiedon. Ls soll so aut wie sicher fein, daß im Februar Neuwahlen für das Parlament stattfinden. Rom. Der italienische Außenminister della Loretta er klärte zur Frage des deutsche« Moratoriums, daß die italienische Negierung gegen einen Zahlungsaufschub gruud- sätzlich nichts einz»wenden habe. Sie müsse jedoch die Hal tung Englands «warte«. Gin neuer Bierhun^? Das Ende deS englische japanischen Bündnisses. Nach mancherlei Verwirrungen und Zwischenfällen scheint di« Frage des Fernen Ostens, die einen Hauptpunkt der Washingtoner Konferenz bildet, nunmehr einer Lösung entgegenzugehen, «ns der nächsten össeniltche» Sitzung der Konferenz, di« wahrsch*i««ch am Mittwoch «»gehalten wird, soll eine formelle Mitteilung idtttekbs » ee »bi. gungdeSbrltlschen Bündnisses mit Jasta« unter gegenseitiger Zustimmung abgegeben werde«. Diese Mitteilung werde mit der Erklärung einer a e tu - samen Politik Großbritanniens, der Bereiochgie« Staaten, Japans und Frankreichs bezüglich Ehiwa ver bünde« werde«. — Darüber hinaus wissen japanische NW- ter sogar zu berichten, daß Japan, Großw-ltamrie«, die Bereinigten Staate» und Frankreich über einen gerne:«- samen Vertrag verhandel« »vollen und daß ei« ent sprechendes Memorandum vou de« Delegierteu muerzeich- uet werden soll. "" Tabakerzeugung. Die Rancher in Deutschland seufzen gegenwärtig unter der Not der über sie hereingebrochenen Teuerung für das geliebte Kraut. Tabak, Zigarren und Zigaretten kosten das Fünfzehn- und Mehrfache des Vorkriegspreises, wäh rend die Qualität andauernd gesunken ist. Die Zeiten der in aller Welt gerühmten und dabei billigen deutschen Zi PLL? SSS L»? M SSS Qv FFP E S/p garre scheinen für immer dahin zu seih, neue bedeutende Verteuerungen stehen in Aussicht. Unsere Abbildung zeigt, in welchen« Verhältnis die Tabakerzeugung in den verschiedenen Ländern zueinander steht. Deutschland nimmt darunter, wenn auch keinen hervorragenden, so doch gerade nicht den letzten Platz ein. Aber was nutzt dem Raucher aller Tabak der Welt, wenn er ihn nicht be zahlen kann? Deutsche SpLelwareu. . Steigendes Interesse des Auslandes. Im Hinblick ans das bevorstehende Weihnachtssest er hält die deutsche Spielwarenindustrie ein erhöhtes Jn- «eresse. Die Spielzeugfabrikation bildet für Deutschland schon seit Jahrhunderten einen beachtenswerten Industrie zweig. Ihr ältester Sitz ist bekanntlich Nürnberg, von wo aus beispielsweise die Kunst des Holzschnitzens reisende Kaufleute erst nach Thüringen und an die anderen Stätten der heute blühenden Spielwarenerzeugung gebracht haben. In der Vorkriegszeit behauptete Nürnberg-Fürth sich als deutsches Hauptausfnhrgebiet für die ganze Welt in besten Qualitäten und trat hier nur mit Stuttgart und Berlin Die Grafen von Freydeck. - 7j Roman von A. Ostland. Und wieder keine Antwort. Vom Vorderhaus klangen einzelne Geigentöne schrill herein, vom Park das wilde Aufrauschen der Bäume und das Tosen des Flusses, welcher unweit über ein breites Wehr stürzte. Der alte Mann aber rührte sich nicht. Georg Günther wurde von einer sinnlosen, entsetzlichen Aufregung ergriffen, die ihn schüttelte wie der Sturm draußen die Waldbäume. Licht, nur Licht machen können ! Nur endlich sehen, was hier vorgefallen l Nur nicht noch länger dastehen im Finstern, in demselben Raume mit diesem Greis«, welcher keine Antwort gab und sich nicht rührte. Der junge Mann versuchte ein paar Schritte nach vor wärts zu tun, obwohl das Grauen ihn zurückhielt wie mit eisernen Klammern. Da — da war die Etagere — da stand die kleine, längliche Streichholzschachtel — dort mußte der Leuchter sein mit der Kerze. Die kleine Flamme sprühte auf und warf ihr unruhiges, flackerndes Licht über ein Greisenantlitz, auf dem eine furchtbare Ueberraschung förmlich erstarrt schien. Troß und weit offen blickten die Hellen Augen dem jungen Mann entgegen. Aber in diesem Blick war kein Lebefi, kein Aufblitzen eine» Gedankens mehr. Dieses Auge war zlanzlos, erloschen. Mit einem Aufschrei, welcher weithin hallte durch das Schloß und hin über den Park, taumelte Georg Günther gegen di« Wand und brach ohnmächtig zusammen. 