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VikdrufferÄMatt z-mi»«-»» «a«-n>s M. 6 Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend x°si-h-<nmt-L--PM r»«t4 Amtlicher Teil Amtsgericht. Meißen, am 4. April 1921. Wilsdruff, am l. April 1921. V Kex. 83/2 l. Die Amtshauptmannschast. 293 I. erneut eine be> hat die Schutz hat über MOV * Bei den Kämpfen in Mitteldeutschland Polizei bisher 40 Tote zu verzeichnen. Sie Kommunisten gefangengenommen. * Im Befinden der deutschen Kaiserin ist deutliche Verschlimmerung eingetretcn. sie sich des ganzen Ernstes der durch sie geschaffenen Lage voll bewußt ist. Schon gibt es in England Millionen Arbeitslose, und mit Schrecken steht man der Wahrschein lichkeit entgegen, daß ihre Zahl in wenigen Tagen auf das Doppelte steigen könnte. Der Kohlenprcis zieht an, ob wohl die Regierung natürlich das Ausfuhrgeschäft sofort untersagt oder zum mindesten genehmigungspflichtig ge macht hat. Von einem grausamen Schlage gegen das Leben der Nation in einem an und für sich schon sehr schwierigen Augenblick spricht insbesondere die „Daily Mail", von der man Wohl sagen kann, daß sie die allge meine Stimmung des Durchschnittsengländers zutreffend wiederzugeben pflegt; und die „Times" beklagen an erster Stelle die britische Industrie, die einen neuen" schweren Streich erhalte, gerade in dem Augenblick, wo sie im Be griff fei, sich von den Folgen des Weltkrieges wieder etwas zu erholen. So Werden die Taktiker im Lager der Bergarbeiter schaft sich jeden Schritt, den sie weiterhin zu tun haben, sehr genau überlegen müssen. Wie die Dinge im Augen blick liegen, kann die Grubenindustrie, da sie zurzeit unter empfindlichen Absatzstockungen zu leiden hat, die Unter brechung der Produktion eine ganze Weile immerhin ruhig mitansehen. Auch eine Folge der durch den Frie densvertrag und das Abkommen von Spa erzwungenen Überschwemmung Frankreichs und Belgiens mit deutscher Wiederherstellungskohlc. Die Arbeiterführer sehen an die sem krassen Beispiel aufs neue, wie tief sie selber mit ihren eigensten Lebens- und Arbeitsinterefsen in den internatio nalen Wirtschaftszusammenhang verstrickt sind, dem die Entettte Rechnung zu tragen sich durchaus nicht ent schließen kann. Aber es ist nun einmal so, daß auch im Wirtschaftsleben der Völker ein Keil den anderen treibt. Wird dieser natürliche Zusammenhang unterbrochen, so kann vielleicht dieser oder jener Nutznießer einer Rache- und Verfolgungspolitik sich vorübergehend seines Triumphes freuen. Sehr bald aber muß sich Freud wieder in Leid verwandeln, und die Allgemeinheit jedenfalls wird in der Entwicklung abermals zurückgeworfen, statt dem allen ge meinsamen Ziel des Wiederaufbaues Europas näherzu kommen. Die englischen Grubenarbeiter stellen denjenigen Teil der britischen Arbeiterschaft dar, der von jeher noch am meisten zu internationaler Betätigung bereit war. Man darf annehmen, daß diese ihre Veranlagung, gleichviel wie der Kampf, in den sie eingetreten sind, enden mag, in Zukunft noch viel stärker hervortreten wird. Amerika will vermitteln. Fühlungnahme in Berlin. Der Berliner Vertreter eines Blattes in Brüssel be richtet, daß nach Erklärungen, die er in diplomatischen Kreisen erhalten hat, die deutsche Regierung sich mit der Absicht trage, den Alliierten neue Vorschläge in der Wie- derautmachunasfraae ru machen. Diese Absicht wäre auf Kleine Zeitung für eilige Leser. * In einer Note an Deutschland behält sich die Entente das Recht der Kontrolle aller deutschen Industriebetriebe vor. * Die Wahl des neuen Reichspräsidenten soll nicht vor Ende Mai erfolgen. * Aus die Ergreifung des Banditen Hölz hat die preußische Regierung eine Belohnung von 100 000 Mark ausgesetzt. eine Intervention der'Vereinigten Staaten, die dem Ber liner Kabinett entsprechende Eröffnungen gemacht hätten, zurückzuführen. Nach einer Meldung