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dem Zähre 4844 Erscheint seit Dieses Matt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt Verleger »md Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdraff. Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Postscheckkonto Leipzig 28644 Fernsprecher Wilsdraff 7lr. 6 Mrsihelirt iLgllch mit Ausnahme der Gönn- und Festtage nachmittags S Ubr für den folgenden Tag. Bezugspreis bei Sewstabhotung monatlich 4 Ml., durch unsere Austräger zogetragen in der Stadt monatlich 4.40 Ml., auf dem Lande L« Ml., durch die Post bezogen vierteljährlich 13.50 Ml. mit Zustellungsqebühr. Mir postanflatten und Postboten sowie »Vsrre Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. 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Juni 1921 ab eine bedeutende Erhöhung der Personentarife. * Demnächst sollen Verhandlungen über eine weitere Aus lieferung des deutschen Flußschissahrtsmaterials mit der En« tente beginnen. * Generalfeldmarschall v. Hindenburg hat das Protektorat über den Ostmarkenverein übernommen. * Die amerikanische Negierung erhebt Ansprüche aus die frühere deutsche Südseeinsel Bap. polnische Sorgen. Die längste Ministerkrisis, die wohl jemals in eine«, parlamentarisch regierten Lande zu verzeichnen war, hat das Polenreich zwischen altem und neuem Jahr durchzu machen gehabt. Wochenlang lebten förmlich die War schauer Berichterstatter der großen Zeitungen des Westens von den täglich wechselnden Meldungen über den halben oder über den ganzen Zusammenbruch des Ministeriums Witos und über die verzwickten innen- und außenpoliti schen Wirkungen, die sich daraus ergeben würden — bis schließlich der ganze Spektakel sich in Wohlgefallen auflöste und Herr Pilsudski, der Staatspräsident und Feld marschall, gen Frankreich fuhr, als hätte er in der Heimat nicht das geringste zu befürchten. Kaum ist er jedoch, reich mit herrlich klingenden Worten beladen, aber arm an wirklich herzstärkenden Gaben der Freundschaft, nach War schau zurückgekehrt, da beginnt das Knistern im Gebälk sich wieder um so vernehmlicher bemerkbar zu machen. Als erster Warner meldet sich der Kongreß der polni schen Menschewisten, also sozusagen der Mehrheitssozia listen von der Weichsel. Sie gehörten bisher zu den Re gierungsparteien, sind aber nun mehr zur Opposition über gegangen, und verlangen die Auflösung des polnischen Reichstages, des sogenannten Sejm, dessen Hauptaufgabe, die Schaffung einer grundlegenden Verfassung für den neuen Polenstaat, nun wohl bald endlich gelöst sein wird. Aber in der Frage der Einheitskammer hat die Linke nach harten Kämpfen eine schwere Niederlage erlitten. Der von ihr auf das heftigste bekämpfte Staat ist, wenn auch nur mit geringer Mehrheit, in die Verfassung ausgenommen worden, und obwohl seine Befugnisse ziemlich knapp be messen wurden, um den demokratischen Charakter des Staatswesens nicht allzusehr zu gefährden, zeigen sich die Parteien der Linken doch im höchsten Grade ungehalten über einen „Sieg der Reaktion", von dem sie sich für die Zukunst des Landes nichts Gutes versprechen. Der Kon greß erklärte, die Arbeiter müßten es durchsetzen, daß die Staatsgewalt in die Hände der Arbeiter und Bauern über ginge, wobei zu bemerken ist, daß schon jetzt ohne die Zu stimmung der Bauernpartei, deren Führer zurzeit an der Spitze der Regierung steht, sozusagen kein Apfel in Polen zur Erde niederfallen kann. Bleiben also die Arbeiter, die bei der Teilung der Herrschaft mit den Bauern bisher allerdings zu kurz gekommen sind. Aber hier liegt der Knüppel wieder einmal beim Hunde. Denn einmal sind die Bauern einig und geschlossen und wissen, was sie wollen, und dann geht es ihnen wirtschaftlich noch