2. Kapitel. Was die Nacht bringt. Drüben in dem großen, glänzend beleuchteten Tanz, saal war die Musik jäh verstummt. Irgend jemand hatte etwas gerufen, hatte das Zeichen gegeben, aufzuhören. Und dort und da sagte eine Stimme m die plötzliche Ruhe hinein: „Mir war es auch so — ich glaube, das war ein Schrei!" „Ein Schrei! Aus welcher Richtung ? Wer sollte ge schrien haben? Was kann geschehen sein?" Man frug durcheinander; man sah sich an mit erstaun- ten, erschrockenen Gesichtern, die noch vom Tanz erhitzt waren, mit unruhigen Augen, in denen eine unbestimmte Angst bereits aufdämmerte. Aber kein Mensch wußte eigentlich etwas, und schließlich nahmen die meisten ganz einfach an, man habe sich getäuscht. Schon wollte einer der Herren den Musikern das Zeichen geben, fortzufahren im Spiel, als der alte Landgerichtsrat Daniel Stegmann, ein langjähriger Freund und Vertrauter des Freydeck- schen Hauses, laut fragte: „Wo sind denn der alte Graf und Graf Hugo? Und wo ist die Braut? Haben Sie eine Ahnung, Gottfried?" Der weißhaarige Diener, weicher soeven mit einem Tablett voller Weingläser umherging, schüttelte den Kopf. „Nein Herr Gerichtsrat. Ich habe wohl gehört, daß das gnädige Fräulein Julie vor einiger Zeit zu Gras Hugo sagte, sie sei sehr abgespannt und wolle sich auf ihr Zimmer zurückziehen für eine halbe Stunde, aber wo der alte Herr Graf und Graf Hugo sind, das weiß ich nicht. Uebrigens — da kommt ja Fräulein Hilda — und da — da sind ja auch Iakob und Frau Mariel" Der alte Diener stockte jählings, denn jetzt, da die drei näher kamen, voran das schöne, junge Mädchen, welches vor nicht allzulanger Zeit im Park mit Georg Günther gesprochen hatte, ihr nach die beiden Bediensteten des Hauses, alle in sichtlicher Aufregung mit blassen, ver störten Gesichtern, da kam es plötzlich über ihn wie die Ahnung eines großen Unglücks. Das Tablett in seinen Händen begann zu zittern, so daß die Gläser leise anein anderklirrten. Und alle diese Menschen ringsum, welche sich eben schon beruhigt hatten und sich von neuern dem Vergnügen hingeben wollten, alle diese Menschen erfaßte ganz unver mittelt bei dem Anblick dieser angstvollen Gesichter das selbe Gefühl: da ist etwas geschehen! Ein Unheil — ein schwerer Schlag trifft dieses Haus! Sie duckten sich förm lich wie in einem jähen Entsetzen, in einem dumpfen Angstempfinden. Und alle drängten dem jungen Mädchen entgegen, welches hastig dein Nebrnsalon zustrebte. „Tante, Tante Hanna!" Hilda Wentheim sah die Greisin, des alten Grafen von Freydeck einzige, noch lebende Schwester, eine ver witwete Baronin Berghaus, schon auf der Schwelle. Die imponierende Erscheinung in dem schweren, silbergrauen Damastkleid stand dort inmitten des Türrahmens. Ein paar kalte, Helle Augen blitzten dem jungen Mädchen ent gegen. „Tante Hanna, Großpapa hat sich eingesperrt — drüben in seinem Arbeitszimmer neben der Bibliothek; ich weiß es, ich habe ihn vor kurzem von hier fortgehen sehen. Er war so blaß, als er ging, und er kam gar nicht wieder — da hab' ich ihn suchen wollen. Ich war gerade in seinem Schlafzimmer, da