aus Washington vom 1. April gibt bereits das amerikanische Staatsdepartement bekannt, das; Verhandlungen von nichtoffizicllem Charakter zwischen der amerikanischen Mission in Berlin und den deutschen Behörden über die Wiedcrgutmachungsfrage stattgcfundcu haben. Jedoch ist man, wie das Staatsdepartement weiter erklärt, zu einem Beschluß bisher noch nicht ge kommen. Die Vertreter der Vereinigten Staaten, die über den deutschen Standpunkt in der Wiedergutmachungsfrage einen eingehenden Bericht nach Washington gesandt haben, haben nach der genannten Brüsseler Quelle den Eindruck, daß Deutschland großen Wert darauf legt, Amerika an der Festsetzung der von ihm geschuldeten Summe beteiligt zu sehen. Andererseits wird die unlängst veröffentlichte Meldung, wonach Hardings Kabinett Deutschland bereits einen endgültigen Wiedergutmachungsplan unterbreitet habe, nicht bestätigt. Die Auffassung der Reichsregierung. An amtlicher Stelle in Berlin wird dazu erklärt, daß von wirklichen Verhandlungen über die Wiedergut- machungsfrage zwischen der deutschen Negierung und der amerikanischen Mission bisher nicht die Rede ist. Es sei lediglich im Laufe eines Gesprächs, das der amerikanische Geschäftsträger mit einer maßgebenden Persönlichkeit des Auswärtigen Amts geführt hat, die Rede auch auf die Wiedergutmachungsfrage gekommen, und diese Persönlich keit habe den bekannten deutschen Standpunkt nochmals dargelegt. Von neuen deutschen Plänen in der Wiedcrgut machungsfrage sei vorläufig nicht die Rede. Die ameri kanische Regierung als solche habe auch noch nicht hier den Wunsch geäußert, in der Wiedergutmachungsfrage zu intervenieren. potiir'sche Nlndschau, Deutsches Reich. Freitag und Sonnabend den 8. und 9. April 1921 bleiben die Geschäftsräume der Amtshauptmannschafl wegen Reinigung geschlossen. An beiden Tagen werden nur dringliche Sachen erledigt. sn» Die Gruben stark gefährdet! Da die Bergarbeiter in allen Bergwerken die Arbeit so gut wie vollkommen eingestellt haben und die Erhal tungsarbeiten auch nur an einigen Stellen durch Frei willige notdürftig ausgeführt werden, schweben viele An lagen in großer Gefahr. Londoner Blätter melden, daß bereits einige Berg- werkSschächte überflutet sind und zahlreiche andere stehen in Gefahr. „Daily Chronicle" schreibt: Einige Minister seien der Ansicht, daß England vor einer der ernstesten Katastrophen seiner Geschichte seit Ausbruch des Krieges stehe. Der Personenverkehr auf den Eisenbahnen wurde ein geschränkt. Im übrigen hat die Regierung alle möglichen Vorkehrungen getroffen, um die Nahrungsmittelzufuhr zu den Städten in Gang zu halten. Die Delegierten der Arbeiter, Eisenbahn- und Transportarbeiter haben be schlossen, sofort eine Konferenz der Delegierten der briti schen Föderationen einzuberufen, um über ihre Haltung Beschluß zu fassen. Ein Delegierter der Transportarbei ter erklärte: Wir sind der Ansicht, daß die Konferenz nicht nur die Bergleute angeht, sondern daß wir auch die ganze Lage als sehr ernst auffassen müssen und daß wir die An sichten kennenlernen müssen, um eine bestimmte Haltung vorzuschlagen. Aus diesem Grunde haben wir uns ent schlossen, eine Konferenz einzuberufen. — Camp, Sekretär der nationalen Union der Eisenbahnarbeiter, erklärte, die Delegierten seiner Kameraden träten Mittwoch zusammen, und sagte weiter: An diesem Tage werden wir die Maß nahmen bestimmen, die wir zur Verteidigung unserer In teressen für notwendig halten. — Die Verhandlungen zwischen den Unternehmern und den Arbeitern in der Schiffbauindustrie zur Festsetzung einer neuen Lohngrund lage sind gescheitert. Enteuickontrolle über deutsche Betriebe. In feiner Eigenschaft als Vorsitzender der Botschafter konferenz hat der Ministerpräsident Briand an den Präsi denten der Friedensdelegation in Paris folgendes Schrei ben gerichtet: Durch Ihre Note haben Sie den