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wieder freigelassen worden. Ein ausdrücklicher Befehl von Oppeln her bewirkte seine Wiederfestnahme. In dem ver hafteten General vermutet man den Führer der ober schlesischen Orgesch. Frankreich. X Keine deutschen Arbeiter für den Wiederaufbau. Nach einer Havasmeldung aus Tourcoing haben 6000 Mitglieder der Vereinigungen der Frontkämpfer den Text einer Adresse angenommen, in der Briand aufgefordert wird, deutsche Arbeiter in den verwüsteten Gebieten ab zulehnen. Amerika. X Abrüftungs- und Rüstungsvorschlag. Wie aus Washington gemeldet wird, hat Rogers, ein Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten, im Reprä sentantenhaus eine Entschließung eingebracht, in der Prä sident Harding aufgefordert wird, Großbritannien, Frankreich und Italien zu einer Abrüstungskonferenz nach Washington einzuladen. Bis man über die Ab rüstung übereingekommen sei, werde es die Politik des Kongresses sein, daß die Vereinigten Staaten eine Flotte haben, die der keiner anderen Macht unterlegen ist. August Scherl gesisrhsn. Berlin, 18. April. Im Alter von 71 Jahren starb heute hier der be-* kannte Zeitungs- und Zeitschriftenverleger August Scherl. Er war in Düsseldorf als Sohn eines Verlagsbuchhänd lers geboren, gründete 1883 den Berliner Lokalanzciger und rief in den darauffolgenden Jahren eine Anzahl anderer in das Zeitungsgebiet fallender Unternehmun gen ins Leben. Genannt seien nur die verbreitete, illustrierte Zeitschrift »Die Woche", der „Tag" und die „Berliner Abendzeitung". 1903 erwarb Scherl, dessen Unternehmungslust keine Grenzen kannte, den Verlag der „Gartenlaube", ein paar Jahre später die Münchener „All gemeine Zeitung". Dann gründete er die „Deutsche Adreßbuchgesellschast", die den Verlag der Adreßbücher für Berlin, Breslau, Frankfurt a. M., Halle a. S., Leip zig, Magdeburg und Stettin übernahm. Von seinen wei teren Unternehmungen verdienen genannt zu werden der „Praktische Wegweiser", „Sport im Bild" und endlich die Bibliothek August Scherl, eine Leihbibliothek, die allerdings nicht das hielt, was sie versprochen hatte und deshalb kaum weit ins Publikum gedrungen sein dürfte. Bemerkenswert waren Scherls Vorschläge eines Prämien sparsystems mittels Sparmarken, sein Plan der Errich tung von Volkstheatern und seine Ideen zur Verbesse rung des Personenverkehrs durch die Einschienenbahn. Vor mehreren Jahren schied Scherl aus seiner viel gestaltigen Tätigkeit aus, um sich zur Ruhe zu sehen. Oer Siegessäulenprozeß. Moebes und Genossen vor Gericht. 8 Berlin, 18. April. Vor einem Sondergericht begann heute der Prozeß gegen -le elf Kommunisten, die beschuldigt werden, den Versuch ge macht zu haben, die Siegessäule im Berliner Tiergarten in die Lust zu sprengen. Der Hauptangeklagte ist ein gewisser Moebes: gegen den jetzt verhafteten Kommunistenhäuptling Max Hölz, der das Attentat angtstistet haben soll, ist bisher noch nicht Anklage erhoben worden. Zehn Angeklagten wird Hochverrat und Verbrechen gegen das Sprengstofsgesetz zur Last gelegt, der elfte, der Kunstmaler Wolf, in dessen Wohnung die andern Angeklagten seinerzeit verhaftet wurden, ist der ! Beihilfe zu dem unter Anklage stehenden Verbrechen beschuldigt. Bald nach Eröffnung der Sitzung stellte einer der Vertei diger der Angeklagten den Antrag aus Vertagung, da der Nachweis erbracht werden soll, daß es sich bei dem ganzen Attentat nur um die Arbeit eines Polizeispitzels gehandelt habe. Es habe die Absicht eines Verbrechens überhaupt nicht bestanden, denn die Zündschnur des Dvnamitpakets sei schon derart