habe ich ein Geräusch gehört vom kleinen Schloßhof her und habe mir gleich gedacht, Großpapa ist vielleicht nach der Bibliothek — und — und —" Hilda Wentheim stockte und verwirrte sich. Ihre strahlenden, blauen Augen blickten voll Angst empor zu der alten Frau, aber die Erregung ließ sie nicht weiter sprechen. „Und da ist das gnädige Fräulein nach der Bibliothek gelaufen. Ich und Iakob sind ihr begegnet und liefen mit," nahm nun Frau Marie, die Beschließerin das Wort, „und da — Frau Baronin — da haben wir alle einen Schrei gehört, einen Schrei, Frau Baronin!" „Wir haben es auch gehört — wir auch!" Ein Chaos von Stimmen erhob sich, alles drängte heran. Der alte Rat Stegmann faßte Hilda Wentheim an der Schulter: in bemerkenswerte Konkurrenz. Mittelfeine Waren erzeugt das Thüringer Land (Sonneberg, Woltershausen und Umgegend), während billigere Waren und Massen artikel vorzugsweise im Sächsischen Erzgebirge hergestellt werden. Auch Bayern (Oberammergau) und das südliche Tirol (Grödenthal), sowie Württemberg <Rauhe Alb) genießen schon seit langem ihrer anerkannten Wohlfeilheit, ihrer soliden Qualität und Einfachheit bei aller künstlerischen Durcharbeitung wegen mit Recht Welt ruf. Nürnberg exportiert vorzugsweise optische Spiel waren, Bilderbücher und Gesellschaftsspiele. Die Sonne- berger Gegend liefert Puppen, Holzspielwaren und die in jüngster Zett so beliebt gewordenen Filztiere, sowie Christ baumschmuck, während das Erzgebirge als Herstellungs art von Schnitzerei«« und einfacheren Mechaniken in Be tracht kommt. Der Krieg mit seiner Ersatzmittelwirtschaft brachte auch der deutschen Spiekwarenrndustrie schwere Einbuße. Man sah sich immer mehr genötigt, an Stelle des soliden Materials alle nur denkbaren Behelfsstosfe zu verwenden, tittsonders der Papierstoff war bald das alleinige Roh produkt, aus dem die Fabrikate hergestellt wurden. Nach dem Kriege begann für die deutsche Spielwarenindustrie, die vielen Tausenden Arbeit und Brot verschafft, eine neue Zeit. Diese Industrie hat heute ihre alte Blüte wieder er langt. In aller Wett hat man schon vor dem — weit mehr aber noch im Kriege — besonders in Amerika und Eng land, alle Anstrengungen gemacht, die deutschen Spiel waren durch eigene Fabrikate zu ersetzen und den deutschen Exporthandel auch auf diesem Gebiete zu unterbinden. Vergeblich. Wir stellen mit Genugtuung fest, daß auf ame- rikanrschen Märkten, die in letzten Jahren vorzugsweise japanische Erzeugnisse beherrschten, wieder deutsche Spiel waren die bevorzugte, wenn nicht erste Stelle einnehmen. Japan und China, die Erzeugungsländer eigener im Welt verkehr nicht weniger beliebter SpieEwarenfabrikate, tätig ten im Laufe des letzten Jahres bedeutende Aufträge bei deutschen Firmen, und selbst in Frankreich hatte man sich nunmehr entschlossen, in dieser Zeit der Weltteuerung den schon von Valutas Gnaden billigen, doch auch wegen ihrer Qualität preiswürdigen deutschen Spielwaren vor den teuren Pariser Lnxusscrbrikaten den Vorzug zu geben. Das steigende Auskandsintereffe für deutsche Spiel waren ist nicht zum geringsten Teil auf die für die valuta- starken Käufer geradezu unerhörte Billigkeit unserer Waren zurückzuführen und daher bis zu einem gewissen Grade zu bedauern. Denn die deutsche Spielwarenerzeugung ist heute z«lm großen Teil noch eine Heimproduktion. Die Heimarbeiter der Spielwarenindustrie gehören zu den wirtschaftlich schwächsten Schichten des deutschen Volkes; eine Zerstörung des Auslandsabsatzes würde Elend über diese ohnehin mit der Not der Zeit schwer ringenden Men schen bringen. Nah und §srn. O Krieg