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Wilsdruffer Tageblatt : 17.02.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192102176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19210217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19210217
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-02
- Tag 1921-02-17
-
Monat
1921-02
-
Jahr
1921
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 17.02.1921
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ehemals oeurjcheu Jnfer '^)ap err.cpieu wollen. Die ameri kanische Regierung betonte, daß Amerika die gleichen An- prüche auf diese Insel habe wie Japan. Unsere (Steuerlasten. Ein Vergleich mit Frankreich. Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Die Gesamtbelastung an Steuern und Abgaben (an Reich, Ländern und Gemeinden) beträgt in Deutschland auf den Kopf der Bevölkerung 753,37 Mark. In der Denk schrift des Völkerbundes, die der Internationalen Finanz konferenz zu Brüssel im Herbst vorigen Jahres vorgelegen bat, war sie auf Grund älteren Materials noch auf nur 474,90 Mark berechnet. Die Steuerbelastung in Frankreich beträgt nach der Denkschrift des Völkerbundes auf den Kopf der Bevölkerung 416,80 Frank. Die Denkschrift nimmt das Durchschnittseinkommen in Deutschland mit 3900 Mark, in Frankreich mit 3200 Frank auf den Kopf der Bevölkerung an. Wenn man sich auf den Boder dieser Zahlen stellt und sich, wie es dieDenkschrfit tut, in Dollar umrechnet, beträgt nach dem Kurse vom 31 Januar d. Js. in Deutschland das Durchschnittseinkommen 6084 Dollar und die Steuerbelastung 11,75 Dollar, in Frankreich das Durchschnittseinkommen 225,92 Dollar und die Steuerbelastung 29,42 Dollar. In Deutschland muß daher die Bevölkerung 20 Prozent ihres Durchschnittsein kommens an den Staat abführen, während der Franzose nur 13 Prozent seines Durchschnittseinkommens abzu geben hat. Danach ist die steuerliche Belastung in Deutschland sehr viel schwerer als in Frankreich und dies besonders, wenn man berücksichtigt, daß kleinere Einkommen viel weniger abgabefähig sind als größere. Setzt man das Existenz minimum für Deutschland und Frankreich auf den Kopf der Bevölkerung auf etwa 40 Dollar an, so bliebe — wenn man, wie die Gegner es tun, die Steuerbelastnngcn valuta- mäßig vergleicht — als besteuerungsfähiges Durchschnitts einkommen in Deutschland ein Betrag von etwa 20 Dollar, in Frankreich aber ein Betrag von etwa 180 Dollar. Es dürfte für die Franzosen ungleich leichter sein, von 180 Dollar 29,42 Dollar als für die Deutschen von 20 Dollar 11,75 Dollar für Steuerzwecke zu erübrigen. Ewkommensieuer-Efkiärungsn Maßgebende gesetzliche Bestimmungen. Neuerdings hat der Reichsminister der Finanzen eine Verordnung erlassen, in der die Vorschriften für die Ab gabe der Einkommensteuererklärungen zusammengefaßt werden. Die wesentlichen Bestimmungen lauten: Alle Steuerpflichtigen, deren steuerbares Einkommen im abgelaufenen Kalenderjahre oder in den« an dessen Stelle tretenden Wirtschafts- (Betriebs-) Jahr den Betrag von 10 000 Mark überstiegen hat, haben nach erfolgter öffentlicher Aufforderung innerhalb einer bestimmten Frist eine Erklärung über ihr steuerbares Einkommen dein, zu ständigen Finanzamt einzureichen. Die Frist zur Einreichung darf nicht später als am 1. März 1921 beginnen, sie muß einen Monat be tragen und kann in einzelnen Fällen angemessen ver längert Werden. Mindestens eine Woche vor Beginn der Frist sowie einmal im Laufe der Frist ist das Finanzamt gehalten, in den für amtliche Bekanntmachungen bestimm ten Tageszeitungen zur Abgabe der Steuererklärung öffentlich aufzufordern. Steuerpflichtige, die auf Grund der öffentlichen Aufforderung zur Abgabe einer Erklä rung nicht verpflichtet sind, müssen, unbeschadet ihres Rechts zur freiwilligen Abgabe, eine Erklärung abgeben, sobald sie vom Finanzamt eine besondere