präpariert gewesen, daß eine Explosion gar nicht er- üer voppeMmsr ! «les Herrn Knill SOneple. ! Roman von Carl Schüler. Ein feiner Regen stäubte durch die Straßen. Dorival sah sich nach einem Auto um, um so schnell als möglich aus dieser Gegend fortzukommen. Aber kein Wagen war zu sehen. Nur von ferne hörte er, aus der Richtung nach dem Alexanderplatz, die Glockensignale der elektrischen Bahnen, das Pfeifen der Stadtbahnzüge und die Hupenrufe schnell dahinjagender Automobile. Eben wollte er im Geschwindschritt dem Alexanderplatz zu eilen, als ihn jemand am Rvckärmel zupfte. Er wandte sich rasch um. Vor ihm stand der kleine Bucklige. „Hab ick Ihnen nich vor Maxen gewarnt?" fragte er. „Wenn der alte Gustav nich dajewesen wär', et wär' Ihnen schlecht jejangen." „War das der Mann mit dem grauen Bart?" „Jawoll!" „Der Mann sah so anständig aus. Was treibt er denn?" forschte Dorival. Die Hand des Buckligen fuhr leicht und glatt in die Mantel tasche Dorivals und hielt ihm, als sie wieder zum Vorschein kam, seinen Schlüsselbund entgegen. Es war nur ein erläuternder Handgriff. „Del is sein Ieschäft," sagte er. Der alte, würdige Mann war also ein Taschendieb. „Zeigen Sie den Max an," drängte der Bucklige. „Ich bin Zeuge." „Ich will's mir mal bis morgen überlegen," antwortete Do rival. „Gute Nacht." Er wollte weitergehen, aber der Bucklige hielt ihn noch ein mal zurück. „Darf ich bitten, dann beugen Sie sich mal ein bißchen zu mir herunter," bat er, ,ick habe Ihnen etwas Geheimes zu sagen." Er drehte den Kopf nach links und rechts, als ob er fürchte, belauscht zu werden. Weit und breit war niemand zu sehen. Aber Dorival tat dem kleinen, komischen Kauz den Ge fallen. Der Bucklige brachte seinen Mund dicht an Dorivals Ohren. „Wenn Sie mal Papier brauchen, mit Stempeln und allem, kein Mensch in Berlin macht Ihnen die so fein, wie ich," flüsterte er ihm zu. „Wenn Sie mir notig haben, fragen Sie nach mir bei der Rosinenolga. Sie wissen doch, in der Kaffeeklappe am Wedding." „Schön, schön, ich werde an Sie denken," sagte Dorival sich aufrichtend, „aber genug für heute. Leben Sie wohl!" wlgen konnte. Der Pouzeifpttzel fei unter vem Ramen „Ferry" wiederholt in Erscheinung getreten und heiße in Wirk lichkeit Franz Kramer. Er sei auch bereits in Halle a. d. Saale verhaftet gewesen, überraschenderweise aber schon nach kurzer Hast-Wieder entlassen worden.. Neueste Meldungen. „Auslieferungsliste der Meinlandkommisfion". Ablehnung durch die deutsche Regierung. Die Interalliierte Rheinlandkommission hat in einem Schreiben an den Reichskommissar für die besetzten Gebiete die Rücklieferung von drei Personen verlangt, von denen sie behauptet, daß sie sich Verfehlungen im besetzten Gebiet hätten zuschulden kommen lassen, und die sich ins unbe setzte Deutschland geflüchtet haben. Die Rheinlandkom mission hat in ihrem Schreiben angekündigt, daß sie, wenn ' nicht sofort ihrem Verlangen auf Rücklieferung der Per sonen stattgegeben würde, ihren Regierungen berichten und ihnen den Vorschlag machen würde, entweder den Reichs kommissar für die besetzten Gebiete das Agrement zu ent ziehen oder seine Dienststelle aufzuheben. Dem Verlangen kann, wie mitgeteilt wird, aus rechtlichen wie aus tatsäch lichen Gründen nicht stattgegeben werden; vor allem sind die Verfehlungen, deren die Personen beschuldigt werden, nicht hinreichend begründet. In der Angelegenheit fand zwischen der Interalliierten Rheinlandkommission und der deutschen Regierung ein Schriftwechsel statt, von dem zu hoffen ist, daß er die Rheinlandkommission von ihrem un begründeten Vorhaben