verhält nismäßig ganz gut in Polen, wie ja überhaupt die Land wirte in den siegreichen wie in den besiegten Ländern den Wechsel der Zeiten einigermaßen glimpflich überstanden haben. Die polnischen Bauern sind jedenfalls alles andere nur nicht revolutionär gestimmt, während man den Arbei tern ungleich eher zutrauen darf, daß sie es angesichts der Rechtsschwenkung des Kurses im Sejm endlich einmal mit anderen Methoden versuchen wollen. Dabei kommt ihnen natürlich die erbärmliche Lage des eigentlichen Prole tariats in den Städten zu Hilfe. Von der Teuerung, unter der es zu leiden hat, können wir uns wohl kaum eine zu treffende Vorstellung machen, so unglauliche Zahlen auch über die Preise für die alltäglichen Lebensbedürfnisse fort gesetzt berichtet werden. An freundlichen Ermunterungen von Moskau her wird es ganz gewiß auch nicht fehlen. Dort hält man Eile nachgerade für geboten, wenn nicht das ewige Gerede von der alles befreienden Weltrevolu tion verstummen soll. Polen wurde immer schon vor die nächste Stuse zum bolschewistischen Himmelreich gepriesen; vielleicht soll dort jetzt, da man der endgültigen Einstellung der Feindseligkeiten gegen Sowjetrußland nahe gekommen scheint, zum entscheidenden Schlage ausgeholt werden. Wer es mit diesen Fricdensverhandlungen indessen eiliger hat, die Polen oder die Russen, ist schwer zu ent scheiden. Die Polen haben ihren Finanzminister nach Riga geschickt, und die Russen wollen danach keine Un menschen sein und ihrerseits gleichfalls einen hervorragen den Vertrauensmann mit neuen Sachverständigen dorthin abordern. Ob diese neuen Männer freilich zur Beschleu nigung der Verhandlungen beitragen werden, ist eine andere Frage. Beide Parteien sind Meister in der Kunst des Verschleppens, und wenn die Polen nicht mehr länger verbergen können, daß sie unter allen Umständen zu Ende kommen müssen, können sie um so sicherer darauf rechnen, daß die Russen sie mit doppeltem Vergnügen an der Nase herumziehen werden. So kann das liebliche Spiel sich noch unabsehbar hinziehen. Fragt sich nur, wie lange der durch und durch morsche, der sterbenskranke Polenstaat es noch auszuhalten veruiag. Nie presse und Dr. Simons. Nachklänge zur Stuttgarter Rede. Lie „Neue Züricher Zeitung findet die Stuttgarter Rede des deutschen Außenministers sehr geschickt und meint, es dürste außer Zweifel stehen, daß Simons' Vorschlag zur solidarischen Lösung des Produktionsproblems einen praktisch sehr Wohl diskutierbaren Kern enthalte. Schwieriger sei die Frage zu beantworten, ob eine solche Rechnung — auch angenommen, daß sie richtig kalkuliert wäre — nicht zu sehr eine ferne Zukunft im Auge habe. Was die schwergeschädigten Länder Westeuropas vor allem verlangten, sei sofortige Abhilfe. Unter allen Umständen aber sei die Rede von Dr. Simons ein geschickter Auftakt zur Londoner Konferenz. Sie zeige, daß von deutscher Seite eine Grundlage gesunden worden sei, von der aus Verhandlungen möglich wären. Gegen Deutschlands Erwürgung. Die italienischen katholischen Gewerkschaften veröffent lichen einen scharfen Protest gegen die Pariser Forderun gen und die angedrohten Sanktionen, die 42 Jahre deut scher Knechtschaft zugunsten des ausländischen Kapitalis mus und Imperialismus und die grausamste Verleugnung der im Kriege proklamierten Ziele „Gerechtigkeit und Frei heit" bedeuteten. Durch solche Ausschreitungen würde der Wiederaufbau Europas verzögert und dafür in den Be siegten der Nachegeist genährt. Im Namen der christlichen Ideale protestieren die Gewerkschaften gegen diesen Ver such, das deutsche Volk zu erwürgen. Der Rnf nach dem Maulkorb. Zur Stuttgarter Rede des Reichsministers Dr. Simons sagt „Journal des Debats", der Minister habe sich korrek ter