Aufforde rung hierzu erhalten. Die Steuererklärung ist unter Benutzung eines vom Finanzamt erhältlichen Vordrucks schriftlich einzureichen oder mündlich vor dem Finanzamt zu Protokoll abzu- geben; sie mutz von dem Steuerpflichtigen eigenhändig unterschrieben sein und die Versicherung enthalten, daß die Angaben nach bestem Wissen und Gewissen gemacht sind. Weiter mutz die Steuererklärung eines Ehe mannes auch das Einkommen seiner Ehefrau mit umfassen, sofern für die Ehegatten die Steuerpflicht überhaupt gegeben ist und sie nicht dauernd voneinander getrennt leben. Die Steuererklärung des Haushal- tungsvorstandes muß ferner das Einkommen seiner zu seiner Haushaltung zählenden minderjährigen Kinder (eigene Abkömmlinge, Stief-, Schwieger-, Adoptiv- und Pflegekinder sowie deren Abkömmlinge) mit umfassen, so weit es sich nicht um Arbeitseinkommen der Kinder handelt. Für Personen, die uyter Pflegschaft oder Vor mundschaft oder unter elterlicher Gewalt stehen und selbständig zur Einkommensteuer zu veranlagen sind, ist die Erklärung von dem Pfleger, Vormund oder Träger der elterlichen Gewalt abzugeben. Wer durch Abwesen heit oder sonst verhindert ist, die Steuererklärung abzu geben, kann sie durch Bevollmächtigte abgeben lassen. Dem Steuerpflichtigen steht es frei, die seinen An gaben in der Steuererklärung zugrunde liegenden Einzel berechnungen und andere zum Verständnisse seiner An gaben dienenden Erläuterungen und Zusätze in die Steuer erklärung oder in eine bcizufügende Anlage aufzunehmen. Ist ein Einkommen aus Grund besonderer Buch- oder Ge schäftsabschlüsse oder aus Grund von Bilanzen ermittelt, so sind Abschriften hiervon der Steuererklärung beizu fügen. Soweit es sich um Einkommen handelt, das nur durch Schätzung ermittelt werden kann, steht es dem Steuerpflichtigen frei, die Schätzung solcher Einkommens- teile selbst vorzunehmen und unter Mitteilung der Tat sachen, auf die sich die Schätzung gründet, deren Ergebnis in die Steuererklärung einzutragen oder nur die Tat sachen anzugeebn, die er zur Ermittlung des Einkommens beizubringen vermag. Aah und Hern. O Riesenschiebungen mit Vieh. Umfangreiche Vieh- schiebungen, bei denen es sich um Schiebergeschäfte handelt, deren Wert viele Millionen beträgt, sind vom Landespoli zeiamt aufgedeckt worden. An den Schiebungen sind die Vtchgroßhandelsfirmen I. Fleischhauer in Breslau, Klee mann in Breslau, S. Knobloch in Liegnitz und B. Stein in Emden (Filiale Breslau) beteiligt. Mit ihnen standen ungetreue Angestellte der Breslauer Provinzialfleischstelle, insbesondere die Abteilungsvorsteher Ferenz und Ostrowski und die Kontrollbeamten Fiedler, Heiduck und Niebuhr unter einer Decke. Die Viehschiebungen wurden dadurch ermöglicht, daß die bestochenen Angestellten der Breslauer Fleischstelle den Viehfirmen auf telephonischen Anruf binnen 24 Stunden Ausfuhrbewilligungen für jede be liebige Menge Vieh nach allen Orten, insbesondere nach Oberschlesien, beschafften. Nach den bisherigen Fest stellungen konnten allein aus den letzten Monaten Hun derte solcher Fälle nachgewieien werden, bei denen zum Teil auch schwere Urkundenfälschungen begangen worden sind. O 3960 Fälle von Bahnberaubungen. Im Bezirk der Eisenbahndirektion Elberfeld ist in den Monaten Novem ber und Dezember 1920 die Beraubung von Eisenbahn- - ütern in 3900 Fällen sestgestellt worden. 