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242 35 Millionen Thaler Kriegskosten bezahlen, wovon jedoch 15 Mill. für Schleswig-Holbein in Abzug kommen. Kurhessen und Schleswig-Holstein wur den ganz, Hannover zum Tyeil an Pr>ußen kom men, auch solle Hannover sein Erbrecht auf Braun- schweig abrrcicn. Sachsen bliebe in seinen bis herigen Grenzen erhallen unb halle eine Gcldenl- schävigung zu zahlen. Ob ihm die Militaryvheit bleibt, darüber sinv die .Gerichte verschieben, ein Berliner Blatt wünscht sogar, daß das Post- und Telegrapkenwesen in »Sachsen aus Preußen über ginge Ob die vollständige Eryaliung Sachsens dem Einflüsse des Herrn v. Beust in Paris, ober dem Andrangen Oesterreichs zu danken ist, laßt sich noch nicht eniscbeiden. Bon allen Mmelfiaaieu ist Sachsen der einzige, der mit an den Berhand- lungen beteiligt war; Bayern und die übrigen wurden nicht einmal in den Waffenstillstand em- geschlossen, sondern müssen jeder für sich unter handeln. Die Preußen selbst sind mit der Er haltung Sachsens sehr wenig zufrieden, am wenig sten die Offiziere. Einer mochte ganz Sachsen einverleiben, ein anderer wünschte von Torgau eine Linie quer zu ziehen und Leipzig, um das schon 1815 so viel Streik war, für Preußen zu anncc- tiren, ein dritter gab sich mit der Mstuarhoheit zufrieden, vorausgttctzt, daß das sächsische Militär nach Preußen und preußisches nach Sachsen gelegt würde. Nun, glücklicherweise Haven die Herren nicht daS letzte Wort zu reden. — Uebrigens bat sich in Wien seit Ankunft der Armee aus Italien die Stimmung sehr verändert. Erst war man zum Frieben, fast um jeden Preis, geneigt; seitdem aber die sieggekröntc Truppen des Erzherzogs Albrecht da sino, mö te man noch einmal das Glück der Waffen erproben. AUzufest darf man daver noch nicht auf den Frieden bauen. Daß auch Preußen noch einen gewaliigen Kampf fürchtet, sieht man aus ter Nachricht, baß es außer seinen 12 Corps noch ein 13. und 14. errichten wolle. Woher die Soldaten dazu kommen sollen, begreift man freilich nicht recht, wenn man die Dresdner Garnison ansieht, die fast durchweg aus älteren Leuten besteht. In Preußen weiß man schon in manchem Gute nicht, wer eie Ernte ein- bringen soll, da gerade die lüchligsten Leute, unter ihnen Ler Herr, bei der Armee sind. In Dicsben hat ein Professionist, der vor 10 Jahren in Preu ßen als untüchtig entlassen wurde, und seit der Zeit in Dresden lebt, plötzlich Einberufurgsordre erhalten. Die österreichische Regierung hat cS für nölhig gehalten, Wien und ganz Nieberösterreich in Kriegszustand zu versetzen „der vielen auswär tigen Elemente halber." — Der Verlust der sächsischen Armee in dem Treffen bei Giischin und Ler Schlacht bei König- grätz beträgt: t3 Offiziere und 13? Unteroffiziere und Soldaten lobt, 33 Offiziere und 373 Unter offiziere unb Soldaten verwundet, 2 Olsiziere und 1225 Unteroffiziere und Solcaten vermißt. — Während an der Donau die Waffen ruhen, scheint« am Maine auch nicht sehr vorwärts zu gehen. Die Preußen haben diesen Fluß zwar überschritten; sind aber wieder an denselben zurückgekehrt, um die Festung Würzburg zu nedmen, die denn auch bom- barbirl worden ist. Unterdeß hat Baiern den Waffenstillstand auf 3 Wochen unterzeichnet; jeden falls lvun die übrigen Fürsten dasselbe, da sie nicht im Stande sind, allein gegen Preußen zu kämpien. Auch die Preußen finden die der Stadt Frank furt auierlegte Contttbutton von 25 Mill. GuldeN sselbst mit den fcüvern 6 Mill.) ganz ohne Beispiel. 70,000 ansässige Frankfurter gerechnet komme aus den Kopf eine Beisteuer von ^00 Thaler, auf die durchschnittliche Familie von 5 Köpfen 1000 Thlr. DaS sei eine Last, größer als die englische National- schuld. Im In- und AuSlande mache die Sache da« unangenehmste Aufsehen, der regierende Bürger- me.ster habe sich aus Berzweiflung selber das Leden genommen; man möge Maß hatten. Frauklurl werde ohnehin den Bundestag, das Parlament und vielleicht seine Unabhängigkeit v-riieren und von Rothschild sage man, er wolle nach Berlin übersiedeln und kaiscl« Ocher Bankier werben. Der Kaiser von Oesterreich soll sich beim russischen Kaiser und bei der Königin Victoria für Frankfurt verwendet haben. — De* Senator v. Bernus hat auch an die englische und französische Regierung geschrieben, und darauf auf« w.erkiam gemacht, daß Engländer und jFranzose» schwere Einbußen erleiden würben, wenn Frankfurt die fchreckliche Eontribuiion zahlen müsse, denn die Frankfurter Karfleute und Bankiers würden dan» nicht im Stande sein, ihre Wechsel einzulöfen. Was auch geholfen haben mag: die Zwangsmaß« regeln sind zucückgenommen, wenn auch noch nicht die Forderung selbst. — Em rührendes Bild gaben dieser Tage in Dresden zwe: sächsische Soldaten von der Leib« brigabe, die von den Preußen m ihre Hcimath ent lassen wurden. ' Sie wollten nach dem Bahnhöfe wandern, wurden aber sofort von dem zahlreich versammelien Publikum in eine Troschke gehoben und erhielten nrch Zehrgeld in die Hand gedrückt, Ihr G.sicht und ihre Uniform gab Zeugniß von den ausgestandenen Strapatzen. — Dreeden alhmel ordentlich auf, seitdem die fremden Schanzal bester fort find. Man erzählt« uns, daß eine Gesellschaft Herren und Damen bei sammen saß, als ein solcher Jüngling an den Tilch trat, ohne Weiteres das Glas einer Dame ergriff und auslrank. Boxstellungen halfen nicht, bis man Gewalt brauchte und ihn etwas unsanft außerhalb des Zirfils beförderte. Ein hinzu kommender preuß. Offizier ließ den Burschen nach der Wache bringen. — Ucbcr die Einquartierung sprach man sich sehr verschieden aus; am bescheidensten traten die Rhein länder auf, von denen aber jetzt nur noch wenig da sind. Am stärksten vertreten ist da« 20. Regi ment, das gegen die Hannoveraner bei Langensalza so ungeheure Verluste erlitten hat: von 3000 Mana find 750 gesund zurückgekehrt. Biele Soldaten haben iore Krauen nachkommen lassen, die zum Theil mit emquaulert werden. Am 31. Juli gingen 3