ausgedrückt als in seiner Reichstagsrede, aber aufs neue erklärt, das Abkommen von Paris sei als Verhand lungsgrundlage unannehmbar. Er habe gesagt, die Re vision des Versailler Friedensvertrages sei unvermeidlich Er habe sogar dagegen protestiert, daß der Vertrag von Versailles Deutschland die Schuld am Kriege zuerkenne Man könne nicht gestatten, daß die Minister von Berlin und Wien die Legende von der Unschuld verbreiteten. Die Alliierten dürften offizielle Kundgebungen wie die in Stuttgart nicht dulden. Die Deutschen wären nicht nach London berufen, um über die Revision des Pariser Ab kommens zu verhandeln, sie hätten nur Vorschläge über die besten Ausführungsmethoden der in Paris getroffenen Entscheidungen vorzubringen. Man dürfe nicht dulden daß sie von Revision sprächen. — „Temps" meint, die Stuttgarter Rede gebe allen denjenigen recht, die die Not wendigkeit erkannt haben, zu handeln. Die deutsche Re gierung gehe nach London in der Absicht, das Abkommen vom 29. Januar abzulehnen, weil der ersten Weigerung im Reichstag keine Sanktion gefolgt sei. Der neue Gisenbahn-Personeniarif. Vom 1. Juni 1921 ab. In Berlin trat unter dem Vorsitz des Staatssekretärs Stieler der Sachverständigen-Beirat des Reichsverkehrs ministeriums zusammen, um zu den vom Ministerium und der zuständigen Tarifkommission ausgearbeiteten Vor schlägen für die Erhöhung der Gütertarife sein Gutachten abzugeben. In der Eröffnungsrede machte der Staats sekretär auch Mitteilungen über die beabsichtigte Erhöhung der Personentarife. Die Eisenbahnverwaltung führt dem nach, wie bei der Neuordnung der Gütertarife ab 1. 12. 1920, eine organische Neuordnung der Personentarife durch. Die neuen Fahrpreise sollen sich auf Einheitssätzen aufbauen, die betragen werden: für die 4. Klaffe 13, für die 3. Klaffe 19,5, für die 2. Klasse 32,5 und für die 1. Klasse 58,5 Psg. je Kilometer. Gegenüber den Friedcnsfahr- preisen bedeuten diese Sätze eine Steigerung von 550 Pro zent für die 4. und 3. Klaffe, von 622 Prozent für die 2. und 735 Prozent für die 1. Klaffe. Demnach würde z. B. eine Reise von Berlin nach Hamburg künftig kosten: 38 Mk. (statt bisher 26,4) in der 4., 57 Mk. (42,4) in der 3., 95 Mk. (70,—) in der 2. und 170 Mk. (156,6) in der 1. Klasse. Für die Strecke Berlin — Frankfurt a. M. betragen die neuen Fahrpreise: 71 Mk. (49,—) in der 4., 106 Mk. (78,—) in der 3., 176 Mk. (129,6) in der 2. und 316 Mk. (291,6) in der 1. Klasse. Die Schnellzugszuschläge werden unter Bei behaltung des bisherigen 3-Zonenshstems (bis 75, bis 150 und über 150 Kilometer) erhöht auf 8 Mk., 16 Mk. und 24 Mk. in der 1. und 2. Klasse und auf 4 Mk., 8 Mk. imd 12 Mk. in der 3. Klasse. Die neuen Fahrpreise sollen am 1. Juni 1921 in Kraft treten. Für ein deutsches Oberschlesien! Von den Gewerkschaften aller Richtungen in Ober- schleften ist uns folgender Aufruf zugegangen: „Kollegen! Wir stehen vor dem Endkampf um die Zugehörig keit Oberschlesiens. Die unterzeichneten Gewerkschaften zweifeln nicht an dem Sieg der Kultur und des Fort schritts. Oberschlesien wird deutsch stimmen. Dafür werden die organisierten Arbeiter und Angestellten sorgen. Aber der Friedcnsvertrag gibt der Entente das Recht, ohne Rücksicht auf das Ergebnis der Abstimmung die Grenze festzulcgen. Darum muß die Mehrheit für Deutschland eine überwältigende werden» so gewaltig, daß die Entente es nicht wagt, auch nur den kleinsten Teil von Ob erschie ssen abzutrennen. Arbeiter, Angestellte im Reiche! Auch um eure Interessen geht es. Aeder Ver lust im oberschlesischen Industriegebiet ist ein Verlust für euch. Unsere Industrie ist mit eurer Existenz so eng verwachsen, daß eines ohne Vas andere nicht leben kann. Ein deutsches Oberschlefien liefert euch die