219 Eisenbahn diebe wurden ermittelt, davon waren 107 Eisenbahner und 112 Privatleute. Vom 1. April bis 1. November 1920 wurden für Verluste, Beraubung und Beschädigung von Gütern in diesem Eiscnbahndirekttonsbezirk allein über "K Millionen Mark gezahlt. D Nach 23jähriger Blindheit wieder sehend geworden. In der Nähe von Cardiff (England), im Orte Pengam, ist eine 65jährige Frau Jenkins nach 23jähriger völliger Blindheit plötzlich sehend geworden. Der Fall erregt in Ärztekreisen großes Aufsehen. Die Frau verlor das Augenlicht durch einen Blitzschlag und war danach fünf Jahre zeitweise ganz bewußtlos. O Flammentod im Möbelwagen. Nach Beendigung eines Richtfestes legten sich in Krefeld zwei Bauarbeiter mit brennender Zigarre in einen leerstehenden Möbel wagen zum Schlafen. Infolge Unachtsamkeit der beiden Schläfer geriet der Wagen durch Funken der Zigarren in Brand, und beide Arbeiter erlitten den Flammentod. O Eine Zwölfjährige als Mörderin. Eine kaum glaub liche Mordtat wird aus Lähn in Schlesien gemeldet. Da nach ist die Besitzerin des Rittergutes Klappelsdorf, Doro- chea Rohrbeck, von einer zwölfjährigen Anverwandten durch drei Revolverschüfse getötet worden. Die angebliche Täterin hat sich dann selbst erschossen. G Zehn Todesopfer bei einem Autounglück. Zehn fran zösische Rekruten wurden in der Nähe von Roanne (Dep. Loire) getötet. Nach Besichtigung durch den Revisionsrat mieteten die zehn Soldaten ein Auto, um in ihren Wohn ort zurückzukehren. Dabei überfuhr ein Zug beim über queren der Schienen das Auto. Außer dem Chauffeur kam niemand mit dem Leben davon. O Ein amerikanischer „Hungertag". In Newyork und in anderen Städten der Vereinigten Staaten von Nord amerika hat ein „Hungertag" stattgefunden. Die Bevölke rung hat an diesem Tage „gehungert" und das dadurch ersparte Geld einer Sammlung für die hungernden Kinder Mitteleuropas überwiesen. Es sollen besonders aus deut schen Kreisen ansehnliche Summen gespendet worden sein. G Wicdrreinsühmng der Prügelstrafe in Ungarn Der Budapester Strasgerichtshof fällte dieser Tage erstmalig ein Urteil, mit dem die Prügelstrafe verhängt wurde. Ein mehr fach vorbestrafter Dieb wurde zu zwei Jahren Zuchthaus und zu 10 Stockstreichen verurteilt. G Selbsttötung zum Beweis der spiritistischen Lehre. Aus Newyork wird gemeldet: Professor George Bradford, ein amerikanischer Universitätsprofessor und einer der Führer der Spiritisten in Amerika, hat sich selbst getötet, nm den Beweis dafür zu erbringen, daß die Geister der Verstorbenen noch mit der Welt in Verbindung zu treten vermögen. Den Beweis ist er jedoch bis jetzt schuldig ge blieben. D Typhusschutzmahnahmcn im Newporter Hafen. Nach einer Meldung aus Newyork ist verfügt worden, daß bis auf weiteres alle Schiffe 300 Meter von den Docks entfern« bleiben müssen. Man hat die Maßnahme getroffen, nm die Einschleppung von Typhuscpidemien zu verhüten. Man trifft auch umfassende Vorbereitungen, nm den Hafen zu desinfizieren. Neueste Meldungen. Transportarbcitcrstreik in Sachsen? Dresden. Die Arbeitgebervereinigungen im Transport gewerbe von Sachsen und Thüringen haben den Schiedsspruch vom 8. Februar abgelehnt. Es ist infolgedessen mit einem un mittelbar bevorstehenden Transportarbctterstreik in Sachsen zu rechnen. In Crimmitschau ist bereits in drei Bettieben der Aus stand ausgebrochen. Bon der Schneekoppe abgestürzt. Hirschberg (Schlesien). Der Arzt Dr. Bloch aus Trauten«« ist in Böhmen beim Abstieg von der Schneekoppe 200 Meter tief in den Mclzergrund abgestürzt. Mit gebrochenen Rippen unG erfrorenen Füßen wurde der Verunglückte geborgen. Die Tragödie auf Schloß Klappelsdorf. Hirschberg (Schlesien). Wegen eines Doppelmordes wurde ans Schloß Klappelsdorf der Onkel der ermordeten Ritterguts besitzerin, ein gewisser Peter Grupen aus Berlin, unter dem dringenden Verdacht der Täterschaft verhaftet. Die sechzehn jährige Besitzerin des Schloßes, Dorothea Rohrbeck, alleinige Erbin von drei Rittergütern, wurde von dem Dienstmädchen in ihrem Zimmer, durch mehrere Schüsse in Hals und Brust ver letzt, tot ausgesunden. Im selben Zimmer wurde die auf dem Schloß zu Besuch weilende zwölfjährige Kusine der Rohrbeck, Ursula Schade aus Berlin, mit einem Schuß über dem rech- ren Auge schwerverletzt aufgefunden. Sie ist zwei Stunden daraus ihren Verletzungen erlegen. Verhandlungen über Westungarn. Wien. Zwischen der