Einspruch gegen die Entscheidung der Kontrollkommission hinsicht lich jener Werkstätten in Deutschland, die künftighin Kriegs material herzustellen berechtigt sein sollen, erneuert. Ich habe die Ehre, Ihnen mitzuteilen, daß die Frage durch die Entscheidung des Obersten Rates vom 23. Januar ihre endgültige Erledigung gefunden hat und daß die alliierten Mächte keinerlei neue Erörterungen in dieser Richtung ge statten können. Das Schreiben nimmt auf den Einspruch der deutschen Regierung Bezug, daß die Kontrolle der interalliierten Militärkommission auch auf andere als Kriegsmaterial erzeugende Betriebe ausgedehnt werden solle. Dr. Simons' Erholungsurlaub. Reichsminister Dr. Simons weilt bekanntlich seit einigen Tagen in Lugano. An diese Reise sind Kombi nationen geknüpft worden, die in keiner Weise mit den Tatsachen in Einklang zu bringen sind. Der Minister hatte sich bereits während seiner Reise nach Süddeutsch land, vor der Londoner Konferenz, eine Grippeasfektion zugezogcn, deren Folgen ihm auch jetzt noch zu schaffen machen. Seine überaus starke Inanspruchnahme vor und während der Londoner Konferenz trugen überdies dazu bei, die Rekonvaleszenz hintanzühalten, so daß eine kurze Erholung dringend geboten war. Zu diesem und allein zu diesem Zwecke hat sich der Minister in die Schweiz be geben. Alle Gerüchte über angeblich dort anzuknüpfcnde Besprechungen mit Ententestaatsmännern sind frei er funden. Deutsch-Österreich. X Anschlußabstimm',ng in ganz Österreich. Nach Mel dungen aus Wien wird das Gesetz übe^ die Volksabstim mung vom Nationalrat demnächst verabschiedet werden, worauf in allen Ländern die Volksbefragung für den An schluß an das Deutsche Reich erfolgen wird, eine Maß nahme, die mit den, Friedensvertrag von St. Germain keineswegs in Widerwruch steht. Die Negierung soll sich aus dem Grunde entschlossen haben, die Volksabstimmung jetzt züzulassen, weil Einzelabstimmungen in den Ländern und Städten nicht zu vermeiden gewesen wären (in Tirol z. B. ist sie auf den 24. April festgesetzt) und unter diesen Umständen eine allgemeine Abstimmung als zweckent sprechender bezeichnet werden muß Der Lohnkamps in England. Der Zufall schafft oft seltsame Bettgenossen. In dem gleichen Augenblick, da die deutschen Kommunisten den ganzen kapitalistischen Wirtschaftsprozetz zum Stillstand bringen wollten, um die Bahn endlich frei zu machen für die Errichtung einer Näteherrschaft nach russischem Muster, bricht in England ein Generalstreik der Grubenarbeiter aus, dessen Ernsthaftigkeit allein schon ans der Tatsache er hellt, daß die Regierung Seiner Majestät sich gegen ihn sofort, vhne sich auch nur einen Augenblick zu besinnen, mit Ausnahmebefugnissen wappnete. Es ist eine Art wirt schaftlicher Belagerungszustand, den sie verhängte, um jeder Störung in der Beschaffung oder Verteilung von Lebensmitteln, Wasser, Brennstoffen, Licht oder der Transportmittel wirksam begegnen zu können. In dieser Weise hat sie schon einmal, im Oktober 1920, dem großen Ausstand der Eisenbahner, in kurzer Zeit das Lebenslicht ausgeblasen. Diesmal ist sie ohne Frage zu gleichen rück sichtslosem Durchgreifen entschlossen. Die Bergarbeiter glauben insofern in guter Kampf lage zu sein, als nicht sie es sind, die den gegenwärtigen Zu stand durch neue Forderungen verändern wollen. Sie wehren sich vielmehr gegen die Nichterneuerung eines vor läufigen Lohnabkommens, das mit Geltung bis zum 1. April 1921 im Herbst vorigen Jahres, unter maßgeben der Mitwirkung der Regierung, zustande kam und das nun, nach dem Willen der Grubenbesitzer, wieder dauernden normalen Arbeitsverhältnissen Platz machen soll. Die Löhne waren bisher nur mit Hilfe besonderer staatlicher Zuwendungen dem Ausnahmecharakter der wirtschaftlichen Übergangszeit angepaßt worden. Lloyd George hält indessen dafür, daß mit dieser staatlichen Subven tionspolitik