abbringen wird. Zur Regierungsbildung in Preußen. Berlin. Die Bildung des neuen preußischen Kabinetts durch Ministerpräsident Stegerwald dürste nunmehr im gro ßen und ganzen abgeschlossen sein. Da die Sozialdemokratie aus ihrer Weigerung bestand, Mitglieder in ein Geschäfts ministerium zu entsenden, und da die Bildung eines parla mentarischen Ministeriums gleichfalls durch die Forderungen der Sozialdemokratie unmöglich gemacht worden ist, wird diese Partei im neuen Kabinett, soweit bis Montag mittag feststand, nicht vertreten sein. Das Kabinett wird im wesentlichen aus Fachleuten zusammengesetzt werden. Es wird sich bereits in diesen Tagen dem Landtag vorstcllen, und es ist zu erwarten, daß es hier eine Mehrheit finden wird, an der die Sozial demokratie nicht beteiligt sein wird. Letzte Drahtberichte des »Wilsüruffer Tagebistte,«. Noch im April eine neue Konferenz der Alliierten. London, 19. April, (tu.) Lloyd George erklärte gestern im Unterhaus, daß die Alliierten noch im April eine neue Kon ferenz abhalten würde». Nur eine bedingte amerikanische Vermittlung? New york, 19. April, (tu.) Die „Newyvrker Times" will aus guter Quelle erfahren haben, daß Amerika nur dann eine Vermittlung zwischen Deutschland und den Alliierten über nehmen wird, wenn dies von den Alliierten gewünscht wird. Kampf in der Schweizer Metallindustrie. Zürich, 19. April, (tu.) Das Kartell der Metallindustrie hat beschlossen, die Teuerungszuschläge der Arbeiter um 5V Pro zent herabzusctzen. Das sozialdemokratische „Vvlksrecht" kündet den Kampf der Arbeiterschaft gegen diese Lohnherabsetzung an. Exkaiser Karls ständiger Wohnsitz. ! Genf, 19. April, (tu.) Das „Journal de Geneve" meldet aus Lugano: Der Exkaiser hat das Schloß Robanos bei Lugano angekauft. Er beabsichtigt, dort seinen ständigen Wohnsitz zu nehmen. Die Exkaiserin Zita ist nach Trangiar zurückgekehrt. Die Forderungen der italienischen Kriegsbeschädigten. Mailand, 19. April, (tu.) Die Kriegsverstümmelten be setzten am Montag mittag mit Hilfe von Agisten in Mailand „Sie auch, junger Herr. Und vergessen Sie mir nicht!" Zehn Minuten später saß Dorival in einer Autodroschke j und fuhr in schnellem Tempo seiner Wohnung zu. Er betrachtete seine Absicht, einen Einbrecher in Sold zu nehmen, als ge scheitert. Am Schloßplatz wollte er nach seiner Uhr sehen. Seine schöne, gvldne Uhr war fort. Das auch noch! Die hatte ihm sicher der Taschendieb mit dem würdigen, grauen Vollbart ge stohlen, oder — der Bucklige. Dem hatte er ja zu dem Dieb stahl der Uhr eine wunderschöne Gelegenheit geboten, als er sich tief zu ihm niedergebeugt hatte. „Vergessen Sie mir nicht!" hatte das Männchen ihm noch nachgerufen. Der Verlust der Uhr würde dafür sorgen, daß dieser Wunsch des Mannes in Erfüllung ging. Dorival ging betrübt zu Bett. 8. Am anderen Morgen, gleich nach dem Frühstück, setzte sich Dorival in den bequemen Lehnsessel im Wohnzimmer, zündete sich eine Zigarette an und entwarf Pläne. „Was war Herr Labwein?" Ein Winkelbankier. . . Welche Geschäfte machte ein Winkelbankier? Er gibt Darlehen gegen hohe Zinsen. Er vermittelt Sachen, mit denen sich Bankiers von gutem Ruf nicht befassen. Wie tritt man mit ihm in Verbindung? Durch die Zeitung, natürlich. Dorival beschloß, es mit mehreren Anzeigen in einer viel- gelesenen Tageszeitung zu versuchen. Vielleicht bot Herr Erich Labwein seine Vermittlerdienste an. Dann konnte er ihm einen Besuch machen und ihn kennen lernen. Er entwarf eine Anzeige, in der Kaufmann von bestem Ruf zur Vergrößerung seines Ge schäftes 5000 -L suchte, doppelte Sicherheit bot, sechs