österreichischen und ungarischen Regie rung begannen die Verhandlungen über Westungarn. Die Ver handlungen gelten vor allem Fragen der Grenzregelung. Die Ulngliederung Westungarns selbst ist nach Ansicht maßgebender Stellen für die österreichische Regierung nicht Gegenstand vo« Verhandlungen, da der Fricdensvertrag hier klare Entscheidun gen getroffen hat. Die ungarische Regierung scheint noch immer zu glauben, daß Westungarn gegen wirtschaftliche Zugeständ nisse an Österreich in irgendeiner Form für Ungarn erhalten bleiben könnte. Deutschenverurteilungen durch belgische Militärrichter. Haag. Schwere Strafen haben die belgischen Militärgerichte über verschiedene Inhaber »on Kostüm-Verleihgeschäften ver- hängt. Bekanntlich gehören zu Kostümen auch Waffen. Nichts destoweniger hat das Militärgericht in Aachen die Besitzer eines solchen Geschäftes, obwohl sie von den belgischen und deutschen Behörde« die Erlaubnis zur Rückbehaltung der Waffen er halten hatte« — eS handelt sich um schwere Wurfspieße, Helle barden, Lanzen, alte Feuersteinflinten, alte Reiterpistoleu und Gewehre der verschiedensten Arten, darunter natürlich auch einige neue Säbel und Seitengewehre sowie zwei moderne deutsche Gewehre — zu 6VV0 Mark Geldstrafe und Einziehung des ganzen Wafsenvorrates im Werte von nahezu 2 Millionen Mark verurteilt. Die Einsprüche des Reichskommissars für die besetzten rheinischen Gebiete gegen dieses Urteil, das das Unter nehmen Vernichtend trifft und zahlreiche Arbeiter und Ange stellte brotlos macht, da die Kostümlieferung ohne Waffen wert los ist. wurde von dem belgischen Oberkommissar zurückgewiesen. England bleibt der Sabelkonferenz fern. London. Aus guter Quelle verlautet, daß Großbritannien sich entschlossen habe, keine Delegierten zu der jetzt neu eröff neten Kabelkonferenz in Washington zu senden. Die Regierung ist der Ansicht, daß Englands Haltung auf der Konferenz miß verstanden worden sei. Man hatte versucht, als Vermittler zwischen den Vereinigten Staaten und Japan auszutreten. D« diese Versuche falsch ausgelegt worden seren, sehe man keine« Grund sich weiter an der Konferenz zu beteiligen. Sowjetvertreter im Ausland. London. Als Führer der bolschewistischen Handelsmissio« ist Kirjenzew in Stockholm eingetroffen. Professor Lomonosow verläßt Stockholm und geht als Leiter der russischen Einkauf»- kommission nach Berlin. Gräfin Pia. Roman von H: C o u r t k s - M c h >« r «8. Fortsetzung. lNackdrück verbeten?, Er dankte äußerlich ruhig für jede Erfrischung und jagte dann, sich an den Zweck seines Kommens erinnernd: „Es ist mir sehr lieb, daß ich dich allein treffe. Weiß Tante Maria von der Angelegenheit, die du in deiuun Briefe berührst?" Sie schüttelte den Kops „Nein. Frau von Brenken meinte, so etwas müsse möglichst in der Familie bleiben. Tante Maria'hätte mir wohl auch nicht so viel Geld geben können, als ich brauchte. So wendet« ich mich gleich an dich. Bringst du mir das Geld, recht viel?" fragte sie dringend.- Er lächelte, in ihren Anblick versunken. In Geld angelegenheiten war sie noch das richtige Kind geblieben. „Das wird alles -geordnet werden, Pia; ich habe von deinem Vater die weitestgehende Vollmacht," sagte er zer streut, denn das schmale Füßchen, das unter ihrem Rock saum hervorsah, fesselte ihn. Pia blickte ihn erschrocken an. „Papa? Mein Sott, du hast doch Papa nichts yavon gesagt?" Er richtete sich energisch auf. „Doch, Pia, ich mußte es ihm sagen — er hatte übrigens zu gleicher Zeit einen Brief von Frau von Brenken er- t>alten, der ihr die Notlage d«iner Stiefmutter schildert." Pia starrte ihn betroffen an. , „O — sie hatte mir doch fest versprochen, damit zu warten. Das war nicht gut von ihr. War Papa sehr erregt?" „Nein, nein, beruhige dich. Er wird in wenigen Tagen kommen, dich heimzuholen." * Ihr Gesicht rötete sich. In jäher Freude preßte sie die Hände zusammen. Aber