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162 selben auSzusprechen, und der matte Rechtfertigungs« versuch des Ministers rief theils Gelächter, theils stürmischen Widerspruch hervor. — Diese und ähn liche Verhandlungen können eines tiefen und nach haltigen Eindrucks auf die Volksgestnnung doch kaum verfehlen, und wer fie liest, wird sich nicht so leicht zu der Annahme entschließen mögen, daß bas BiSmarck'sche Regiment sich ohne schwere innere Erschütterung auf die Dauer in Preußen werde behaupten können. — König Viktor Emanuel ist vor dem Papste zu Kreuze gekrochen. Nach langen Verhandlungen zwischen Rom und Florenz ist ein Vertrag zu Stande gekommen, der dem Papste die Einsetzung sämmtlicher Bischöfe, die nicht einmal den Unter- thanencid zu leisten haben, zuspricht und die Prie sterschulen ganz unabhängig vom Staate macht. Die Studenten in Neapel, welche vor Kurzem das päpstliche Rundschreiben öffentlich verbrannten, kön nen sich nun freuen. — Es war vorauszuseben, daß die Nordameri kaner, sobald sie ein wenig Luft bekämen, nicht ruhig zusehen würden, wie an ihren Grenzen ein Kaiserthum nach europäischem Zuschnitt entsteht. Jetzt ist die Rebellion der Südstaaten niederge worfen; Tausende von entlassenen Soldaten haben keine Heimath mehr, ihr Geschäft ist während der KriegSjahre zu Grunde gegangen, andere Tausende haben nie eine Heimath und ein Geschäft gehabt; diese Alle sind sofort bereit, die Waffen weiter zu führen. Es wird eine große Auswanderung nach Mexiko veranstaltet; an der Grenze zieht man die Büchsen hervor. An der Spitze steht der deutsche General Rosenkravtz. Ob sich der neue Thron in Mexiko diesem Sturme gegenüber halten wird? Es ist kaum zu glauben, da es dem Kaiser noch nicht einmal gelungen ist, das Land zu unterwerfen. In Frankreich befürchtet man einen Krieg; Napoleon hat noch einen Theil seiner Armee in Mexiko und wird nicht ruhig zusehen können, wenn dle Fran zosen aus dem Lande getrieben werden. — Locales. Am Sonntage wurde im Döring'schen Gebüsch zu Grumbach der bereit- in Fäulniß übergangene Leichnam des vormaligen Gutsbesitzers, jetzigen Armenhausbewohners Adolf Kühne aus Pohrsdorf aufgefunden und gerichtlich aufgehoben. Kühne war ein ganz heruntergekommenes Subject, welches nicht arbeiten mochte und hatte, anstatt in sich zu gehen, durch den Strang sein Ende herbeigesührt.— Unter den älteren Bürgern hält der Tod dies Jahr eine reiche Ernte. Am vergangenen Dienstag wurde ein Mann zur Erde bestattet, der in Stadt und Land seiner Biederkeit und seiner gesunden Ansichten wegen geschätzt war, der Fleischermeister Grahl. Seit 42 Jahren Bürger, betheiligte er sich an allem Gemeinnützigen in erster Reihe und hals mit seiner reichen Erfahrung überall, wo eS noth that. Wir erinnern dabei nur an den Vor schußverein und die Verhandlungen über die Eisen- bahnsrage. Sanft ruhe seine Asche'. Wer Waldteufel. (Fortsetzung.) Schweigend und in größter Stille zog die Ge sellschaft vorwärts, einem Pfade folgend, der augen scheinlich durch die in dieser Gegend noch immer zahlreichen Büffel getreten war. Als der kleine Hund den Hügel erreicht hatte, blieb er stehen, wedelte mit dem Schwänze und sah sich um, als ob er seinem Herrn etwas mittheilen wollte. Sofort gab der alte Nathan das verabredete Zeichen und der ganze Zug hielt. Nathan kroch auf allen Vieren bis zu seinem kleinen Peter und winkte Roland, ein Gleiches zu thun. Won der Spitze des Hügels konnte man trotz der Dämmerung eine ziemliche Strecke übersehen, denn der dichte Wald hörte hier auf; die unermeßliche Prairie begann und wurde nur durch einzelnes Gebüsch unterbrochen. Roland blickte aufmerksam um sich und entdeckte fünf halb nackte menschliche Gestalten, die im Gänsemarsch einer hinter dem andern gingen, damit nur eine Spur zurückblcibe, eine List, welche die Indianer häufig anwenden. Roland beugte sich zu dem Ohre des Alten und flüsterte: „Wir können den Hügel nicht überschreiten, ohne von den Hallunken be merkt zu werden; wären unsere Pferde nicht zu ermüdet, so könnte man wenigstens hoffen, ihnen durch Schnelligkeit zu entgehen." „Das ist wahr!" erwiderte Nathan. „Aber es sind nur fünf", versetzte Rolar.d, „wir sind drei starke Männer, alle mit Büchsen versehen, sollen wir uns vor den fünf Elenden fürchten?" „Wir sind drei", sagst Du? „Rechnest Du auf mich bei dem blutigen Werke? Du solltest nicht vergessen, daß ich ein Mann des Friedens bin." „Ihr würdet Euch also wie ein Ochs todt- schlagen lassen, wenn uns die Indianer anfallen?" „Am liebsten möchte ich die Flucht ergreifen; da dies aber hier nicht möglich ist, so bringe ich gern mein Leben zum Opfer." „Elender!" murmelte Roland zwischen den Zähnen hervor. „Aber wenn Ihr Euch nicht zu Eurer eignen Vertheidigung schlagen wollt, haltet Ihr es denn für Sünde, Eure Angehörigen zu schützen? Könntet Ihr mit ansehen, wie Eure alte Mutter, die theuere Gatlin, die lieblichen Kinder gemordet werden, wenn Ihr eine Büchse in der Hand habt?" Bei diesem Anruf überzog Leichenblässe das Gesicht des Alten, sein ganzer Körper zitterte. Hef tiger, als man bis jetzt ein Wort von ihm gehört hatte, entgegnete er: „Du hast Dein Gewissen, ich habe das meinige. Willst Du von Deinen Waffen Gebrauch machen, so thue es; tödte nach Deinem Gefallen. Was mich betrifft, ich habe weder Frau, noch Kinder, noch Verwandte, ich habe Niemand zu vertheidigen und Du könntest vergeblich die ganze