endlich Schluß gemacht werden müsse, weil anders man in eine Verewigung dieser ungesunden Zu stande hineingerate, deren finanzielle Folgen auf die Dauer unerträglich zu werden drohten. Allen Vorstellun gen der Gewerkschaftsführer gegenüber hat er sich diesmal taub gestellt; was der einen Industrie recht sei, sei der anderen billig. Man hübe lange genug Staatsgelder her gegeben, jetzt aber sei es an der Zeit, daß Bergwerksbe sitzer wie Bergarbeiter sich wieder auf eigene Füße stellten. Dabei blieb er, und so ist es zum Kampfe gekommen. Denn oie Gewerkschaftsorganisationen hören aus allen diesen Ausführungen nur das Nein und sind davon über zeugt, daß man jetzt mit dem Lohnabbau ernst machen wolle, von dessen Notwendigkeit seit langem auch in Eng land die Rede ist. Sie sollen also sozusagen das Ver suchskaninchen sein, bei dem man mit der Erprobung wirk samer Lösungsmethoden dieser schwierigsten aller Gegen wartsfragen beginnen »volle. Auch sie stellen sich dem- . gegenüber auf den Stand mnkt, daß in dieser Lebensfrage derjenige Hannemann voranzugehen habe, der die längsten Stiefel besitze, und das seien alle anderen Gruppen der Be völkerung eher als gerade die Grubenarbeiter. Wieder rufen sie, wie schon in früheren Fällen auch, den berühm ten „Dreibund" zu ihrer Unterstützung auf: die Trans port-, die Werftarbeiter und die Eisenbah ner, und sie rüsten sich für alle Fälle auf eine lange Dauer des Kampfes. Wie er ausgehen wird? Soweit die Entscheidung von der Haltung der öffentlichen Meinung abhängt, will es scheinen, daß die Bergarbeiter nicht viel zu hoffen haben. Einmütig verurteilt die Londoner Presse die Aus-- ktandsbewcauna. und sie tut dies um so entschiedener, als * Der Entschädigungsausschutz in Paris hat die deutschen Einsprüche in Sachen der Pensionszahlungen abgelehut. * Der Streik in den englischen Kohlenbergwerken wurde in «Nen Gruben durchgcführt. * Die ungarische Nationalversammlung hat das Abenteuer Kaiser Karls einstimmig abgelehut. * Der Kronprinz von Japan hat sich in Colombo nach Europa cingeschisft. * Nach einer Meldung aus Washington will sich Amerika be mühen, einen Ausgleich zwischen Deutschland und der Entente zu suchen. Wege« Reinigung bleiben die Geschäftsräume der unterzeichneten Behörde Freitag und Sonnabend den 8. und 9. April 1921 geschlossen. An diesen Tagen werden nur dringliche Sachen erledigt. sr«r EiMetnt ltglich »st Augnahm« der Sonn» vn» Festlag« nachmittag« 5 VH« für den folgenden Tag. Bezugspreis bet DeOstatcholnng monatllch 4 MI., durch unsere Austräger zugetragen In »er Statt inenatttch 4.40 MI., auf dem Laude ch» MI„ durch di« Pest bezogen »lerteljührlich MI. mit ZustellungSgebühr. Alle Postanstalten und Postboten sowie Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Lesteklunzen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder Det«i«b<sttrunge» hat ter 2e»i«h«r leine» Anspruch auf Lieferung ter Zeitung oter Kürzung de« DezugSpretfeS. dem Zahre 1S41 Erscheint seit Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, -es Stadtrats zu Wilsdruff, -es Forstrentamts Tharandt Verleger uud Dnrcher: Arthur Zschuuke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für de» Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide i» Wilsdruff. 80. Jahrgang. Nr. 78. Dienstag den 5. April 1921. InserstonSpret« 1 Ml. filr dl« »gespaltene KorpuSzrtle oder deren Rauen, Lolatprel« Pfg-, Reltameo Ml. Ae! Wiederholung und IahreSaustrag entsprechende« Preisnachlaß. iSekanntmachungen lm amtliche» Teil hm« »MI Aehdrden) di« r gespaltene KorpuS,etle Z MI. 7!achweisungS.Sebühr 50 Pfg. Anzeigenannahme bi« »»mitta«« 1V Uhr. Für dl- stiichiiglett d«r durch Fernruf übermittelten Anzelgeu übernehmen wir leine Garantie. Zeder stiabatt» «nspruch erilscht, wenn de« Tletra« durch Klage Ungezogen «erden muß oder de« Auftraggeber in »»»!>»« »erA.