sie gab ihrer Freude keinen Ausdruck, „Hans, kannst du mir vielleicht sagen, warum mem Vater so hart zu meiner Stiefmutter war?" «Nein, Pia, ich kann es dir nicht sagen. Aber es wird nicht ohne Grund geschehen sein. Willst du mir bitte ein mal ausführlich erzählen, wie du mit Frau von Brenken bekannt wurdest und was sie dir alles erzählte?" Pia nickte eifrig und rückte sich hastig im Sessel empor. Es wnr etwas von der alten Pia in dieser Bewegung und auch in dcm bastigen Bericht. Sie erzählte ihm alles. — auch wie sie dazu g«kommen war, ihres Vaters Adresse auf «in Kuvert Tante Marias zu schreiben. Und als sie zu Ende war, fragte sie aufatmend: „Also Papa weiß nun, daß die Aermste in großer Not ist, und er wird ihr helfen, nicht wahr?" „Ja, sei ganz ruhig, es wird alles geordnet. Weißt du, wo Frau von Brenken hier wohnt?" Sie nannte ihm das Hotel. Und dann sagte sie seufzend: „Ach, wie schrecklich hat mich das alles bedrückt. Ich mußte immerfort daran denken. Und nun bin ich froh, daß Papa ihr helfen wird. Ich hätte es gar nicht verstehen können, numn er so grausam gewesen wäre, ihr nicht helfen zu wollen." „Dein Vater ist alles andere eher, als grausam, Pia. Diese Frau ist viel grausamer gegen deinen Vater gewesen, als er es je sein könnte. Di« Erklärung, wie das alles ge kommen ist, wird dir sicher dein Vater eines Tages selbst geben, w«nn er dich für gereift genug hält, alles zu verstehen. Bisher hat «r dein junges Gemüt nicht belasten wollen. Und er war sehr erschrocken, daß dir — diese Frau von Brenken — davon gesprochen hat. Aber nun wollen wir davon nicht mehr sprechen. Ich werde Frau von Brenken^ aufsuchen und alles regeln. Jetzt muß ich dir erst einmal sagen, wie sehr du dich verändert hast in der kurzen Zeit. Ich staune, daß du eine so reizende junge Dame geworden bist." Dunkle Röte bedeckte Pias Gesicht. „Ach — sprechen wir nicht von mir, ich bitte dich. Wahrscheinlich war ich ein. gräßliches kleines Ungeheuer, ehe mich Tante Maria mit ihren sanften Händen zurechtgerückt hat," sagte sie hastig. Seine Augen blickten seltsam weich und warm. Aber sie sah es nicht, weil sie die Augen von ihm abwandte. „Nein, Pia, das warst du sicher nicht. Aber ein kleiner toller Uebermut warst du — und nun will mir scheinen, als hättest du dir deinen frohen Uebermut gar zu sehr ob- gewönnt, als seiest du viel zu ernst geworden." Sie strich sich leich über den lockigen Scheitel. „Ach nein, ich bin noch ganz lustig und heiter, nur fetzt — in den letzten Tagen — das mit meiner Stiefmutter — das Leben schien mir mit eins so schwer. Ich war sehr traurig geworden — aber das ist ja nun wieder gut — ia — nun werde ich bald wieder ganz vergnügt sein." Er hätte sie so gern in seine Arm« genommen und sie voll Liebe und Zärtlichkeit getröstet. Aber es war eine Scheu in ihm, als dürfe er seinem Herzen noch nicht nach geben. Sie mußte ihm erst wieder mit der alten, lieben Vertraulichkeit entgegenkommen. „Wie hat dir das Leben in der großen Welt gefallen» Pia?" fragte er ablenkend. t,O, es war sehr interessant. Ich habe viel gesehen, viel gelernt. Und habe auch, wie ich dir schrieb, Freundinnen gefunden. Sie sind leider gerade jetzt nicht hier, sonst hättest du sie kennen lernen müssen. Wir haben viel Schönes erlebt und gesehen zusammen. Auch sonst waren fast alle Menschen gut zu mir?" „Und möchtest du nun weiterleben in der großen Welt?" „Für immer — o nein. Ab und zu möchte ich freilich dies alles Wiedersehen. Aber jetzt hab' ich vorläufig genug davon. Ist in Buchenau alles wohl, Hans?" Er nickte lächelnd. „Alles. Und ich freue mich sehr, daß du, liebe Pm, uns nicht vergessen hast über allem Amüsement." „Bergessen? O nein — das vergißt man doch nicht, was zu einem gehört," sagte sie leise, und ihre Augen schim merten feucht. 'Fortsetzung folgt.)
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