Roh stoffe für eure Arbeit. Ein deutsches Oberschlesien bedeutet für euch Arbeit und Verdienst, Brot und Kleidung für eure Frauen und Kin der. Ein polnisches Oberschlesien ver stopft die Rohstoffquellen und bringt für euch Arbeitslosigkeit, Not und Elend für eure Familien. Zeigt also eure Solidarität! Werbt für Ober schlesien. Kein Abstimmungsberechtigter im Reiche darf zu Hause bleiben, wenn er nicht unsere gemeinsame Sache verraten will. Kollegen, sorgt dafür, daß jeder seine Pflicht erfüllt. BelehrtdieUnwissenden, mahntdie Säumigen, unterstützt uns mit allen LU Ge bote stehenden Mitteln. Einer für alle, alle für einen! Auf zum Kampfe für Recht und Kultur!" Der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund hat durch seine bisherige Tätigkeit bewiesen, daß er sich von allen nationalistischen Treibereien fernhält. Auch für den polnischen Arbeiter ist er schon mit Wort und Tat eingetreten. Es kann ihm aber nicht gleichgültig sein, ob Oberschlesien an Polen abgetreten werden muß oder nicht. Unter polnischer Regierung wären die Er zeugnisse der oberschlesischen Industrie nicht nur für Deutschland verloren, sondern die obcrschlesische In dustrie selber müßte unfehlbar dem Ruin entgegen- zehen. Darum fordern wir die Mitglieder der deut schen Gewerkschaften aus, im Sinne dieses Aufrufes zu wirken. Allgemeiner Deutscher Gewertschastsbunv. Fertiastelluna. Amerika. X Erhöhter Flottenbau. Nach erregter Debatte wurde tm Repräsentantenhaus der Antrag Brooks, daß von den für den Flottenbau im Jahre 1921 bewilligten 90 000 000 Dollars nichts ausgegeben werden soll, bevor Präsident Wilson eine internationale Abrüstungskonferenz einberusen habe, mit 124 gegen 30 Stimmen verworfen. X Ansprüche auf die Insel Uap. Die Vereinigten Staa ten haben sich an die japanische Regierung gewandt mit der Mitteilung. daß sie eine meteorologische Station auf der poUMcde RoncUckLo. Raub der deutschen Flußschiffe. Nachdem das internationale Schiedsgericht einen ge wissen Teil der deutschen Flußschiffahrtstonnage der Rheinflotte Frankreich zuerkannt hat, beschäftigt es sich jetzt mit der Prüfung des deutschen Schiffahrtsmaterials aus anderen internationalen Flüssen laut Artikel 339 des Ver sailler Vertrages. „Beleidigte Besatzungstruppcn." Vom französischen Vrückenkopskommandanten in Kehl wurde kürzlich ein Einheimischer zu einer Gefängnisstrafe von sechs Tagen wegen „Beleidigung der Besatzungs truppen" verurteilt. Der Bestrafte hatte in einer Wirtschaft auf einem Musikautomaten das Lied „Heil dir im Sieger kranz" spielen lassen! Verhaftung bayerischer Kommunisten. Durch eine Abteilung Sicherheitswehr wurden ge meinsam mit der Gendarmerie in Plattling in Nieder bayern bei verschiedenen Personen Haussuchungen vorge nommen, da der Verdacht bestand, daß in Plattling eine Kommunistenzentrale bestehe. Es wurde sehr belastendes Material (Waffen, Munition, Geld, Schriftstücke) gefunden und beschlagnahmt. Der Eisenbahnschlosser Simmeth wurde iu Schutzhaft genommen. Großbritannien. X Verlauf von deutschen Schiffen. In London wurde eine Liste von 89 vormals feindlichen Schiffen veröffent licht, die von Lord Inchcape zum Kauf angeboren werden. Darunter befinden sich 14 als Prise aufgebrachte Dampfer mit einer Wasserverdrängung von je 5000 bis 6900 Ton nen. Die zum Kaus angeborenen Schisse können von alli ierten, neutralen oder britischen Untertanen erworben wer den. Unter 74 Schiffen, die nur für britische Untertanen zum Kauf angeboten werden, befinden sich bekannte oeutsche Passagierdampser, darunter „Bremen", „Kap Po- lonio", „Kaiserin Auguste Viktoria" und drei neue Damp fer „Tirpitz" „Wadai" und „München". Das letzte Schiff von 18 000 Tonnen nähert sich in Deutschland seiner