Prozent Zinsen versprach und außerdem sich anheischig machte, dem Geldgeber nicht nur das Kapital, sondern auch noch einen Ge winn von 2000 zurückzuzahlen. Für den Falk, daß Herr Labwein aus diesen Köder nicht anbiß, fertigte Dorival eine zweite Anzeige an. Diese Anzeige beruhte auf der Voraussetzung, daß Herr Labwein längere Zeit in Costalinda gelebt hatte und im Begriff war, den Konsul dieser Republik, Herrn Rosenberg, zu stürzen. Nach der Kal kulation Labweins mußte in nächster Zeit dieses Konsulat neu zu besehen sein. Labwein, der von seinem Aufenthalt in Costa linda her sicher die Leute kannte, die jetzt an der Regierung waren, traute sich voraussichtlich genug Einfluß auf diese Herr schaften zu, um eine Neubesetzung des Konsulats in seine Wege lenken zu können. das Gebäude der Postdirettion und sämtliche Post-, Tele graphen- und Telephonämter. Die weiblichen Angestellte» wurden sofort heimgejchickt. Der ganze Post-, Telegraphen- und Telephonverkehr wurde eingestellt. Die Kriegsverstümmelten er klärten, der Verkehr werde erst wieder ausgenommen, wenn das Ministerium ihre Forderungen erfüllt habe. Abends gegen 9 Uhr konnte der Verkehr jedoch wieder ausgenommen werden. Aus Rom wird gemeldet, daß dort die Agitation der Kriegs beschädigten aufgehört habe. Die Regierung hat versprochen, wenn möglich alle Kriegsbeschädigten in den Staatsdienst aus zunehmen. Aus Stadt und Land. Mitteilungen für diese Rubrik nehmen wir immer denkbnr entgegen, Wilsdruff, am 19. April. — Die Regierungsvorlage über das neue Gemeindewahl recht. Dem Landtag ist am Montag die Vorlage der sächsischen Regierung über das neue Gemeindewahlrecht zugegangen, die sich in ihren Grundzügen an das Wahlrecht für den Reichstag und den Landtag anlehnt. Das Wahlalter ist für Männer und Frauen auf 20 Jahre festgesetzt. Die Wahl soll mit gebundenen Listen auf drei Kalenderjahre erfolgen. Die erste Wahl soll am zweiten Sonntag im November 1921 stattfinden. Eine Listen verbindung ist ausgeschlossen. Völlige Neuwahlen sollen alle drei Jahre stattfinden. Wenn jedoch große politische Ereignisse es notwendig machen, kann von der Regierung eine allgemeine Neu wahl auf einen früheren Termin festgesetzt werden. Die drei jährige Wahldauer bedingt auch eine Beschränkung der Amts- dauer der Gemeindeältesten, unbesoldeten Ratsmitglieder usw. auf drei Jahre. Die Wahlen zu den Bezirksversammlungen, den Bezirks- und Kreisausschüssen, bauen sich auf die Wahlen a — Militärverein. Nachdem der Militärverein gelegentlich seiner Mvnatsversammlung am 9. April durch Herrn Kam. Se kretär Schönherr-Dresden den zahlreich erschienenen Frauen und Kameraden einen äußerst interessanten Vortrag über „Das schwerste Flachfeuer im Weltkriege und die Beschießung von Paris" geboten hatte, kam man am Sonnabend wieder im „Adler" zusammen, um den Vortrag des Bremer Dompredigers O. Hartwich „Die große Lüge" zu hören. Es wird in diesem Vortrage durch Aussprüche der Staatsmänner unserer Feinde nachgewiesen, daß nicht wir, sondern sie die Kriegstreiber und Kriegshetzer waren. Es wäre Pflicht eines jeden Deutschen, sich über die Aussprüche jener Männer zu unterrichten, um endlich zur Klärung beizutragen, bei wem wir die Schuld zum Kriege suchen müssen. Durch den Volksbund „Rettet die Ehre!" steht eine Broschüre jedem zur Verfügung. Bestellungen nimmt der Verein entgegen. Für den Pioniertag am 5. Mai hat Kamerad Tischler Oskar Richter die Unterlagen in den Händen, für den Jäger- und Schützentag vom 14.—16. Mai Kamerad Kaufmann Erich Felgner in Firma Kaufmann Berger. Für den Fußartil leristentag in Dresden am 18.