im Frieden. An der deutsch-holländischen Grenze sind in den letzten Tagen verschiedene Gefechte zwischen deutschen und holländischen Grenzbewohnern vor gekommen. Die Beziehungen zwischen den Grenzbewoh nern haben sich wegen der großen Einkäufe, die die Hol länder in den deutschen Orten machen, so verschlechtert, daß die Holländer aus deutschem Gebiet mehrfach über fallen wurden. In der Nähe von Kerkrade dauerte der Kampf stundenlang, weil die Polizei ohnmächtig gegen über der Menge war. Bei Kohlscheid fand einStraßcn- kampf zwischen beiden Parteien statt. Die Holländer flüch teten über die Grenze. Die Verbote, an Ausländer Waren zu verkaufen, werden jetzt in den Grenzorten dadurch um gangen, daß deutsche Bewohner die Waren kaufen und nachts über die Grenze nach Holland schmuggeln. Zwischen Aachen und Cleve im besetzten Gebiet steht dieser Schmug gelhandel in höchster Blüte. „Na? Uno was weiter? Was gab's in dem Arbeits- zimmer?" „Man kann ja nicht hinein, Herr Rat! Der Schlüssel ist umgedreht — innen —" „Und kein Licht?" „Dos weiß ich nicht! Kommen Sie rasch! Bitte, kommen Sie! Marie und Iakob haben sich so gefürchtet — kommen Sie schnell!" Der alte Herr lief schon, so schnell er konnte, neben ihr her. Die Gäste stürmten nach. Eine Minute später lag der Saal vollständig leer da. Sogar die Musiker hatten ihre Plätze verlassen und folgten allen den anderen angsterfüllten, aufgeregten Menschen. Die alte Baronin von Berghaus wurde von den« Strome mitgerissen. Sie war eine überaus stolze, strenge Frau, deren Unnahbarkeit und Unerbittlichkeit weithin be kannt waren. Ihr war jedes Heraustreten aus der strengen Form, jedes Sichgehenlassen geradezu verhaßt. Sie verlor auch jetzt kaum ihre Fassung und blieb ruhig und küdldenkend mitten unter den vorwärtshastenden Leuten, ocn denen die meisten dem gräflichen Hause nur oberflächlich bekannt waren, Gutsnachbarn, ein paar Spitzen oec Gesellschaft aus der nächsten größeren Stadi, die man zur Hochzeit hatte laden müssen, weil es so Brauch war hierzulande. Es war der alten Frau entsetzlich, sich oorzustellen, daß am Ende bei dieser Hochzeit ih.es Neffen irgendein unvorhergesehenes Ereignis eintrete, dessen Zeugen alle diese neugierigen, fernstehenden Menschen sein könnten, und sie nahm sich schon jetzt, während sie sich gleichsalls hastig durch die vielen Gänge bewegte, vor, alles mögliche zu tun, um jedes Aussehen gleich im Keime zu ersticken. „Nur kein Gerede," dachte sie, sich liampfyaft zu einem ruhigen Gesichtsaurdruck zwingend. «Nur kein Ereignis, welches das angesetzte Festprogramm ins Wanken bringt. Es ist im Laufe der letzten Jahrzehnte genug über die Freydecks getuschelt und geflüstert worden! Wir haben es satt!" Und doch konnte sie ihre Nerven nicht vollständig be zwingen, diese seltsam aufrechte, am äußeren Schein so starr hängende alte Frau konnte das Beben ihrer schön gepflegten Hande, Vas leise Zt.tern ihrer Lippen nicht unterdrücken, als sie nun endlich, dicht neben dem Rat Steginann, vor der Tür zum Arbeitszimmer stand. Der Rat klopfte stark. Alles horchte, aber drinnen rührte sich nichts. „Großvater!" rief Hilda Wentheim und schlug mit den Fäusten gegen die Tür; „Großvater, hörst du uns denn nicht?" Er war niemals sehr gut gegen dieses Kind seiner einzigen Tochter gewesen, der alte Graf von Freydeck; er batte es nicht verwinden können, daß seine schöne, gefeierte Lucie, der Stolz und die Freude seines Herzens, eines Tages heimlich aus dein Vaterhause ging, um -- dem Willen ihrer Familie trotzend — dem Buchhalter Fritz Wentbeim als sein Weib in die Fremde zu «oloen.