—20. Juni wolle man sich an Ka merad Tischler Richard Geißler wenden. Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene erhalten in Zweifelsfragen Aufschluß bei unserm Obmann Herrn Kamerad Vorschußvereinskassierer Wil helm. Mitgeteilt wurde, daß der Bund für 50- und 40jährige Vereinsmitgliedschaft ein Ehrenkreuz verausgabt. Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte der Vorsteher des Ablebens der vormaligen Kaiserin Auguste Viktoria, sie als kerndeutsche Frau, Gattin und Mutter, fromme Christin und Dulderin feiernd. — Du lachst! ruft eine Anzeige im vorliegenden Blatte den Lesern zu. Wer den Abend des „Fröhlichen Spötter" Müller-Heim besucht, der am 23. April im „Hotel zum Löwen" stattfindet, wird aus dem Lachen nicht herauskommen, und ein mal tüchtig zu lachen, tut in unserer grießgrämigen Zeit be sonders wohl. Karten im Vorverkauf bei Fa. Martin Reichelt j und im „Löwen". (S. Ins.) — In den Lindenschlößchen-Lichtfpielen kommt morgen der alle bisherigen Teile an Sensation und Spannung übertreffende ! 7. Teil des großen Sensationsfilms „Die Herrin der Welt" ' zur Vorführung. Eine zweite Anzeige lautete: Wer verschafft Herrn aus sehr reicher, angesehener Familie einen Titel? Konsul bevorzugt, Belohnung bis zu 100 000 -F zugesichert. Angebote unter usw. Dann verfaßte Dorival noch eine dritte Anzeige, in der ein junger Mann eine passende Gelegenheit suchte, ein ihm durch Erbschaft zugefallenes Kapital in Höhe von 250 000 -F gewinn bringend anzulegen. Noch an demselben Tag trug Dorival diese drei Leimruten in drei verschiedene Anzeigebureaus. Am folgenden Tage er schienen sie in schöner fetter Schrift, und vierundzwanzig Stunden später hatte Dorival viele Hunderte von Angeboten. Seine erste Anzeige, in der er 5000 -K zu leihen suchte, schien am wenigsten Anklang gefunden zu haben. Es meldeten sich nur siebzehn Selbstgeber, die außerdem sämtlich sehr miß trauisch waren. Dreißig Vermittler boten ihm in der Angelegen heit ihre Dienste an. Die zweite Anzeige hatte schon einen besseren Erfolg. Dem jungen, ehrgeizigen Mann, der für einen Titel hunderttausend Mark ausgeben wollte, boten einhundert neunundachtzig Ehrenmänner mit besten Beziehungen ihre hilf reichen Hände an. Der eine wollte ihm einen Grafentitel, der andere den Titel eines Kammerherrn verschaffen, viele boten ihm den Titel eines Kommerzienrats an, und auch sein besonderer Wunsch, Konsul zu werden, konnte ihm von vielen Seiten ga rantiert werden. Einen gewaltigen Treffer aber hatte er mit der dritten Anzeige gemacht. Annähernd vierhundert gute Menschen, von denen ihm jeder einzelne versicherte, daß seine Angaben streng wahrheitsgetreu seien, wollten ihn in kürzester Zeit zum vielfachen Millionär machen, wenn er ihnen sein Erbe vertrauensvoll in die Hände legen wolle. Herr Erich Labwein aber hatte sich auf alle drei Anzeigen gemeldet! Seine Angebote hatten alle drei den gleichen Wort laut: „Geehrter Herr! Ihre Anzeige in der heutigen Zeitung hat mein Interesse gefundsn. Ich kann Ihnen sofort mit Ge wünschtem dienen und bitte um Ihren umgehenden Besuch. Hochachtungsvoll Erich Labwein." Der erste Schritt war geglückt. Dorival gab Galdino den Auftrag, alle Briefe zu ver nichten, mit Ausnahme der drei Katten des Herrn Labwein, aber auch von diesen opferte er noch zwei Stück und behielt nur die Katte zurück, die die Chiffre der Anzeige trug, in der der Konsulattitel gesucht wurde. Dorival wollte sich als der titel- süchtige Jüngling mit den hunderttausend Mark bei dem Winkel bankier einführen. — (Fortsetzung folgt.)